Die Bagratiden (georgisch ბაგრატიონი, bagrationi, armenisch Բագրատունյաց Արքայական Տոհմ , Bagratunyac Arqayakan Tohm) waren georgische und armenische Herrscherdynastien. Sie waren die am längsten regierenden königlichen Familien im Kaukasus. Sie begannen als Fürstenhäuser und erlangten im 9. Jahrhundert sowohl in Armenie als auch in Georgien königlichen Status.
Herkunft
Der Ursprung der Baratiden ist umstritten. Die herrschende Meinung ist, dass beide Dynastien gemeinsame Wurzeln hatten, die nach Armenien führen und sich später nach Georgien verzweigten. Das armenische Königshaus starb im 12. Jahrhundert aus, während die georgische Linie 1801 vom russischen Zaren entthront wurde, aber bis zum heutigen Tage nominell als Königshaus von Georgien weiterexistiert.
Armenische Bagratiden
Es wird vermutet, dass die armenischen Bagratiden Abkömmlinge der Orontiden-Dynastie sind, die Satrapen der Achämeniden waren und von 4. bis 8. Jahrhundert als Könige über Armenien herrschten. Die armenischen Bagratiden herrschten zunächst in der Region Bagrewand im historischen Norden Zentralarmeniens. Sie behaupteteten zunächst vom Sonnengott Angl-Thork, dem vorchristlichen Schutzgott der Orontiden, abzustammen. Später hieß es, sie stammten von dem mythischen Vorfahren der Armenier, Haik, ab. Unter biblischem Einfluß behaupteten sie schließlich, von den Hebräern herzukommen. Der mittelalterliche Historiker Moses von Khorene hat den Mythos weiterentwickelt. Nach seiner Darstellung stammten die Bagratiden vom biblischen König und Propheten David ab. Diese Legende wurde dann von den georgischen Bagratiden etwas modifiziert übernommen. Die moderne Geschichtswissenschaft bestätigt jedoch keine dieser Mythen.
Heutigen Historikern gilt Bagatades, ein Militärkommandeur unter Tigranes II. als erster bekannter Bagratide. Nach Auffassung des armenisch-georgischen Historikers und Genealogen Cyril Toumanoff tauchte der erste beurkundete Bagratide 314 v. Chr. als Feudalherr in Sper, im nordwestlichen Armenien (heute nordöstliche Türkei) auf, einer Region nahe dem iberischen Marschland. Seine Nachkommen weiteten ihr Herrschaftsgebiet auf Kongvit und Tumoriq aus. Wie andere armenische Adelige besaßen sie kein zusammenhängendes Gebiet, sondern mehrere Landstreifen.
Im 6. Jahrhundert wurden die Bagratiden Marzban (Statthalter) der Sassaniden in Armenien. Sie erlangten zunächst den (mittelrangigen) byzantinischen Titel eines patrikios, dann den hohen eines Kuropalates. Im 8. Jahrhundert wurden die Bagratiden zur führenden Kraft der armenischen Auseinandersetzung mit der arabischen Herrschaft. 885 erlangten sie die Königskrone. Die Herrschaft dauerte in Armenien bis 1045.
Georgische Bagratiden
Der Ursprung der georgischen Bagratiden-Dynastie und der Zeitpunkt ihres Auftauchens in Georgien ist umstritten. Nach Auffassung westlicher Wissenschaftler stammen die georgischen Bagratiden von dem 722 nach Iberien (heutiges Ostgeorgien) geflohenen Prinzen Vasak aus der armenischen Bagratiden-Dynastie ab. Er war der Sohn des armenischen Herrschers Aschot III. Sein Sohn Adarnase wurde vom georgischen König erblicher Besitz in Kladscheti und Samtsche verliehen. Adarnadses Sohn Aschot gewann das Fürstentum Iberien und gründete die letzte königliche Dynastie Georgiens.
Die georgischen Bagratiden schufen ihre eigene Abstammungslegende. Sie leugnet jede Verbindung mit den armenischen Bagratiden und leitet sich von König David her. Sie behauptete zudem, Guaram I. Kuropalat (575-590), sei der erste georgische Bagratidenherrscher gewesen. Über Jahrhunderte machte sich die Geschichtsschreibung diese Darstellung zu eigen. Inzwischen wird der biblische Ursprung der georgischen Dynastie nicht mehr behauptet. Jedoch vertreten verschiedene georgische Wissenschaftler unverändert die Auffassung, dass Guaram der Gründer der georgischen Dynastie sei.
Die georgischen Bagratiden herrschten mit Unterbrechungen zunächst als Kuropalate, seit 809 als Könige. In Kartlien-Kachetien (heute Ostgeorgien) wurden die Bagratiden 1801 vom russischen Zaren entthront. Thronfolger David Batonischwili wurde außer Landes gebracht. Seine Nachfolger erhielten russischen Adelsstatus. Russlands Feldherr Pjotr Iwanowitsch Bagration, der in den Befreiungskriegen gegen Napoleon kämpfte, entstammte dieser Linie. In Imeretien (heute Westgeorgien) herrschten die Bagratiden noch bis zur Eroberung durch Russland 1810. Letzter Herrscher war dort Salomon II. (1789-1810).
Siehe auch: Liste der Staatsoberhäupter Georgiens
Literatur
- Cyrille Toumanoff: Manuel de généalogie et de chronologie pour l'histoire de la Caucasie Chrétienne (Arménie-Géorgie-Albanie). Edizioni Aquila, Roma 1976
- I. L. Bichikashvili, D. V. Ninidze, A. N. Peikrishvili: The Genealogy of the Bagratides. Tbilisi 1995
- A. Gugushvili: The Chronological-Genealogical Table of the Kings of Georgia. In: Georgica. Bd. 1, S. 106-153. The Georgian Historical Society, London, October 1936
- David Marshall Lang: The Last Years of the Georgian Monarchy: 1658-1632. Columbia University Press, New York 1957