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Deutscher Film

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Überblicksdarstellung

Die Filmgeschichte beginnt in Deutschland bereits im Geburtsjahr des Films überhaupt: schon vor der ersten Vorführung der Brüder Lumiére in Paris zeigten die Brüder Skladanowsky im Wintergartenpalais zu Berlin kurze Filme auf einem Überblendprojektor. Dessen aufwendige Technik konnte allerdings gegenüber dem praktischeren Gerät der Lumiéres, das sowohl für Aufnahme als auch zu Projektion genutzt werden konnte, nicht bestehen.

Mitte der 1910er Jahre entstand mit Der Student von Prag von Paul Wegener der künstlerische Film in Deutschland. Bereits 1917 setzte mit der Gründung der UFA die massive Konzentration der deutschen Filmindustrie ein, auch als Reaktion auf die sehr effektive Nutzung des neuen Mediums durch die alliierten Kriegsgegner zu Propagandazwecken. Ab 1919 erlangte der deutsche expressionistische Film (Das Cabinet des Dr. Caligari, Nosferatu) Weltruhm. Großproduktionen entstanden u. a. in den Babelsberger Filmstudios, der deutsche Stummfilm wurde wichtiges Exportprodukt und Devisenbringer für den verarmten Kriegsverlierer Deutschland. In dieser Zeit war der deutsche Film ernsthafte Konkurrenz für die Filmnation Nr.1, die USA. Außerdem: sogenannte Asphalt- und Sittenfilme nahmen sich "anrüchiger" Themen (Abtreibung, Prostitution, Homosexualität, Nacktkultur, Drogensucht etc.) an und zogen die Kritik konservativer Kreise auf sich. Auch Dokumentar- und Experimentalfilm blühten auf, siehe etwa das Schaffen der Lotte Reiniger oder Walter Ruttmanns.

Die frühe Tonfilmära (1929 bis 1933) war dann nochmals ein Höhepunkt des deutschen Kinos. Werke wie Josef von Sternbergs "Der blaue Engel", wie "Berlin Alexanderplatz" oder wie die Filmversion von Brechts "Dreigroschenoper" entstanden. Fritz Lang drehte einige seiner Meisterwerke, u. a. "M – Eine Stadt sucht einen Mörder". Trotz - oder gerade wegen - der Wirtschaftskrise waren die Lichtspielhäuser damals gut frequentiert.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten veränderte sich die Produktion: viele Filmschaffende emigrierten (z.B. Fritz Lang, Marlene Dietrich, Peter Lorre), und es wurden nur noch solche Filme genehmigt, die dem Regime ungefährlich erschienen. In den späten 1930er und frühen 1940er Jahren entstanden dementsprechend vor allem Unterhaltungsfilme (Die Feuerzangenbowle), Durchhalte- und Propagandafilme (Jud Süß, Filme zum Thema Friedrich der Große). Offensive NS-Propaganda (vgl. z. B. "Hitlerjunge Quex", 1933) wurde dabei eher zugunsten glamouröser UFA-Zerstreuung an die Seite gedrängt - vom meist tristen Alltag im totalitären Deutschland, später auch vom Schrecken des "totalen Krieges" konnten sich die Zuschauer so ablenken. Die dem Kinofilm vom Regime zugemessene Wichtigkeit wurde auch durch die Aufrechterhaltung von aufwändigen Filmprojekten - z. B. Herstellung des ersten deutschen Langfilms in Farbe noch 1943 - und Großproduktionen praktisch bis zum Kriegsende deutlich (vgl. Kolberg (Film)).

Nach dem kurzen Intermezzo des "Trümmerfilms" in der unmittelbaren Nachkriegszeit setzte man in Westdeutschland weiterhin vorwiegend auf Unterhaltung, besonders den Heimatfilm, was vom filmischen Nachwuchs kritisiert wurde (Oberhausener Manifest, 1962). Fernsehen und verpasster Anschluss an neue Filmtrends führten zur Krise des westdeutschen Kinos, auch wenn es durchaus einzelne Qualitätsfilme wie etwa Bernhard Wickis "Die Brücke" (1959) und kontroverse Produktionen wie "Die Sünderin" (1951, mit Hildegard Knef) gab. In der DDR entstandten unter Regisseuren wie z. B. Wolfgang Staudte einige bemerkenswerte Filme (u. a. "Der Untertan" nach Heinrich Mann, 1951). Staudte ging später nach Westdeutschland. Weitere bekannte Filme der volkseigenen ostdeutschen DEFA-Filmgesellschaft waren etwa "Der geteilte Himmel" (nach Christa Wolfs Roman), "Die Legende von Paul und Paula" (1973), "Solo Sunny" (1978), "Jakob der Lügner" (1975, nach Jurek Becker). Produktionen, die sich kritisch mit dem DDR-Alltag beschäftigten, wurden von der Parteiführung mitunter aus dem Verleih genommen (vgl. "Spur der Steine", 1966). Bekannte ostdeutsche Regisseure waren beispielsweise Frank Beyer, Konrad Wolf und Egon Günther.

Waren 1960 noch fast 100 westdeutsche Spielfilme entstanden, verzeichnete man 1965 nur noch 56 neue Produktionen, meist konventionelle Genrewerke (Western-, Agenten-, Sexfilme). Der anspruchsvolle neue deutsche Film versuchte, sich von "Opas Kino" abzuheben. Autorenfilmer wie Alexander Kluge und in den 70ern Rainer Werner Fassbinder sind hier exemplarisch. Im Gegensatz dazu entstanden auf dem Unterhaltungssektor Filmreihen nach Autoren wie Karl May (Winnetou) und Edgar Wallace, später die so genannten "Lümmelfilme" über Schülerstreiche sowie die Reihe der Verfilmungen nach Johannes Mario Simmel. Eine weitere Welle wurde durch Oswalt Kolles Aufklärungsfilme ausgelöst, unter dem Etikett "Report" drehte man billige Sexfilme für das breite Publikum.

Nachdem der neue (west-)deutsche Film manche seiner Ziele durchsetzen konnte (Etablierung der staatlichen Filmförderung u. a.) zeigte auch er spätestens in den 1980er Jahren Ermüdungserscheinungen, wenn auch Protagonisten wie Werner Herzog, Werner Schroeter, Volker Schlöndorff oder Wim Wenders weiterhin erfolgreich produzierten. Kassenschlager waren eher die Otto-Filme (ab 1985), die Verfilmung der "Unendlichen Geschichte", Roadmovies wie "Theo gegen den Rest der Welt" (1980) oder das auch international erfolgreiche Untersee-Epos "Das Boot". Herbert Achternbusch konnte mit seinem Film "Das Gespenst" 1983 noch einmal für einen veritablen Film-Skandal sorgen. Doris Dörrie belebte mit ihrem Film "Männer" 1985 die deutsche Filmkomödientradition neu. Ein weiterer Filmemacher der neuen Generation war Detlev Buck.

Gleichzeitiger Erfolg deutscher Filme an Kinokasse und bei der Filmkritik bleibt ein relativ seltenes Phänomen: in jüngerer Zeit erreichten dies z. B. Tom Tykwers "Lola rennt" (1998) und Wolfgang Beckers "Good bye, Lenin!" (2003).


Siehe auch: Liste bedeutender deutscher Filme