Sägewerk

Anlage zur Verarbeitung von Baumstämmen in Bretter und Balken
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Sägewerke (regional auch Sägemühle, Sagi(CH), Schneidemühle oder Brettsäge genannt) sind Wirtschaftsbetriebe, die der Aufarbeitung des von der Forstwirtschaft angelieferten Rundholzes zu Brettern, Kantholz und Balken dienen.

Klassische Sägemühle in Arizona
Alte Sägemühle, noch in Verwendung und mit Wasserkraft betrieben, in Zell (Kärnten)
Alte Gattersäge in Puchberg am Schneeberg
Lasergesteuerter Zuschnitt in einem Sägewerk
Mobiles Sägewerk im Schwarzwald

Produkte und Prozesseinheiten

Die Produkte werden auch Schnittholz (Schnittware) genannt. Der Einschnitt erfolgt überwiegend an Gattersägen, aber auch an Band- und Kreissägen. Heutzutage werden auch vermehrt Profilzerspaner eingesetzt.

Geschichtlich sind Sägewerke etwa ab dem 4. Jahrhundert überliefert. Angetrieben wurden sie früher meist durch ein Wasserrad, später durch Dampfmaschinen oder Dieselmotore und heute üblicherweise mit Elektromotoren.

Ein Sägewerk besteht im wesentlichen aus folgenden Prozesseinheiten:

  • Rundholzplatz – Anlieferung und Lagerung des Rundholzes
  • Rundholzsortieranlage – Entrindung, elektronische Vermessung und Sortierung des Rundholzes
  • Einschnittlinie – Das Herz des Sägewerks. Hier wird das Rundholz zu Schnittholz verarbeitet. Als Hauptmaschinen wurden und werden traditionell Gattersäge und Bandsägen verwendet. Moderne Anlagen nutzen leistungsfähige Zerspaner-Kreissägen-Kombinationen, Profilspaner oder Gatter-Kreissägen-Kombinationen.
  • Schnittholzsortierung – Kanthölzer, Bohlen, Bretter und anderes mehr werden hier elektronisch vermessen und nach Abmessung und Qualität sortiert.
  • Paketier- beziehungsweise Stapelanlage – Das Schnittholz wird hier für die Lagerung oder Trocknung zu so genannten Luftstapeln oder zu fertigen Versandpaketen zusammengetragen.
  • Trockenanlage – In Trockenkammern wird das Schnittholz auf die für die Weiterverarbeitung und -verwendung geforderte Holzfeuchtigkeit gebracht.
  • Das Hauptprodukt ist Schnittholz, das zu Brettschichtholz, Konstruktionsvollholz (KVH), Massivholzplatten, Hobelware, Profilholz weiterverarbeitet oder sägerauh zu diversen Bauzwecken (Dachkonstruktionen, Dachschalungen, Außenschalungen, diverse Bauzwecke) verwendet wird.

Die anfallenden Sägenebenprodukte werden ebenfalls weiterverwertet:

  • Rinde wird zu Heizzwecken verbrannt (Biomasse) oder in Rindenmulch verwandelt.
  • Sägespäne, Sägemehl und Absiebungen werden als Rohstoff in der Faserplattenindustrie verwendet oder zu Pellets gepresst.
  • Hackgut (Hackschnitzel) und Kappholz geht hauptsächlich in die Papierindustrie zur Zellstoffherstellung oder wird ebenfalls zu Heizzwecken verbrannt oder verpresst zu Pellets.
  • Hobelspäne werden als Kleintiereinstreu verwendet.

Grundsätzlich wird zwischen Laub- und Nadelholzsägewerken unterschieden. Gravierender Unterschied ist das Einschnittverfahren, welches beim Laubholz deutlich aufwändiger ist.

Die größten Laubholz-Sägewerke betreibt die Pollmeier Massivholz GmbH & Co. KG. Ihren Hauptsitz hat das Unternehmen in Creuzburg und betreibt zwei weitere Sägewerke in Malchow und Aschaffenburg. Jährlich werden an den drei Standorten weit mehr als 600.000 Festmeter Buchen-Rundholz eingeschnitten.

Das größte Nadelholzsägewerk Europas ist die Klausner Nordic Timber GmbH in Wismar. Auf zwei Profilierlinien von LINCK HVT werden jährlich 2,2 Millionen Festmeter Rundholz im Mehrschichtbetrieb verarbeitet. Die Vorschubgeschwindigkeit der Linie I beträgt maximal 150 Meter pro Minute, die der Linie II maximal 160 Meter pro Minute.

Gemessen an der Produktionskapazität ist der finnisch-schwedische Konzern Stora Enso Timber das zweitgrößte Forstunternehmen der Welt. Das Unternehmen betreibt 25 Sägewerke in elf Ländern, in denen 7,5 Millionen Kubikmeter Schnittholzprodukte verarbeitet werden.

Geschichte

 
Die römische Sägemühle von Hierapolis, die erste bekannte Sägemühle[1]

Die Sägemühle von Hierapolis war eine römische wassergetriebene Steinsägemühle in Kleinasien (heutige Türkei) aus dem 3. Jh. n. Chr. Die Wassermühle ist die erste bekannte Maschine, bei der eine Drehbewegung mithilfe von Kurbelwelle und Pleuelstange in eine lineare Bewegung umgesetzt wurde.[1]

Weitere römische Steinsägemühlen, die mit Kurbel und Pleuelstange, aber ohne Zahnradgetriebe arbeiteten, wurden in Gerasa (Jordanien) und Ephesus (Türkei) ausgegraben. Beide Mühlen stammen aus dem 6. Jh. n. Chr.[2]

Ein schriftliches Zeugnis, aus dem der antike Betrieb von wassergetriebenen Marmorsägen in der Nähe von Trier hervorgeht, findet sich in Ausonius' Gedicht Mosella aus dem späten 4. Jh. n. Chr. Eine etwa zur gleichen Zeit verfasste Textstelle im Werk des Heiligen Gregor von Nyssa deutet auf die Existenz von Marmorsägemühlen auch im anatolischen Raum hin, so dass eine weite Verbreitung solcher industriellen Mühlen im Spätrömischen Reich anzunehmen ist.[3]

Der Vorläufer der Sägemühle ist die Grubensäge, hier wurde der Stamm von zwei Personen mittels einer vertikal laufenden Säge zerteilt. Später wurden hierfür auch entsprechende Konstruktionen errichtet (siehe auch Underdog (Soziologie)).

 
Sägewerk im Fourneau Saint Michel.

Literatur

 
Sägewerk im Fourneau Saint Michel.

Einzelnachweise

  1. a b Ritti, Grewe, Kessener (2007), S. 161
  2. Ritti, Grewe, Kessener (2007), S. 149–153
  3. Wilson (2002), S. 16

Verwandte Themen

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