Das k.k. Ministerium für Landesverteidigung (inoffiziell Landwehrministerium genannt) war ab 1868 für die in der cisleithanischen, österreichischen Reichshälfte Österreich-Ungarns neben dem Gemeinsamen Heer, der k. u. k. Armee, aufgestellten Territorialverbände, die kaiserlich-königliche Landwehr, zuständig. Der Minister wurde vom Kaiser im Einvernehmen mit dem ebenfalls von ihm ernannten cisleithanischen Ministerpräsidenten ernannt und enthoben und war dem Reichsrat als Parlament verantwortlich. Unter den Landwehrministern waren:
- Julius Latscher von Lauendorf, 28. Oktober 1906 bis 1. Dezember 1907
- Friedrich von Georgi, 1. Dezember 1907 bis 23. Juni 1917

Oberbefehl
Den allerhöchsten Oberbefehl hatte bis Juli 1914 Kaiser Franz Joseph I. selbst inne; mit Kriegsbeginn ernannte er General der Infanterie Erzherzog Friedrich von Österreich-Teschen zum Armeeoberkommandanten. Im Jänner 1917 übernahm der neue Kaiser Karl I. den Oberbefehl und behielt ihn bis November 1918.
Gesamte bewaffnete Macht
Die k.k. Landwehr zählte mit ihrem ungarischen Pendant, der vom k.u. Honvédministerium verwalteten k.u. Landwehr (ungarisch:Király Honvédség, inoffiziell auf Deutsch meist als Honvéd bezeichnet), sowie mit dem Gemeinsamen Heer und der k. u. k. Kriegsmarine, beide vom k. u. k. Kriegsministerium verwaltet, zur Gesamten bewaffneten Macht der Doppelmonarchie, die im Krieg vom Armeeoberkommando befehligt wurde. Siehe auch: Österreichisch-Ungarische Landstreitkräfte 1867–1914.
Territorialverbände
Nach dem verlorenen Krieg gegen Preußen war Kaiser Franz Joseph I. 1866/1867 gezwungen, dem seit den gescheiterten Sezessionsbemühungen 1849 in passivem Widerstand verharrenden Ungarn mit dem sog. Österreichisch-Ungarischen Ausgleich Teilsouveränität einzuräumen und die bis dahin einheitlich geführte Monarchie in die so genannte „Doppelmonarchie“ umzugliedern.
Die neue Stellung Ungarns als mit Österreich gleichberechtigter Teil der Gesamtmonarchie umfasste das Recht der ungarischen Reichshälfte, ab 1867 eigene Territorialstreitkräfte aufzustellen, die k.u. Landwehr (ungarisch:Király Honvédség). Konsequenterweise begann auch die cisleithanische k.k. Regierung ab 1868, eine Landwehr zu errichten. Somit bestanden in Österreich-Ungarn drei de jure selbstständige Heereskörper nebeneinander, von denen jedoch die „Gemeinsame Armee“ als bei weitem größte Institution führend war.
Schematismus Juli 1914
Das k.k. Ministerium für Landesverteidigung befand sich in Wien, 1. Bezirk, in der Babenbergerstraße 5 (Koordinaten: 48° 12′ 10″ N, 16° 21′ 45″ O ). Das Ministerium setzte sich aus mehreren Sektionen, die in Departements (Abteilungen) gegliedert waren, und aus Bureaux (Büros) zusammen. Darüber erstellte Verzeichnisse wurden als Schematismen bezeichnet.
Minister
(zum Vortrag beim Allerhöchsten Oberbefehl berechtigt)
- General der Infanterie Friedrich Freiherr von Georgi, k.k. Landesverteidigungsminister
- Personaladjutant: Oberleutnant Viktor Hurth
- Zur persönlichen Dienstleistung beim Minister:
- Oberstleutnant Heinrich Kutschera
- Ministerialdirigent Dr. jur. Gaston Murad
Sektionschefs
- Feldmarschalleutnant Richard Schreyer
- Feldmarschalleutnant Karl Edler von Langer
- Sektionschef Karl Rädlhammer (ökonomische Sektion und Landwehrintendantur)
- Sektionschef Karl Graf Messey de Bielle
- Sektionschef Alfred Freiherr Bibra von Gleicherwiesen
- Sektionschef Dr. jur. Otto Stöger Edler von Marenpach
- (Sektionschef war und ist in Österreich der höchste Beamtenrang. Er gehörte zu Rangklasse IV und entsprach dem Feldmarschalleutnant.)
- Präsidialbureau
- Oberst des Generalstabskorps Stephan Majewski
- Personalangelegenheiten der Generale, aller Stabsoffiziere und Stabsoffiziersaspiranten, Preßangelegenheiten, Verordnungsblatt und Schematismen
- (für Preßangelegenheiten zuständig zu sein bedeutete die Funktionen eines Pressereferats auszuüben)
- Präsidialhilfsamt
- Vorstand: Oberst Eduard Hofer
I. | II. | III. |
---|---|---|
|
|
|
Nachgestellte Institutionen
Landwehrgerichtsbehörden
- Oberster Landwehrgerichtshof
- k.k. Generalmilitäranwalt
- Landwehrdivisionsgerichte
- Landwehrbrigadegerichte
Landwehroberkommando
- Wien, 1. Bezirk, Schillerplatz 4 (im Frieden nicht aufgestellt)
Landwehrterritorialkommandos
Mit den Militärkommandos in:
- Krakau: Westgalizien,Schlesien, Nordmähren
- Wien: Niederösterreich und Südmähren
- Graz: Steiermark, Kärnten, Krain, Triest, Görz, Gradiska)
- Prag: Böhmen
- Leitmeritz: Böhmen
- Przemyśl: Mittelgalizien
- Lemberg: Ostgalizien und Bukowina
- Innsbruck: Tirol, Vorarlberg, Oberösterreich, Salzburg
- Ragusa: Dalmatien
k.k. Gendarmerie
Mit Landesgendarmeriekommandos in Wien, Prag, Innsbruck, Brünn, Lemberg, Graz, Triest, Linz, Zara, Troppau, Salzburg, Laibach, Czernowitz und Klagenfurt
Versorgungseinrichtungen
- k.k. Pferdezuchtanstalten
- Landwehrmonturdepot (Wien)
- Landwehrwaffendepot (Wien)
- Landwehrzeugsanstalt (Wien)
- Landwehrremontendepots in Zawadka und Wolfpassing (Pferdezucht, siehe Remonte)
- Landwehrspitäler in Krakau, Teschen, Olmütz, Kremsier, Graz, Klagenfurt, Eger, Pilsen, Leitmeritz, Caslau, Hohenmauth, Rzeszów, Jaroslau, Stryj, Czernowitz, Linz, St. Pölten und Wels
Unterstellte Truppenverbände
Landwehrfußtruppen
- 13. Landwehr-Infanterietruppendivision in Wien
- 21. Landwehr-Infanterietruppendivision in Prag
- 22. Landwehr-Infanterietruppendivision in Graz
- 26. Landwehr-Infanterietruppendivision in Leitmeritz
- 43. Landwehr-Infanterietruppendivision in Czernowitz
- 44. Landwehr-Infanterietruppendivision in Innsbruck
- 45. Landwehr-Infanterietruppendivision in Przemyśl
- 46. Landwehr-Infanterietruppendivision in Krakau
Landwehrkavallerie
- 1. Landwehrkavalleriebrigade in Wels
- 2. Landwehrkavalleriebrigade in Olmütz
- 3. Landwehrkavalleriebrigade in Lemberg
Landwehr-Artillerie
- Acht Landwehr-Feldkanonendivisionen, je einer Landwehr-Infanterietruppendivision zugeteilt und mit der gleichen Nummer versehen.
- Acht „Landwehr-Feldhaubitzdivisionen“, je einer Landwehr-Infanterietruppendivision zugeteilt und mit der gleichen Nummer versehen.
Anmerkungen
Literatur
- k.u.k. Kriegsministerium „Dislokation und Einteilung des k.u.k Heeres, der k.u.k. Kriegsmarine, der k.k. Landwehr und der k.u. Landwehr“ in: Seidels kleines Armeeschema - Herausg.: Seidel & Sohn Wien 1914
- Stefan Rest, M. Christian Ortner, Thomas Ilming: „Des Kaisers Rock im 1. Weltkrieg. Uniformierung und Ausrüstung der österreichisch-ungarischen Armee von 1914 bis 1918“. Verlag Militaria, Wien 2002, ISBN 3950164200