Militärfahrrad

Von Streitkräften eingesetzter Fahrradtyp
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Militärfahrräder bezeichnet Fahrräder, die von Streitkräften zur Erfüllung ihrer Aufgaben verwendet werden. Fahrräder werden gerne eingesetzt, weil sie im Gegensatz zu Pferden oder motorisierten Fahrzeugen eine nahezu lautlose Fortbewegung ermöglichen.

Ordonnanzräder 05 der Schweizer Armee
Deutsche Radfahrkompanie in Lettland
Bersaglieri mit Klapprädern während des Ersten Weltkriegs
Modernes Mountainbike-Klapprad der Fallschirmspringer

Geschichte

Die Einführung von Fahrrädern beim Militär erfolgte am Ende des 19. Jahrhunderts. In Europa wurden zunächst Melder und später vorwiegend Kavallerie- und Infanterietruppen mit Fahrrädern ausgerüstet und in sogenannten Radfahrtruppen zusammengefasst. Im Ersten Weltkrieg erreichten deutsche Radfahrtruppen ihre weiteste Verbreitung. Es wurden 36 Radfahrerkompanien, 1 Kavallerie-Radfahrerabteilung, 10 Reservekompanien und 17 Ersatztrupps aufgestellt. Gebirgsjäger der Bersaglieri erhielten Klappräder. Im Zweiten Weltkrieg waren vereinzelt Sondereinheiten der Fallschirmspringer mit Klapprädern ausgerüstet. Zu Ende des zweiten Weltkriegs wurden Fahrräder wegen zunehmender Treibstoffknappheit militärisch eingesetzt. Verschiedene Armeen hatten militärische Dienstfahrräder bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Die Schweizer Armee setzte bis 2003 noch drei Radfahrerregimenter (Rdf Rgt) ein.

Technik

Die Technik von Militärfahrrädern zeigt je nach Anwendungsbereich Unterschiede zu vergleichbaren Zivilmodellen. Einigen Entwicklungen der Fahrradtechnik wie das Zyklometer (Messtechnik) und die Trommelbremse mit Rücktritt wird militärischer Ursprung nachgesagt.

  • Melderäder älterer Bauweise waren oft normale Straßenfahrräder (Herren-Tourenrad) mit dem jeweilgen Stand der Technik. Für Neubeschaffung von Melderfahrrädern werden moderne Bauarten wie Mountainbikes bevorzugt.
  • Klappräder wurden ab etwa 1914 von italienischen Gebirgsjägern eingesetzt. Technisch entsprachen diese Räder weitgehend normalen Sicherheitsrädern aus dieser Zeit. Diverse Klappradkonstruktionen die von Fallschirmspringern im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurden hatten in der Regel kleine Räder. Moderne Konstruktionen basieren auf Mountainbikes und sind als Klapprad ausgeführt (s. Bild).

Prinzipiell wird bei Militärfahrrädern bewährte Großserientechnik verwendet, auf komplizierte und empfindliche Komponenten wie Scheibenbremsen oder Hydraulik wird verzichtet. Es wird großer Wert auf Stabilität gelegt, deshalb sind diese Räder vergleichsweise schwer.

Literatur

  • Laurent Mirouze: Infanteristen des Ersten Weltkriegs. Verlag Karl-Heinz Dissberger, Düsseldorf 1990, ISBN 3-924753-28-8
  • Rolf Leiser u. a.: Hundert Jahre Radfahrer-Truppe, 1891-1991, Bern: Bundesamt für mechanisierte und leichte Truppen, [1991]
  • Robert Gubler: Schweizerische Militärradfahrer 1891-1993, Verlag NZZ, 1991, 309 S., ISBN 3-85823-393-5
  • Ekström, Gert; Husberg, Ola (2001): Älskade cykel. 1. Auflage. Bokförlaget Prisma. ISBN 91-518-3906-7.