XBMC Media Center (früher „XBox Media Center“ genannt) ist ein unter den Bestimmungen der GPL erhältliches freies Media Center und vereint in seiner Oberfläche das Abspielen von Videos, Bildern und Musik von DVD, Festplatte und Server sowie Audio- und Video-Datenströme aus dem Internet.
XBMC Media Center
| |
---|---|
![]() | |
![]() | |
Basisdaten
| |
Entwickler | Team XBMC[1] |
Erscheinungsjahr | 2002 |
Aktuelle Version | 10.0 „Dharma“ (18. Dezember 2010) |
Betriebssystem | Linux, Mac OS X, Windows und Apple TV |
Programmiersprache | C++, Python |
Kategorie | HTPC |
Lizenz | GNU GPL |
deutschsprachig | ja |
www.xbmc.org |
Überblick
Das Projekt selbst versteht sich als klassisches Mediacenter, welches üblichwerweise im Wohnzimmer an einem regulären Fernseher betrieben und mit einer Fernbedienung gesteuert wird.
Dabei übernimmt XBMC die Aufgabe, die beim Nutzer vorliegenden Mediendateien zu katalogisieren, organisieren, optisch ansprechend darzustellen und auszugeben bzw. abzuspielen. Im Unterschied zu einem reinen Medienabspieler nutzt XBMC zusätzliche Inhalte aus dem Internet, um dem Nutzer einen Mehrwert zur klassischen reinen Abspielfunktionalität zu bieten. Das Programm kann unter anderem Filmposter, Darstellerlisten, Untertitel oder auch Trailer abrufen, die der Nutzer per Knopfdruck abfragen kann.
Hardwareanforderungen
XBMC wurde dahingehend entworfen, mit vorhandenen Ressourcen sparsam umzugehen. Daher läuft XBMC auch auf vergleichsweise schwacher (z.B. Intel Atom) oder älterer Hardware. Für die Darstellung der Benutzeroberfläche wird jedoch zumindest eine 3D-fähige Grafikkarte benötigt.
Aktuell relevante Technologien werden von dem Projekt üblicherweise zeitnah aufgegriffen und in die Software integriert. So war XBMC das erste Mediacenter, das die Videobeschleunigung mittels Grafikkarte unterstützte (siehe VDPAU, DxVA) und damit das Abspielen von HD-Videos auf schwächeren Systemen mit geringem Stromverbrauch ermöglichte. Das ist vor allem in Hinblick auf den Einsatzzweck im Wohnzimmer wichtig, wo das Abspielgerät selbst so leise wie möglich sein sollte.
Abspielfähigkeiten
XBMC unterstützt zahlreiche Audio-, Video- und Bild-Formate:
- Physische Medien
- CDs, DVDs, DVD-Video, Video CDs (inkl. VCD/SVCD/XVCD), Audio-CD (CDDA), USB Flash Drives, und Festplatten
- Netzwerkprotokolle
- UPnP, SMB/SAMBA/CIFS, XBMSP, DAAP, HTTP, HTTPS, FTP, RTSP (RTSPU, RTSPT), MMS (MMSU, MMST), RTMP, Podcasting, TCP, UDP, SFTP, RTP
- Medien-Container
- AVI, MPEG, WMV, ASF, FLV, Matroska, QuickTime, MP4, M4A, AAC, NUT, Ogg, OGM, RealMedia RAM/RM/RV/RA/RMVB, 3gp, VIVO, PVA, NUV, NSV, NSA, FLI, FLC, und DVR-MS (beta support)
- Videoformate
- MPEG-1, MPEG-2, H.263, MPEG-4 SP and ASP, MPEG-4 AVC (H.264), HuffYUV, Indeo, MJPEG, RealVideo, RMVB, Sorenson, WMV, Cinepak
- Audioformate
- MIDI, AIFF, WAV/WAVE, MP2, MP3, AAC, AACplus, AC3, DTS, ALAC, AMR, FLAC, Monkey's Audio (APE), RealAudio, SHN, WavPack, MPC/Musepack/Mpeg+, Speex, Vorbis und WMA.
- Digitalbild-Formate
- RAW-Formate, BMP, JPEG, GIF, PNG, TIFF, MNG, ICO, PCX und Targa/TGA
- Untertitelformate
- AQTitle, ASS/SSA, CC, JACOsub, MicroDVD, MPsub, OGM, PJS, RT, SMI, SRT, SUB, VOBsub, VPlayer
- Metadaten
- APEv1, APEv2, ID3 (ID3v1 and ID3v2), ID666, Exif und IPTC (mit GeoTagging) für Bildformate
Bibliothekfunktion
XBMC bietet die Möglichkeit die beim Benutzer vorliegenden Inhalte in einer Bibliothek zu organisieren. Durch das Abrufen zusätzlicher Metadaten aus dem Internet ermöglicht XBMC die Kategorisierung von Inhalten. Beispielsweise von Musik nach Genre, Filmen nach Schauspielern oder die Zuordnung einzelner Episoden einer TV-Serie zu einer bestimmten Staffel.
Die zur Verfügung stehenden Metadaten erlauben dem Benutzer, sich beispielsweise alle auf der Festplatte vorhandenen Science-Fiction-Filme der 1970er Jahre anzeigen zu lassen und anschließend auf Grundlage des angezeigten Covers oder Filmposters zu entscheiden, welchen Film er schauen möchte. Das Stöbern in der Bibliothek erweist sich als ein zentrales Nutzungskonzept der Software.
Erweiterbarkeit
Die Software ist durch Python-basierte Plugins erweiterbar. Dabei existieren auf verschiedene Internetdienste zugeschnittene Funktionen wie etwa ein Browser für YouTube-Videos. Bedient wird die Software per Maus (Computer), Tastatur, Joypad, Fernbedienung, Webinterface, Wiimote oder Bluetooth-Handy. Die Oberfläche ist durch Skins vollständig veränderbar.
Geschichte
2002 begannen zwei Programmierer unabhängig voneinander mit der Entwicklung eines Medienabspielprogramms für die Microsoft Xbox. Ein unter den Pseudonymen „d7o3g4q“ und „duo“ auftretender Entwickler schrieb eine Software, die er „Xbox Media Player“ nannte. Ein anderer Entwickler unter dem Pseudonym „RUNTiME“ nannte seine Software anfänglich „XBPLAYER“. Später tauschten sie den Quelltext untereinader aus, bis beide Programme in der Beta 5-Version von Xbox Media Player vollständig zusammengeführt wurden.
Mit der Version Beta 5 beginnend wurde die Videocodecbibliothek ffmpeg als Basis zur Dekodierung von Film- und Musikdateien genutzt. Mit der Beta 6 kam die Unterstützung für den populären MPEG-Codec Xvid hinzu. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die beiden Entwickler die Software privat zu zweit weiterentwickelt und lediglich versprochen den Quelltext ihrer Software erst mit der Version 1.0 ebenfalls zu veröffentlichen. Aufgrund der verwendeten unter den Bestimmungen der GNU GPL stehenden ffmpeg- und Xvid-Bibliotheken veröffentlichten sie jedoch nach einigen Beschwerden den Quelltext der Beta 6 des Xbox Media Player am 15. Oktober 2002.
Im November 2002 stieß ein weiterer Programmierer mit dem Nicknamen „Frodo“ hinzu. Er hatte bis dahin ein eigenes Programm mit Namen „YAMP - Yet Another Media Player“ entwickelt, welches daraufhin mit dem Xbox-Media-Player-Projekt vereinigt wurde. Das erste Release des weiter vereinigten Xbox Media Player erfolgte bald darauf am 14. Dezember 2002 mit der Version 2.0 (Versionsnummer 1.0 wurde übersprungen). Die Version 2.0 des Xbox Media Player war eine komplette Neufassung mit einem neuen auf MPlayer basierenden Kern (welches aber wiederum ebenfalls die Codecsammlungen ffmpeg und Xvid nutzt).
Am 28. Dezember 2002 wurde schließlich Version 2.1 veröffentlicht, welche neben zahlreichen Bugfixes AC3-5.1-Soundausgabe (Dolby Digital), Lautstärkenormalisierung und zusätzliche Effektfilter als Neuerungen bot. Zwei Wochen später folgte am 12. Januar 2003 die finale Version 2.2 dieses Entwicklungszweiges, welche einen Dashboardmodus zum Starten weiterer Xboxprogramme, separate Oberflächenübersetzungsdateien, Streams von Windowsfreigaben, Wiedergabe von ISO9660-CDs und die Unterstützung von WMV mittels Windows-DLLs bot.
Nach dieser finalen Version wurde das Projekt in Xbox Media Center umbenannt, da es mit seinem eigenständigen Dashboard mit einer vollständigen grafischen Benutzeroberfläche zu einem vollständigen Media Center und somit zu einem Ersatz für das vorinstallierte Xbox Dashboard herangewachsen war.
Den Namen „XBox Media Center“ behielt das Projekt noch einige Zeit bei, auch als es schon für diverse andere Platformen verfügbar war. Heute (Stand 2010), nennt sich das Projekt „XBMC Media Center“. Die Unterstützung für die XBox-Platform wird aufgrund der Einschränkungen des in die Jahre gekommenen Systems seit dem 27. Mai 2010 vom leitenden Entwicklerteam nicht mehr fortgeführt.[2]
Auf XBMC basierende Projekte
Mitte 2008 entschlossen sich einige Entwickler, das Xbox Media Center speziell für Mac OS weiterzuentwickeln. Der daraus entstandene Entwicklungszweig wird „Plex“ genannt[3] und basiert auf der Linux-Version von XBMC.
Ebenso existiert seit Mitte 2008 das auf dem XBMC basierende Projekt „Boxee“,[4] welches einen Schwerpunkt auf die Integration sozialer Netzwerke legt. Bis heute ist es lediglich in einer Beta-Version für Mac OS, Linux, Windows und Apple TV erhältlich.
Nach der Aufkündigung weiterer Unterstützung für die Xbox-Platform, wurde das Projekt XBMC4Xbox [5] ins Leben gerufen. Soweit möglich, versucht man hier Verbesserungen aus dem Ursprungsprojekt einfließen zu lassen.
Lizenzierung
Der XBMC-Quellcode liegt offen unter der GNU GPL-Lizenz vor, ist also Freie Software.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Who We Are (englisch) – Seite bei XBMC; Stand: Dezember 2009
- ↑ Farewell XBOX – XBMC.org, 27. Mai 2010
- ↑ Announcing Plex (englisch) – Artikel bei Plex, vom 5. Juli 2008
- ↑ Boxee (englisch) – Hersteller-Webseite
- ↑ XBMC4Xbox (englisch) – Projekt-Webseite