David Boadella

englischer Psychotherapeut und Begründer der psychotherapeutischen Biosynthese
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David Boadella (* 6. Juli 1931 in London) ist ein Psychotherapeut und Begründer der psychotherapeutischen Biosynthese. Er ist britischer Staatsbürger und lebt seit 1988 in Heiden bei St. Gallen in der Schweiz, wo er eine Ausbildungsstätte für Therapeuten betreibt.

Leben

Boadella studierte Pädagogik, Literaturwissenschaft und Psychologie und ging nach Studienabschluss Mitte der 50er Jahre als Lehrer an eine einklassige Schule in Abbotsbury/Dorset. Er heiratete die in Dorset beheimatete englische Autorin Elsa Corbluth und lebte bis in die 80er Jahre in Abbotsbury. Während dieser Zeit verlagerten sich sein Interesse und seine Tätigkeit immer stärker hin zur Psychotherapie, die er bald zu seinem Hauptberuf machte. Ein entscheidender Einschnitt in seinem Leben fand 1988 statt, als er Silvia Specht heiratete, einen Sohn bekam und in die Schweiz umsiedelte.

Werk

Anfang der 50er Jahre lernte Boadella den Architekten, Soziologen und Pädagogen (im Sinne von Alexander S. Neill) Paul Ritter und dessen Ehefrau, die Biologin Jean Ritter kennen. Beide experimentierten mit Wilhelm Reichs Vegetotherapie und gründeten 1954 die dem Werk von Reich gewidmete, von Reich aber nicht geschätzte Zeitschrift Orgonomic Functionalism, die bis 1964 in Nottingham erschien. Bei den Ritters machte Boadella seine ersten therapeutischen Erfahrungen; in deren Zeitschrift veröffentlichte er zahlreiche Artikel zu verschiedenen Themen. Boadellas Magisterarbeit, eine Studie über D. H. Lawrence, The Spiral Flame, [1] erschien hier zuerst als Serie [2] [3] Darin stellt er grundlegende Einsichten des Dichters und Reichs, den er als Naturwissenschaftler versteht, nebeneinander, um eine gegenseitige Erhellung zu erzielen. Boadella war über ein Jahrzehnt neben Paul Ritter der wichtigste Beiträger zu dieser Zeitschrift, in der das gesamte Spektrum der Reichschen Arbeiten thematisiert wurde. Er schrieb neben literarischen Artikeln, Buchrezensionen und kurzen Gedichten auch Berichte über eigene bio-physikalische Versuche zu orgonotischen Effekten. Aus seiner jahrzehntelangen intensiven Beschäftigung mit dem Leben und Werk von Reich entstand schließlich die Monographie Wilhelm Reich — the Evolution of His Work, die 1973 erschien und in mehrere Sprachen übersetzt wurde (auf deutsch im Jahr 1981 veröffentlicht). Sie zählt noch immer zu den Standardwerken über Reich.

Nachdem die Ritters 1965 nach Perth/Australien gegangen waren, suchte Boadella seine Fähigkeiten als Körperpsychotherapeut zu vervollkommnen, u. a. durch eine Ausbildung in charakteranalytischer Vegetotherapie bei dem norwegischen Reich-Schüler Ola Raknes und bei mehreren anderen Körperpsychotherapeuten. 1988 begründete er, mit der Niederlassung in der Schweiz, auch organisatorisch seine eigene Therapieform, die er Biosynthese nannte.

Bereits 1970 hatte Boadella die Zeitschrift „Energy & Character” gegründet, die noch immer regelmäßig erscheint, seit 1990 auch in einer deutschsprachigen Version „Energie & Charakter“.

1995 erhielt er für seine Verdienste auf dem Gebiet der alternativen Psychotherapien den Ehrendoktortitel der „International Open University for Complementary Medicine“ (Colombo/Sri Lanka).

Schriften

  • Wilhelm Reich. The Evolution of his Work, Vision Press, London 1973 (deutsche Übersetzung von Karl Heinz Siber: Wilhelm Reich. Leben und Werk des Mannes, der in der Sexualität das Problem der modernen Gesellschaft erkannte und der Psychologie neue Wege wies, Scherz-Verlag, Bern und München 1981; div. Neuauflagen)
  • (ed.) In the Wake of Reich, Coventure, London 1976
  • Die Wiederkehr des Unterdrückten. Eine Studie zu pseudo-sexuellem Verhalten, in: Nach Reich, hg. v. James DeMeo und Bernd Senf, Zweitausendeins, Frankfurt/M. 1997, S. 338–353 (engl. Original in Energy and Character, 2/2 (1971), pp. 61–69)
  • Befreite Lebensenergie: Einführung in die Biosynthese: Übersetzt von Bernhard Maul. Schirmer, Darmstadt 2009 (289 S.), ISBN 978-3-89767-624-4.

Anmerkungen

  1. Juliet Mitchell: Psychoanalyse und Feminismus. Suhrkamp, Frankfurt/Main 1976, S. 239.
  2. Nach dem Britischen Verbundkatalog in volume 1, no. 6 / 1955 und volume 3, no. 3 / 1956.
  3. Im Jahr 1956 als Buch erschienen bei Ritter Press, Nottingham. Ein Neudruck erschien 1977 als Sondernummer der US-amerikanischen Literaturzeitschrift Paunch (Nos. 50-51, ed. Arthur Efron, Buffalo, NY; ISSN 0031-3262).