Die Schia (von arabisch Schi'at Ali ( شيعة علي ) = "die Partei Alis") ist eine der drei ursprünglichen Glaubensrichtungen im Islam. Ihre Anhänger, die Schiiten, betrachten Ali ibn Abi Talib ( علي ابن ابي طالب ), den Schwiegersohn des Propheten, als dessen rechtmäßigen Nachfolger (Kalifen). (siehe auch Sunniten und Kharidjiten)
Die Schiiten als eine große Richtung des Islam unterteilen sich in die so genannten
- Imamiten oder Zwölfer-Schiiten, als die bei weitem größte Gruppe der Schiiten, die heute hauptsächlich im Iran, Irak, Afghanistan, Aserbaidschan, Bahrain, Pakistan und im Libanon leben.
- Ismailiten oder Siebener-Schiiten, die heute vor allem in Syrien, Afghanistan, Pakistan und Indien leben.
- Zaiditen oder Fünfer-Schiiten, die fast ausschließlich im Nord-Jemen leben.
Die Gruppen unterscheiden sich unter anderem in der Anzahl der anerkannten Imame.
Schiitische Staaten in der Geschichte
Ursprung und Entstehung
Die Schiiten haben ihren Ursprung in der Auseinandersetzung innerhalb des Islam bezüglich der Frage, wer nach dem Tod Mohammeds im Jahr 632 n. Chr. sein legitimer Nachfolger sein sollte. Während sich die Mehrheit der Muslime darauf einigte, einen Kalifen (arabisch khalifa: Nachfolger) zu benennen, der die religiöse und politische Führung der Muslime übernehmen, jedoch keine göttlich autorisierte Legitimität beanspruchen sollte, lehnte eine Minderheit der Muslime diese Entscheidung ab, in der Überzeugung, Gott selbst würde den rechtmäßigen Nachfolger auswählen. Mit Bezug auf den Koranvers „Von seiner Partei ist auch Abraham” (Sure 37, 83) waren sie der Ansicht, der Nachfolger Mohammeds müsse aus dessen Familie stammen, und glaubten, in Ali ibn Abi Talib, dem Vetter und Schwiegersohn des Propheten, den rechtmäßigen und von Gott erwählten Kalifen gefunden zu haben. Aus diesem Grund wurden die Schiiten als Schi’at Ali bezeichnet. Nachfolger Muhammads wurde jedoch nicht Ali, sondern Abu Bakr. Der Nachfolgestreit verschärfte sich, als nach Abu Bakrs zweijähriger Amtszeit Ali erneut nicht gewählt wurde. Erst nachdem drei andere Kalifen vor ihm regiert hatten, wurde Ali 656 in der Moschee von Medina zum Kalifen proklamiert. Nach schiitischer Auffassung kam mit ihm der einzig legitime Nachfolger Mohammeds an die Macht. Für die Schiiten waren die ersten drei Kalifen Usurpatoren. Ali wurde jedoch nicht allgemein anerkannt. Er musste sich aus Medina in den Irak zurückziehen, wo die Stadt Kufa seine Residenz wurde und wo er 661 ermordet wurde. Seither wird er von den Schiiten als geistiger Ahnherr und erster Märtyrer verehrt.
Muawija, der Begründer der Omaijaden-Dynastie, wurde der nächste Kalif. Er ließ alle verfolgen, die weiterhin der Ansicht waren, nur ein Blutsverwandter in direkter Nachkommenschaft des Propheten könne ein recht geleiteter Kalif sein. Hassan ibn Ali, einer von Alis Söhnen, der von den Schiiten als der zweite Imam angesehen wird, verzichtete daher auf eine Konfrontation mit Muawija und zog sich aus der Politik zurück. Als Muawija 680 starb und seinen Sohn Yazid als Nachfolger einsetzte, war dies ein Signal für den erneuten Versuch der Nachkommen Alis, den Aliden, die Macht an sich zu reißen. So führte Alis zweiter Sohn, Husain, im Jahr 680 seine Familie und seine Anhänger gegen die Armee des Kalifen Yazid, obwohl ihre Lage von Beginn an aussichtslos war. Husain wurde, nachdem er von seinen Verbündeten im Stich gelassen worden war, bei Kerbela in der irakischen Wüste von Soldaten im Auftrag des omaijadischen Gouverneurs im Irak gestellt und am 10. Muharram (Oktober) 680 ermordet. Die Schi’at Ali war politisch gescheitert.
Siehe auch
Literatur
- Heinz Halm: Die Schia. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1988, ISBN 3-534-03136-9
- Heinz Halm: Der schiitische Islam. Verlag C.H.Beck, München 1994, ISBN 3-406-37437-9