Bärlauch | ||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Systematik | ||||||||||
|
Der Bärlauch (Allium ursinum), auch Wilder Knoblauch, Waldknoblauch, Bärenlauch, Hexenzwiebel, Wilder Lauch, Ramsell, Waldlauch oder Zigeunerlauch, ist eine Art aus der Gattung der Zwiebelartigen (Allium).
Beschreibung
Bärlauch ist eine etwa 20 - 50 cm hohe Pflanze mit geradem, aufrechtem Stängel. Die Pflanze hat grundständige, ei-lanzettförmige Blattspreiten, je 2 - 5 cm breit und blüht mit vielen weißen, sternfömigen Blüten in einem doldigen Blütenstand aus 5 - 20 Blüten mit je 6 Blütenblättern. Sein Geruch ähnelt dem Knoblauch, ist aber weniger stark ausgeprägt. Seine Blätter erscheinen ab Februar / März und er blüht von April bis Juni, mit der Blüte endet die Erntezeit. Als typischer Frühjahrsgeophyt ist der Lebenszyklus Ende Mai nach dem Abblühen beendet und die Pflanze zieht wieder in die Erde ein.
Bärlauch enthält u.a. ätherisches Öl mit dem Bestandteil Vinylsulfid, außerdem Merkaptan, Vinylpolysulfide sowie Mineralsalze.
Verbreitung
Bärlauch kommt wild in fast ganz Europa und Nordasien in schattigen Auen und Auwäldern sowie an bewaldeten Nordhängen vor, ist aber mittlerweile auch vielfach in Gärten und gelegentlich Feldern in Kultur anzutreffen. Er ist ein Nährstoffzeiger, schätzt tiefgründige und humose, lockere Lehmböden und seine Vorkommen stehen oft ausgedehnt und dicht.
Vermehrung
Bärlauch ist ein Frostkeimer, d.h. die Samen müssen eine Frostperiode durchlebt haben, bevor sie keimen. Trotz seiner langen Keimdauer (2 Jahre) sät sich Bärlauch schnell selbst aus und bildet so innerhalb weniger Jahre grosse Horste, bei der Haltung im Garten muss der Bestand gelegentlich sogar eingedämmt werden.
Verwertung
Bärlauch ist eine sehr alte Heilpflanze und schon den Germanen und Kelten bekannt war. In jungsteinzeitlichen Siedlungen des Alpenvorlandes fand man erstaunlich häufig Überreste vom Bärlauch. Weil die Pflanze als Viehfutter wenig brauchbar ist (Tiere, die davon gegessen haben, geben ungenießbare Milch), ist es wahrscheinlich, daß die Menschen sie bereits vor 5000 Jahren in der Küche verwandten.
Bärlauch in der Küche
Der Bärlauch ist eine altbekannte Gemüse-, Gewürz- und Heilpflanze, die seit einigen Jahren ein Comeback erlebt. Die Pflanze ist zwar komplett essbar, verwendet werden aber vorwiegend die Blätter der Pflanze frisch als Gewürz bzw. Gemüse in der Frühjahrsküche. Sie sollten jedoch nicht erhitzt, sondern kleingeschnitten und roh untergemischt werden (z.B. in Salate), da sonst Vitamine (Vitamin C!) und Geschmacksstoffe verloren gehen.
Bärlauch in der Heilkunst
Bereits die Römer kannten den Bärlauch als "Herba salutaris", was soviel bedeutet wie Heilkraut, und schätzten ihn als magen- und blutreinigendes Mittel. Die Kräuterhielkundigen Bock und Matthiolus erwähnen ihn lobend und einige hundert Jahre später schreibt der Kräuterpfarrer Künzle „wohl kein Kraut der Erde ist so wirksam zur Reinigung von Magen, Gedärmen und Blut wie der Bärlauch.“
Über die tatsächliche medizinische Wirkung liegen keine gesicherten Kenntnisse vor. Die Volksmedizin schreibt der Pflanze positive Wirkungen bei Arteriosklerose, Bluthochdruck und Verdauungsstörungen zu, insbesondere bei Appetitlosigkeit, Blähungen und Durchfall. Er wirkt angeblich auch schwach blutdrucksenkend und gilt als gutes pflanzliches Antibiotikum.
Sammelhinweise
Bärlauch wird beim Sammeln leicht mit dem Maiglöckchen und der Herbstzeitlosen verwechselt. Beide anderen Pflanzen sind extrem (das heißt tödlich) giftig. In der Blütezeit lässt sich insbesondere das Maiglöckchen an der Blütenform (Glocken, keine Sterne) jedoch eigentlich leicht vom Bärlauch unterscheiden. Vor allem aber riechen nur Bärlauchblätter beim Zerreiben nach Knoblauch. Eine Pflanze, deren Blätter nicht nach Knoblauch riechen, ist kein Bärlauch, sondern eine der beiden giftigen Pflanzen.
Wie bei allen bodennahen Pflanzen besteht auch beim Bärlauch die Gefahr einer Verunreinigung durch die Eier des Fuchsbandwurms. Um eine Infektion sicher zu verhindern, sollten die Blätter für fünf Minuten über 70°C erhitzt werden. Unwirksam sind dagegen Tiefgefrieren oder Einlegen. Roh sollte Bärlauch nur verzehrt werden, wenn er in fuchsbandwurmfreien Gebieten oder geschlossenen Kulturen geerntet wurde.
Da in den letzten Jahren die Beliebtheit des Bärlauchs stark zugenommen hat, ist es gelegentlich zu regelrechten Plünderungen von Bärlauchbeständen durch rücksichtslose Sammler gekommen. Bärlauch ist zwar keine bedrohte Art, aber gefährdet. Daher sollte beim Sammeln darauf geachtet werden, daß von einzelnen Pflanzen nur ein bis zwei Blätter genommen werden, um die Pflanze nicht zu schwächen. Erst recht sollte man auf keinen Fall die Pflanze mit der Zwiebel ausgraben oder gar ausreissen, stattdessen sollten nur die Blätter sauber mit einem Messer geschnitten werden, damit die Pflanze überlebt und im nächsten Jahr neu austreiben kann.
Literatur
- R. Quinche, "Heilpflanzen ? - Die Kräfte der Natur", Seehammer Bärlauch
- Th. Schauer, C. Caspari, "Pflanzenführer", München, 1978
- R. Zieger, "Das große Heilkräuter-Lexikon", Köln, 1978
- A. Kösslinger, S. Reiter, "Das Bärlauch Kochbuch"
- Bocksch, Das praktische Heilpflanzenbauch