Urkeš (moderner Name Tell Mozan) ist ein bronzezeitlicher Siedlungshügel (Tell) in Syrien, der im späten 3. und frühen 2. Jahrtausend besiedelt war. Die frühesten bisher aufgedeckten Siedlungsreste stammen aus Frühdynastischer Zeit.
Lage
Urkeš liegt am oberen Chabur, nahe der Mündung des Wadi Da'a, am Südrand des Tur-Abdin, der damals vermutlich Nawar hieß. Durch seine Lage kontrollierte Urkes den Handel im Gebiet des oberen Chabur. Es lag an der Straße, die das anatolische Hochland im Norden mit seinen reichen Kupfervorkommen mit Mesopotamien verband, und der Ost-West-Route vom Mittelmeer zum Zagros.
Der durchschnittliche Niederschlag beträgt 400-450 mm, damit ist Getreideanbau möglich. Das Gebiet ist heute eine Beifußsteppe, in der Bronzezeit scheint das Klima aber deutlich feuchter gewesen zu sein. Wegen der tief eingeschnittenen Flußtäler ist künstliche Bewässerung nur direkt am Uferbereich möglich.
Aufbau
Der Tell besteht aus einer Unterstadt von ungefähr 130 ha Fläche, die bisher weitgehend unerforscht ist, und einer Oberstadt mit 30 ha. Hier befand sich unter anderem ein königlicher Palast (Gebäude AK). Ein Siegelabdruck mit Tierkampfszenen an einer Palasttür gehört Tar'am-Agade, einer Tochter Naram-Sins, von der die Ausgräber annehmen, daß sie Königin von Urkes war. Das würde belegen, daß die Stadt zu diesem Zeitpunkt zum Reich von Agade gehörte.
In einigen der Gebäude wurden auch unterirdische Grabkammern aus Lehmziegeln entdeckt, vielleicht Familiengrüfte.
Geschichte
Die Stadt war vermutlich eine hurritische Gründung. Hurritische Namen, wie z.B. Ewrim-Atal, ein Beamter zur Zeit Naram-Sins sind nachgewiesen. Sie gehörte zum Reich von Akkad und geriet nach dessen Ende unter den Einfluß von Mari, das die Stadt durch einen Vizekönig verwalten ließ, der allerdings bei der Bevölkerung nicht sehr populär war, wie Briefe aus den Archiven von Mari belegen.
Forschungsgeschichte
Urkeš wird seit 1984 von Giorgio Buccellati und Marilyn Kelly-Buccellati ausgegraben. Seit 1998 beteiligt sich auch die Deutsche Orient-Gesellschaft an den Grabungen.
Ackerbau
Nach vorläufigen archäobotanischen Untersuchungen waren Gerste (Hordeum distichum) und Emmer (triticim dioccocum) die wichtigsten Getreidepflanzen. Auch Nacktweizen und vielleicht Hirse (Panicum miliaceum), Linsenwicke (Vicia ervilia), Kichererbsen, Graserbse (Lathrys sativa) und Ackerbohne (Vicia faber) wurde angebaut. Neben Feigen sind auch Wein und Lein durch Makroreste belegt, bei letzteren ist unklar, ob sie domestiziert werden. Die Kronwicke (Coronilla) wurde vielleicht als Ziegenfutter eingebracht, Mittelmeer-Mesquite (Prosopis) diente wohl als Brennmaterial.
Herrscher
- Tupkis, späte Akkad-Zeit
Literatur
- Giorgio Buccellati/Marilyn Kelly-Buccellati, Das archäologische Projekt Tall Mozan/Urkeš. MDOG 131, 1999, 7-16.
- Simone Riehl, Erste Ergebnisse der archäobotanischen Untersuchungen in der zentralen Oberstadt von Tall Mozan/Urkeš. MDOG 132, 2000, 229-238.