Als Schienenbus oder Schienenomnibus werden leichte Triebwagen bezeichnet, die hauptsächlich auf Nebenbahnen alleine oder im Verbund mit baugleichen Fahrzeugen zum Einsatz kommen. Sie basieren auf konstruktiven Elementen aus der Omnibus- und Lastkraftwagen-Industrie.

Schienenbusse haben in der Regel keine Kupplungen oder aber vereinfachte, zum Teil automatische Kupplungssysteme, die nur das Kuppeln gleichartiger Fahrzeuge unter sich ermögichen. Der meistens geringen Leistung wegen sind sie, falls überhaupt, meistens nur für das Mitführen von einzelnen angehängten Personen- oder Steuerwagen in ähnlicher auf die Triebfahrzeuge abgestimmter Bauweise geeignet.
Es gibt auch Schienenbusse mit normalen Zug- und Stoßeinrichtungen an den Fahrzeugenden. Sie ermöglichen neben dem Mitführen von auf die Triebfahrzeuge abgestimmte Personen- oder Steuerwagen auch das gelegentliche Mitführen von einzelnen oder mehreren normalen Personen- oder Güterwagen.

Die ersten Schienenbusse waren normale Omnibusse mit Eisenbahnrädern. Auch heute noch ist diese Konstruktionsart in lateinamerikanischen Staaten typisch.
Erst später wurden ausgewählte oder konstruktiv angepasste Teile, wie beispielsweise Motoren, Getriebe und Karosserieelemente, aus der Nutzfahrzeugindustrie in der Kombination mit Triebwagenspezifischen Bauteilen verwendet. In dieser Konstruktionsart liegen die Vorteile vor allem in kleineren Investitions- und Betriebskosten wie auch dem geringeren Gewicht bezogen auf einen Triebwagen klassischer Bauart.
Aus der internationaler Betrachtungsweise ist ein Schienbus ein normale Omnibusse mit Eisenbahnrädern oder aber ein Triebwagen (älterer zeitgenössischer deutschsprachiger Ausdruck: Motorwagen oder Verbrennungstriebwagen) in Gewichts optimierter Bauweise (Leichtbauweise). Infolge der heutigen Sicherheitsvorschriften wird dieser Ausdruck jedoch heute für Neubaufahrzeuge, besonders bezüglich der Leichtbauweise dermaßen ausgereizt, dass die fremdsprachigen Begriffe für den Schienenbus eher einem normalen Triebwagen gleichzusetzen sind.
Beispiele aus Deutschland
In der Regel werden Dampftriebwagen, Verbrennungstriebwagen und Elektrotriebwagen normaler Bauart, selbst wenn es sich um Fahrzeuge in Leichbauweise handelt, nicht zu den Schienenbussen gezählt.
Vor dem Zweiten Weltkrieg erreichten die Wismarer Schienenbusse der Waggonfabrik Wismar eine größere Verbreitung.
In der Nachkriegszeit fanden dann Flächendeckend und in grosser Anzahl die Uerdinger Schienenbusse der Deutschen Bundesbahn (DB) im Westen und die als Leichtverbrennungstriebwagen bezeichneten "Ferkeltaxen" bei der Deutschen Reichsbahn (DR) im Westen verbreitung. Diese Schienenomnibusse, manchmal als Schom abgekürzt, können mit Beiwagen und / oder Steuerwagen verstärkt werden.
In den 1990er-Jahren wurde die Idee des Schienenbusses wieder aufgegriffen, nachdem die Deutsche Bundesbahn zuvor als Nachfolger für die Uerdinger Schienenbusse die VT 627 und VT 628 hatte entwickeln lassen. Die Deutsche Bahn AG beschaffte für Nebenstrecken die als moderne oder Doppelstock-Schienenbusse bezeichneten zweiachsigen Doppelstock-Triebwagen der Baureihe 670 in einer kleinen Stückzahl, denen allerdings kein Erfolg beschieden war. Auch die Bombardier LVT/S können als Schienenbus-Nachfolger bezeichnet werden.
Fahrzeug Beispiele (Auswahl)
- Uerdinger Schienenbus, bei der DB als VT 95.9 (ab 1968: Baureihe 795, einmotorig) und VT 98.9 (ab 1968 Baureihe 798, zuletzt auch 796, zweimotorig), sowie bei einigen Nichtbundeseigene Eisenbahn
- DR-Baureihe VT 2.09, (ab 1970 Baureihe 171 und 172, ab 1994 771 und 772), bei der DR als Leichtverbrennungstriebwagen bezeichnet.
- MAN-Schienenbus, bei vielen Nichtbundeseigene Eisenbahn im Einsatz
- Borgward-Leichttriebwagen der Sylter Inselbahn, aus Sattelschlepper[1][2][3] umgebaut
- Triebwagen T 35 der Bahnstrecke Amstetten–Laichingen, aus einem Omnibus umgebaut
Internationale Beispiele
In Österreich wurden ebenfalls Uerdinger Schienenbusse eingesetzt, bei den ÖBB als Reihe 5081, bei der GKB als VT 10, bei der Montafonerbahn, den StLB und der SRB.
Fahrzeuge Uerdinger Bauart wurden in Jugoslawien in Lizenz gebaut. Sie werden noch bei einigen Nachfolgebahnen der Jugoslovenske Železnice eingesetzt. Von der Waggon- und Maschinenbau GmbH Donauwörth wurden 1958 fünf Schienenbusse nach Großbritannien geliefert.
Der Autorail FUF war ein belgischer Regionalverkehrstriebwagen. Die Fahrzeuge waren bis 1963 im Einsatz.
Die von Valmet nach schwedischer Lizenz erbauten Schienenbusse der Dm7 waren vierachsig und wurden von 1955 bis 1988 durch die finnische Staatsbahn Valtionrautatiet im Nahverkehr eingesetzt.
Heute werden Schienenbusse vor allem bei der tschechischen ČD, der slowakischen ŽSSK und der ungarischen MÁV eingesetzt. Diese Bahnen setzen den gleichen Grundtyp M 152 bzw. Bzmot ein, der seit 1973 von Vagonka Studénka produziert wurde und inzwischen in verschiedenen Varianten modernisiert wurde.
Literatur
- Diverse Autoren: 50 Jahre Uerdinger Schienenbusse. Eisenbahn Kurier-Special Nr. 56, EK-Verlag, Freiburg 2000.
- Jürgen Krantz, Roland Meier: Alles über den Schienenbus. Transpress-Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3613713130.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ de.wikipedia.org Begriff Sattelzugomnibus (Sattelschlepper) (Zugriff am 21. Dezember 2010)
- ↑ de.wikipedia.org Die 1950er Jahre der Sylter Inselbahn (Zugriff am 21. Dezember 2010)
- ↑ www.carocar.com (Panier) Borgward Leichttriebwagen (Zugriff am 21. Dezember 2010)