Nerzfell

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Als Nerzfell wird im Rauchwarenhandel heute das Fell des Nachkommens des Amerikanischen Minks gehandelt, die Nachkommen des europäischen Nerzes sind durch die Bundesartenschutzverordnung streng geschützt. Aus der Natur entnommene Tiere dürfen für den Handel nicht mehr eingeführt werden. In Deutschland gehandelte Wildnerzfelle kommen in der Regel weiterhin aus Nordamerika, obwohl der Mink, auch in Europa, insbesondere in Osteuropa, eingebürgert wurde.

Lunaraine Nerzmantel in ausgelassener Verarbeitung (2008)

Allerdings stammt heute nur noch ein sehr kleiner Anteil aus Wildfängen, nahezu alle Felle der Nachfahren des Amerikanischen Nerzes kommen aus der Zucht.

Die früher Chinesischer und Japanischer Nerz genannten Felle werden seit 1967 richtiger als Chinesische und Japanische Wiesel gehandelt, beide und den ehemals auch Sibirischer Nerz genannten Kolinski siehe unter →Kolinskifell.

Allgemein

Females nennt man die weiblichen Nerze. Die Felle sind kleiner, leichter und kurzhaariger als die etwa ein Drittel größeren Males.

In der Haltbarkeit (Tragfähigkeit) in Bezug auf Abriebfestigkeit und Lederstabilität wird der Nerz heute als das dankbarste Fellmaterial angesehen. Früher nahm man das Otterfell, insbesondere das des Seeotters, als haltbarste Pelzart an.

Seit dem Zweiten Weltkrieg beherrscht das Nerzfell den internationalen Rauchwarenmarkt und „drückte diesem einen sehr bestimmten Stempel auf“.[1]

Bis etwa Ende des 20. Jahrhunderts war der Nerz der am meisten durch andere Fellarten imitierte Pelz. Diese waren unter Bezeichnungen wie Nerzbisam, Nerzmurmel, Nerzwiesel usw. im Handel.[2][3]

Europäischer Wildnerz

Von dem ehemals in ganz Europa beheimateten Nerz bestehen heute wesentliche Restbestände nur noch in Teilen Osteuropas, die IUCN listet ihn als „stark gefährdet“ (endangered). Zumindest vor 1988 kamen noch Fellanlieferungen aus der Sowjetunion und aus dem Stromgebiet des Donaudeltas in Rumänien.[2]

Das Fell des Europäischen Wildnerzes ist 35 bis 40 cm lang, der Schweif 12 bis 16 cm. Als einzige Unterart erreicht der kaukasische Wildnerz eine Länge von 38 bis 44 cm und eine Schweiflänge von 16 bis 20 cm. Ein besonders Kennzeichen ist die weiße Oberlippe, die dem amerikanischen Verwandten fehlt,[2] gelegentlich haben sie, wie auch der Amerikanische Nerz, weiße Flecken an Kehle und Brust. Die Fellfärbung ist stets sehr dunkel, fast schwärzlich („im allgemeinen dunkler als die wilden amerikanischen Nerze“ (Wallmeyer)[2], die Unterwolle und das Oberhaar sind häufig etwas grob und steif, so dass sie auch um 1900 bereits wesentlich geringer bewertet wurden als der Amerikanische Nerz.[4] Die westsibirischen Provenienzen sind etwas voller in der Unterwolle und dichter im Haar, sie erreichen jedoch nicht die Qualität des Amerikanischen Nerzes.

  • Der russische Rauchwaren-Standard unterscheidet nach Herkommen in Westliche, Nördliche, Zentrale und Kaukasische; nach Qualität in I., II., und III. Sorten. Die erste Sorte ist weißledrige Winterware, „Ledjanka“ (ljod = eis). In die zweite Sorte werden die blauledrigen Felle mit weniger rauchem Schweif sortiert. Die dritte, blauledrige Sorte mit schütterem Schweif wird „Snopowka“ (snop = Ährengarbe) genannt.
  • Europäische Sorten (Skandinavien usw.) werden sortiert in dunkelbraune, braune und hellbraune, die Anlieferungen wurden 1988 als unbedeutend bezeichnet.[2]

Etwa Anfang der 1940er Jahre kamen ca. 30 bis 40 Tausend Felle Europäischer Wildnerze in den Handel. Bis etwa 1940 hatten sich diese Anlieferungen auf den russischen Auktionen bis auf 70 bis 75 Tausend Stück erhöht. Davon stammten 15 % aus Karelien, 4 % aus dem Ural, 20 % aus Westsibirien, 25 % aus Zentralrussland, 10 % aus der Ukraine und 15 % aus dem Nordkaukasus.[2]

Daneben hat man in einigen Gebieten Europas und Asiens Amerikanische (Wild-)Nerze erfolgreich eingebürgert, beispielsweise in Schweden, Norwegen, Finnland, Karelien, am mittleren Ural, im Altai, im Fernen Osten und anderen Teilen Russlands.

Mink, Amerikanischer Wildnerz

 
Nordamerikanische Wildnerzfelle

Das Fell des Amerikanischen Nerzes ist, im Gegensatz zum Europäischen Nerz, wesentlich größer. Es hat keine weiße Oberlippe, in der Wildform jedoch meist, beim europäischen Nerz kaum vorkommende, helle bis weiße Kehl- und Brustflecken. In seinem großen Verbreitungsgebiet, in Nordamerika fast vom Polarkreis bis zum Golf von Mexiko, bildet der Mink eine ganze Anzahl Unterarten, die sich in Größe, Körperbau und Haaraufbau wesentlich unterscheiden. Während beispielsweise im Stromgebiet des Yukon Nerze mit einer Körperlänge von 70 bis 80 cm leben, erreichen die kanadischen Unterarten nur eine Länge von 30 bis 40 cm. Die Farbe variiert von einem sehr dunklen, fast schwarzen Braun bis zu „lehmfarben“.

Je südlicher das Herkommen der Felle, desto heller werden sie. Außerdem verlieren sie an Rauche, das heißt das Haar wird flacher und und die Behaarung weniger dicht.[2] Felle mehr aus dem Inland sind seidiger, dunkler und kurzhaariger als von Tieren in Küstennähe.[5] Kanadische Sorten sind leichter im Leder, südliche schwerer.

Die Sortierung erfolgt in 1. Wahl, bläulich braun, dunkelbraun, mittelbraun, hellbraun, blass und rötlich.[5]

  • Provenienzen:[5]
Nord-Osten (Kanada)
Labrador: Sehr rauch, feinste Sorten. Klein bis mittelgroß; ganz feinseidig bis tiefdunkel-blauschwarz.
Neuschottland (Halifax): Ähnlich fein wie Labrador, aber kleiner.
York Fort (etwa Alberta, Saskatchewan, Manitoba): Mittelgroß; feinseidig; sehr dunkel, fast blauschwarz.
Mackenzie River: Große zartfarbige, bläulich blonde Felle mit seidigem, kurzem Haar.
Nordwesten (USA)
Alaska: Sehr groß, größer als andere Sorten. Weniger seidig, kräftig; meist dunkel. Gute aus dem Bezirk Kenai Peninsula. Anlieferung größtenteils mit dem Haar nach außen.
Yukon: Noch größer; feinseidig; sehr dunkel, fast blauschwarz. Man bezeichnet ihn als „ingens“, „den Gewaltigen“. Seine Haarstruktur gilt als eine der besten Provenienzen.
„Kuskokwin“, ein naturpastellfarbener Nerz, kommt aus dem seenreichen Tundragebiet Zentralalaskas. Wegen der Größe und Dichte seines Fells wurde er zur Zucht angesetzt, „nachdem er erst vor einigen Jahrzehnten (1988) in einigen Exemplaren lebend gefangen wurde“.
Westen
Südliches Alaska, Niederkalifornien: Groß; weniger seidig; mittelbraun.
Zentralstaaten (Centrals)
Minnesota und Nord-Dakota: Besonders groß; grobseidig; mittelbraun bis dunkelschwarz. In Teilgebieten Central Western sogenannte Cottons mit hellem Unterhaar.[6]
Süd-Staaten
Carolina: Raucher; etwas dunkler; weniger schwerledrig; jedoch kleiner; gröber, spießiger im Haar.
Louisiana: Mittelgroß weniger feinhaarig; mittelfarbig.
Mississippi-Delta: Gröber; sehr hell, gelblich bis bräunlich; leichte Qualität. Die Felle gelten als die geringste Qualität, sie werden als „fish-mink“ bezeichnet.
Florida,Georgia, Alabama: Sehr flach, dünn im Haar, „lehmfarben“ („lutensis“).
Ost-Staaten
North Carolina, Georgia, Pennsylvania: Weniger feinhaarig; doch immer ziemlich dunkel. Teils sind die Felle größer und gröber im Haar.[2]
  • Sortimente
Hudson's Bay Company und Annings Ltd. London sortieren nach
Provenienzen: YF (York-Fort), MKR (Mackenzie River), WA (Westarktis), EB (Eskimo-Bai), MR (Moose River) East (Ost), MR West, LS (Oberer See) & CANA (Kanada), LS & MR, NW Coast, Alaska, USA
Sorten: I, I & No. 2, II, III, IV, damaged, specimen
Farben: exexdark, exdark, dark, medium, pale, pt. pale[2]

Der Wildnerz hat im Gegensatz zum Zuchtnerz kein bräunliches, sondern eine bläuliches Unterhaar. Die Felle werden rund abgezogen angeliefert, meist mit dem Haar nach innen.[2]
Der Haltbarkeitskoeffizient für seidige Provenienzen, u. a. Kanadier beträgt 50 bis 60 %, für gröbere Provenienzen 60 bis 70 %.[7][Anmerkung 1] Ein englischer Kürschner geht bereits 1913 mit seiner Einschätzung darüber hinaus, er schreibt über die Wildnerze: „Sie tragen sich extrem gut, tatsächlich gehören sie zu den tragbarsten Pelzen die ich kenne.“[8]

Eine amerikanische Statistik bezifferte den Anfall an Wildnerzen aus den USA und Kanada für 1974/75 mit etwa 350 Tausend Fellen. Der Anfall in der Sowjetunion betrug, zum Vergleich, 30 Tausend in der Saison 1973/74, die jedoch sämtlich nicht exportiert wurden. In den darauffolgenden Jahren schwankte der nordamerikanische Anfall zwischen 300 und 400 Tausend Fellen, davon knapp ein Drittel aus Kanada.

Des weiteren fallen inzwischen in Europa und Asien Felle aus Einbürgerungen und von aus Farmen entwichenen Minks an. Amerikanische Wildnerze wurden unter anderem in Russland und im Fernen Osten (1939, im Ussuri-Amurgebiet) angesiedelt. Aus Schweden werden Felle von aus Farmen entkommene Tieren angeboten.[2] Auch in Mitteleuropa besteht heute eine erhebliche Population. Eine Bejagung findet in Deutschland jedoch fast nicht statt. Ursachen sind der zeitweilig niedrige Fellpreis sowie die gesetzlichen Jagdbeschränkungen. Der wohl bedeutendste Aufkäufer deutscher Wildware bekommt jährlich höchstens 50 Felle meist geringer, schlechtfarbiger Qualität angeboten, die hauptsächlich schwarz eingefärbt und anschließend zu Besätzen verarbeitet werden (2010).[9]

Große Sorten werden häufig zu Kleinteilen, wie Besätzen und Schals, früher auch zu Kolliers, verarbeitet, mittelgroße, leichtledrige Sorten zu Jacken und Mänteln. Während das Wildnerzfell in ausgesuchter Qualität ehemals als besonders erlesen galt, war das Interesse daran in Deutschland in den letzten Jahrzehnten gering (2010).

Der Zuchtnerz

Die Zucht des Amerikanischen Minks begann vor 1900 in Nordamerika und hatte 1920 bereits ein beträchtliches Ausmaß erreicht. Um diese Zeit wurden auch die ersten Farmtiere nach Europa verkauft. Bis nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte sie jedoch nicht den Umfang der Silberfuchszucht erreicht. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Mode der Langhaarfelle abgenommen und der Siegeszug des Nerzpelzes begann.

Amerikanische Züchtungen langhaariger Felltypen (begonnen etwa 1950) wie SAMI-Nerze (1958, aus sable und mink, englisch Zobel und Nerz; [10] Granne zweinhalb bis dreimal, Unterwolle doppelt so lang wie die der bekannten Farm- und Wildnerze[11][12]) oder KOJAH (ebenfalls zobelähnlich) konnten sich am Markt nicht durchsetzen.[2] Es gab erfolgreiche Versuche, sie mit Mutationsnerzen zu kreuzen, über eine wesentliche Vermarktung ist offenbar nichts bekannt geworden.

1974/75 betrug das Weltaufkommen an Farmnerzfellen knapp 24 Millionen, davon 12 Millionen Standardnerze. Unter diesem Namen werden die naturfarbig braunen Zuchtnerze gehandelt. Der Begriff kam, eigentlich zur Unterscheidung vom Wildnerz, einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg auf.[13] Nachdem immer dunkelfarbigere Nerze gezüchtet wurden, haben sich stattdessen zunehmend die aussagekräftigeren Bezeichnungen Darknerz und Blacknerz durchgesetzt.

Einen vergleichbaren Haltbarkeitskoeffizienten extra für den Zuchtnerz gibt die Fachliteratur nicht an. Es ist davon auszugehen, dass die Haltbarkeit der heutigen, besten Qualitäten deutlich über der des Amerikanischen Wildnerzes, nahe bei den für Seeotter angenommenen 100 Prozent, liegt.

Nerzfarben und andere Differenzierungen

 
Skandinavische Zuchtnerz-Farben (2008)

In der Pelztierzucht traten immer wieder Farb-Mutationen auf, von denen etwa zwanzig bis dreißig Farben, Farbschattierungen oder Fleckungen eine größere Bedeutung erlangten. Die Zahl ist je nach Angebot und Nachfrage einem ständigen Wechsel unterworfen. Nachdem bereits 1988 die Zahl der durch planmäßige Zusammenstellung und Kreuzung der Farbschläge entstandenen Varianten auf knapp unter zweihundert geschätzt wurde,[2] dürfte die Zahl inzwischen deutlich darüber liegen.

Mit der Zucht von Mutationsfarben beim Nerz bekam die Mutationszucht das erste Mal eine Bedeutung in der Rauchwarenwirtschaft,[14] bis dahin versuchte man erfolgreich einen möglichst reinen Nerztyp zu züchten. Das Ergebnis war der Standard Nerz.[15] Die erste Nerzmutation wurde 1929 in Kanada bekannt.[16] Kommt eine neue, farblich ansprechende Farbe auf den Markt, ist sie für den Handel erst ab einer verfügbaren Menge von etwa 5000 Fellen interessant. In den ersten Jahren erzielten diese Sortimente meist außergewöhnlich hohe Preise.[2] 1950 lieferten die USA, die in der Mutationsnerzzucht immer führend waren, nur noch 30 Prozent der Felle in der klassischen dunkelbraunen Farbe Standard, Kanada 40 Prozent.[17] Auf einer Londoner Mai-Auktion wurden 1957 erstmalig mehr Mutationsfelle als Standardfelle angeboten, zwei Jahre später hatte sich das Angebot in etwa ausgeglichen.[16]

Der erste Mantel aus Platinum-Nerz wurde auf einer New Yorker Wohltätigkeitsveranstaltung zu dem damaligen Rekordpreis von 18 Tausend Dollar verkauft. Dieser blaugraue Farbton war die erste Mutationsfarbe, deren Weiterzucht, auf einer Farm in Wisconsin, planmäßig betrieben wurde. Die erste bekannt gewordene Nerzmutation erfolgte in Kanada. Auf Grund der damaligen Verbandsbestimmungen über reinrassige, also braune Tiere, wurde das Tier jedoch ausgesondert.[2]
Eine ebenfalls frühe Mutation ist der Aleuten-Nerz in stahlblauer Färbung. Beide Farben, Platinum und Aleuten, kamen aus Würfen, deren Eltern Wildfänge waren.[17] Aus der Kreuzung des Aleuten-Nerzes mit dem Platinum-Nerz entstand der blaugraue Saphirnerz, der Erlös für einen Mantel daraus erbrachte sogar 36 Tausend Dollar.[16]
Als Pastellnerz wurde die 1943 in einer kanadischen Farm aufgetretene Mutation mit gelbbrauner Färbung und leicht blauem Schimmer bezeichnet. Die Farbe Pastell war viele Jahre sehr erfolgreich, bis sie durch die Zucht dunklerer Farbschattierungen an Bedeutung verlor.
Die vier vorgenannten Farben waren die ersten der gehandelten Mutationsnerze.

Die Züchterorganisationen vermarkten ihre Fellfarben unter teils unterschiedlichen Handelsnamen. Nachfolgend eine Auswahl, schon wegen der ständigen Fortentwicklung der Zucht, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

KOPENHAGEN FUR; SAGA
(seit 2004 getrennt)[18]
EMBA CMBA; NAFA AMERICAN LEGEND
Schwarzbraun Black; scanblack Standard Extra Dark Dark Blackglama
Sehr dunkles Braun Mahogany
Wildnerzfarbig hell Glow; Scanglow Wild Types
Wildnerzfarbig dunkel Demibuff; Scanbrown Demi
Braun Pastel Autumn Haze Pastel
Hellbraun Dawn Desert Gold Topaz
Lichtbraun Palomino Diadem Palomino
Hellbeige Pearl Tourmaline Pearl
Lavendelbeige Lavender Arcturus Lavender
Grau Silverblue Argenta Silver Blue
Taubengrau Hope Aeolian Hope
Dunkelgrau, blasse Unterwolle Blue Iris
Bronzegrau Aleutian Lutetia Aleutian
Zartblau Sapphire Cerulean Sapphire
Blassviolet Violet Azurene Violet
Weiß White Jasmine White
Weiß mit schwarzem Grotzen Black Cross (früher Kohinoor)
" mit braunem Grotzen Brown Cross
" mit grauem Grotzen Sapphire Cross
Weiß mit schwarzen Flecken Jaguar; Finnjaguar

Neben weiteren Farben gibt es zahlreiche Zwischentöne wie Pearl Beige (Saga), Golden Pearl (Saga), Pearl Cross (Saga), Sapphire Cross (Saga), Silverblue Cross (Saga), Palomino Cross (Saga), Pastell Cross (Saga) usw.

 
Dark Nerz (Blackglama)
 
Greycross Nerzsortiment
  • Amerikanische Züchter waren die ersten, die einen besonders kurzgrannigen schwarzbraunen Nerztyp züchteten (Blackglama, American Legend, Canada Majestic). Von den skandinavischen Züchtern wird er unter der Bezeichnung Black Velvet angeboten.

Die hauptsächlich gehandelten Naturfarben sind derzeit:

  • Black, Dark - die Weiterzucht des naturbraunen Nerzes (Standard Nerz) hin zu fast schwarz
  • Mahogany - dunkelbraun (zwischen Demibuff und Dark)
  • Demi Buff, Demibuff - mittelbraun (zwischen Pastell und Standard)
  • Pastell - (hell-)braun
  • Pearl - beige
  • Jasmin - weiß
  • Blackcross, Kohinoor - weiß mit schwarzer Fellmitte
  • Wildglow - hell wildnerzfarbig (erstmals angeboten am 31. Januar 1982, 800 Felle auf einer Kopenhagener Auktion). [19].
  • Triple ist die, nur für Pearlnerze angewandte, fachsprachliche Bezeichnung für extrem blasse Felle (expale).[2]
  • Demibuff oder Demi Buff sind Kreuzungen der Standardmutationen Silverblue und Pastell, „das heißt eine Kreuzung zwischen rezessiven Mutanten des braunen mit dem blauen Typ (unwissenschaftlich als 'Halbblut', 'half blood', 'demi-sang' bezeichnet)“. Neben den genannten Farben entstehen in den Würfen Demibuff-Nerze, die farblich zwischen dunklen Pastell-Nerzen und Darknerzen liegen.[2]
  • Ranch-Wild-Mink (ranched oder farmed Wild Mink) sind Nerze, die auf besondere Ähnlichkeit mit dem Wildnerz hin gekreuzt werden. Sie kommen aus Gebrauchskreuzungen verschiedener Farbtypen, zum Beispiel Royal Pastell mit Saphir. Diese wildfarbenen Tiere mit einer deutlichen Trennung des dunklen Grannenhaars von dem hellen Unterhaar können nicht zur Weiterzucht verwendet werde, sie würden sich dann wieder in die verschiedenen Farbschläge aufspalten.[2]
  • Sprinklers sind weiße Felle, mit unterschiedlich viel eingestreuten dunklen bis schwarzen Haaren. Im Extremfall sehen sie wie ein nicht ganz ausgeprägter Crossnerz aus, sie werden jedoch als extra Sorte auktioniert.

Spätestens um die 1990er Jahre nahm das Interesse an den Mutationsnerzfarben ganz besonders ab, bei einem gleichzeitigen Rückgang der Pelznachfrage allgemein. Vor allem auch in Italien behaupteten sich neben den Farbnuancen Dark und Black dem Wildnerz ähnliche Farben, wie Demibuff oder Lunaraine. Fast zur gleichen Zeit nahm jedoch der Anteil der modisch eingefärbten Pelze zu, für die vorwiegend hellfarbige Felle, bis hin zu weiß, benötigt wurden.

  • Breeders sind Felle von Tieren, die sich aus irgendwelchen Gründen als zuchtuntauglich erwiesen haben. Während der normale Anfall in den Monaten Januar und März auf die Auktionen kommt, werden diese erst im März gepelzt und angeboten. Breeders sind zwar von guter, kräftiger Qualität, haben jedoch eine gelbliche, fachsprachlich „verpisste“ Wamme.
  • Sommerfelle sind noch später angefallene, zum Teil auch Felle verendeter Tiere, die zwar ein flacheres Haar haben, ansonsten aber eine gut gedeckte Qualität aufweisen.
  • Metallic benennt man Felle, bei denen das Oberhaar metallisch glänzt, weil (die Grannen) leicht gebogen, aber nicht krummspitzig sind.
  • Cotton (grey wool; white wool; kobuk) sind Felle mit besonders hellem Unterhaar.
  • Stewart sind Felle von Kreuzungen mit völlig weißer Wamme oder mit einem weißen Streifen.
  • Lowgrades (inferior grades) ist die Bezeichnung für schlechtere Untersorten,

unter anderem

  • Hippers; Felle mit beriebenem Pumpf,
  • Slippers; Felle mit bis zum Leder reichenden Kahlstellen,
  • Bites; zerbissene Felle,
  • Matted; verfilzte oder im Haar verknotete Felle.

Organisationen der Nerzzüchter und deren Markennamen:

  • Kopenhagen Fur (Dänemark, Skandinavien): Kopenhagen Purple, Kopenhagen Platinum, Kopenhagen Burgundy, Kopenhagen Ivory [20]
  • Saga (Skandinavien): Saga Selected
  • Blackglama und American Legend (Nordamerika)
  • Canada Majestic (Kanada)
  • Norka (Russland)

Auktionssortimente

Nerzfelle werden auf dem Weg vom Züchter zum Großhandel oder Produzenten fast ausschließlich über Auktionen gehandelt. Die Felle werden dort sehr differenziert sortiert angeboten. Das in Dänemark ansässige Auktionshaus Kopenhagen Fur hat diesen Vorgang inzwischen praktisch komplett mechanisiert.

Grundsätzlich unterscheidet man

Males, Felle männlicher Tiere. Sie sind etwa ein Drittel größer, langhaariger und dickledriger und damit etwas schwerer als die Felle weiblicher Nerze.
Females, Felle weiblicher Tiere.

Die nächste Klassifizierung erfolgt nach Größen, gemessen wird von der Nasenspitze bis zum Schweifansatz.

 
Nerzgrößen-Klassifizierung des Auktionshauses Saga Furs (2010)

Größenklassen, am Beispiel der Auktionsgesellschaft Saga Furs:[21]

größer als Größen-
Bezeichnung
  größer als Größen-
Bezeichnung
  größer als Größen-
Bezeichnung
95 cm 40   77 cm 0   59 cm 3
89 cm 30   71 cm 1   53 cm 4
83 cm 00   65 cm 2   47 cm 5

Eine Klassifikation von Saga am Beispiel von Pearl-Nerz, werden größere Mengen angeliefert, kann noch stärker differenziert werden:[2](1988)

Medium Saga Selected   XPale Saga Selected   Pale Saga Selected   XXPale Saga
Medium Saga   XPale Saga   Pale Saga   XXPale 1st quality
Medium 1st quality   XPale 1st quality   Pale 1st quality   XXPale 2nd quality
Medium 2nd quality   XPale Saga Selected   Pale 2nd quality  

Nach Reinheit der Farben unterscheidet Saga fünf Kategorien: Clarity 1 - blue, Clarity 2, Clarity 3 - brown, Clarity 4, Clarity 5 - red.

Die Haarlängen (des Oberhaars) klassifiziert Saga in Kurz, Regulär und Lang.

Veredlung

Anfangs wurden Mutations- und Standardnerzfelle, auch die Wildfelle, soweit sie gut in Farbe waren, stets naturell verarbeitet.[2] Nach dem Rückgang der Nachfrage nach Mutationsnerzen kamen verstärkt gefärbte Pelze, zum erheblichen Anteil in neue Farben, auf den Markt. Nicht gutfarbige Felle oder auch sehr geringe Qualitäten wurden schon immer gefärbt, meist schwarz.

Die Rauchwarenveredlung kennt seit altersher neben dem Färben einige Methoden, wie sie scheinbar nicht perfektfarbige Felle verbessern kann. Im Mittelalter wurde das Nachfärben als „Betrügen“ zeitweilig mit Strafen bedroht, auch heute noch sollte ein als „natur“ angepriesener Pelz eigentlich ungefärbt sein. Handelsbrauch ist:

  1. Reinforcing, natural colour: Hierbei wird die helle Unterwolle dem dunkleren Oberhaar farblich angeglichen. Es wurde insbesondere bei russischen Nerzen angewendet, die in der Anfangszeit oft noch ein sehr helles Unterhaar aufwiesen. Die so behandelten Nerze betrachtet der Fachhandel als naturell.
  2. Doppel-Reinforcing: Der hierbei angewandte chemische Prozess unterscheidet sich völlig von dem vorgenannten. Hierbei wird eine noch stärkere Farbangleichung der Unterwolle erreicht, außerdem wird das Fell insgesamt dunkler, erkennbar am Nachdunkeln des Leders.
  3. Schönen: Nicht ganz rein weißen oder Cross-Nerzen wird mit optischen Aufhellern oder durch Bläuen ein opalisierender (bläulichweißer) Schimmer verliehen.[2]

Samtnerz

auch Softnerz, bezeichnet einen Nerz, der entweder gerupft, geschoren, oder aber gerupft und anschließend geschoren, wurde. Beim Rupfen wird das Grannenhaar bis zur Haarwurzel entfernt. Sehr kurzhaarig geschorene Nerze werden auch unter der Bezeichnung Kaschmirnerz angeboten.

Das Entgrannen durch Rupfen der Felle ist bei den Chinesen schon sehr lange bekannt, in Europa gelang dies 1796 bei Sealfellen erstmals dem Engländer Thomas Chapmann.[22] Bis etwa die 1970er Jahre wurde das Rupfen und auch das Scheren jedoch fast ausschließlich bei hartgrannigen oder nicht als schöngrannig empfundene Fellarten angewendet, außerdem bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, um mit preiswerteren Pelzarten das als wertvoller angesehene Sealfell zu imitieren. Allerdings berichtet ein Fachbuch aus dem Jahr 1895 bereits, „Als Nerz vor einigen Jahren besonders billig war, wurde er auch (was die hellsten Sorten anbelangte) vielfach gerupft und sealartig braun gefärbt, um als täuschende Nachahmung von kleineren Sachen, z. B. Mützen, Baretts usw. verarbeitet zu werden“.[23] Mit entscheidend zur Wiederbelebung der samtartigen Pelzmode über den Nerz dürfte auch diesmal der zu der Zeit erhebliche Preisverfall gewesen sein, der Markt war relativ gesättigt, die Nachfrage ging beträchtlich zurück. Die Samtveredlung der Nerzfelle schuf ein für den Verbraucher neues Produkt, mit einem wesentlich geringeren Gewicht als ein Sealmantel und etwa ein Viertel leichter als ein ungerupfter Nerzmantel, zu einem gegenüber früher relativ niedrigen Preis.

Verarbeitung

 
Cape aus kanadischen Nerzfellen in aufwändiger Auslassverarbeitung (Weltausstellung Paris, 1900)
 
Ganzfellige Nerzverarbeitung für ein Innenfutter (1895)

Die klassische Verarbeitung des Nerzes zu Mänteln und längeren Jacken ist das Auslassen, das Verlängern der Felle auf Kosten der Breite durch V- bzw. A-förmige Schnitte. Bei dieser Arbeitstechnik entstehen schmale Streifen in der Länge des Kleidungsstücks, das zudem dadurch einen besonders fließenden Fall aufweist. Auch komplizierte Streifenführungen lassen sich hiermit verwirklichen. So wird die Taillierung eines Mantels durch die ebenfalls taillierten Streifen zusätzlich betont (siehe Foto oben).

 
Auslassnähen eines Nerzstreifens an der Pelznähmaschine (1986)

Das Nähen mit der Pelznähmaschine erfordert große handwerkliche Übung und Geschicklichkeit. Das Einstreichen der Fellhaare erfolgt in der Regel mit dem Einstreicher, einem einer Stricknadel ähnlichen Stahlstift, meist auf der Gegenseite einer Pinzette. Diese Arbeit wird in größeren Kürschnereien und in der Industrie von spezialisierten Arbeitskräften ausgeführt. In Deutschland waren es schon immer Pelznäherinnen, die schlechter bezahlt wurden als ihre männlichen Kürschnerkollegen. In den 1960er Jahren kamen aus der Pelznäherstadt Kastoria griechische Näher nach Deutschland, sie brachten eine neue Nähtechnik mit. Anstatt die Haare Stück für Stück von Hand einzustreichen, saßen sie vornübergebeugt, seitlich an der Nähmaschine und beförderten die Haare mit Hilfe der Daumen und durch Pusten zurück auf die Fellseite. Damit konnten sie einen Auslassschnitt fast ohne Abzusetzen durchnähen. Innerhalb kurzer Zeit hatten sie damit die hiesige Nerznäherei übernommen. Größere Betriebe hatten „ihren Griechen“ im eigenen Betrieb, andere gaben das Nähen der Nerzstreifen in Lohnarbeit außer Haus.

Der Gegensatz zum Auslassen ist die ganzfellige Verarbeitung und die halbfellige Verarbeitung, bei der die Felle weitgehend unverändert, in ihrer natürlichen Form verwendet werden. Die kostengünstige Querverarbeitung der Felle wurde in den 1920er Jahren entwickelt.[2]

Zusätzlich können Nerzfelle wie Lammfell veloutiert oder nappabeschichtet werden, um dann zu besonders leichten, eventuell wendbaren, Kleidungsstücken verarbeitet zu werden.

Großen Erfolg haben seit einigen Jahren (2010) geflochtene oder gewirkte Pelze, neben dem preiswerteren Kaninfell ganz besonders auch aus Nerz. Diese arbeitszeitaufwändige aber materialsparende Technik wurde ursprünglich vor allem in Deutschland, Amerika und Italien entwickelt. Inzwischen kommen die so gearbeiteten Teile fast ausschließlich aus dem Billiglohnland China. Dazu wird das Fell in schmalstmögliche Streifen geschnitten, das Minimum dürfte bei etwa drei Millimetern liegen. Der so entstandene Fellfaden wird in fischernetzartigen Textilgittern um die Netzfäden gewunden. Dabei legt sich die Haarseite nach außen, es entsteht eine, in der Struktur den Stricksachen ähnliche, beidseitig behaarte Fläche. Eine Nerzjacke beispielsweise hat also auch auf der Innenseite Fell. Es wird auch Nerz-Großkonfektion bis hin zu Mänteln und Decken in der Art hergestellt, aber vor allem kleine Teile wie Schals, Stolen, Westen und kurze Jacken.

Nerzstücken

 
Pastellnerz-Hinterpfoten (ca. 1970)

Bei fast allen Fellarten werden auch noch sehr kleine Reste verwertet. Dies trifft ganz besonders auf den Nerz zu. In der Haltbarkeit sind die Fellreste dem Nerzfell durchaus gleich, zum größten Teil haben sie ein geringeres Gewicht. In den Werkstätten werden die Reste gesammelt, von Händlern kiloweise aufgekauft und fast ausschließlich nach Griechenland exportiert. Das Zentrum der Resteverwertung ist dort seit altersher Kastoria (siehe dort) und, etwas weniger bekannt, auch der nahe gelegene Ort Siatista.

Gute Nerzpfoten werden in bis zu vier Haarlängen- und acht Grundfarbstufen sortiert, dabei wird zwischen Vorder- und Hinterpfoten unterschieden. Diese werden sortiert und zu Streifen genäht. Diese Streifen werden erneut sortiert und zu Halbfertigprodukten, den so genannten Bodies zusammengenäht. Die Maße variieren mit der jeweiligen Mode, um 1990 war ein Mantelbody 230 cm breit und 118 m lang. Auch die Nerzstückentafeln werden heute (2010) zum großen Teil, der Mode folgend, samtartig geschoren verarbeitet.
Nerzstücken werden in folgende Teile getrennt verarbeitet:

  • Nerzköpfe, extrem haltbar, dicklederig und schwer.
  • Nerzpfoten, getrennt nach Vorder- und Hinterpfoten. Die Vorderpfoten sind flacher, im Vergleich zu den Hinterpfoten etwas schwerer.
  • Nerz-Thiliki, Bauchstücken.
  • Nerz-Nourkulemi, Kehlstücken. Besonders leicht, meist mit hellen Flecken.
  • Nerzschweife, werden sie zu Bodies oder Tafeln vorkonfektioniert, wird die trapezförmige Form zuvor durch das Zwischennähen schmaler Lederstreifen, den Galons, zum Rechteck ausgeglichen. Zwischen 1950 und 1980 wurden die Schweife auch häufig zu Kappen verarbeitet. Derzeit (2010) werden sie viel für gewirkte Kleinteil-Pelze verwendet, erkenntlich gegenüber den aus Fellfäden gewirkten Pelzen am längeren und gröberen Haar. Nerzschweife eignen sich mit ihrer Haarstruktur, die Grannen ragen besonders weit aus der Unterwolle hervor, gut zur Herstellung kleiner Schmuckteile.

Handel

1792, Dr. Johann Krünitz's ökonomisch-technologische Encyklopädie:

Die Nerzen kommen aus Pohlen und Virginien, sie sind eine Art Otter, Mustela Lutreola, die schon Gesner Nerz oder Nörz genannt hat. Im Rußischen heißt das Tier Norka. Sie sind ungefähr so groß wie unsere Iltiße, und haben ein kurzes kastanienbraunes Haar. Sie werden zu Ausschlägen der Frauenzimmer-Pelze und zu Mützen gebraucht. Der Zimmer steht zu 40 bis 50 Rthlr. im Preise.[24]

1864, Heinrich Lomer, Der Rauchwaarenhandel:

Amerikanische Nerze gelten jetzt 3 bis 10 Thaler, während russische nur 1 bis 2 Thaler per Stück werth sind. Erstere haben feineres und darum haltbareres Haar. Man kann das Haar der amerikanischen Nerze und russischen Nerze wie Seide und Zwirn vergleichen. Verbraucht werden Nerze in Deutschland zu Pelzfuttern und Kragen, in Frankreich zu Garnituren, in jüngster Zeit verwenden die Amerikaner ihre schönen Nerze fast alle selbst; während die Männer in politischen Unbilden und Kriegsgetümmel verwickelt sind, scheinen die Frauen sich in kostbarem Pelzwerk warm zu halten.[25]

Das Nerzfell fand nicht immer die heutige große Anerkennung. Zeitweilig hatte es nur einen geringen Wert und wurde von der Mode kaum beachtet. Daniel Harmon, ein berühmter Pelzjäger seiner Zeit, stellte um 1800 eine Liste mit den Vergleichswerten der Pelzarten auf. An oberster Stelle stand der Biber, gefolgt von Fischotter, Bisam, Marder, Bär, Luchs, Fischer, Nerz, Wolf und Büffel.[1] Wobei zu bedenken ist, dass Wolf und Büffel nicht für Kleidung, sondern für Vorleger und Schlittendecken verwendet wurden, der Nerz also am der untersten Ende der Skala der erwähnenswerten Felle steht. Dagegen schreibt im Jahr 1976 ein anerkannter amerikanischer Fachmann der Branche, dass der Nerz schon immer als luxuriöser Pelz, mit meist luxuriösen Preisen, angesehen wurde.[14]

Zwischen 1830 bis 1840 verkaufte die Hudson's Bay Company auf ihren Versteigerungen in London jährlich durchschnittlich rund 20 Tausend Felle, 1850 bis 1860 durchschnittlich etwa 46 Tausend. Gemessen an dem damaligen Gesamtaufkommen amerikanischer Rauchwaren waren das sehr geringe Mengen. Erst mit der Einführung der Pelznähmaschine um 1870 und der damit verbundenen Möglichkeit, Nerzfelle zu schmalen Streifen zu verarbeiten, setzte sich das Material in der Pelzmode durch. In dem Jahrzehnt zwischen 1880 und 1890 stieg der Jahresdurchschnitt auf 620 Tausend Felle. 1891 war der „Nörz“ bereits „das Lieblingspelzwerk des Kürschners, weil er nicht allein ein sehr schönes, elegantes Pelzwerk ist, sondern sich auch durch egales Haar, schöne Farbe und die größte Dauerhaftigkeit empfiehlt“.[26] Kurz vor dem Ersten Weltkrieg betrug das Gesamtaufkommen an Wildnerzen aus Nordamerika etwa 1 Million Stück.[1]

Welt-Nerzproduktion: 
                1864      1900     1930 
Europa         55.000   20.000    50.000     
Asien                   50.000    20.000
Nord-Amerika  200.000  450.000   500.000 
gesamt        255.000  520.000   570.000
 
Nach 1930 kam es allmählich zu Anlieferungen aus der Farmzucht,
1950 waren es etwa 3 Millionen Felle.[27]

Handel heute

 
Sortieren der Nerzfelle in der VEAB - Volkseigener Erfassungs- und Aufkaufbetrieb der DDR in Naunhof bei Leipzig (1950)

Der Verkauf der Nerzfelle erfolgt hauptsächlich auf Auktionen. Hier werden sie nach Größen und Qualitäten sortiert und in Bündeln vereint (lots) zum Höchstpreis versteigert.

Die Produktion farmgezüchteter Nerze schwankt je nach Nachfrage. Die größte Steigerung fand mit einer weltweiten jährlichen Zunahme von 1 Million Stück zwischen 1945 und 1965 statt.[15] 1988 erreichte sie eine Spitze von 42 Millionen, fiel 1993 auf 20 Millionen und stieg dann beständig zu einem neuen Höhepunkt im Jahr 2007 auf 56 Millionen, um bis 2010 auf circa 50,5 Millionen abzusinken.

2010 kamen aus den skandinavischen Ländern 17.760.000 Felle, aus Europa insgesamt 30,3 Millionen (60 Prozent der Weltproduktion). Im gleichen Jahr betrug das Weltangebot an Farmnerzfellen 50.480.000 Felle. Nach Angaben der Auktionsgesellschaft Kopenhagen Fur im Jahr 2009 wurde dort auf der Septemberauktion des gleichen Jahres mit 11.000 Dänischen Kronen (1478 €) der bisher höchste Durchschnittspreis für ein Nerzfell überhaupt erzielt, das Sortiment umfasste fünfzig Felle.[28] Um diese Spitzenpreise für die (kleinen) Top-Lose richtig einzuordnen, muss man wissen, dass die Auktionsgesellschaften den Käufern werbewirksame Urkunden und PR-Arbeit zur Verfügung stellen.

Endverbraucherpreise für einen Mantel um 1973:

  • Nerz (ausgelassen) zwischen ca. 1750,- und 7500,- DM
  • Superqualitäten wie Black Diamond und andere Spitzenqualitäten ca. 12.000,- bis 18.000,- DM
  • Wildnerz um ca. 25.000 DM

Ein Persianermantel kostete, zum Vergleich, um die Zeit zwischen ca. 2950,- und 9000,- DM, ein Kaninmantel zwischen ca. 350,- und 1200 DM.[29]

Nerzfelle, auch die Nerzreste, werden für alle denkbare Pelzbekleidung, naturell oder gefärbt, für Mäntel, Jacken, Besätze, Innenfutter und Schals, aber auch für Pelzdecken, im Schmuckbereich etc. verwendet.

Nerzfell-Weltproduktion 2010-2005[30]
                   Vorschau
Land                 2010        2009        2008        2007        2006        2005
----------------------------------------------------------------------------------------
Dänemark          14.000.000  14.000.000  14.000.000  14.000.000  13.500.000  12.900.000
Finnland           2.000.000   2.100.000   1.900.000   2.100.000   2.000.000   1.950.000
Norwegen             600.000     600.000     660.000     680.000     530.000     430.000
Schweden           1.000.000   1.200.000   1.300.000   1.400.000   1.400.000   1.400.000
Island               160.000     150.000     160.000     170.000     160.000     150.000
Skandinavien ges. 17.760.000  18.050.000  18.020.000  18.350.000  17.590.000  16.830.000  
                 
Niederlande        4.800.000   4.500.000   4.500.000   4.300.000   3.700.000   3.300.000 
Polen              4.300.000   3.700.000   3.200.000   2.800.000   2.200.000   1.800.000
Baltische Staaten  1.400.000   2.000.000   2.000.000   1.600.000   1.400.000   1.250.000
Irland               170.000     150.000     200.000     180.000     170.000     170.000
Griechenland         600.000     450.000     400.000     300.000     250.000     200.000
Spanien              450.000     500.000     500.000     450.000     420.000     420.000
Belgien              150.000     150.000     150.000     150.000     150.000     150.000
Deutschland          200.000     300.000     350.000     400.000     380.000     370.000
Italien              170.000     150.000     150.000     150.000     150.000     150.000
Frankreich           180.000     150.000     180.000     190.000     190.000     190.000
Russland           1.300.000   1.300.000   2.000.000   2.200.000   2.100.000   2.000.000
Weißrussland         800.000     600.000     800.000   1.000.000     800.000     700.000
Ukraine              400.000     200.000     300.000     250.000     200.000     150.000
USA                3.400.000   2.800.000   3.000.000   3.000.000   2.850.000   2.700.000
Kanada             2.200.000   2.300.000   2.300.000   2.300.000   2.100.000   1.900.000
China*            12.000.000   9.000.000  12.000.000  18.000.000  15.000.000  12.000.000
Andere               200.000     200.000     220.000     170.000     370.000     300.000 
Gesamt            50.480.000  46.500.000  50.270.000  55.790.000  50.020.000  44.580.000

* Die Zahlen aus China sind mangels einer offiziellen Erfassung sehr unsicher.

Siehe auch

Commons: Nerzfelle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Bekleidung aus Nerzfellen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Nerzfellverarbeitung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkung

  1. Die angegebenen vergleichenden Werte (Koeffizienten) sind das Ergebnis vergleichender Prüfung durch Kürschner und Rauchwarenhändler in Bezug auf den Grad der offenbaren Abnutzung. Die Zahlen sind nicht eindeutig, zu den subjektiven Beobachtungen der Haltbarkeit in der Praxis kommen in jedem Einzelfall Beeinflussungen durch Gerbung und Veredlung sowie zahlreiche weitere Faktoren hinzu. Eine genauere Angabe könnte nur auf wissenschaftlicher Grundlage ermittelt werden. Die Einteilung erfolgte in Stufen von jeweils 10 Prozent.

Einzelnachweise

  1. a b c Dr. Fritz Schmidt: Das Buch von den Pelztieren und Pelzen, 1970, F. C. Mayer Verlag, München, S. 256-271
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v Christian Franke/Johanna Kroll: Jury Fränkel’s Rauchwaren-Handbuch 1988/89, 10. überarbeitete und ergänzte Neuauflage, Rifra-Verlag Murrhardt, S. 25-39
  3. David G. Kaplan: The Fur book, The National Cleaner & Dyer, New York, 1950, S. 244 (engl.)
  4. Emil Brass: Aus dem Reiche der Pelze, 1911, Verlag der „Neuen Pelzwaren-Zeitung und Kürschner-Zeitung“, Berlin, S. 503-506
  5. a b c Arthur Samet: Pictoral Encyclopedia of Furs, Arthur Sameth (Hsgbr.) New York, S. 417 (engl.)
  6. A. R. Harding: Fur Buyers' Guide, A. G. Hardung Publisher, Columbus, Ohio, 1915, S. 183-185
  7. Dr. Paul Schöps; Dr. H. Brauckhoff, Stuttgart; K. Häse, Leipzig, Richard König, Frankfurt/Main; W. Straube-Daiber, Stuttgart: Die Haltbarkeitskoeffizienten der Pelzfelle in Das Pelzgewerbe, Jahrgang XV, Neue Folge, 1964, Nr. 2, Hermelin Verlag Dr. Paul Schöps, Berlin, Frankfurt/Main, Leipzig, Wien, S. 56-58
  8. George R. Cripps: About Furs, Liverpool, 1913, S. 69 (engl.)
  9. Auskunft Firma Leonhard Hofstetter, Rötz, November 2010
  10. In: „Pelzgewerbe“ (ohne Namen):Zobelähnlicher Nerz, Hermelin-Verlag Berlin/Frankfurt am Main/Leipzig, Wien, 1958 Nr. 5, S. 230
  11. Dr. Horst Zimmermann: Sami-Nerze, in „Das Pelzgewerbe“, Hermelin-Verlag, Berlin, Frankfurt am Main, Leipzig, Wien, Jahrgang XII - Neue Folge, 1961 Nr. 6, S. 256-258
  12. Prof. Dr. sc. nat. Dr. med vet. h. c. Heinrich Dathe, Berlin; Dr. rer. pol. Paul Schöps, Leipzig unter Mitarbeit von 11 Fachwissenschaftlern: Pelztieratlas, VEB Gustav Fischer Verlag Jena, 1986, S. 167.
  13. In „Das Pelzgewerbe“ (ohne Namen): Die Weltproduktion an Nerzfellen, Hermelin Verlag, Jahrgang XX - Neue Folge, 1970, Nr. 5, S. 29-31
  14. a b Arthur C. Prentice: A Candid View of the Fur Industry, Clay Publishing Company, Bewdly, Ontario, S. 144-182 (engl.)
  15. a b Dr. Dieter Wieland: Organisation des Rauchwarenmarkts, CB-Verlag Carl Boldt, Berlin, Frankfurt am Main, S. 106, 126
  16. a b c Dr. Horst Zimmermann, Greifswald: Grundlagen der Mutationsnerzzucht, in „Das Pelzgewerbe“, Jahrgang X Neue Folge, 1959 Nr. 4, S. 147-153
  17. a b Dr. Fritz Schmidt: Mutationen in der Nerzzucht, in: „Das Pelzgewerbe“, Beilage zur Zeitschrift „Hermelin“, 1951 Heft 3, Hermelin-Verlag, Berlin, Leipzig, S. 16-22
  18. www.textilwirtschaft.de, 24. November 2004. Zuletzt abgerufen 7. Dezember 2010
  19. Winckelmann Sales Report, Copenhagen, 30. Januar 1982, Winckelmann Verlag, Frankfurt/Main, S. 16
  20. Kopenhagen Fur's labelling scheme
  21. Fellgrößen bei Saga Furs, abgerufen am 27. November 2010
  22. Under Eight Monarchs - 1823-1953, C. W. Martin & Sons, Ltd., London 1953, englisch
  23. Heinrich Hanicke: Handbuch für Kürschner, Verlag von Alexander Duncker, Leipzig, 1895, S. 71
  24. Dr. Johann Georg Krünitz's ökonomisch-technologische Encyklopädie, Sieben und funfzigster Theil, Berlin, 1792, S. 17
  25. Heinrich Lomer: Der Rauchwaaren-Handel, Leipzig, Selbstverlag, 1864, S. 62
  26. Paul Cubäus: Das Ganze der Kürschnerei, A. Hartleben's Verlag, Leipzig, 1891, S. 341
  27. D. Paul Schöps in Verbindung mit Alfred Erler, Richard Gloeck, Kurt Häse, Dr. Fritz Schmidt: Fellwerk vom Nerz, in „Das Pelzgewerbe“, Jahrgang X / Neue Folge, 1959 Heft 1, S. 3-14Hermelin-Verlag Paul Schöps,
  28. www.kopenhagenfur.de, abgerufen am 7. Dezember 2010
  29. Marie Louise Steinbauer, Rudolf Kinzel: Pelz, Steinbock Verlag, 1973, S. 224-225
  30. www.furcommission.com (bis 2009 nach Erfassung durch Oslo Fur Auction, 2010 von Finnish Fur Sales und Kopenhagen Fur), abgerufen 6. Dezember 2010