Paluxy-River-Fußspuren
Die Paluxy-River-Fußspuren sind fossile Abdrücke von Dinosauriern im Flussbett des Paluxy Rivers nahe Glen Rose, Texas, in den USA.
Die Spuren umfassen zahlreiche dreizehige Abdrücke, die dem Acrocanthosaurus zugeschrieben werden. Daneben existieren bis zu zwölf Fährten, die deutlich größer und rundlich sind und von Sauropoden stammen (wahrscheinlich Pleurocoelus).
Bekannt wurden sie für die angeblich von Menschen stammenden Fußabdrücke. Umfangreiche Untersuchungen widerlegten diese Behauptung jedoch.[1]
Aus paläontologischer Sicht geben sie zudem aufschlussreiche Erkenntnisse über das Sozialverhalten von Dinosauriern.
Vorgeschichte
Die Geschichte um die Fußspuren reicht zurück ins Jahr 1908. Starke Regenfälle verursachten Überschwemmungen, wobei massive Kalksteinplatten aus dem Flussbett herausgerissen wurden und teilweise zerbrachen. Erst durch diese Ereignisse wurden die Dinosaurier-Fußspuren freigelegt.
Im folgenden Frühjahr fand der Teenager George Adams in einem Zufluss des Paluxy Rivers, dem sogenannten Wheeler Branch, eine ganze Reihe dreizehiger Fußabdrücke im Bachbett. Der einheimische Schulleiter Robert E. McDonald identifizierte diese als Dinosaurier-Fußspuren.
Folgende Untersuchungen ergaben, dass die dreizehigen, klauenartigen Abdrücke von zweibeinigen und fleischfressenden Theropoden stammen (möglicherweise Acrocanthosaurus, dessen Knochen nur wenige Meilen entfernt gefunden wurden).
Ca. 1910 stießen die einheimischen Teenager Charlie Moss und sein Bruder Grady am Paluxy River ebenfalls auf eine Fährte dreizehiger Fußspuren. Ebenso fanden sie eine ganze Reihe merkwürdiger, länglicher Abdrücke (ca. 38-45cm groß), welche den Geologen bisher vollkommen unbekannt waren und von Charlie Moss als von „Riesenmenschen“ stammend bezeichnet wurde. Die Einheimischen hielten sie für menschliche Fußabdrücke. Den meisten Einwohnern war nicht bewusst, welche Konsequenzen solch eine Entdeckung auf das bisherige Verständnis der geologischen Zeitskala haben würde, da zwischen dem Aussterben der Dinosaurier und dem Auftauchen der ersten Menschen ein Zeitraum von ca. 60 Mio. Jahren liegt. Heutzutage werden die Spuren auf ein Alter von etwa 113 Mio. Jahren geschätzt (Young, 1974; Bergan und Pittman, 1990).
In den 1930er Jahren begann der aus Glen Rose stammende Jim Ryals damit, einige der Fußspuren (darunter auch welche der „menschlichen“, deren Verbleib bis heute nicht gewiss ist) aus dem Stein zu schlagen, um sie zu verkaufen (Bird, 1954). Zu etwa der gleichen Zeit verkaufte George Adams (der Entdecker der Spuren im Wheeler Branch) in lose Steine gemeißelte Spuren angeblicher „Riesenmenschen“. Georges Neffe Wayland berichtete einer Gruppe von „kreationistischen Forschern“ später, dass sein Onkel sich dafür große Steine mit einer bereits existierenden Vertiefung suchte und diese in seiner Freizeit zu menschlich aussehenden Abdrücke verarbeitete (Morris, 1980). Seine heute noch verbliebenen „Menschenspuren“ weisen jedoch allesamt gravierende anatomische Unkorrektheiten auf, wie falsch platzierte Fußballen und –gewölbe, sowie übermäßig lange und deformierte Zehen. Adams und Ryals hatten dem heutigen Verständnis nach aber eher ökonomische als ideologische Beweggründe. Zudem haben die künstlich gemeißelten äußerlich nur wenig mit den angeblich von Menschen stammenden Abdrücken im Paluxy-River-Flussbett zu tun.
Erste wissenschaftliche Untersuchung
Im Jahre 1938 entdeckte der Paläontologe Roland T. Bird während einer Feldexpition in Gallup, New Mexico, einige der gefertigten Fußabdrücke, welche er als Fälschungen erkannte. Er entschied sich trotzdem der Sache nachzugehen und fand mit Hilfe einiger Ortskundiger mehrere dreizehige (von Therapoden stammenden) Abdrücke im Flussbett des Paluxy-Rivers. Nach weiteren Untersuchungen fand er schnell weitaus größere und von Sauropoden stammende Abdrücke. Sie erregten großes Aufsehen, als Bird sie in mehreren Artikeln im National Geographic und Natural History vorstellte. Obwohl Bird niemals von echten „Menschen-Spuren“ berichtete, kamen schnell Gerüchte auf, dass im Paluxy-River tatsächlich fossile menschliche Fußabdrücke direkt neben denen von Dinosauriern existieren. In einem seiner Artikel erwähnte er lediglich, dass die künstlich angefertigten „Fußabdrücke“ der Grund für seine Reise nach Glen Rose waren, ebenso wie die von Einheimischen als von „Riesenmenschen“ stammenden Abdrücke. Zudem konnte Ryals ihm auch nur einen dieser seltsamen Fußabdrücke zeigen, der, laut Bird, von einem „bisher unbekannten Dinosaurier oder Reptil“ stammt (Bird, 1939, S. 257).
Paläontologische Erkenntnisse
Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass die gefundenen Fußabdrücke ausnahmslos von Dinosauriern stammen.[1] Hinweise darauf fanden sich in der Taylor Site, wo die Spuren nicht nur durch ihre Topographie sondern noch deutlicher durch blaugraue bis rostrote Verfärbungen begrenzt werden. Diese Verfärbungen zeigen nach Kuban (1986b) und Hastings (1987) auch bei den menschenähnlichen Spuren deutliche Saurierzehen eines dreizehigen Dinosauriers. Die Verfärbungen werden auf Sedimentfüllungen der Spuren kurz nach ihrer Bildung zurückgeführt. Je mehr diese Verfüllungen jetzt aus der Spur herauswittern, desto mehr verwandelt sich die einstmals entfernt menschenähnliche Spur wieder in die ursprüngliche Saurierspur zurück. Inzwischen wurden auch außerhalb des Gebietes um Paluxy Spuren von Sauriern als Sohlengänger gefunden, ebenso wie Spuren mit vergleichbaren charakteristischen Sedimentverfüllungen.
Die länglichen Spuren machten deutlich, dass Saurier nicht nur, wie bislang angenommen, auf den Zehen gingen, sondern einige Spezies zumindest teilweise den gesamten Fuß inklusive Sohle und Ferse aufsetzten. Manche Dinosaurier wechselten sogar ihre Gehweise innerhalb einer Spur (Kuban 1986a). Die Interpretation als Trittspuren von Dinosauriern erklärt auch die früheren Sichtungen sogenannter „Riesenspuren“.
Die Dinosaurierspuren sind allerdings auch deshalb wissenschaftlich interessant, weil sie nach Thomas & Farlow (1998) Szenen einer Dinosaurierjagd zeigen könnten. Datiert werden die Spuren in die Glen Rose Formation (Unterkreide), also an die Grenze vom Aptium zum Albium mit einem Alter von ca. 113 Millionen Jahren (Young 1974, Bergan & Pittman 1990).
Die Funde aus Sicht des Kreationismus und von Paläo-SETI
Seit dem erstmaligen Fund von mutmaßlichen menschlichen Fußspuren neben Trittsiegeln von Dinosauriern im Jahre 1908 im Bett des Paluxy Rivers wurden bis in die heutige Zeit entsprechende Funde in verschiedenen geologischen Schichten der Kreidezeit durch einzelne Autoren aus dem Umfeld des Kreationismus und der Paläo-SETI-Hypothese gemeldet (Burdick 1950, Dougherty 1971, Wilder-Smith 1994, Hefinstine 1994, Baugh 1982).
Die vermuteten Menschenspuren wurden besonders in den 1970er Jahren regelmäßig in kreationistischen Schriften, besonders in Arbeiten der der Bible-Science-Association (BSA) und dem Institute of Creational Research (ICR) thematisiert. Inzwischen werden die wissenschaftlichen Belege für die Urheberschaft durch Dinosaurier bei amerikanischen und deutschen Kreationisten als so hieb- und stichfest angesehen (Scherer & Wiskin 1986), dass innerhalb des Kreationismus nur noch eine Minderheit die Spuren als wissenschaftliches Argument gegen die Evolutionstheorie benutzt.
Aus Sicht des Paläo-SETI-Umfeldes soll die Gleichzeitigkeit von Sauriern und Menschen besonders die Anwesenheit von menschenartigen Trägern einer originär außerirdischen Kultur in der Urzeit belegen.
Einzelnachweise
Literatur
- Bergan, G. R,. Pittman, J.G. (Hrsg) (1990): Nearshore Clastic Carbonate Facies and Dinosaur Trackways in the Glen Rose Formation (Lower Cretaceous) of Central Texas. GSA Field Trip #8, The Dallas Geological Society, Dallas, Texas.
- Hastings, Ronnie J, (1987): New Observations on Paluxy Tracks Confirm Their Dinosaurian Origin. Journal of Geological Education, Vol. 35, No. 1, pp. 4-15.
- Kuban, G. J.: (1986a): Elongate Dinosaur Tracks. In Gillette, David D. and Martin G. Lockley, (Hrsg.): Dinosaur Tracks and Traces, 1989, Cambridge University Press, pp. 57-72
- Kuban, G. J. (1986b): Color Distinctions and Other Curious Features of Dinosaur Tracks Near Glen Rose, Texas. In: Gillette, David D. and Martin
- G. Lockley, eds., Dinosaur Tracks and Traces, 1989, Cambridge Univ. Press, p. 427-440
- Scherer, S., Wiskin, R. (1986): "Menschliche" Fußabdrücke in der Kreide: Ein Lehrstück für die Schöpfungsforschung. W+W Diskussionsbeitrag 1/86, Baiersbronn.
- Thomas, D.A,, Farlow, J.O. (1998): Spuren einer Dinosaurierjagd. Spektrum d. Wissenschaft, 2/98, S. 86 - 91.