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Laudatio Turiae

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Laudatio Turiae

Laudatio Turiae (lat. das Lob der Turia) wird eine aus vier Fragmenten bestehenden römischen Inschrift aus der Zeit des Augustus genannt.[1] Es handelt sich dabei um die Lobrede eines Ehemannes, die in den Grabstein seiner Frau eingraviert ist. Der Name der Gelobten fehlt. Das einzige namentlich erwähnte Familienmitglied ist ein Cluvius, der mit ihrer Schwester verheiratet war.

Der Witwer preist in seiner Rede einerseits, wie auf Grabsteinen römischer Frauen nicht unüblich, die häuslichen Tugenden seiner Frau, mit der er 41 Jahre lang verheiratet war. Darüber hinaus schildert er ihren gemeinsamen bewegten Lebensweg: Einen Tag vor der Hochzeit wurden ihre Eltern ermordet. Die junge Braut sorgte in Anwesenheit des in Macedonia weilenden Ehemannes für die Bestrafung der Täter. Zusätzlich musste sie einen Streit gegen ihre Verwandten ausfechten, die ihr und ihrer Schwester das väterliche Erbe vorenthalten wollten. Auch dabei ging sie dank ihrer geschickten Argumentation, dass sie keine Manusehe geschlossen habe und daher nach dem Tode ihres Vaters unter keiner Potestas stünde, siegreich hervor. Im der für damalige Zeit trotz Kinderlosigkeit langen Ehe unterstützte sie ihren Ehemann wiederholt aus diesem Vermögen, u.a. half ihm während des Bürgerkriegs zwischen Caesar und Pompeius bei der Flucht, gab ihm ihren Schmuck mit und versorgte ihn im Exil mit Sklaven, Geld und Vorräten. In seiner Abwesenheit schützte sie das Haus vor Milos plündernden Truppen. Obwohl die Ehe mit einem Verbannten als ungültig galt, hielt sie zu ihm. Später bat sie den Triumvirn Lepidus, das Gnadenedikt Octavians auch auf ihren Mann auszudehnen. Obwohl Lepidus sogar mit den Füßen nach ihr trat, beharrte sie hartnäckig auf ihrem Recht. Später bot sie ihm sogar die Scheidung bei gleichzeitigem Verzicht auf ihr Vermögen an, um ihm zu ermöglichen, mit einer anderen Frau Kinder zu haben. Er lehnte entschieden ab.

Dass es sich um Turia, die Ehefrau von Quintus Lucretius Vespillo, handelte, wie Mommsen mit Verweis auf Appian[2] annahm,[3] wird von der neueren Forschung nicht bestätigt.

Einzelnachweise

  1. CIL 6, 1527 (Abbildungen).
  2. Appian: Bürgerkriege 4, 44.
  3. Theodor Mommsen: Zwei Sepulcralreden aus der Zeit Augusts und Hadrians. In: ders.: Gesammelte Schriften. Band 1, Berlin 1905, S. 393–428 (zuerst 1863).

Literatur

  • Dieter Flach: Die sogenannte Laudatio Turiae; Einleitung, Text, Übersetzung und Kommentar. Darmstadt 1991.