Das ORWOhaus ist ein Industriegebäude aus den 70er Jahren, das bis zur Wende als Produktionsstätte vom ostdeutschen Filmhersteller ORWO genutzt wurde. Es steht mitten im Industriegebiet, zwischen Bahnschienen und einer sechsspurigen Hauptstraße - ein paar Kilometer weiter östlich ragen die Hochhäuser von Berlin-Marzahn in den Himmel.
Portrait
1990 ging das Haus in den Bestand der Treuhandliegenschaftsgesellschaft (TLG) über. Da sich kein Käufer fand, wurden die Räumlichkeiten nach jahrelangem Leerstand als Lagerflächen von kleineren Unternehmen zwischengenutzt. Zusätzlich mieteten sich ab 1998 junge Bands ein, weil sich das Haus durch die abgeschiedene Lage hervorragend zum Proben eignete.
Von außen sieht das ORWOhaus tagsüber recht unscheinbar aus. Niemand würde vermuten, dass hier über 90 Bands proben. Doch in den Abendstunden füllt sich der Parkplatz vor dem Haus und bis in die Nacht dröhnt laute Musik aus den bunt erleuchteten Fenstern und lässt die Lebendigkeit
erahnen, die einen im Innern des Hauses erwartet!
Im Frühjahr 2004 wurden vom Bauamt gravierende Brandschutzmängel festgestellt, woraufhin der Eigentümer im Juni 2004 alle Mietverhältnisse kündigte. Zu diesem Zeitpunkt hatten rund 400 Musiker im ORWOhaus einen dauerhaften Ort zum Proben gefunden und wollten die Schließung nicht kampflos hinnehmen! In den sechs Jahren hatten sich viele Bands ihre Räume bereits aufwendig eingerichtet und Tonstudios eingebaut. Durch laute Proteste und zweitweise Hausbesetzung haben wir das Interesse der Berliner Öffentlichkeit auf uns gezogen. Unterstützt von Presse und Politik konnte die Schließung des ORWOhauses verhindert werden. Der Berliner Kultursenator Dr. Thomas Flierl verhandelte persönlich mit der TLG und erreichte eine halbjährige Übergangsphase,
in der die Selbstverwaltung des Hauses durch die Musiker in Angriff genommen und ein umfassendes Betreiber- und Finanzierungskonzept entwickelt werden konnte.
Am 30. April 2005, nur zehn Monate nach der Kündigung, unterschrieb der eigens gegründete ORWOhaus e.V. schließlich den Kaufvertrag.
Musikerplattform
Das ORWOhaus soll für Musiker und Künstler eine Anlaufstelle in Berlin werden. Hier wird den Bands eine einmalige Plattform geboten. Das Angebot der vorhanden Tonstudios soll durch die Ansiedlung weiterer musiknaher Dienstleistungen ergänzt werden. Dazu zählen z.B. Agenturen für Booking, Event-Management und Promotion, Labels, Grafik- und Webdesign, Equipmentverleih und Musikalienhändler. Im Erdgeschoss können Konzerte und Workshops durchgeführt und Hallen für Tour-Vorbereitungen genutzt werden. Die Kommunikation im Haus wird gezielt gefördert. Im Haus ist ein Café mit Dachterrasse als zentraler Treffpunkt geplant, in dem sich die Musiker nach dem Proben treffen können, um sich auszutauschen und Kontakte zu anderen Musikern zu knüpfen.