Robert M. Parker (* 23. Juli 1947 in Baltimore, Maryland, USA) ist ein US-amerikanischer Weinkritiker und -autor.

Parker ist ausgebildeter Rechtsanwalt, betreibt jedoch seit fast 30 Jahren professionellen Weinjournalismus. Seine Weinbewertungen mit den Parker-Punkten sind international ein maßgeblicher Faktor zur Preisbildung auf dem Weinmarkt.[1] Er benutzt ein 100-Punkte-System[2], wobei 100 Punkte die Höchstnote sind. Amerikanische Weinhändler zeichnen ihre Weine beispielsweise nicht nur mit dem Preis aus, sondern auch mit der Bewertung von Parker wie 93 PP (Parker-Punkte).
Parker veröffentlicht seine Bewertungen in seinem zweimal im Monat erscheinenden Newsletter „The Wine Advocate“ und den Büchern „Bordeaux“ und „Parkers Wein-Guide“. Seine Bewertungen betreffen im Wesentlichen die Weine Frankreichs. Seine ursprüngliche Domäne waren zu Beginn Weine aus dem Bordeaux und den Côtes du Rhône. Inzwischen bepunktet er auch italienische und kalifornische Weine. Auch spanische und australische Weine fließen vermehrt in seine Bewertungen ein. Dafür beschäftigt Parker ein mehrköpfiges Verkosterteam.
Nach einem Skandal über Parker-Bewertungen burgundischer Weine, hat er sich aus diesem Gebiet zurück gezogen. In der dritten Ausgabe seines Wine Buyer's Guide[3] berichtete Parker, dass die Weine des Domaine Faiveley im Ausland schlechter schmecken würden als die, die man auf dem Weingut selbst verkostet würde.[4] Mit anderen Worten, Parker beschuldigte Faiveley des Betrugs. Faiveley verklagte daraufhin Parker wegen Verleumdung. Im Februar 1994 musste Parker vor dem Pariser Tribunal de Grande Instance erscheinen. Der Prozess wurde mit einem Vergleich beigelegt.
Leben
Parker ist Absolvent der Universität von Maryland, College Park, mit einem Major in Geschichte und einem Minor in Kunstgeschichte. Er setzte seine Universitätslaufbahn an der Universität von Maryland (Baltimore) fort und legte seine Promotion im Fach Recht 1973 ab. Über mehr als zehn Jahre hinweg arbeitete er als Anwalt für die Farmkreditbank von Baltimore. Er kündigte im März 1984, um sich hauptberuflich der Weinbewertung zu widmen.
1975 begann er einen unabhängigen verbraucherorientierten Weinführer zu verfassen. Parker wollte ein Interessenvertreter der Verbraucher sein, unbelastet durch die Notwendigkeit, Wein verkaufen zu müssen. 1978 begann er mit der Arbeit an seiner Zeitschrift „The Wine Advocate“. Die erste Ausgabe war eine Beilage zu Postverteil-Listen, die er bei größeren Weinhandelshäusern als Adressen käuflich erworben hatte. Das Magazin hatte im August 1978 600 Abonnenten. Bis heute wird sie nicht über Anzeigen, sondern Abonnents finanziert.
Parker erfuhr weltweite Aufmerksamkeit, als er den Jahrgang 1982 von Bordeaux als superbes Jahr ausrief, im Gegensatz zu vielen anderen Kritikern, die der Ansicht waren, das Jahr sei zu säurearm ausgefallen und überreif. Die Debatte darüber, ob das Jahr 1982 ein alterungsbeständiges Jahr sei, dauert bis heute an. Aber der Weinmarkt scheint gesprochen zu haben, er erhob die Preise dieser Weine weit über jene folgender Jahrgänge.
Zwanzig Jahre später hatte die Zeitschrift „The Wine Advocate“ über 40.000 Abonnenten in 38 Ländern. Heutzutage stimmen viele Kundige zu, dass „The Wine Advocate“ den meisten Einfluss auf das Verhalten der Weinkäufer ausübe und Trends setze, nicht nur in den USA, sondern auch in Frankreich, England, Deutschland, der Schweiz, Japan, Taiwan, Singapur, Russland, Mexiko, Brasilien und der VR China.
Zusätzlich zur Schreib- und Verkostungsarbeit für „The Wine Advocate“ trug Parker als schreibender Herausgeber für etliche Periodika, Wein- und Essen-Magazine bei. Er schrieb ebenso regelmäßig auch für das englische Magazin „The Field“ und wurde der Weinkritiker für das französische Magazin „L´Express“: das erste Mal, dass ein Nicht-Franzose diese Position einnahm.
Bücher
Parker schrieb elf Bücher über Wein, die Bestseller wurden nicht nur in den USA, sondern in ihren übersetzten Ausgaben auch in Frankreich, Japan, Deutschland, Schweden und Russland.
Im November 1985 erschien sein erstes Buch bei „Simon and Schuster“. Die Bordeaux-Ausgabe ging in sechs Neuauflagen, war eine Wahl des Clubs „Book of the Month“, und bekam internationale Anerkennung bei Kritikern. Eine englische Ausgabe über Bordeaux wurde bei der Londoner Gesellschaft von Dorling, Kindersely Ltd. verlegt. Es gewann den hochrangigen Glenfiddich-Preis als Englands bestes Weinbuch im Jahre 1986. Die in Paris beheimatete Solar-Gesellschaft publizierte den Band über Bordeaux 1989, und umgehend erschienen drei Auflagen. Weiter noch wählte der französische Buchclub, der größte der Welt, das Buch zum „Buch des Monats“ im Januar 1991. Fremdsprachige Ausgaben des Bordeaux-Führers wurde in Japan, Deutschland und Schweden verlegt.
1987 brachten „Simon and Schuster“ zwei weitere Weinbücher von Parker heraus, „Parker´s Wine Buyer´s Guide“, und „The Wines of the Rhône Valley and Provence”. Das letztere Buch gewann 1989 den „Tastemaker´s Award“ als bestes Weinbuch des Jahres, das in den USA publiziert wurde, und den „Wine Guild's Wine Book of the Year Award“ in Großbritannien.
Im April 1989 wurde sein zweiter „Wine Buyer´s Guide“ publiziert, und sein fünftes Buch über das Burgund kam 1990 heraus. „Burgund“ wurde ebenso in Frankreich und in England herausgegeben. Im Herbst 1991 kam eine revidierte und erheblich erweiterte Bordeaux-Ausgabe heraus. Sie erschien auch auf Japanisch, Deutsch und Französisch. 1993 kam die dritte Ausgabe des „Wine Buyer´s Guide“ heraus. 1997-1998 stand die französische Ausgabe des Einkaufsführers „Le Guide Parker“ 27 Wochen lang in der Zehner-Spitzengruppe der bestverkauften Bücher. 1995 erschien die vierte Ausgabe des Einkaufsführers, ein Buch, das geschäftlicher und publizistischer Erfolg wurde. In England und in Frankreich wurde es wiederholt aufgelegt unter dem Namen „The Guide Parker“ . 1998 kam sein zehntes Buch heraus, eine dritte Ausgabe des Bordeaux-Führers, und wurde in Deutschland, England, Frankreich, Japan und den USA verlegt.
Preise und Anerkennungen
1993 erhielt Parker den „Wine and Vine Communication Award” von Moët-Hennessy für seine französischen Ausgaben über Burgund und Bordeaux.
1995 wurde Parker der dritte Ehrenbürger der Weinbau-Gemeinde Châteauneuf-du-Pape im Rhônetal.
Im Mai 1998 wurde Robert Parker von der James Beard-Stiftung ausgezeichnet, deren Preise die höchsten Ehren darstellen für Autoren in der Gastronomie- und Weinbranche.
Am 29. März 1999 unterzeichnete der französische Präsident Jacques Chirac ein Dekret, das Parker zum Ritter der Ehrenlegion erhob. Er wurde in einer Zeremonie im Élysée-Palast am 22. Juni 1999 ausgezeichnet.
Schon 1993 hatte der nun verstorbene Präsident François Mitterrand Parker zum Verdienstordens-Träger ernannt. Robert Parker ist einer der wenigen Ausländer, die alle beiden höchsten präsidentiellen Auszeichnungen Frankreichs erhielten.
Einfluss auf die Weinwirtschaft
Besonders in den USA setzen zahlreiche Händler bei der Weinvermarktung auf Parkerpunkte. Eine Parker-Bewertung von 90 Punkten bedeutet, dass dieser Wein in seinem Urteil ein Wein von hoher Qualität sei. Diese Wertung veranlasst häufig Käufer, solch einen Wein zu bestellen, ohne ihn verkostet zu haben.
Auch die berühmten „Grand Crus“ von Bordeaux setzen bei der Vermarktung auf Parker-Bewertungen. Um ihre Weine besser zu verkaufen, modifizieren viele Weingüter ihre Herstellungsverfahren in Weinberg und Keller so, dass Weine in jenem Stil entstehen, den Parker präferiert und hoch bepunktet. Zur Optimierung des Weinherstellung im Parkerstil wird oft der mit Parker befreundete französische Önologe Michel Rolland als Berater engagiert, der ein Spezialist für vollmundige, fruchttiefe Weine mit viel Barriqueeinsatz ist. Auf die Spitze trieben diese Manier einige „Boutique-Weingüter“ (→ Garagenweine) mit niedrigsten Erträgen, die sich in der Folge von Parkers Wertungen eines großen Zuspruchs erfreuten.
Kritik
Kontrovers wird der Parkers Einfluss unter den Kennern eleganter, feinstrukturierter Weine diskutiert. Sie kritisieren Parkers Einfluss auf die europäische Weinbaukultur, da er Wein höher bewerte, der entgengesetzt zur historisch gewachsenen Wein- und Geschmackstradition in vielen traditionellen europäischen Weingebiete stehen würden. „Parkerweine“ seien oft überkonzentriert („fett“) und besäßen einen zu hohen Anteil an Eichenaromen, Alkohol und Extraktstoffen. Durch dieses "Parkerisieren" schwänden finessenreiche, komplex strukturierte Weine zunehmend aus dem Angebot.
Die französische Juristin Hanna Agostini war von 1995 bis 2003 Parkers Mitarbeiterin. Zunächst organisierte sie für ihn Verkostungen im Bordelais, später übersetzte sie Parkers Newsletter ins Französische. Agostini und Parker trennten sich, als bekannt wurde, dass Agostini bei Weingütern und Handelshäusern Consulting-Dienste anbot und diese mit ihren guten Kontakten zu Parker beworben haben soll. In ihrem 2007 in Frankreich erschienenen Buch "Robert Parker - Anatomie d'un mythe" (Robert Parker - Anatomie eines Mythos) erhebt Agostini Zweifel an Parkers Rechtschaffenheit und der Unabhängigkeit seiner Weinbeurteilungen. So behauptet sie, Parker verbringe nur "sieben Tage pro Jahr" in Frankreich. Parkers Verkostungen würden auch nicht von unabhängigen Experten oder bezahlten Mitarbeiter vorbereitet, sondern von Großhändlern aus seinem Freundeskreis. Agostini nennt auch Namen: Dominique Renard, Jeffrey Davies, Bill Blatch, Archibald Johnston und den bekannten Wein-Consultant Michel Rolland. In der Zeitschrift Stern erschien kurze Zeit später ein kritischer Artikel über Rober Parker[5], der einige Aussagen aus Agostinis Buch kommentierte.
Als Parker Ende der 1980er-Jahre mit seiner Tätigkeit als Weinkritiker begann war es neu, dass ein Experte Weine testete und beurteilte, ohne offen mit Weinerzeugern oder -händlern geschäftlich involviert gewesen zu sein. Neu waren auch die Blinverkostungen von Parker, sowie die Tasache, dass sein Newsletter "The Wine Advocate" keine Werbeanzeigen enthielt. Inzwischen beschäftigt Parker ein mehrköpfiges Verkosterteam, von denen einige kommerzielle Beziehungen haben.[4]
Es gibt Studien, die untersucht haben, inwieweit Parker die Weinpreise diktieren würde. Eine Flasche Wein der gehobenen Kategorie bekommt demnach genau den Preis, der seinem Rating in Parker-Punkten durch Parker und seine Mitarbeiter entspricht. Da mittlerweile niemand mehr Parker direkt anzugreift, schreibt Hay Colin in seiner Studie[1] Parker diktiere den Preis, aber seine Urteile seien konservativ und entsprächen durchaus der Klassifikation der Bordeaux-Weingüter von 1855.
Für viele Spitzenerzeuger in Bordeaux ist der starke Preisanstieg für Bordeaux-Premiumweine in den 1990er-Jahren auch ein Effekt von Parkers Tätigkeit.
Zitate über Robert Parker
“Imperial hegemony lives in Washington and the dictator of taste in Baltimore.”
“In the US, Parker’s influence (and that of the Wine Advocate) has never been greater. It now seems increasingly clear that certain Right Bank châteaux[7] produce their wines almost exclusively for the US market, restyling them to conform to what they take to be Parker’s preferences.”
Literatur
- Hanna Agostini, Marie F. Guichard: Robert Parker: Portrait d'un mythe - Anatomie d'un Mythe / Porträt eines Mythos - Anatomie eines Mythos. VVB Laufersweiler Verlag, Giessen 2008, ISBN 978-3835910249, (Französische Textfassung).
Einzelnachweise
- ↑ a b c "When points mean prices", Colin Hay looking at the impact of Parker's wine critics on prices, on Decanter.com from August 21, 2008
- ↑ In den USA ist das das gängige Bewertungssystem, das auch Schulen und Universitäten verwenden.
- ↑ Robert M. Parker: Parker's Wine Buyer's Guide. 3rd Auflage. 1993, ISBN 978-0-671-79914-4.
- ↑ a b Hanna Agostini: Robert Parker, anatomie d'un mythe; portrait non autorisé du plus grand dégustateur de tous les temps. Scala, Paris 2007, ISBN 978-2-35012-186-4, S. 209: „[...] les vins de Faiveley dégustés à l'étranger sont moins riches que ceux que l'on peut goûter sur place [...]“
- ↑ "Weinpapst auf der Anklagebank", stern.de, 21. Oktober 2007
- ↑ Parker: "I'm targeted and misunderstood" Artikel von Oliver Styles in der Zeitschrift Decanter vom 23.3.2006
- ↑ Einzelne Weingüter von Saint-Émilion und Pomerol am rechten Ufer der Dordogne
Weblinks
- Literatur von und über Robert Parker im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- The Wine Advocate
- Hedonistische Fruchtbomben, ein Artikel vom Februar 2005 in London Review of Books, mit biographischen Informationen (engl.)
- "Goldenen Nase mit System" - Deutscher Auszug eines Portraits in der Zeitschrift "Atlantic", erschienen im Dezember 2000
- "The Million-Dollar-Nose" - Portrait in der Zeitschrift "Atlantic", erschienen im Dezember 2000
- "When points mean prices", Colin Hay looking at the impact of Parker's wine critics on prices, on Decanter.com from August 21, 2008
Personendaten | |
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NAME | Parker, Robert |
ALTERNATIVNAMEN | Parker, Robert M. |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Autor, Verleger und Weinkritiker |
GEBURTSDATUM | 23. Juli 1947 |
GEBURTSORT | Baltimore, Maryland, USA |