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Tor tor

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Mahseer

Mahseer

Systematik
Überordnung: Ostariophysi
Ordnung: Karpfenartige (Cypriniformes)
Familie: Karpfenfische (Cyprinidae)
Unterfamilie: Barben (Barbinae)
Gattung: Tor (Gattung)
Art: Mahseer
Wissenschaftlicher Name
Tor tor
(Ham. 1822)

Der indische Mahseer (Tor tor – auch dieser Name beruht auf einer Vernakularbezeichnung, nämlich des verwandten „putitor“; „tor“ ist Bengali für Hindi „m.“) hat es zu einigem Ruhm gebracht – er ist z.B. wahrscheinlich der Fisch mit den (von Natur aus) relativ größten Schuppen. (Aus den Schuppen wurden z.B. Spielkarten geschnitten!) Auch wird er in der Fremdenverkehrswerbung als „ultimative Herausforderung für Sportangler“ gepriesen, obwohl er vielerorts bereits ausgerottet ist.- Zoologisch gesehen ist er ein naher Verwandter der mitteleuropäischen Flussbarbe, allerdings mit größerer Vorliebe für turbulent strömendes Wasser, so dass er in seiner Heimat z.T. auch den Platz der dort fehlenden Salmoniden (Forellen und Äschen) einnehmen kann.- Zumindest stellenweise gilt der Fisch als heilig, wird nicht gefangen, sondern gefüttert und wird dadurch dort bald handzahm.- Angesichts des großen, heterogenen Verbreitungsgebietes ist die genaue Artabgrenzung noch unsicher.

Körperbau

Er ähnelt in seiner Gestalt sowohl unserer Barbe als auch – entfernt – dem springenden Tarpun. (Seine Sprungkraft nutzt er bei der Überwindung von Wasserfällen.) - Als einer von sehr wenigen Fischen hat er über je zwei Muskelsegmenten immer nur eine Schuppenreihe. (Sonst ist dieses Verhältnis eher umgekehrt oder wenigstens 1:1.) Eine funktionelle Begründung lässt sich dafür kaum finden, so dass vielleicht ästhetische Gründe im Spiel sein mögen – also Darwins Geschlechtliche Zuchtwahl.- Die Färbung ist silbrig, die Flossen aber können rot sein. Die Maximallängen dürften zurzeit bei 90 cm liegen (Alter: bis zu 10 Jahren): Berichte aus früheren Zeiten von 2 m langen und fast 50 kg schweren Exemplaren sind aber glaubhaft. Weibchen werden größer als Männchen.

Flossenformel: D I/11, A 7-8, P 19, V 9, C 19. Bauchflosse mit basalem Axilfortsatz. Der starke D-Stachel ist glatt. Die Seitenlinie läuft bogig über 22-27 Schuppen; rückenwärts gibt es 4,5, bauchwärts 2,5 Schuppenreihen, vor der Rückenflosse 9 Schuppen.

Wenn er das Maul öffnet, werden die „Lippen“ nach außen gekehrt, mit denen er Nahrung von Steinen abschaben kann. Diese „Lippen“ sind durch Hornpapillen rau (Zähne hat er ja am Munde keine), doch bestehen hier sehr große Unterschiede je nach Population (Art?), auch Geschlecht – sie wirken mitunter sogar hypertrophiert (vgl. die Abb.). Es stimmt aber nicht, dass solche „Lippen“ ein Geschlechtsmerkmal von Weibchen wären. Es scheint, dass Fische mit großen „Lippen“ ihr Maul schon als Saugmaul (zum Ausruhen in starker Strömung) nutzen können.- Vorne und hinten am Oberkiefer steht je ein langer Bartel mit sehr vielen Tast- und Geschmacks-Sinnesorganen. Die Nasenlöcher und Augen sind groß (bei einigen verwandten Arten sind die Augen kleiner). Tor tor hat 100 Chromosomen und ist wohl tetraploid.

Die Schlundzähne stehen auf den Pharyngealia, wie bei allen Barbinae, in drei Reihen (von innen nach außen: 5, 3, 2) – sie sind aber, wie bei den Cypriniden stets, mit ihnen verschmolzen – sie werden nicht gewechselt, wachsen aber von der Basis her weiter. Sie wirken, wie bei den meisten Cypriniden, gegen eine Hornplatte im Schlunddach, die von einem Knochenfortsatz der Schädelbasis gestützt wird. Laut Hora (1940) heben Fischer die Pharyngealia oft als Beweis kapitaler Fänge auf.

Mahseer aus dem Fluss Bhavani

Ökologie und Vermehrung

Der Mahseer (dieser Name wird unter anderem als ,Großkopf’ gedeutet) ist ziemlich euryök, vor allem eurytherm (15-30°). Er kann in Flüssen, Seen und Reservoirs leben, zumal er auch euryphag ist – er frisst also neben Benthos (Insektenlarven, Mollusken, Krebstiere, Würmer) und Plankton auch Algen von Steinen und Felsen ab (Blau-, Gold-, Kieselalgen- Aufwuchs, aber auch fädige Grünalgen, später auch Makrophyten – hauptsächlich wegen der darauf lebenden Schnecken).- Seine wichtigsten Fressfeinde sind mehrere große Welsarten.

Zum Laichen braucht er aber kühle Gebirgsströme, zu denen er vor Beginn der Regenzeit aufsteigen will. Verbauungen auch auf dem indischen Subkontinent hindern ihn jedoch zunehmend daran, so dass vielerorts Zuchtstationen in Betrieb gegangen sind. Zwecks Heterosis werden dort auch Art-Kreuzungen erprobt, die in der Natur nicht vorkommen. Der Mahasir oder Sahar usw. ist ja nicht nur ein willkommener Speisefisch, sondern soll nun auch Sportfischer aus aller Welt anlocken.

Mahseer mit gering entwickelten "Lippen" von den Westghats - aus einem berühmten britischen Anglerbuch.

Geschlechtsreif wird er mit 30-40 cm Länge (im Alter 2+ oder 3+). Er gilt aber als langsamwüchsig und langlebig.- Während der Laichwanderung und bis zum Ablaichen zeigt er wenig Fresslust. Die Laichzeit liegt, je nach Region, zwischen März und September. Perlorgane (Laichausschlag) zeigen nur Männchen am Kopf (Stirn). Pro Saison kann ein großes Weibchen (75 cm) in bis zu vier Ablaich-Aktionen, hierin oft verfolgt von mehreren Männchen, ca. 136000 Eier ablegen.- Die zitronengelben Eier (Durchmesser 2-3 mm) kleben an Steinen oder Felsen fest. Die erste Woche freien Lebens verbringt die Dottersacklarve noch fast unbeweglich im Geröll oder unter Steinen. Die Jungfische entwickeln sich nur mit vorwiegend tierischer Nahrung (Copepoden, Zuckmückenlarven) gut.

Vorkommen

Seine Heimat ist jetzt (z.T. dank menschlicher Hilfe) der gesamte Subkontinent von Pakistan bis Bangladesh, einschließlich Nepal, Bhutan und Sri Lanka; im Osten ist er bis Malaysia vorgedrungen, im Nordwesten nach Afghanistan und China. „Auswilderungen“ in Japan haben aber nicht funktioniert.

Quellen

Commons: Tor tor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien