Dragster

Rennwagentyp
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Als Dragster werden Rennwagen oder Motorräder bezeichnet, die speziell für Beschleunigungsrennen gebaut oder modifiziert wurden.

Die Geschichte der Beschleunigungsrennen geht auf die Zeit nach dem Kriege zurück. Damals wurde es in den USA bei Jugendlichen zu einem illegalen Sport, sich mit getunten Autos Straßenrennen zu liefern. Filme wie Denn sie wissen nicht was sie tun oder American Graffiti greifen dieses Thema auf. Üblicherweise fuhren zwei Fahrzeuge nebeneinander an einer Ampel los und beschleunigten bis zu einem vereinbarten Ziel, etwa der nächsten Ampel oder dem Ende des Häuserblocks.

Die Wettkämpfe wurden alsbald in legalem Rahmen angeboten und vor allem auf Flugplätze verlegt, die nach dem Ende des Krieges in großer Zahl zur Verfügung standen. Insbesondere unter Besatzungssoldaten in Großbritannien und in Deutschland wurde diese Art der Freizeitbeschäftigung zu einem beliebten Zeitvertreib.

Zum Einsatz kamen dabei bevorzugt billige und leichte Vorkriegsmodelle wie das Ford Modell A, die um alles erleichtert wurden, was nicht unbedingt nötig war, wie etwa Kotfügel, Motorhaube, Verdeck und dergleichen. Der Motor wurde leitungsgesteigert oder gleich durch ein modernes V8-Aggregat ersetzt. Angelehnt an diese als Hot Rod bezeichneten "heißen Öfen" wurde 1951 in Kalifornien die "National Hot Rod Association" (NHRA) gegründete, die seither als die wichtigste Organisation im "drag racing" gilt.

Die typische Distanz für ein Dragsterennen ist die Viertel-Meile, was 402,336 Metern entspricht. Dazu kommt eine Auslaufzone, die ungefähr gleichlang ist. Wo keine Gerade dieser Länge zur Verfügung steht oder nur leistungsschwächere Fahrzeuge antreten, begnügt man sich auch mit der halben Distanz von einer Achtel-Meile, also etwa 201 Metern.

1950 fuhr Big-Daddy Don Garlits, damals Werksfahrer für Chevrolet, erstmalig ein rein auf Beschleunigungsrennen ausgelegtes Fahrzeug auf einer eigens angelegten Dragsterrennstrecke, einem so genannten "drag strip". Garlits, der Pionier des Dragracing schlechthin, durchbrach 1964 als erster die 200 mph-Marke (321 km/h). Bei den schnellsten und gefährlichsten Dragstern verlegte er den Motor hinter den Fahrer und entwickelte zudem den feuerfesten Anzug, der alsbald von Rennfahrern weltweit übernommen wurde.

Inzwischen gibt es zahlreiche Klassen im Dragracing. Bei den Public Racer können auch Zuschauer mit ihren straßenzulassungsfähigen Autos antreten. Der Klassiker ist dabei das Duell von großvolumigen US-Autos gegen den leichten, mit Porsche-Teilen und Turbolader aufgerüsteten VW Käfer.

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Funny Car am Hockenheimring

Weitere Leistungsteigerungen werden durch die Aufladung der Motoren mit Hilfe von Kompressoren und durch die Verwendung von Methanol als Kraftstoff erreicht. Als Fahrgestelle werden entweder Serienkarosserien verwendet, oder speziell angefertigte Gitterrohr-Fahrgestelle. Fahrzeuge mit langem Radstand werden als "Dragster" im eigentlichen Sinn bezeichnet, Fahrzeuge mit Normallänge und übergestülpter Kunststoffkarrosserie, die noch entfernt einem Straßenauto ähneln, als "Funny Car". Mit derlei Modifikationen leistet ein V8-Motor, meist basierend auf dem Chrysler Hemicuda, je nach Klasse zwischen 500 und 2500 PS.

Unbestrittene Königklasse sind jedoch die als Top Fuel bezeichneten Motoren, die mit einem Gemisch aus 10 % Methanol und 90 % Nitromethan befeuert werden. Diese Motoren kommen sowohl in Dragster-Fahrgestellen als auch in den besonders schwer zu fahrenden, weil kurzen Funny Cars zum Einsatz. Bei den Motoren handelt es sich um herkömmliche, getunte 8-Zylinder-OHV-Viertaktmotoren, die mit der Serienversion jedoch nur noch wenig gemeinsam haben. Durch den Einsatz von Kompressoren und dem hochexplosiven Kraftstoff Nitromethanol sind sie in der Lage, kurzzeitig über 5000 PS zu leisten und das Fahrzeug in weniger als 5 Sekunden auf über 500 km/h zu beschleunigen. Die 100 km/h-Marke wird dabei nach weniger als 0,9 Sekunden durchbrochen. Sofort nach dem Durchfahren der Ziellinie werden Bremsfallschirme geöffnet, die die Fahrzeuge nun genauso stark abbremsen, wie sie vorher beschleunigt wurden.

Die stärksten Dragster übertreffen während eines Laufs die dreifache Erdbeschleunigung und beschleunigen somit stärker als bemannte Weltraumraketen oder Kampfjets beim Katapultstart von einem Flugzeugträger. Formel 1-Rennwagen verfügen zwar über eine brachiale Bremsverzögerung und fahren wie auf Schienen um die Kurve, in Sachen Beschleunigung können sie mit den oberen Dragsterklassen jedoch bei weitem nicht mithalten.

Abgesehen vom Reiten treten nur im Motorsport Frauen und Männer gegeneinander an. Die Amerikanerin Shirley Muldowney ging als erste bei der NHRA-Meisterschaft an den Start und gewann vier Titel. Ihr Leben wurde 1984 verfilmt.

Heute werden unter anderem auch in Deutschland Dragsterrennen am Hockenheimring, Lausitzring, auf Sylt aber auch auf ehemaligen Flugplätzen ausgetragen. Während auf den Flugplätzen zumeist Rennen mit privatem Charakter stattfinden, bei denen jeder mitfahren darf, finden auf den Rennstrecken professionelle Rennen statt, die in die Wertung der europäischen Meisterschaft einfließen, wie die Nitro Olympics auf dem Hockenheimring.

Diese Rennen unterliegen strengen Restriktionen der FIA und der NHRA.

Für Showzwecke werden auch Jet-Dragster mit umgerechnet bis zu 30.000 PS Leistung vorgeführt.