Die Kathedrale von Salisbury (engl. Salisbury Cathedral) ist eine anglikanische Kathedrale und Bischofssitz der Diözese von Salisbury in der südenglischen Stadt Salisbury in der Grafschaft Wiltshire. Sie ist der heiligen Jungfrau Maria geweiht, weswegen sie auch den Beinamen Marienkathedrale (engl. St. Mary's Cathedral) trägt.

Dank der kurzen Bauphase ist die Kathedrale von Salisbury architektonisch sehr einheitlich ganz im Stile der frühen englischen Gotik, des Early English, geraten. Gründe dafür waren der unbebaute Bauplatz und die reichlichen königlichen Spenden seitens Heinrichs III. Der erst im frühen 14. Jahrhundert errichtete Vierungsturm ist mit seinen 123 Metern der höchste Kirchturm Großbritanniens. Dadurch ist sie für die Geschichte des mittelalterlichen Kathedralbaus von besonderer Bedeutung und gehört neben der Kathedralen von Canterbury, Lincoln und Westminster Abbey zu den Schlüsselbauten der englischen Gotik.
Geschichte
Vorgängerkirchen
Nach der Normannischen Eroberung Englands im Jahr 1066 ordnete Wilhelm der Eroberer 1072 die Verlegung der englischen Bischofssitze in befestigte Anlagen an. So wurde der Bischofssitz des Bistums Sherborne 1075 nach Old Sarum verlegt und eine Kathedrale mit Mottenburg ebendort errichtet. Das Bistum Sherborne wurde später in Bistum Salisbury umbenannt. Erster Bischof von Old Sarum wurde Osmund von Sées (1078–1099), der zu denjenigen angehörte, die von Wilhelm dem Eroberer mit der Ausarbeitung des Domesday Books beauftragt wurden. Unter Roger von Salisbury, Bischof von 1107 bis 1139, sowie englischer Lordkanzler und Schatzmeister und damit ein einflussreicher Geistlicher des anglo-normannischen Reiches, begann 1120/25 ein großangelegter Umbau der Kathedrale von Old Sarum.
Dieser romanische (auch normanisch) Bau war dreischiffig mit einem ebenfalls dreischiffigen Querhaus. Er verfügte über eine Doppelturmfassade im Westen und ein verlängertes Chorhaus und rechteckige Kapellen im Osten, einen Kreuzgang mit Refektorium an der Nordseite und eine Südvorhalle mit Portal. Auf der Nordseite im Querhaus befand sich die Schatzkammer. Im Osten schloss der Baukörper mit drei nach innen halbrund und nach außen mit geraden Mauern axialen Ostkapellen ab. [1]Teile dieser Kathedrale, Kopfkapitelle, Tierfratzen sind heute im städtischen Museum von Salisbury, im King's House, zu besichtigen; etliche wurden jedoch auch in der Mauer des Kathedralenviertels (Close) und im Kreuzgang eingebaut.
Trotz dieser Erweiterungsmaßnahmen wurde das Gelände auf dem unwirtlichen Hügel von Old Sarum enger. Weiter sind Probleme und Konflikte zwischen dem Domklerus und der königlichen Besatzung der Burg übermittelt worden. Einige der Gründe für die ständigen Konflikte waren die Wasserknappheit, die in Old Sarum herrschte, und die damit verbundene Wassersteuer, welche von den Burgherren erhoben wurde. Während der Amtszeit von Richard Poore (1217–1228), der zuvor in Paris Theologie bei Stephen Langton studierte, schrieben 1218 die Kanoniker einen Beschwerdebrief an Papst Honorius III. und baten darum, den Dom in die wasserreiche Ebene verlegen zu dürfen. Ein Jahr später bekam man die päpstliche Erlaubnis und man wählte ein Gelände in der Nähe des Flusses Avon aus.
Geschichte der Kathedrale
Wie die meisten englischen Kathedralen hatte somit auch die Kathedrale von New Sarum (heute Salisbury) einen normannischen Vorgängerbau, der sich jedoch im nah gelegenen Old Sarum befand. Im Gegensatz zu den anderen gotischen Dombauten, wurde die Kathedrale von Salisbury auf einem unbebauten Gelände, buchstäblich auf der „grünen Wiese“ in einem Zug und nach einem durchgängigen Entwurf errichtet. Die Bautätigkeit an der neuen Kathedrale wurde im Jahr 1220 aufgenommen, am 28. April wurde der Grundstein gelegt.[2] Es entstand auch ein großangelegter Kathedralen Bezirk (Close), der typisch für die englischen Kathedralen dieser Zeit war.
Aufgrund des hohen Grundwasserspiegels am neuen Bauort wurde die Kathedrale auf einem nur vier Fuß (ca. 1,30 Meter) dickem Fundament errichtet. Bereits um 1225 waren die drei Altäre in der Dreifaltigkeitskapelle fertiggestellt und geweiht. Bei der Zeremonie nahmen auch Stephen Langton und Henry de Loundres, die Erzbischöfe von Canterbury bzw. Dublin, teil.[3]
Kurz darauf besuchte König Heinrich III. die Baustelle und erhob New Sarum zur Marktstadt. 1226 wurde William Longespee, der Dritte Earl of Salisbury und ein unehelicher Sohn des englischen Königs Heinrich II. Plantagenet in der Kapelle beigesetzt. Die Liegefigur seines Grabes war überhaupt die erste, die in der Kathedrale beigesetzt wurde und die erste, die einen Ritter in vollständiger Rüstung darstellte. Kurz danach erfolgte auch die Überführung der drei Vorgängerbischöfe, darunter Osmund von Sées. 1228 wechselte Richard Poore nach Durham, jedoch ging der Bau auch unter dem neuen Bischof Robert Bingham (1228–1246), der zuvor Bischof von York war, weiter. Unter seiner Leitung entstand 1236 das Chorgestühl. Er ließ das Dach der Choranlage und eventuell des Westquerhauses mit Blei bedecken und Glasfenster einsetzen. In den 1240er Jahren entstand das Langhaus.
1256 nahm Bischof Giles de Bridport die Geschicke der Kathedrale in die Hand. Zwei Jahre später, 1258 war die Kathedrale weitgehend fertiggestellt und wurde im Beisein von König Heinrich III. geweiht. Damit wurde auch der Bischofssitz nach New Sarum, dem heutigen Salisbury, vollzogen. Die Arbeiten an der Kathedrale gingen jedoch weiter. So überliefert eine Quelle aus dem 14. Jahrhundert, dass die Kathedrale erst 1266 vollendet wurde. Ein Jahr zuvor, 1265, wurde die Westfassade abgeschlossen. Der Bau des großen Kreuzganges dauerte von 1270 bis ca. 1310 und umschloss das 1280 fertiggestellte und bis dahin freistehende Kapitelhaus. Insgesamt wurde die Kathedrale in für damalige Verhältnisse ungewöhnlich kurzer Bauzeit erbaut.
Im Mittelalter war in der Höhe des Westquerhauses der für den Klerus reservierte östliche Teil der Kirche durch einen Letter abgetrennt.
Nachträglich erbaut wurde lediglich der Vierungsturm im frühen Decorated Style mit seiner imposanten Spitze, an dem die Arbeiten um 1310 aufgenommen und etwa 1333 beendet wurden. Die Bauarbeiten am Turm sind Thema in William Goldings Roman The Spire (deutsch: Der Turm der Kathedrale). Da man kaum baustatische Kenntnisse besaß und die gotische Baukunst in Wesentlichen auf Erfahrung und dem Prinzip von Versuch und Irrtum basierte, war der Turm mit 6500 Tonnen für die tragende Konstruktion zu schwer geraten und hätte das Schicksal anderer Kirchtürme (wie das des noch höheren in Lincoln) geteilt und wäre irgendwann eingestürzt, wenn nicht Christopher Wren 1668 bei einer Inspektion die nachträgliche Stabilisierung angeregt hätte. Diese wurde durch Strebepfeiler in der Vierung und die Armierung mit Stahlbändern realisiert.
1457 erfolgte die Heiligsprechung von Osmund von Sées durch Papst Kalixt III..
Baugeschichte
Baugeschichte nach Jahr | |||||
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Jahr | Erläuterung | ||||
28. April 1220 | Bischof Richard Poore legte den Grundstein; erster Baumeister wurde Nikolaus von Ely (bis 1247), Verwalter der Bauhütte wurde Ellias von Dareham (bis 1247) | ||||
1225 | Drei Altare in der Trinity Chapel (Dreifaltigkeitskappele[4]) im Osten werden fertig | ||||
1228 | Bischof Robert Bingham im Amt | ||||
1234/36 | Das Chor- und das Ostquerhaus werden vollendet; kurz danach die Choranlage (Chorgestühl) und das Westquerhaus | ||||
1245/50 | Das Langhaus wurde fertiggestellt | ||||
1247 | Bischof Wilhelm de York im Amt, Verwalter der Bauhütte wurde Nikolaus von York | ||||
1256 | Bischof Giles de Bridport im Amt | ||||
1258 | Weihe der Kathedrale im Beisein von König Heinrich III.. Einwölbung des Langhauses evtl. danach | ||||
1266 | Vollendung der Kathedrale | ||||
1280 | Fertigstellung des Kapitelhauses | ||||
um 1310 | Fertigstellung des Kreuzganges | ||||
Anfang 14. Jhr. | Der Vierungsturm wurde fertiggestellt | ||||
1320-er | Vierungsturm mit eisernem Ringkern und Strebebögen; Ostvierung durch Scherenbögen verstärkt | ||||
1415 | Westvierung durch Strebebögen verstärkt | ||||
1479 | Vollendung des Vierungsgewölbes |
Restaurierung und Umbau
Die Kathedrale von Salisbury wurde während der Reformation und des englischen Bürgerkrieges des 17. Jahrhunderts kaum beschädigt. Trotzdem wurde sie im späten 18. und im 19. Jahrhundert durchgreifend restauriert. Besonders drastisch waren die Eingriffe, die James Wyatt unter Bischof Shute Barrington zwischen 1789 und 1792 durchführte. Wyatt riss dem freistehenden Glockenturm, der in der Zwischenzeit als Bierschänke fungierte, ab und ebnete das Gelände vor der Kathedrale zu der heute noch zu sehenden Grasfläche. Daher ist die Kathedrale von Salisbury heute neben den Kathedralen von Ely und Norwich eine von nur drei Kathedralen in England, die keinen Glockensatz zum Wechselläuten besitzt.
Im Innenraum ersetzte Wyatt den mittelalterlichen Lettner durch einen neugotischen und verlegte den Hochaltar in den Osten der Dreifaltigkeitskapelle. Außerdem wurden bei der Restaurierung zwei Kapellen im Perpendicular Style aus dem 15.Jahrhundert, die die Dreifaltigkeitskapelle im Osten flankierten, zerstört. Weiter erneuerte Wyatt einen großer Teil der verbliebenen Glasfenster, das Ostfenster mit einer Auferstehungsszene nach dem Entwurf von Joshua Reynolds. Die Grabmäler, welche in der Choranlage verteilt waren, wurden von Wyatt auf die Sockelbänke zwischen die Pfeiler im Langhaus versetzt.
Eine zweite große Restaurierung wurde in den Jahren 1863–1878 von George Gilbert Scott durchgeführt. Der Hochaltar wurde nicht nur an seine alte Position zurückverlegt, sondern auch um ein hoch aufragendes, massives Retabel ergänzt. Der Lettner von Wyatt wurde durch eine offene Metallkonstruktion ersetzt. Die Reste der mittelalterlichen Glasfenster wurden zusammengelegt und dazu passende neugotische entworfen. Weiter wurden Gasbeleuchtung, Heizung und die Orgel, erbaut von Henry Willis & Sons, um diese Zeit (1877) eingebaut. Weitgreifender waren jedoch die Arbeiten von Scott am Außenbau, wo er große Teil auswechseln ließ und Strebebögen einsetzen ließ. So wurde auch Salisbury wie die meisten englischen Kathedralen von der Restaurierungskampagnen des 19. Jahrhunderts nicht verschont.
Die zunehmende Ablehnung der Neugotik führte zu einer weiteren Restaurierung, welche 1959/1960 zum Abriss des Scottschen Lettners und Altarretabels und der Entfernung der Gasleuchten führte. Auch der viktorianische Fußboden und viele Glasfenster wurden in dieser Zeit ausgebaut. Mit diesen Maßnahmen entstand auch die offene, lange Blickachse von West nach Ost, welche heute für die Kathedrale von Salisbury kennzeichnend ist. Eine letzte Restaurierung von Turm und Westfassade fand bis zum Jahr 2000 statt.
Kathedrale
Grundriss
Die Unterschiede, welche die gotische Architektur in England und die Kathedrale von Salisbury zu französischen Bauten dieser Zeit aufweisen, werden besonders deutlich beim Vergleich mit der Kathedrale von Amiens, welche man ebenfalls ab 1220 baute. Der Grundriss der Kathedrale von Salisbury zeigt eine für die Early English Period typische dreischiffige Emporenbasilika mit zwei Querhäusern (auch Querschiffe oder Transepte genannt). Aus diesem Grund spricht man von einem „Doppel-Querhaus-Grundriss“. Weiter typisch für diese Periode und für Salisbury sind der rechteckige Grundriss, das gestreckte Langhaus, das Fehlen eines offenen Strebewerks, die „Mur épais“ (Dicke Wand) und der Laufgang im Obergaden. Auch der für die französischen Kathedralen der Gotik typische Kapellenkranz fehlt hier. Dafür wurden Kapellen in den Seitenschiffen der Querhäuser errichtet.
Das Langhaus der Kathedrale von Salisbury hat im Inneren eine Länge von 134,7 Metern und eine Breite von 23,4 Metern. Die Breite über dem westlicheren Querhaus beträgt 62 Meter. Das Gewölbe ist maximal 25,5 Meter hoch. Es sind Sitzplätze für 1900 Personen vorhanden.
Der Grundriss der Kathedrale wird von dem im Westen ausladenden Querhaus in der Mitte des Bauwerks unterteilt. Dieser Kreuzungspunkt wird weiter durch einen Vierungsturm betont. Weiter östlich ragt ein zweites, kleineres Querhaus hervor. Dahinter staffelt sich der Chor mit mehreren, verschieden hohen Bauteilen nach Osten im Form einer niedrigen Kapelle, des rechtwinklig geführten Chorumgangs (auch Retrochor genannt) und des Hochchors (auch Priesterchor genannt).
Nördlich der Kathedrale stand ursprünglich ein Glockenturm in der Art der italienischen Campanili. Im Süden befindet sich ein Kreuzgang, der von einem polygonalen Kapitelhaus (chapter house) überragt wird. Solche polygonalen oder runden Kapitelhäuser sind ebenfalls typisch für die englische Gotik.
Außenansicht
Das lang gestreckte Langhaus mit der Nordvorhalle in der Mitte, das weit vortretende große Querhaus mit dem steil aufragenden Vierungsturm darüber und das kleinere Querhaus im Osten sind von gleicher Höhe. Sämtliche Bauelemente haben rechteckige Abschlüsse und sind von einer gleichen Abfolge von Lanzettfenstern zwischen Strebepfeiler strukturiert. In den Seitenschiffen und Kapellen wurden jeweils zwei Lanzetten pro Joch eingesetzt. Im Obergaden dagegen sind die typisch englischen Dreibogenstaffeln sichtbar. Differenzierter sind nur die Fassaden im Osten und an den Querarmen gestaltet. Die Ostfassade der Dreifaltigkeitskapelle ist durch Dreiergruppen von Lanzetten (auch Lanzett-Drillingsfenster genannt), gefolgt in den Giebeln von ebensolchen Staffeln mit flankierten Blendbögen geschmückt.
Weiter ragt die Giebel des Hochchors mit einer Sieben-Bogen-Staffel aus. An den Seitenachsen der Ostkapelle tragen zwei Lanzettfenster, verbunden durch ein umlaufendes Profil, einen Kreis in den ein Vierpass eingesetzt ist. Dieses Motiv wird als Vorform des Maßwerks gesehen.
Die Fassaden der Querhäuser sind durch vier übereinander liegende Reihen von Fenstern gegliedert. Sie bestehen entweder aus einer Dreigruppen von Lanzetten oder Zwillingsfenster, die einen ausgestanzten Vierpass tragen. Bei der zweiten Form handelt es sich um die so genannten Plattenmaßwerkfenster. Zwei weitere Plattenmaßwerkfenster befinden sich auch an der Nordvorhalle, dem Haupteingang der Kathedrale in der Mitte des Langhauses.
Das Langhaus ist genauso hoch wie breit. Seine sehr klare, gegliederte Wirkung ergibt sich auch aus dem farblichen Kontrast, den die schwarz polierten Säulenschäfte aus Purbeck-Marmor zum einheimischen Kalkstein (Chilmark stone) bilden. Die Zahl der Säulenschäfte in der ganzen Kathedrale beträgt 8760, somit eine für jede Stunde des Jahres. Salisbury hat mehr Purbeck-Marmor als jede andere Kathedrale. Auch die Zahl der Fenster hat einen symbolischen Bezug, es gibt hiervon 365, also eins für jeden Tag des Jahres. Sie sind mit Buntglas aus verschiedensten Jahrhunderten geschmückt.
Vierungsturm
Der Vierungsturm wurde erst Anfang des 14. Jahrhunderts fertiggestellt. Er ist mit seinen 123 Metern der höchste noch stehende Kirchturm Großbritanniens. Im Innenren ist der Turm mit einer hölzernen Stützkonstruktion ausgefüllt. Schon während der Konstruktion fing der Vierungsturm sich nach Südwesten zu neigen. Zu ersten Mal wurde er in den 1320-er mit eisernem Ringkern und Strebebögen gesichert, die auch im Innenren unter den Dachstühlen eingezogen wurden. Bei den Sicherungsarbeiten wurden auch die weiten Arkaden errichtet, welche die Ostvierung in West-Ost-Richtung stützten. Ihre Form aus einem oberen Bogen, der mit der Spitze nach unten auf einen unteren gesetzt wurde, war ein Novum. Diesen Bögen wurden später wegen der Scherenform, Scherenbögen benannt. 1338 wurde solche Stützbögen in der Kathedrale in Wells eingebaut.
Weitere Sicherung wurde mit dem um 1415 errichteten Strebebögen in der Westvierung erreicht. Dadurch entging der Vierungsturm von Slisbury das Schicksal andere Vierungstürme in England und ist heute einer der wenigen gotischen Kirchentürme in England, der nicht eingestürzt ist. Trotz der nachträglichen Armierungen ist der Turm heute nicht definitiv gesichert. Seine Spitze neigt sich um mehr als 70 cm. In der Vierung kann man sehen, wie sich die tragenden Säulen und Pfeiler unter dem Gewicht von Turm und Turmspitze biegen. Zusetzt wurde 2000 gesichert.
Das netzförmige Vierungsturmgegölbe wurde erst 1479 errichtet.
Chor und Presbyterium
Der Chor fängt östlich der Vierung an und endet im Chorscheitel mit der Dreifaltigkeitskapelle. Der Chorabschluss ist rechteckig und seine Seitenschiffe sind um zwei Joche weitergeführt worden. Im Klerikerchor und im Presbyterium wurden die bereicherten Scheidarkaden fortgesetzt. Die Pfeiler besitzen alle acht vorgelagerte „en délit“-Diensten aus Marmor um einen Kern, der abwechselnd ausgekehlt und gewölbt ist. Die Bögen sind mit dem Zickzackband wie im Westquerhaus verziert. Im Presbyterium schmücken Blattrosetten den Obergaden.
Die Ostarkatur besteht aus Pfeilern mit zwei hintereinander gestellten Rundgliedern, in deren Winkel Marmordienste eingestellt sind. Dieser Pfeilertyp lässt sich aus einem vergleichbaren in Canterbury ableiten. Die Eckpfeiler sind aus vier solchen Rundgliedern mit ergänzenden Diensten zusammengesetzt. Die Ostarkatur öffnet sich Richtung Osten in die niedrigere Dreifaltigkeitskapelle.
Ein Freskozyklos im Gewölbe über den vier Hauptarmen des Chors ist durch alte Zeichnungen überliefert worden und im 19. Jahrhundert teilweise nachgemalt worden. Er soll über den Hochchor Prophetenfiguren in Medaillons, über der Ostvierung Christus in einer Mandorla umgeben von den vier Evangelisten und Aposteln, über den Querhausarmen Engeln und über dem Altarraum die Monatsarbeiten dargestellt haben.
Dreifaltigkeitskapelle
Östlich des Presbyteriums schließt die Dreifaltigkeitskapelle an, die auch als Marienkapelle genutzt wird. Von den hinter der Ostarkade des Hochchors weitergeführten Seitenschiffen ist die Kapelle durch Bündel aus mehreren „en délit“-Diensten abgetrennt. Stützpfeiler aus Kalkstein fehlen hier. Die Kapelle setzt sich auch den zwei Ostjochen der weitergeführten Seitenschiffe und einem mittleren, um zwei Joche nach Osten vortretenden Raum, der durch einzelnen Purbeck Marmorschäfte in drei Schiffe geteilt ist. Diese dreischiffige Halle erinnert an die Kirche Saint-Serge in Angers und hat sicherlich die entsprechende Marienkapelle in Winchester beeinflusst. Anders als bei der französischen Gotik (etwa bei der im gleichen Jahr begonnenen Kathedrale von Amiens) sind die einzelnen Raumsegmente nebeneinandergestellt und nicht zu einer einheitlichen Raumwirkung verschmolzen.
Kreuzgang und Kapitelhaus
Der Kreuzgang und das Kapitelhaus (Chapter House, Haus des Domkapitels) auf oktagonalem Grundriss entstanden 1240–1270 bzw. 1263–1284 nach dem Vorbild von Westminster Abbey. Im Hofe des Kreuzganges wurden anlässlich der Thronbeisteigerung Königin Viktorias 1837 zwei Libanon-Zedern gepflanzt worden. Der Kreuzgang ist der größte auf den britischen Inseln. Er wurde um 1270 begonnen und um 1310 vollendet. Der Bauprozess ist an besten an der Wahl der Schlusssteine in den vierteiligen Kreuzrippengewölben zu beobachten. Um 1280 wurde das Kapitelhaus mit ein zweijöchigen Vestibül angefügt.
Das Kapitelhaus von Salisbury ist im Gegensatz zu der Kathedrale reichlich durch Skulpturen geschmückt. In der Archivolte des Eingangs sind kleine Skulpturen eingesetzt, welche die Tugenden und Laster darstellen. Der Zwickel der Blendarkatur wird wiederum durch Reliefs bereichert, welche die Schöpfungsgeschichte des Alten Testaments erzählen. Weiter wurden an den Profilen der Arkatur zahlreiche Kopfkonsolen mit jungen und alten, fröhlichen und traurigen Gesichtern gesetzt. In der Ostachse befindet sich der Platz des Domdekans, der mit einem nach drei Seiten blickenden, bärtigen Männerkopf ausgezeichnet ist. Die Außenwände des Kapitelhauses sind von großangelegten vierbahnigen Maßwerkfenstern, die über einer Sockelarkatur liegen, durchbrochen. Der so entstandene Raum war bereits im Mittelalter lichtdurchflutet. Die beim Bau eingesetzten Grisaille-Gläser wurden im 19. Jahrhundert ersetzt.
Das Gewölbe des Kapitelhauses ist feingliedrig und schirmförmig. Es ruht auf einem schmalen Mittelpfeiler, der aus acht „en délit“-Diensten aus Purbeck-Marmor besteht. Aus dem Pfeiler gehen 16 Rippen aus: acht Diagonalrippen und acht weitere, die sich jeweils in einen Dreistrahl verzweigen. Im Grundriss entsteht somit ein Sternmuster.
Bibliothek
Die Dombibliothek wurde um 1445 an der Ostseite des Kreuzganges erbaut. In ihr wird eine der vier verbliebenen Handschriften der Magna Charta aufbewahrt, die sich seit 1215 in Salisbury befindet und als das am besten erhaltene Exemplar gilt.
Allgemeines
Die Kathedrale steht in einem für englische Kathedralen typischen eigenen Stadtbezirk, dem sogenannten Close. Er wird heute noch größtenteils von einer Mauer umgeben und war im Mittelalter der Wohnort des Domkapitels und aller Kleriker der Kathedrale. Drei noch erhaltene Tore führen ins Innere. Er ist ebenfalls der größte seiner Art in Großbritannien.
Die Uhr im Kirchturm tickt seit über 500 Jahren ununterbrochen und ist somit die älteste noch funktionierende Kirchturmuhr in Großbritannien.
Die Geschichte der Kathedrale von Salisbury gilt als Vorbild für den Roman „Die Säulen der Erde“ von Ken Follett. Hier fanden auch Teile der Dreharbeiten zu der gleichnamigen TV-Verfilmung dieses Romans statt.[5]
Siehe auch
Literatur
- Alec Clifton-Tylor: The Cathedrals of England, Thames & Hudson, London, 2001
- David Watkin: English Architecture: A Concise History, Thames & Hudson, London, 2001, ISBN 978-0500-201718, S. 40–75
- John Cannon: Cathedral: The Great English Cathedrals and the World That Made Them, 600-1540, Constable, London, 2007, ISBN 978-1-841198-41-5, S. 11–17; S. 415–422
- Günter Kowa: Salisbury und der strenge Stil in Architektur der Englischen Gotik, DuMont Buchverlag, Köln, 1990, S. 123–130
- John Wilkinson: Salisbury Cathedral's secrets: laying the foundations, Capivard, 2003
- Laurence Keen, Thomas Cocke: Medieval art and architecture at Salisbury Cathedral in British Archaeological Association Conference Transactions, Volume 17, British Archaeological Association, 1996, ISBN 978 0 901286 67 3
- Sydney Evans: Salisbury Cathedral: A reflective Guide, Michael Russell Publishing, Salisbury. 1985.
- Ute Engel: Architektur der Gotik in England in Rolf Toman (Hrsg.): Gotik - Architektur. Skulptur. Malerei, Tandem Verlag, 2004, S. 118–136
Weblinks
- Offizielle Website
- Die Strebewerke der Kathedrale von Salisbury, Projekt der Universität Bamberg
Einzelnachweise
- ↑ Günter Kowa: Architektur der Englischen Gotik, S.61–62
- ↑ http://www.british-history.ac.uk/report.aspx?compid=36531
- ↑ Daniel Baumann: Stephen Langton: Erzbischof von Canterbury im England der Magna Carta (1207-1228) in Band 144 von Studies in medieval and Reformation traditions, BRILL, 2009, S. 391-393
- ↑ Bei einigen Autoren auch Lady Chapel genannt, da sie in Salisbury auch als Marienkapelle genutzt wird
- ↑ Ken Follett: Kingsbridge: Real or fictional?
Koordinaten: 51° 3′ 53,2″ N, 1° 47′ 51,4″ W