Diskussion:Ingo von Münch

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Letzter Kommentar: vor 14 Jahren von Emkaer in Abschnitt Nazipedia und andere Fans von Münch

Nazipropaganda?

Im Artikel wurde sich auf einen Zeitungsartikel im Hamburger Abendblatt[1] berufen und großzügig daraus zitiert. Völlig unnötig. Entweder der Autor des Abendblatt-Artikels referiert Münch, oder er hat sich das selbst ausgedacht, was nichts anderes als die Worte Goebbels sind: „Das große Leiden nahm seinen Anfang, als sich die sowjetischen Armeen der Grenze zum Hitlerreich näherten. In jenen Tagen wurde an die Soldaten der sowjetischen Armee ein Flugblatt verteilt, auf dem es heißt: "Tötet. Es gibt nichts, was an den Deutschen unschuldig ist, die Lebenden nicht und die Ungeborenen nicht. Folgt der Weisung des Genossen Stalin und zerstampft für immer das faschistische Tier in seiner Höhle. Brecht mit Gewalt den Rassenhochmut der germanischen Frauen! Nehmt sie als rechtmäßige Beute! Tötet, ihr tapferen Soldaten der siegreichen sowjetischen Armee!"[2]“ Im Spiegel standen diese Worte schon 1960,[3] und zwar mit der Angabe des angeblichen Urhebers Ilja Ehrenburg. Inzwischen ist aber bekannt, dass es sich dabei um einen Text der nationalsozialistischen Propaganda handelt: Siehe [Ilja_Grigorjewitsch_Ehrenburg#Ein_unauffindbares_Flugblatt]] (in der Fußnote 80 Verweis auf ein "Gutachten des Instituts für Zeitgeschichte vom 15. Mai 1996 (Ha/Be.) sowie Passet 1995, Fisch 1997, Tischler 2004, Urban 2006, Goldenbaum 2007.")

Also entweder verbreitet der Journalist Nazi-Propaganda, was ihn als seriöse Belegquelle ausschließt. Oder der Journalist verbreitet nur Nazi-Propaganda, die von Münch stammt (was angesichts des Verlags denkbar wäre). Das zeigt dann aber deutlich, dass der Abschnitt über dieses Buch Münchs um eine kritische Einschätzung von geschichtswissenschaftlicher Seite über die angeblich "akribische und wissenschaftlich fundierte Dokumentation"[4] dringend benötigt. --Emkaer 21:39, 1. Dez. 2010 (CET)Beantworten

Vermutlich sind es tatsächlich Münchs eigene Behauptungen. In einem Interview sagte er: "Die Vergewaltigungen waren das Werk einer insbesondere von Ilja Ehrenburg zur Rache aufgehetzten Soldateska."[5] Damit kann er nur auf das Flugblatt der Gegenpropaganda anspielen.
Einigermaßen seriöse Kritiken: [6] [7] Wissenschaftliche Rezensionen habe ich keine gefunden. --Emkaer 01:53, 2. Dez. 2010 (CET)Beantworten
Und was soll das werden? Willst du etwa abwegig die Glaubwürdigkeit von Münchs untergraben? Das kann doch wohl nicht wirklich dein Ernst sein. Zumal unterstellst du hier lediglich, von Münch würde angeblich – besser gesagt: könnte womöglicherweise oder vielleicht … – gerade auf jenes mutmaßlich von der Gegenpropaganda in Auftrag gegebene Flugblatt anspielen. Das ist doch in dieser Weise völlig haltlos, solang dein Verdacht hier nicht im Ansatz belegt werden kann. Also bitte! Du lässt wohl außerdem außer Acht, dass es noch weitere Schriften Ehrenburgs gab, die inhaltlich diesem Flugblatt in nichts nachstanden. Deine Unterstellung wirkt dabei arg konstruiert und ist unbegründet, weil weder im Abendblatt-Artikel noch im WP-Artikel irgendein Zusammenhang zwischen Ehrenburg und einem Flugblatt hergestellt wird; ja es ist in beiden Artikel noch nicht einmal die Rede von Ehrenburg. Einziger Ansatzpunkt ist der Spiegel-Artikel. Aber dass sowjetische Politkommissare Blätter resp. Anweisungen unter ihren Rotarmisten verteilt haben, die nachweislich nicht von der Gegenpropaganda stammen, kann wohl auch nicht ernsthaft bestritten werden. Daher ist es genauso möglich, dass sich Münch auf eines jener Flugblätter beziehen könnte.
In jedem Falle ist es aber absurd und höchst unglaubwürdig, eine namhafte Persönlichkeit wie von Münch würde wissentlich vermeintliche „Nazi-Propaganda“ verbreiten. Ohne reputable bzw. zuverlässige Quelle, die diese denunzierende Behauptung belegen könnte, ist das vollkommen abwegig und Theoriefindung. Auch sehe ich keinen unmittelbaren Zusammenhang zu den Thesen, die du hier in den Raum stellst: Selbst wenn sich von Münch oder der Artikelautor hypothetisch auf dieses Flugblatt beziehen sollten, so mindert auch das keineswegs die in der Geschichtswissenschaft unbestrittenen Tatsachen resp. die vielfach begangenen und gleichermaßen belegten Massenvergewaltigungen. Insoweit gäbe der WP-Artikel selbst in diesem Fall nur eine deskriptive Sicht der Dinge wieder, macht sich aber auch dann keine „Nazi-Propaganda“ zu eigen. Denn dass jene Geschehnisse dem entsprechend verlinkten Wortsinn nach nicht „bestialisch“ (was hier auch eindeutig als Zitat gekennzeichnet ist) gewesen wären, kann wohl nicht behauptet bzw. dieser Fakt nicht wirklich infrage gestellt werden: sie waren in der Tat bestialisch, wie v. Münch zitiert wird. Wie er dazu in zutreffender Weise ausführt, sollten bei diesen Verbrechen keine wie auch immer gearteten Rechtfertigungsversuche angestellt werden bzw. „so abwegig […] selbst ‚Nachgeborene‘ nicht urteilen“ (Ingo von Münch: „Frau komm!“, a.a.O., S. 39). Ebenso wäre es abwegig, die Tatsache, dass nie zuvor in einem einzigen Land und innerhalb eines so kurzen Zeitraumes so viele Frauen und Mädchen von fremden Soldaten vergewaltigt worden sind wie 1944/45 nach dem Einmarsch der Roten Armee in Deutschland und dass diese Vorgänge – immer vor dem Hintergrund, dass es hier bei diesem Buch um die Kriegsverbrechen der Roten Armee und nicht in relativierender Weise um die der Wehrmacht geht – mit erschreckender Brutalität begangen wurden, nicht in den WP-Artikel schreiben zu dürfen, zumal das Buch ausdrücklich davon schreibt und es sich ganz offensichtlich um zitierte Begrifflichkeiten handelt. So braucht man gewiss auch nicht in subjektiv vorauseilendem Gehorsam dies als „Nazi-Propaganda“ abtun, wenn selbst die wissenschaftliche Literatur, worunter klar von Münchs Buch zu zählen ist, jene Verbrechen beim Namen nennt (vgl. Ingo von Münch: „Frau komm!“, a.a.O., S. 15 f.).
Im Übrigen sehe ich keinen Grund, weshalb man bei einem Artikel zum Autor nicht auch zitieren solle. Die nötige Distanz ist jedenfalls gewahrt. Dabei spielt es auch keine Rolle – und es stellt sich dabei auch keine Frage nach dem „entweder-oder“ – ob man nun den Artikelautor des Abendblatts zitiert oder Münchs Worte aus seinem Werk wiedergibt, zumal es sich ohnehin nur um einen Satz handelt: Also unter „großflächig“ verstehe ich da was gänzlich anderes; diese Übertreibung entbehrt jeder Grundlage. --Benatrevqre …?! 15:49, 2. Dez. 2010 (CET)Beantworten

Wenn Münchs Bekenntnisschrift so wissenschaftlich ist, wie Du im Einklang mit dem Abendblatt behauptest, warum gibt es dann keinerlei auffindbare wissenschaftliche Rezensionen dazu? Vergewaltigungen von Rotarmisten sind ja durchaus Thema in der modernen Geschichtswissenschaft. Du kannst Dich darüber auch in der Wikipedia informieren. Und warum wollte kein angesehener deutscher Verlag sein Buch verlegen, wenn es ja so wissenschaftlich ist?

Wenn Du genau lesen würdest, was ich schreibe, worauf ich mich berufe, und was Du selbst ständig revertierst, dann würdest Du Dich schämen, glaube ich. --Emkaer 16:12, 2. Dez. 2010 (CET)Beantworten

Selbst wenn es von Ehrenburg keinen expliziten Aufruf zur Vergewaltigung deutscher Frauen und Mädchen gegeben hat, machte er aus seiner Abneigung den Deutschen gegenüber trotzdem keinen Hehl. Deine Unterstellung zu v.Münch wirkt arg konstruiert und ist im weitesten unbegründet.
Nur weil dieser Verlag das Buch v.Münchs publizierte, heißt das nicht, dass das Werk deswegen unwissenschaftlich wäre. Der Verlag sagt rein objektiv nichts darüber aus.
Man kann bei einem wissenschaftlich arbeitenden Völkerrechts-Experten wie von Münch schon davon ausgehen, dass er seine Quellen mit Bedacht auswählt und ordentlich verwendet. Nur weil du auf Anhieb keine Rezensionen finden magst, heißt das erstmal auch nichts weiter.
Ein Grund zur Annahme, hier würde deswegen gleich von wem auch immer „Nazi-Propaganda verbreitet“ werden, erkenne ich nicht. Man muss gewiss nicht der NS-Propaganda glauben, um die Feststellung von Massenvergewaltigungen innerhalb des erwähnt kurzen Zeitraumes (1944/45 nach dem Einmarsch der Roten Armee in Deutschland) treffen zu können.
So, ich würde mich schämen, glaubst du? Dann schreib doch mal konkret, welche Aussage angeblich schämenswürdig sein soll. --Benatrevqre …?! 16:20, 2. Dez. 2010 (CET)Beantworten
Ja, ich glaube schon, dass Du Dich schämst, wenn Du den Abschnitt "Frau komm" in dieser Version, auf die du immer zurückgesetzt hast, einmal vollständig durchliest.
Ich kann auch nochmal erklären, wo ich es nachgewiesen sehe, dass Münch Nazipropaganda weiterverbreitet: Das Abendblatt-Zitat („[...] Brecht mit Gewalt den Rassenhochmut der germanischen Frauen! Nehmt sie als rechtmäßige Beute! Tötet, ihr tapferen Soldaten der siegreichen sowjetischen Armee!"[8]“) findet sich in Münchs Buch, er behauptet im HNA-Interview auch: "Die Vergewaltigungen waren das Werk einer insbesondere von Ilja Ehrenburg zur Rache aufgehetzten Soldateska."[9] Dass der vorherstehende Flugblatttext Ehrenburg zugeschrieben wurde, stand z.B. 1960 im Spiegel.[10] Dass es sich aber nachweislich um Nazipropaganda handelt, die Ehrenburg verunglimpfen sollte, steht im Artikel Ehrenburg, Fn. 80, zahlreiche Literaturbelege, inkl. IfZ-Gutachten (s.o.). Solche Flugblätter wurden nicht von der sowjetischen Führung herausgegeben, sondern von den Nazis gefälscht, um den Kampfgeist der Wehrmacht an der Ostfront anzustacheln. Die oben verlinkten Wikipedia-Artikel erläutern, dass Ehrenburg zur Zeit von Stalingrad umstrittene Flugblätter (zumindest eines) verfasste, um den Kampfgeist der Roten Armee anzustacheln. Darin stand aber nichts von Zivilisten oder Frauen.
Münchs Darstellung will aber darauf hinaus (seine Hauptthese!), dass die Rote Armee als ganze systematische und geplante Kriegsverbrechen (so wie die Verbrechen der Wehrmacht) verübt habe, für die Völkerrechtler zuständig seien. Das ist falsch. Vergewaltigungen "der germanischen Frauen" (was übrigens offensichtliche Nazi-Rassensprache ist; aus Sicht Ehrenburgs hätte "der deutschen Frauen" gereicht) hat es vielfach gegeben, vielfach vermutlich auch unbestraft von sowj. Militärgerichten. Aber die Befehle lauteten anders, und den sowj. Soldaten wurden schwere Strafen angedroht.
Lies die oben als "einigermaßen seriös" bezeichneten Rezensionen; Du hast echt das Zeug dazu, Dich nicht für dumm verkaufen zu lassen. --Emkaer 18:21, 2. Dez. 2010 (CET)Beantworten
Ach du meinst den doppelten Satz. Wenn das alles ist, meine Güte! Jedenfalls aber nichts, für das man sich schämen müsste.
Und wieder stellst du Theoriefindung an: Ich habe bereits oben geschrieben, dass selbst wenn man annähme, dass sich von Münch tatsächlich auf jenes nicht von Ehrenburg verfasste Flugblatt bezogen hätte, ist und kann dies den Kriegsverbrechen nicht abträglich sein. Denn seine Hauptthese zielt auch nicht ausschließlich auf dieses Flugblatt ab, sondern es ist nur ein Aspekt unter mehreren. So gehörte gleichwohl auch bewusstes Unterlassen des Einschreitens Vorgesetzter dazu. Die Strafen vor sowj. Militärgerichten wurden ebenfalls erst im späteren Verlauf verhängt. Und ob Ehrenburg eher „deutsche Frauen“ statt „germanische Frauen“ geschrieben hätte, ist sinnfreie Rabulistik oder wenigstens Spekulation, wenn er doch angeblich ohnehin nichts von Frauen geschrieben haben soll; deine höchst subjektive Einschätzung einer „Nazi-Rassensprache“ ist hier sehr weit hergeholt und reicht nicht als haltbares Argument.
Ich habe die paar Rezensionen durchaus gelesen, doch etwas, das auf objektiver Grundlage wissenschaftlichen Bestand hätte, ist dort nicht wirklich zu entnehmen, sondern in erster Linie auch nur persönliche Auffassungen sowie mal wieder Rechtfertigungsversuche, dass angeblich „sich von Münch weigert, die Massenvergewaltigungen in den historischen Kontext aller deutschen Massenverbrechen in Osteuropa zu stellen“. Oder er stricke so „im Subtext weiter an der Mär von der ‚sauberen Wehrmacht‘“. Dem entbehrt doch rein sachlich jede Grundlage.
Hier wird geflissentlich außer Acht gelassen, dass Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung auch dann bestehen, selbst wenn diese Massenvergewaltigungen nicht systematisch als Waffe eingesetzt und nicht zentral gelenkt worden sein sollen, denn iniuria non excusat iniuriam. So sind die Völkerrechtler auch nicht etwa erst dann zuständig, wenn hinter den Verbrechen eine Systematik oder Planung zu verzeichnen ist. --Benatrevqre …?! 19:29, 2. Dez. 2010 (CET)Beantworten
Willst Du damit sagen, dass man außer der großartigen Abendblatt-Werbeanzeige noch alle kritischen Stimmen zu Münchs Machwerk im Artikel ergänzen sollte, weil die ja alle die gleiche Berechtigung haben, in der Wikipedia vertreten zu sein? --Emkaer 23:07, 2. Dez. 2010 (CET)Beantworten
„Großartige Abendblatt-Werbeanzeige“, ja von wegen. Der Artikel ist ausdrücklich nicht als „Anzeige“ deklariert, es ist also unter objektiven Gesichtspunkten haltlos, dem Artikel in der Tageszeitung Werbecharakter zu unterstellen. Nur weil sich Münch auch auf ein Flugblatt bezieht, deren Herkunft laut Beleg zweifelhaft sein soll, heißt das weder, dass dies allgemein den Wert des Buches mindern könnte, noch dass man hier einen WP-Artikel über das Buch ausgedehnt schreiben müsste. Der Abendblatt-Artikel macht sich die Thesen von Münchs doch keineswegs zu eigen oder bewirbt sie; es ist schlicht eine grobe Inhaltsangabe, wie sie im Literaturteil (oder hier im konkreten Fall unter Nachrichten/Politik/Deutschland) vieler anderer seriöser Tageszeitung und auch bei anderen Büchern völlig üblich wäre. Ebenso, dass man dazu ein, zwei Sätze aus dem Werk zitiert. Aber offensichtlich ist es vermeintlich immer noch selbst 65 Jahre nach Kriegsende verwerflich, jene wohl zum Teil immer noch geleugnete oder jedenfalls relativierte Tatsachen anzusprechen, selbst wenn russische Schriftsteller wie Anatoli Streljanyi sich gegenseitig zustimmend zitieren, wie der Krieg in Deutschland war: „‚Frau, komm! Bedeutete, sich am Feind zu rächen. Abends erzählten wir uns: Ich habe mich heute dreimal gerächt, und du?‘ Leisteten Mütter Widerstand, stellten sich vor ihre Töchter, wurden sie kurzerhand erschossen. Die russischen Soldaten nahmen in diesem Rausch der Rache keine Rücksicht auf das Alter der Wehrlosen. Manche waren Kinder, nicht älter als zehn, und manche waren 80-jährige Großmütter.“ Ist ja alles gleich „Nazi-Propaganda“ – selbst wenn die Russen es bestätigen, gell.
Im Übrigen verneint von Münch selbst den von dir oder Henry Bernhard (der zugibt, dass „ganz sicher […] die sowjetische Armeeführung die Hauptschuld an den Massenvergewaltigungen [trägt], die sie zwar nicht initiiert, aber doch erst Monate nach Kriegsende bekämpft hat“) im Deutschlandfunk herangetragenen, aber gänzlich unbegründeten Vorwurf, von Münch würde auf eine Systematik abheben wollen. Er sagt in dem HNA-Interview klar, dass es „keinen Befehl der sowjetischen Militärführung [gab], deutsche Frauen und Mädchen zu vergewaltigen. Es gab aber eine intensive Hasspropaganda, Rachegefühle, kriegsbedingte Verrohung, Lust an sexueller Befriedigung und Demütigung, Siegesrausch und Alkoholexzesse.“ In dem Zusammenhang sagt von Münch ausdrücklich auch, dass „ein bewusst angeordnetes Mittel der Kriegsführung gegen Deutschland […] diese Vergewaltigungen aber wohl nicht [waren]“ (ohne Unterstreichung im Orig.). Von Münch begründet die vielfach begangenen Massenvergewaltigungen also mitnichten mit diesem einen Flugblatt bzw. führt sie nicht darauf zurück. Dass es völkerrechtlich relevante Kriegsverbrechen waren, zeigt der renommierte Staats- und Völkerrechtler Ingo von Münch allein schon daran, dass es „Sache der sowjetischen Offiziere gewesen [wäre,] die Orgie der Gewalt zu stoppen.“ Nur aber hatten „in den meisten Fällen […] die Offiziere entweder nicht den Willen oder nicht die Autorität, die Vergewaltigungen zu verhindern – häufig beteiligten sich die Offiziere sogar selber daran.“ Dass es sich um wesentliche völkerrechtliche Verbrechen handelte, führt von Münch auch darauf zurück, dass „die Ausschreitungen […] eigentlich mit der Kapitulation am 8. Mai 1945 [hätten] aufhören müssen. Dies war jedoch nicht die Realität. Auch nach diesem Datum wurden weiterhin Frauen und Mädchen – wenn auch nicht so oft wie vorher – von sowjetischen Soldaten missbraucht.“ Von Münch entkräftet also die nicht haltbaren Vorwürfe bereits in diesem HNA-Interview. Und selbstverständlich waren „die Vergewaltigungen […] das Werk einer insbesondere von Ilja Ehrenburg zur Rache aufgehetzten Soldateska“, wie du oben bereits angemerkt hast und von Münch unumwunden schreibt. Doch dass von Münch diesem einen bestimmten Flugblatt nun ein Alleinstellungsmerkmal zuschreiben bzw. es als ursächlich für all die Massenvergewaltigungen hinstellen würde, geht nicht unmittelbar hervor. Ebenso wenig, dass von Münch allgemein Ehrenburg, der unbestritten Kriegspropagandist war, nun abseits dieses Flugblatts ausdrücklich jene Massenvergewaltigungen zugeschrieben hätte; jedenfalls nicht über ein den formulierten Rachegelüsten hinausgehendes Maß. Was daher stimmt, ist, dass es Rotarmisten waren, die nicht nur, aber auch von Ehrenburg zur Rache aufgehetzt wurden. Zu letzterem besteht doch nicht ernsthaft Zweifel.
Desweiteren gibt er im Interview an, dass er „das Manuskript rund zwanzig deutschen Verlagen angeboten [habe] – ohne Erfolg. Die meisten dieser Verlage haben eine Veröffentlichung abgelehnt, ohne überhaupt das Manuskript im Einzelnen gekannt zu haben.“ Die Begründung, die er dazu liefert, ist einleuchtend: „Die Massenvergewaltigung deutscher Frauen und Mädchen passt offenbar in der von mir gewählten Form nicht in ein deutsches Verlagsprogramm.“
Zur Auffassung des Interviewers der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen Zeitung (HNA), das Buch thematisiere angeblich kaum den Charakter von Hitlers Vernichtungskrieg im Osten und die deutschen Verbrechen vor allem in der Sowjetunion, antwortet von Münch, dass „Hitlers Vernichtungskrieg im Osten und die von Deutschen vor allem in der Sowjetunion begangenen Verbrechen […] eine Tatsache [sind]“. Er macht berechtigt darauf aufmerksam, dass über den Vernichtungskrieg bereits „in zahlreichen Büchern und in zahllosen Abhandlungen ausführlich geschrieben worden ist“. Sein Buch aber sei „eine Darstellung der Leiden von Frauen und Mädchen, die an jenen Verbrechen Anderer nie beteiligt waren. Individuelles Leid Unschuldiger sollte nicht per ‚Kontext‘ aufgerechnet oder relativiert werden.“
Bei einem Artikel über eine Person wird üblicherweise nicht das von dieser Person resp. Autor geschriebene Buch besprochen oder kritisiert, sondern schlicht der Inhalt kurz angeschnitten. --Benatrevqre …?! 13:33, 3. Dez. 2010 (CET)Beantworten

Es wäre begrüßenswert, wenn Du für einen Diskussionsbeitrag einen Edit benutzen würdest.

Wenn Du möchtest, werde ich dafür sorgen, dass in dem Artikel "nicht das von dieser Person resp. Autor geschriebene Buch besprochen oder kritisiert, sondern schlicht der Inhalt kurz angeschnitten" wird. Ein Zweizeiler wäre im Verhältnis zur Biographie ja angemessener. --Emkaer 21:36, 3. Dez. 2010 (CET)Beantworten

Auf einer Diskussionsseite lässt sich das leider oft nicht vermeiden.
Bezüglich deines letzten Satzes: Der Inhalt des Buches ist doch nicht zu weit gegriffen. Dem gegenwärtigen Verhältnis zwischen Personeninformationen und Buchinhalt steht ja nicht entgegen, den Hauptteil – also Wissenswertes zur Person resp. der Biographie von Münchs – zu ergänzen und den Artikel dahingehend auszubauen. Lediglich einen Zweizeiler fände ich zu wenig, das würde dann doch dem wichtigen Thema und seiner Relevanz nicht gerecht werden. Denn ich glaub nicht, dass wir wegen des Buches gleich einen separaten WP-Artikel brauchen. --Benatrevqre …?! 07:16, 4. Dez. 2010 (CET)Beantworten

Rezensionen/Berichte in den Medien

--Kmhkmh 10:19, 4. Dez. 2010 (CET)Beantworten

Nazipedia und andere Fans von Münch

Ja, es gibt keine geschichtswissenschaftliche Rezension zu Münchs Buch "Frau komm", und auch keine rechtswissenschaftliche. Es gibt sie nicht, sagen wissenschaftliche Rezensionsdatenbanken. Das könnte sich natürlich noch ändern, da wiss. Zeitschriften immer ein bisschen länger brauchen. Allerdings stammt die FAZ-Rezension vom renommierten Zeithistoriker Christoph Kleßmann.

Dagegen gibt es eine vergleichsweise geradezu ausufernde Rezeption unter Rechtsextremisten. Das hat es zu bedeuten, wenn Google schreibt: „Aus Rechtsgründen hat Google 8 Ergebnis(se) von dieser Seite entfernt.“ Da ich das hier nicht verlinken werde, nur der Hinweis, dass die bekannte Neonazi-Version der Wikipedia, Metapedia, Münchs Buch in mehreren Artikeln behandelt, ihm sogar einen eigenen "Artikel" widmet. Da kommt man ja üblicherweise gar nicht drauf, da von Google gefiltert. Aber ich muss hier trotzdem näher darauf eingehen; ein gewisser "Mastermind" schrieb am 10. Feb. 2010, 22:01 Uhr, in einen Artikel:

„Der Jurist [[Ingo von Münch]] stellte seinem Buch [[Ingo von Münch#"Frau, komm!|''„Frau, komm!“'']] die Feststellung voran, dass es sich bei den Vergewaltigungen deutscher Mädchen und Frauen durch Angehörige der Roten Armee unzweifelhaft um Kriegsverbrechen handelte, die auch unter dem Aspekt des des Völkerrechts zu beurteilen seien.<ref>Vgl. Ingo von Münch, ''„Frau, komm!“'', a.a.O., S. 10.</ref> Nie zuvor sind in einem einzigen Land und innerhalb eines so kurzen Zeitraumes so viele Frauen und Mädchen von fremden Soldaten missbraucht worden wie 1944/45 nach dem Einmarsch der Roten Armee in Deutschland. So gesehen waren die Massenvergewaltigungen schon vom zahlenmäßigen Ausmaß her gesehen beispiellos. Erschreckend war auch die Brutalität, mit der die Frauen und Mädchen missbraucht wurden.<ref>Vgl. Ingo von Münch, ''„Frau, komm!“'', a.a.O., S. 15 f.</ref>“

aus dem Quelltext kopiert

Einen Personenartikel zu Münch hatte "Mastermind" 7 Minuten zuvor angelegt. Dort lautet der einzige Text nach dem Einleitungssatz:

„== „Frau, komm!“ == In seinem Buch „Frau, komm!“ behandelte Münch die Vergewaltigungen deutscher Mädchen und Frauen durch Angehörige der Roten Armee. Die Anregung, die bestialischen Geschehnisse von damals aufzuzeichnen, bekam Münch fast 65 Jahre nach Kriegsende durch die Erzählung einer ehemaligen Schulkameradin in der Mark Brandenburg. „Daraus ist“, so Peter Kruse im Hamburger Abendblatt, „eine akribische und wissenschaftlich fundierte Dokumentation geworden.“ Nie zuvor sind in einem einzigen Land und innerhalb eines so kurzen Zeitraumes so viele Frauen und Mädchen von fremden Soldaten missbraucht worden wie 1944/45 nach dem Einmarsch der Roten Armee in Deutschland. Erschreckend war auch die Brutalität, mit der die Frauen und Mädchen missbraucht wurden. Versuchen, die Massenvergewaltigung von Frauen und Mädchen als „irgendwie gerechte Strafe“ anzusehen, widersprach von Münch: „so abwegig sollten selbst ‚Nachgeborene‘ nicht urteilen.““

aus dem Quelltext kopiert

In die Wikipedia hatte ein Benutzer:Freundlicher den weitgehend identischen Text im November 2009 eingearbeitet.[11]

Kein Wunder dass den Nazis das gefällt. "Frau komm" ist ja schon eine Chiffre, die zeigen soll: „Grausam, was für undisziplinierte Monster die Sowjets doch waren/sind.“ (Kommentar eines Nutzers im Neonazi-Forum "Germanische Weltnetzgemeinschaft" im Werbe-Thread für Münchs Buch, 06.12.09) Die Entwicklung der Chiffre, die sich von Münch zum Titel genommen hat, von der NS-Propaganda (siehe oben) über die antikommunistische Propaganda (siehe folgendes Zitat) bis in die Junge Freiheit (27.07.2001), die lügt, wenn sie sagt, das wäre in der deutschen Geschichtswissenschaft kein Thema.

„Dass Frauen und Kinder einen russischen Überfall »auszubaden« hätten, wie es hier heißt, ist ein typisches, für Frauen gestricktes Argument der antikommunistischen Öffentlichkeitsarbeit insgesamt. Natürlich waren die massenhaften Vergewaltigungen beim Vormarsch der Roten Armee 1945 in Erinnerung geblieben. Auf einem Plakat des Volksbundes für Frieden und Freiheit – einer antikommunistischen Propagandaagentur – konnte man dementsprechend einen grimmigen Rotarmisten sehen, der eine Frau mit den Worten »Frau, komm ...« umgreift.“

Mathias Friedel: Wiederbewaffnungspropaganda. Die Öffentlichkeitsarbeit der Regierung Adenauer für einen westdeutschen Wehrbeitrag (1951–1955). In: Militärgeschichte. Zeitschrift für historische Bildung, Ausgabe 1/2003, S. 19

Vielmehr sind Vergewaltigungen 1945 ein Topos in der BRD, und offenbar ebenso in der DDR (Birgit Dahlke: "Frau komm". Vergewaltigungen 1945. Zur Geschichte eines Diskurses. In: LiteraturGesellschaft DDR. Kanonkämpfe und ihre Geschichte(n). Hg. von Birgit Dahlke, Martina Langermann, Thomas Taterka. Stuttgart 2000, S. 275-311). FAZ-Rezensent Christoph Kleßmann kannte daher bereits alle von Münch präsentierten Dokumente und vermisste auch jegliche neuen Erkenntnisse und Kontextualisierung.

Im vom Institut für Staatspolitik, einer "Denkfabrik der Neuen Rechten" (Wikipedia), herausgegebenen Zeitschrift "Sezession" (für die übrigens auch Stefan Scheil schreibt) wurde das Buch gleich mehrfach besprochen, eine Autorin, die bekennt, das Buch gar nicht gelesen zu haben, schwadroniert von „anderen Vergehen während des Zweiten Weltkriegs“[12] (Vergehen = minderschwere Straftat), womit sie die unter anderem die Verbrechen der Wehrmacht meint.

Werbung für von Münchs Buch machen auch die Online-Shops der Junge Freiheit (JF-Buchdienst) und der NPD-Parteizeitung Deutsche Stimme (DS-Versand, "das nationale Warenhaus").

So, jetzt gehe ich mir die Augen waschen, nach so viel Müll, den ich gesichtet habe. --Emkaer 14:07, 4. Dez. 2010 (CET)Beantworten