Als Erzieher bezeichnet man Personen, die in der Regel mit der Erziehung von Kindern im vor- und außerschulischen Bereich beschäftigt sind. Darüber hinaus sind sie auch bei der Betreuung Jugendlicher, älterer und häufig auch geistig behinderter Personen im Einsatz. Insbesondere ist Erzieher die Berufsbezeichnung der Absolventen einer staatlich anerkannten Ausbildung an einer Fachschule für Sozialpädagogik (bzw. in Bayern an einer Fachakademie für Sozialpädagogik) oder einem Berufskolleg. Kindergärtner ist die veraltete Berufsbezeichnung. Die überwiegende Zahl der Erzieher sind Frauen.
Ausbildung
Die Ausbildung wird in Deutschland von den einzelnen Bundesländern gestaltet und unterscheidet sich zum Teil stark voneinander. Die unten stehenden Ausführungen sind der Versuch, allgemein den aktuellen Stand wiederzugeben, und dürften auch für andere deutschsprachige Staaten Gültigkeit besitzen. Die Voraussetzung ist in der Regel ein Realschulabschluss bzw. die Fachschulreife. In den meisten Bundesländern Deutschlands dauert die Ausbildung 4 Jahre. Bei Vorliegen der Hochschulreife verkürzt sich diese in aller Regel.
Struktur
Die Ausbildung findet an Berufsfachschulen (zum Beispiel 'Fachschulen für Sozialpädagogik' oder Fachschulen für Sozialwesen, Rheinland-Pfalz) statt und dauert 3-4 Jahre. Davon sind meist zwei bis drei Jahre schulische Ausbildung (möglicherweise BAföG-gefördert) und anschließend folgt meist ein einjähriges Berufspraktikum (Berufsanerkennungsjahr). Die bisherige Zulassungsvoraussetzung zur Ausbildung als Erzieher/-in bzw. Jugend- und Heimerzieher/-in ist in vielen Bundesländern in den letzten Jahren (2003) reformiert worden. Das heißt, dass ein Vorpraktikum vor Beginn der schulischen Ausbildung nicht mehr verlangt wird. Statt dessen ist z. B. in Rheinland-Pfalz und anderen Bundesländern der Abschluss einer Ausbildung zum Sozialassistenten erforderlich oder der einer anderen Berufsausbildung (2 Jahre). Das Berufsanerkennungsjahr wurde dafür in die schulische Ausbildung integriert. Somit dauert die Ausbildung, inklusive Beruf, mittlerweile fünf Jahre. In einigen Ländern und Fachschulen ist die Erzieher(innen)ausbildung einem Studium an einer Fachhochschule angelehnt.
Die Ausbildung kann auch berufsbegleitend erfolgen, dann in der Regel mit zwei Tagen Schule und drei Tagen Arbeit wöchentlich sowie mehreren schulischen Ausbildungsblöcken.
Inhalte
Inhalte der Ausbildung sind meist: Pädagogik, Psychologie, Soziologie, Didaktik und Methodik der sozialpädagogischen Praxis, Religionslehre, d. h. Religionspädagogik, sonderpädagogische Aspekte, Jugendliteratur, rechtliche Fragen wie Jugendrecht und Familienrecht, Medienpädagogik, Musikerziehung, medizinische Grundkenntnisse, Kunst- und Werkerziehung, Gesundheitslehre, politisch-gesellschaftliche Aspekte sowie praktische Anleitung z. B. in Gesprächsführung oder Formen der Betreuung. In der Ausbildung erfolgt meist eine Spezialisierung auf ein bestimmtes Praxisfeld bzw. eine bestimmte Klientel wie Kindergarten, Schulhort, Heimerziehung usw.
Die Ausbildung endet mit der Anerkennung durch die entsprechende Landesschulbehörde. Unter Umständen ist mit dem Abschluss auch der Fachhochschul- oder allgemeine Hochschulzugang möglich.
Nach den Ergebnissen der PISA-Studie wurde in einigen Bundesländern die Ausbildung reformiert: Die Zugangsvoraussetzungen wurden teilweise erhöht und die Ausbildungszeit auf 4 Jahre verlängert. In Rheinland-Pfalz wurde die Ausbildung zum Sozialassistenten vorgeschaltet, was in Niedersachsen und anderen Bundesländern schon vorher der Fall war. In Niedersachsen wurde zudem das Lernfeldkonzept in die Ausbildung zur Erzieherin/ zum Erzieher integriert. Das Land Rheinland-Pfalz bietet die Ausbildung in modularisierter Form an. Das heißt, die herkömmliche Fächerstruktur, orientiert an wissenschaftlichen Disziplinen, ist zugunsten von Modulen aufgehoben. Module sind thematisch abgegrenzte Lerneinheiten, die sich an konkreten pädagogischen Aufgabenstellungen (z. B. Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen), an der Arbeit in verschiedenen Einrichtungen (z. B. Kindergarten, Heime für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen) orientieren. Ziel ist die Erreichung der optimalen Berufsfähigkeit. Die Ausbildungsstruktur ist auch in vielen anderen Bundesländern in Bewegung, sodass es stetig neue Änderungen gibt.
Die an Fachschulen für Kinderpflege angebotenen Ausbildungsgänge zum Kinderpfleger/ zur Kinderpflegerin sind ein Relikt aus der Vergangenheit. Sie entsprechen heute nicht mehr dem Qualitätsanspruch an eine Berufsausbildung. Daher sind sie nicht vergleichbar mit dem Ausbildungsniveau für Erzieher/-in bzw. Jugend- u. Heimerzieher/in. Der Abschluss ist in etwa dem des Erzieherhelfers/ der Erziehungshelferin vergleichbar. Da aber oftmals damit der Realschulabschluss erworben werden kann, dient die Ausbildung zur Kinderpflegerin / zum Kinderpfleger mit als Vorstufe der Sozialassistent(inn)en.
Berufsfelder
Berufsfelder, in denen Erzieher/innen traditionell arbeiten, sind: Kinderkrippen, Kindergärten, Schulhorte, Ganztagesschulen, Behinderteneinrichtungen sowie Einrichtungen der Jugendhilfe (Heime) und Freizeiteinrichtungen. Hinzu kommen Einsatzstellen in Krankenhäusern und selten in der Altenarbeit.
Die Tätigkeitsfelder von Erzieher/-innen sind sehr vielfältig. Sie umfassen die Aufsicht, Erziehung, Bildung, Betreuung und Pflege der Klienten (in der Regel Kinder und Jugendliche), das Organisieren und Durchführen von Freizeitaktivitäten und vieles mehr. Hinzu kommt die Zusammenarbeit mit Eltern, Lehrkräften sowie anderen Kontaktpersonen der Klienten und Ämter (insbesondere dem Jugendamt). Die Partizipation der Kinder (die Beteiligung gemäß ihres Alters und Entwicklungsstandes) ist ebenfalls bei allen Aktivitäten zu berücksichtigen. Zudem rückt seit PISA/IGLU und den Bildungsplänen der Länder der Bildungsauftrag der jeweiligen Einrichtung weiter ins Blickfeld. Gerade im Bereich der Kindertageseinrichtungen sollen die Kinder explizit bei ihren Selbstbildungsprozessen unterstützt werden.
Geschichte
Erziehungseinrichtungen sind mit die ältesten gesellschaftlichen Institutionen, z. B. in Form von Waisenhäusern. Später kommen 'Besserungsanstalten' und 'Arbeitshäuser' hinzu; diese dienen in erster Linie der Verwahrung und Bestrafung. In bürgerlichen Häusern werden auch Erzieher zur Betreuung und Beschulung der Kinder beschäftigt. Mit der bürgerlichen Aufklärung wird ein verklärtes Bild von Kindheit vertreten und die Einstellung, mit Erziehung aus einem Menschen praktisch alles machen zu können. Aus diesem Gedanken wird der Kindergarten als neue Institution entwickelt.
Bis ins 20. Jahrhundert ist öffentliche Erziehung oftmals so grausam, dass sie heute als Misshandlung unter Strafe gestellt würde. Mit der Reformpädagogik des späten 19. Jahrhunderts tritt allmählich eine neue Blickrichtung auf: Die Erziehung sollte vom Kind aus geschehen. Später werden antiautoritäre und demokratische Erziehungsansätze entwickelt.
Bis in die 60er Jahre werden Erzieher/-innen fast ausschließlich in Kindergärten und -horten beschäftigt. In der Folgezeit wurde die Ausbildung mit dem Abschluss 'staatlich anerkannte/-r Erzieher/-in' bundesweit eingeführt, und die möglichen Einsatzgebiete haben sich wesentlich erweitert.
Von großer Bedeutung für die Ausbildung von Erzieher/innen ist die Studie zur Kompetenzentwicklung von Erzieher/-innen ("Wie Schüler Erzieher werden"), die Andreas Gruschka 1985 im Rahmen des Kollegschulversuchs Nordrhein-Westfalen vorlegte: Er macht vier Entwicklungsaufgaben aus, die die Kompetenzentwicklung und Identitätsbildung in diesem Bildungsgang ausmachen.
Weblinks
- http://berufenet.arbeitsamt.de/ - Weitere Informationen zur Ausbildung und Ausbildungsstellen beim Arbeitsamt
- http://www.gew.de - Rechtliche Fragen bei der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft
- http://www.kigaweb.de
- http://erzieherin.de/
- http://www.erzieherinnenausbildung.de/
- http://www.erzieher-online.info/ - Aktionsbuendnis für Mehr Männer in den Kindergarten!
siehe auch: Pädagogik - Erziehung - Kindergarten - Hort - Kinderkrippe - Jugendhilfe