Antipädagogik

besonders im deutschsprachigen Raum verbreitete Philosophie
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Antipädagogik versteht sich als Gegentheorie zur Pädagogik und Erziehung. Sie widerspricht der prinzipiellen pädagogischen Rollenverteilung von einem (oben stehenden) Erzieher – dem Erwachsenen – und einem (unten stehenden) Zögling – dem Kind. Dagegen proklamiert sie die Gleichberechtigung zwischen Kindern und Erwachsenen.

Bekannt wurde dieser Begriff vor allem durch das 1975 erschienene Buch Antipädagogik von Ekkehard von Braunmühl, in dem diese Thesen in die öffentliche Diskussion gebracht wurden. Unterstützung erhalten antipädagogische Ideen durch den KinderInformationsDienst (Kid) – heute Bestandteil von Kidweb.de – und von dem Berliner Kinderrechtsprojekt Krätzä.

Grenzen

Im Gegensatz zur antiautoritären Erziehung fordert die Antipädagogik nicht die Aufhebung aller Grenzen für Kinder. Vielmehr unterscheidet sie zwischen defensiven und aggressiven Grenzen.

Defensive Grenzen werden zur eigenen Verteidigung gesetzt, um sich vor fremden Übergriffen zu schützen (z. B.: „Es stört mich, wenn du nachts um drei laut Musik hörst, weil ich dann nicht schlafen kann.“). Sie entsprechen dem Grundsatz der Freiheit, solange die Freiheit des anderen nicht eingeschränkt wird. Diese Notwehrgrenzen sind für ein friedliches Zusammenleben sinnvoll. Und sie widersprechen auch der Gleichberechtigung von Eltern und Kindern nicht.

Aggressive Grenzen hingegen werden anderen Menschen gesetzt, um sie zum Beispiel vor sich selber zu schützen und sie zu ihrem (angeblichen) Glück zu zwingen (z. B.: „Du darfst keine laute Musik hören, weil es nicht gut für dich ist.“). Diese erzieherischen Grenzen werden abgelehnt.

Schutz

Auch Verbote, um Kinder zu schützen, werden abgelehnt, da Kinder sie jederzeit umgehen können, wenn sie alleine sind. Die Antipädagogik behauptet, dass Verbote Gegenreaktionen hervorrufen, bei denen die Kinder die Sicherheit ihrer eigenen Person übersehen und so erst dadurch in wirkliche Gefahr geraten. Außerdem trügen Verbote nicht zum Verständnis von Gefahrensituationen bei.

Dagegen wird vorgeschlagen, Kindern in für sie unübersichtlichen Situationen Unterstützung anzubieten, sie im Notfall zu retten und ihnen in ruhiger Atmosphäre – wenn sie „aufnahmebereit“ sind – (entstandene) Gefahren zu erklären.