Demokratische Schulen sind Schulen, in denen die Schüler zum einen selbst entscheiden, was, wann und wie sie lernen. Zum anderen werden wesentliche Entscheidungen, die das Zusammenleben in der Schule betreffen, durch eine Schulversammlung getroffen, in der jeder Mitarbeiter/Lehrer und jeder Schüler eine Stimme hat.
Weltweit gibt es mindestens 70 Demokratische Schulen. Die größte Zahl Demokratischer Schulen gibt es in den USA und in Israel, weitere befinden sich in Australien, Brasilien, Dänemark, Großbritannien, Japan, Kanada, Neuseeland, den Niederlanden, Rußland und Südafrika.
Als älteste Demokratische Schule gilt die Summerhill-Schule in Leiston (Suffolk, England), die 1921 gegründet wurde.
In ihrem Konzept am weitestgehenden ist die Sudbury Valley School in Framingham (Massachusetts, USA), die 1968 gegründet wurde. Mittlerweile gibt es mehr als 30 Sudbury-Schulen, von denen sich die meisten in den USA befinden.
Als weltweit größte Demokratische Schule gilt mit 1200 Schülern die Schule der Selbstbestimmung in Moskau. Auf Platz zwei folgt die Democratic School of Hadera in Israel mit etwa 370 Schülern. Die meisten Demokratischen Schulen haben deutlich weniger Schüler.
Seit 1993 findet jährlich die International Democratic Education Conference (IDEC) statt.
In Israel gibt es ein Institute for Democratic Education (Institut für Demokraktische Bildung).
Vielfalt Demokratischer Schulen
Alle Demokratischen Schulen gehen von einem grundlegenden Respekt gegenüber Kindern aus. In der konkreten Ausgestaltung der Lernfreiheit und der demokratischen Entscheidungsstrukturen sowie des Schulalltags gibt es allerdings deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Schulen.
Während in Sudbury-Schulen Unterrichtskurse keine große Rolle spielen und nur auf Initiative von Schülern eingerichtet werden, ist das Lernen in anderen Schulen großteils nicht durch die Schüler selbst initiiert, d.h. die Schule bietet diverse Kurse gemäß der traditionellen Schulfächer an, an denen die Schüler teilnehmen können, aber nicht müssen. In der Regel können die Lehrer in solchen Schulen (und meist auch die Schüler) weitere Kurse oder Projekte zu Themen anbieten, die sie interessieren. In einigen Schulen bieten die Mitarbeiter zwar keine Kurse an, aber präparieren die Lernumgebung immer wieder neu so, daß die Schüler dort jene Dinge entdecken, die die Erwachsenen für wichtig halten (vorbereitete Umgebung).
In den meisten demokratischen Schulen gibt es eine wöchentliche Schulversammlung, in einigen tritt sie jedoch ohne festen Rhythmus zusammen, sobald Bedarf danach besteht. In den meisten Schulen werden Beschlüsse mit einfacher Mehrheit der Anwesenden gefaßt, einzelne Schulen verlangen eine qualifizierte Mehrheit. Es gibt auch Schulen, die nach dem Konsensprinzip arbeiten, die damit jedoch nicht mehr als Demokratische Schulen im engeren Sinne bezeichnet werden können. In einigen Schulen sind die Versammlungen eher unförmlich, chaotisch und spontan, in anderen gibt es eine Geschäftsordnung mit formalisierten Verfahren, die eine effiziente Bearbeitung der Tagesordnung bewirken und verhindern, daß Leute überrollt werden.
Regeln und Regelverletzungen werden in verschiedenen demokratischen Schule recht unterschiedlich gehandhabt. In einigen Schulen haben Schüler und Mitarbeiter eine enorme Zahl sehr detaillierter Regeln ausgearbeitet und haben für den Umgang mit Regelverletzungen eine gesonderte Schulversammlung oder ein Justizkomitee, das nach einem festgelegten Verfahren Sanktionen verhängen kann. Andere Schulen haben relativ wenige Regeln, unförmliche Verfahrensweisen und bevorzugen ausschließlich Mediationsverfahren anstelle eines Justizsystems. Einige Schulen verwenden sowohl Mediationsverfahren als auch formalisierte Justizverfahren.
Demokratische Schulen unterscheiden sich auch darin, inwieweit sie die Eltern der Schüler einbeziehen. In einigen Schulen dürfen Eltern beispielsweise über Finanzen mitabstimmen, in einigen haben sie ein Stimmrecht auch im alltäglichen Schulleben, in anderen überhaupt keines. In manchen Schulen wird die Anwesenheit von Eltern als störend empfunden, in anderen sind sie willkommen, in noch anderen wird die aktive Mitarbeit der Eltern erwartet. Einige Schulen sind als Community Schools organisiert, in denen der Übergang von Schulleben und Familienleben fließend und die Schule eher Teil einer größeren Gemeinschaft ist, die zusammenlebt und teilweise auch ihre Erwerbsarbeit gemeinsam organisiert.
siehe auch: Demokratische Erziehung, Kinderrepublik
Weblinks
Institute for Democratic Education (englisch, hebräisch)