Als Amerikanischer Bürgerkrieg (Sezessionskrieg) wird der militärische Konflikt zwischen den Nordstaaten und den aus den Vereinigten Staaten (Union) ausgetretenen Südstaaten (Sklavenstaaten) bezeichnet. Der Krieg entzündete sich an den wirtschaftlichen, politischen und sozialen Gegensätzen von Norden und Süden. In den Nordstaaten wurde die Industrialisierung immer weiter fortgesetzt, der Norden verlangte vom Süden die Abschaffung der Sklaverei. Die südstaatliche Plantagenwirtschaft war jedoch weitgehend von der billigen Arbeitskraft der Sklaven abhängig.
Zur Spaltung (Sezession) kam es mit der Wahl des republikanischen Kandidaten Abraham Lincoln am 6. November 1860 zum Präsidenten. Die Südstaaten schreckten nun vor der Sprengung der Union nicht zurück. Schon 20. Dezember 1860 sagte sich South Carolina vom Bund los; ihm folgten Mississippi, Florida, Alabama, Georgia, Louisiana, Texas, Virginia, Arkansas und endlich North Carolina (21. Mai 1861).
Ein am 4. Februar 1861 in Washington, D.C. zusammengetretener Friedenskongress löste sich ohne Resultat auf. Bereits am 6. Februar versammelte sich in Montgomery ein Kongress der abgefallenen Staaten, welcher 11. März der so genannten Konföderation eine neue Verfassung gab, deren Eckstein die Sklaverei bildete. Zum Präsidenten der Südstaaten wurde Jefferson Davis zum Präsidenten gewählt. Lincolns versöhnliche Erklärung bei seinem Amtsantritt (4. März 1861) war erfolglos, und mit der Eroberung von Fort Sumter durch die südstaatlichen Truppen (12. April 1861) begann der offene Krieg zwischen der Union und der sezessionistischen Konföderation.
Der Bürgerkrieg
Die Südstaaten wurden von einer energischen, zweckbewussten, staatsmännisch geschulten Aristokratie geleitet. Die meisten und talentvollsten Offiziere des Heers und der Flotte, wie P. T. G. Beauregard, Joseph E. Johnston, Robert Edward Lee, Thomas Jonathan Jackson u. a., schlossen sich, weil aus dem Süden stammend, diesem an und organisierten die Streitmacht der Konföderation. Dies wurde dadurch erleichtert, dass Kriegsminister Floyd schon 1860 alle Waffen und Geschütze in die südlichen Arsenale geschickt hatte, während die Unionsflotte über alle Meere zerstreut worden war. Daher waren die Südstaaten am Anfang des Kriegs dem Norden entschieden überlegen. Die Bevölkerung des Nordens (die Grenzstaaten Maryland, Kentucky, Tennessee, Missouri u. a. verhielten sich schwankend) war allerdings für die Erhaltung der Union begeistert. Als Lincoln am 15. April 75.000 Freiwillige zu den Waffen rief, waren diese sofort zur Stelle; aber es fehlte an aller Organisation. Die Truppen wurden von den Einzelstaaten, welche auch die Offiziere ernannten, auf Zeit gestellt. Das Oberkommando, welches zuerst der alte Scott erhielt, war ganz vom Kriegsministerium abhängig. Ausrüstung, Ausbildung und Verpflegung der Unionstruppen waren anfangs mangelhaft und wurden erst allmählich besser. Daher erlitt der Norden trotz seiner zahlenmäßigen Überlegenheit anfangs Misserfolge. Doch ließ er sich nicht durch diese entmutigen, steigerte seine Anstrengungen mit jedem Jahr, bewährte in der Herstellung und Verwendung von Kriegsmitteln seine Erfindungsgabe und seinen Unternehmungsgeist, und als sich endlich auch tüchtige Feldherren heranbildeten, errang er endlich den Sieg.
Beim ersten Vordringen der Bundestruppen unter MacDowell gegen die Stellung der Konföderierten bei Manassas Junction erlitten die Nordstaaten am Bull Run eine vollständige Niederlage (21. Juli 1861). Der nun zum Oberbefehlshaber des Nordens ernannte General George McClellan schlug am Potomac River ein Lager auf und verwandte Herbst und Winter dazu, aus den von den Staaten gestellten Freiwilligen und Milizen (über 500.000 Mann) eine tüchtige Feldarmee zu bilden. Währenddessen wurden durch eine schnell geschaffene Kriegsflotte die Häfen der Südstaaten blockiert, einige auch besetzt. Gleichwohl gelang es den Konföderierten oft, die Blockade zu brechen und sich vom Ausland Kriegsbedürfnisse zu verschaffen, während südstaatliche Kreuzer, zum Teil (wie die Alabama) in England ausgerüstet, das aus Eifersucht gegen die Union den Süden begünstigte, die amerikanische Handelsflotte empfindlich schädigten. Die Verhaftung südstaatlicher Agenten auf einem englischen Schiff (Trent-Affaire) drohte bei der gereizten Stimmung beider Teile sogar einen Krieg zwischen der Union und England herbeizuführen.
Im Bürgerkrieg kam es 1862 besonders im Westen zu wichtigen Entscheidungen. Nachdem es 1861 gelungen war, Missouri der Union zu erhalten, entrissen die Generäle Thomas und Ulysses Simpson Grant im Februar 1862 auch Kentucky und Tennessee den Rebellen und rückten den Mississippi River abwärts vor, während Admiral Farragut im April die Einfahrt in die Mississippimündung erzwang, New Orleans besetzte und stromaufwärts vordrang. Der Kampf konzentrierte sich im Westen um das von den Konföderierten stark befestigte Vicksburg, das nach einer langen Belagerung am 4. Juli 1863 von Grant erobert wurde. Damit waren der wichtige Fluss und sein Gebiet ganz für die Union gewonnen und die Südstaaten von Texas und Arkansas abgeschnitten.
Weniger glücklich verlief der Krieg in Virginia. Hier eröffnete McClellan den Kampf im März 1862 mit einem allgemeinen Vorgehen gegen die Hauptstadt der Konföderierten, Richmond. Zahlreiche blutige Gefechte, darunter die siebentägige Schlacht am Chickahominy (26. Juni bis 2. Juli), gaben kein entscheidendes Resultat. General Pope wurde in der zweiten Schlacht am Bull Run (29./30. August) geschlagen und auf Washington zurückgeworfen. Lee, der Oberbefehlshaber der Konföderierten, versuchte nun einen Einfall in Maryland und Pennsylvania, überschritt am 4. September den Potomac, wurde aber am 17. September bei Antietam von McClellan besiegt und zum Rückzug auf Virginia gezwungen. Da McClellan seinen Sieg nicht benutzte, wurde er am 17. November durch Burnside ersetzt, der einen Vorstoß auf Richmond unternahm, aber am 13. Dezember bei Fredericksburg eine empfindliche Niederlage erlitt. Sein Nachfolger Hooker drang im April 1863 über den Rapidan vor, wurde aber in einer Schlacht bei Chancellorsville (2. - 5. Mai) von Lee besiegt. Lee versuchte daraufhin einen zweiten Einfall in Maryland, wurde aber in einer der blutigsten Schlachten des ganzen Kriegs bei Gettysburg (1. - 3. Juli) von General Meade über den Potomac zurückgeworfen.
Die Schlacht von Gettysburg und die gleichzeitige Eroberung Vicksburgs bildeten den Wendepunkt des Kriegs. Trotz der Überlegenheit ihrer Feldherren und der Tapferkeit ihrer Truppen hatte die Konföderation keinen entscheidenden Erfolg errungen; es war ihr nicht geglückt, Washington und einige Nordstaaten zu erobern, ja im Westen hatte sie große unwiederbringliche Verluste erlitten; schon machte sich bei ihr eine Erschöpfung an Geld und Menschenkräften bemerkbar. Die ungeheuren Opfer des Nordens wurden aus seinen unerschöpflichen Hilfsquellen rasch ersetzt, und die Nordstaaten setzten den Krieg nicht nur entschlossen fort, sondern verkündeten nun auch offen die Aufhebung der Sklaverei und die völlige Niederwerfung der Rebellion als Ziele desselben.
Lincoln erließ am 22. September 1862 eine Proklamation, welche alle in den Südstaaten gehaltenen Sklaven vom 1. Januar 1863 an für frei erklärte. Bei der neuen Präsidentenwahl 1864 siegte Lincoln glänzend über den Kandidaten der Versöhnungspartei, McClellan; zum Vizepräsidenten wurde Andrew Johnson gewählt. So konnte der siegreiche Ausgang des Kriegs nicht zweifelhaft sein, wenn auch die völlige Besiegung der konföderierten Heere noch nicht gleich erfolgte. Der neue Oberbefehlshaber der Unionstruppen, Ulysses Simpson Grant, brach, nachdem er durch den Sieg bei Chattanooga (November 1863) den ganzen Westen den Rebellen entrissen hatte, Anfang Mai 1864 gegen Richmond auf, lieferte Lee in der "Wildnis" (Wilderness) und bei Spottsylvania eine Reihe blutiger Gefechte mit wechselndem Erfolg und überschritt, nachdem der Übergang über den Chickahominy durch die Niederlage vom 3. Juni vereitelt worden, den James River, um Petersburg anzugreifen, das er nach einem vergeblichen Überrumpelungsversuch belagerte. Unter fortwährenden blutigen Gefechten gelang es ihm endlich im Herbst, im Verein mit dem im Shenandoathal operierenden Sheridan, Lees Defensivstellung bei Richmond zu durchbrechen und sich auf dem rechten Ufer des James River zu behaupten.
Gleichzeitig drang Sherman vom Westen her in Georgia ein, besetzte im September 1864 Atlanta und unternahm von hier aus den kühnen Marsch nach Savannah am Atlantischen Ozean, wo er am 21. Dezember einzog und die Verbindung mit der Unionsflotte herstellte. Im Januar 1865 rückte er durch South und North Carolina nach Norden, zog am 22. März bei Goldsboro ein Unionsheer an sich und vollendete Ende März die Einschließung Lees, der nur noch 60.000 Mann bei sich hatte. Am 3. April rückten die Bundestruppen in Petersburg und Richmond ein, und am 9. April streckte Lee bei Appomatox-Court-House vor Grant, am 17. April Johnston mit dem Rest der konföderierten Truppen bei Raleigh vor Sherman die Waffen. Damit war der Bürgerkrieg nach vierjähriger Dauer beendet.
Im amerikanischen Bürgerkrieg kamen etwa 500.000 Menschen ums Leben. Der Union wurde eine Schuldenlast von 3 Milliarden Dollar aufgebürdet; denn die Rüstungen waren schließlich in so großartigem Maßstab betrieben worden, dass die Unionsarmee am Ende des Kriegs über 1 Million Mann, die Flotte 671 Schiffe zählte. Aber die Union war durch den Krieg nicht nur erhalten, sondern auch gekräftigt, der Zankapfel, die Sklaverei, beseitigt worden.