Piefke

österreichische umgangssprachliche, meist abwertend gemeinte Bezeichnung für Deutsche
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Piefke ist ein in ganz Österreich verwendeter Begriff für die Deutschen. In der Regel wird dieser Begriff nur als abwertendes Schimpfwort gebraucht. In seltenen Fällen kann es auch als Kosewort verwendet werden. Als Schimpfwort wird es vor allem für Preußen (nördlich des Mains) verwendet, während es auf Bayern und andere Süddeutsche eher selten angewendet wird (siehe auch Preißn).

Der heute sehr verbreitete Begriff Piefke wurde Anfang der 1980er Jahre vom Wiener Magazin Wochenpresse mit der Titelschlagzeile "Wer braucht die Piefkes?" aufgegriffen und Ende der 1980er Jahre vom österreichischen Gesellschaftskritiker, Schauspieler, Theater- und Drehbuchautor Felix Mitterer in seinem TV-Film Die Piefke-Saga (einer Satire über den Tourismus in Tirol und das Verhältnis zwischen Österreichern und Deutschen) verarbeitet.

Ursprung des Wortes

Die Herkunft der Bezeichnung Piefke ist ungeklärt. Sie könnte vom niederdeutschen "Pief" für Pfeife und der aus dem Brandenburgischen/Berliner Raum stammend verkleinernden Wortendung "-ke" hergeleitet werden (d.h. kleine Pfeife). Sie ist schon in den 1840er Jahren als Name einer Witzfigur belegt. Seine Funktion als Symbol für den typischen (militärischen) Preußen hat der Name aber vor allem seit der Niederlage Österreichs im Deutschen Krieg 1866 inne. Das verdankt er wohl nicht zuletzt dem bekannten preußischen Militärmusiker Johann Gottfried Piefke, der den Königgrätzer Marsch zur Feier des preußischen Sieges in der Entscheidungsschlacht komponierte und auch bei der Siegesparade anwesend war und dirigierte. Wie genau es nun zu der Begriffsprägung kam, darüber gibt es wenigstens zwei Theorien.

Theorie von Joachim Schneider

Am 31. Juli 1866 fand nach Ende des preußisch-österreichischen Krieges auf dem Marchfeld bei Gänserndorf ca. 20 km vor Wien eine große Parade mit dem 3., 4. und Teilen des 2. Armeekorps vor König Wilhelm I. von Preußen statt. Neben Gottfried Piefke dirigierte auch sein Bruder Rudolf (1835 - 1900) ein Musikkorps. Unter den herbeigeeilten Wienern soll sich der Ruf "Die Piefkes kommen" verbreitet haben und zum Sinnbild für 50.000 marschierende Preußen geworden sein.

Es gilt als historisch erwiesen, dass die Brüder Gottfried und Rudolf Piefke der österreichischen Hauptstadt nie so nahe kamen wie bei dieser Parade. Die Vermutung, neugierige Wiener, die ihre siegreichen Feinde besichtigten, hätten ausgerufen: "Die Piefkes kommen!", kann aber durch keine hieb- und stichfesten Belege gestützt werden. In Wiener Zeitungen vom August 1866 finden sich zwar Berichte über die Parade am 31. Juli, aber darin werden die Brüder Piefke mit keinem einzigen Wort erwähnt.

Theorie von Peter Wehle

Peter Wehle ("Die Wiener Gaunersprache", 1977, S. 79; "Sprechen Sie Wienerisch?", 1980, S. 27) führt die Bezeichnung "Piefke" auf die Erstürmung der Düppeler Schanzen im Deutsch-Dänischen Krieg zurück. Dort waren Deutsche und Österreicher Waffenbrüder; der Preuße Piefke sei ein sehr "preußischer" Preuße gewesen, der auf seine österreichischen Mitstreiter einen derart nachhaltigen Eindruck hinterlassen hätte, dass sein Name zum Sinnbild des zackigen und ruppigen Preußen geworden sei.

Peter Wehle hat seine Behauptung weder mit einer Quelle aus dem Jahre 1864 noch mit einem weiterführenden Literaturhinweis belegt. Das "Wiener Fremdenblatt", eine wichtige, auch von Kaiser Franz Joseph I. gelesene Zeitung, berichtete zwar am 18. April 1864 über das große Interesse der Wiener am preußischen Sieg vom 18. desselben Monats und am 13. Oktober über einen damals aktuellen Scherzartikel, die grün und rot brennenden, rasch verglimmenden "Düppler Papiere", aber fast gar nichts über Gottfried Piefke.

Siehe auch