Aruad

archäologische Stätte in Syrien
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Aruad (arabisch أرواد, DMG Arwād) ist eine wasserlose Insel, die rund drei Kilometer vor der syrischen Hafenstadt Tartus (auch Tortosa oder Tartosa) liegt. Sie ist ca. 570 m lang und ca. 360 breit und vollständig von einem gleichnamigen Fischerdorf überbaut. Sie besitzt auf der Ostseite einen angelegten geschützten Hafen für kleine Boote.

Satellitenbild von Tartus und Aruad
Aruad

Geschichte

Vorzeit

Auf der Insel existieren Siedlungsspuren, die mindestens bis in das 1. Jahrtausend v. Chr. zurückreichen.

Phönizische Zeit

Auf Aruad befand sich die nördlichste phönizische Handelsstadt Arwad. In den Amarna-Archiven wurde sie Arwada oder Riwada genannt, unter dem assyrischen König Tiglat-pileser I. Armada, und unter König Sanherib Aruda. Auch biblische Zeugnisse sind vorhanden und finden sich in 1. Mose 10, 18, in 1. Chronik 1, 16 und in Hesekiel 27, 8 und 11.

 
Phönizisches Stelenfragment, Ende 4. Jahrhundert v. Chr. aus Aruad, Musée du Louvre

Die erste schriftliche Erwähnung von Arwad findet sich in Texten des Amarna-Archivs, auf dem seine Bewohner als Feinde des Pharao bezeichnet werden.

Tiglat-pileser I. fuhr auf einem Schiff aus Arwas auf die "hohe See" hinaus. 866 erhielt Assur-Nasirpal II. den "Tribut von Arwad", die Abhängigkeit war aber nur sehr locker. Unter den Feinden, die später Salmanassar III. in der Schlacht von Qarqar gegenüberstanden, befand sich auch der König von Arwad. Unter Asarhaddon hatte Ikkilû, der König von Arwad versucht, Schiffe daran zu hindern, assyrische Häfen anzulaufen und bevorteilte Händler, die direkt mit ihm verkehren. Er soll auch Händler getötet haben, die in assyrische Häfen einliefen, ihre Boote beschlagnahmt und Spione nach Assyrien geschickt haben. So jedenfalls berichten Briefe von Itti-Šamaš-balatu, der die Aufsicht über die nördliche Mittelmeerküste hatte, an den König von Assyrien. Er berichtet auch darüber, dass einige Assyrer systematisch versucht hätten, ihn einzuschüchtern. Nach dem Tod des Ikkilû setzte Assurhaddon dessen Sohn Azi-Ba'al zum König von Arwad ein, die Formulierung deutet auf eine, wenn überhaupt, sehr lose Kontrolle.

Folgende Herrscher von Arwad sind bekannt:

  • Mata'an unter dem assyrischen König Tiglat-Pileser III. (8. Jahrhundert v. Chr.)
  • Abdilti unter Sanherib (beginnendes 7. Jahrhundert v. Chr.)
  • Ikkilû zur Zeit Assurhaddons
  • Azi-Ba'al, Sohn des Ikkilû

Truppen aus Arwad beteiligten sich unter Alexander an der Belagerung von Tyros und nahmen schließlich den Südhafen ein.

Kreuzfahrerzeit

Der Templerorden baute Aruad während der Kreuzzüge zu einer Inselfestung aus. Nach der Aufgabe von Château Pèlerin 1291 war Aruad die letzte Kreuzfahrerbastion im Nahen Osten. Von hier aus versuchten die Templer, die sich mit den Mongolen verbündet hatten 1300 bis 1302, Gebiete auf dem Festland zurückzuerobern. Dies scheiterte an einem Gegenangriff der Mameluken, so dass die Templer die Insel im Zuge der Belagerung von Aruad im September 1302 aufgeben mussten. Nach der Kreuzfahrerzeit und dem Abzug der Templer verloren die Gegend und die Insel an Bedeutung.

1915 besetzte der französische Schiffskapitän A. Trabaud die Insel. Während des Ersten Weltkrieges diente sie als Versorgungsbasis für die im Libanon besonders von der Hungersnot betroffenen Maroniten.

1938 lebten 4239 Einwohner auf der Insel.

Gegenwart

Heute ist Aruad vollständig vom gleichnamigen Fischerdorf bebaut. Die Verteidigungsmauern des Templerordens an der Wasserlinie sind vollständig abgetragen, der Verlauf der Uferbefestigung lässt sich noch erahnen. Das alte Festungsgebäude ist gut erhalten und heute Ortszentrum. Aruad, die einzige Insel Syriens, ist ein beliebtes Ausflugsziel.

Trivia

Aruad wird im Asterix-Band 26 „Die Odyssee“ als phönizischer Hafen genannt, der den Galliern auf der Suche nach Steinöl verschlossen ist.

Siehe auch: Liste der Templerburgen Koordinaten: 34° 51′ N, 35° 52′ O