Guy de Maupassant

französischer Schriftsteller und Journalist
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. August 2005 um 04:01 Uhr durch 132.246.2.25 (Diskussion) (Literarische Erfolge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Guy de Maupassant (* 5. August 1850 in Château de Miromesnil (Frankreich); † 6. Juli 1893 in Possy bei Paris), eigentlich Henry René Albert Guy de Maupassant, war ein französischer Schriftsteller und Dichter.

Guy de Maupassant

Leben

Herkunft

Unmittelbar nach seiner Geburt zogen seine Eltern nach Étretat. Sein Vater, Gustave de Maupassant, der einen aufwändigen Lebenstil pflegte, stammte aus dem Neuadel und war Großgrundbesitzer in der Nähe von Rouen. Die Mutter, Laure le Poitterin, verband eine innige Jugendfreundschaft mit Gustave Flaubert. Ihr verdankt Guy de Maupassant auch seine literarischen und künstlerischen Anregungen. Maupassants Eltern trennten sich 1861. Die Mutter zog die beiden Söhne aus dieser Verbindung, den älteren Guy und den jüngeren Hervé, allein auf.

Ausbildung

Mit 13 Jahren kam Maupassant auf das Seminar Institution éclasiastique d'Yvetot, in dem er sich nicht sehr wohl fühlte. Der Freiheit liebende Maupassant konnte sich nur schwer an die strenge Disziplin gewöhnen und wurde mit 17 Jahren aufgrund eines Spottgedichtes über die Geistlichen vor Ort relegiert. Er lebte erneut einige Zeit in Étretat und besuchte danach das Lycée in Rouen, wo er besser zurecht kam. Er dichtete Verse und bestand schließlich 19-jährig das Abitur. Nach der Reifeprüfung begann er ein Studium der Rechtswissenschaften, das aber mit Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges endete.

Krieg und Beamtenleben

Er trat ins Heer ein und wurde beim überstürzten Rückzug der französischen Armee nach Le Havre beinahe gefangen genommen. Danach wurde er in die französische Hauptstadt versetzt und erlebte dort die Belagerung von Paris. Nach Kriegsende versuchte Maupassant sein Glück neuerlich in Paris, Literatur spielte für ihn zunächst keine Rolle, da er - wie viele Angehörige aus bürgerlichen oder adeligen Familien - Beamter wurde. Er trat ins Marineministerium ein, in dem er als mittlerer Beamter tätig war. Am freien Sonntag widmete sich Maupassant, ein begeisterter Jäger und Sportler, dem Rudern und Schwimmen, und über zehn Jahre hinweg bleibt die Seine seine große Leidenschaft.

Nebenbei versuchte sich Maupassant an Novellen, Theaterstücken und journalistischen Arbeiten. Dabei wurde er von seinem väterlichen Freund Flaubert gefördert. 1878 trat er mit Hilfe Flauberts ins Unterrichtsministerium über, wo es ihm besser gefiel. Erst nachdem sich erste literarische Erfolge einstellten, ließ er sich von seiner Beamtenstellung beurlauben. Hervorzuheben ist hier vor allem die lange Lernzeit (1871-1880) die verdeutlicht, wie selbstkritisch Maupassant war. Die Zeit des Heranreifens war für ihn eine glückliche, die Literatur stellte für ihn nie Arbeit dar, sondern war immer eine goße Leidenschaft Maupassants. Die Begeisterung für das Rudern und mehrere Liebesabenteuer führten zu einem unsteten Leben.

Literarische Erfolge

1880 stellt den Wendepunkt in Maupassants Leben dar. Sein Erstlingswerk Boule de suif wird die erfolgreichste Novelle in dem von Émile Zola herausgegebenen Novellenband Les soirées de Médan. Ein paar Wochen später erscheint Maupassants Gedichtband Des Vers, eine Auslese seiner langjährigen lyrischen Dichtungen. Eine Klage wegen Unsittlichkeit konnte durch Eingreifen Flauberts verhindert werden, brachte ihm aber Publicity und weitere Erfolge. Er quittierte den Dienst im Ministerium und erhielt einen Vertrag mit dem "Gaulois". Maupassant veröffentlichte in den folgenden zwölf Jahren 17 Novellenbände, sechs Romane, drei Reisebücher, einen Gedichtband und einen Theaterband. Dazu kommen noch die zahllosen Chroniken und Artikel, vor allem im Gaulois" und "Gil Blas". Mit den hohen Bücherauflagen stellte sich auch der Wohlstand ein. 1882 ließ er sich ein Haus in Étretat erbauen, lernte das Mittelmeer lieben, lebte zeitweilig in Cannes und Antibes und unternahm viele Reisen auf seiner Yacht.

Sein Arbeiten und Reisen mutet unruhig und rastlos an, als hätte er genau gewusst, dass ihm nicht mehr viel Zeit bliebe. Er ahnte sein nahendes Ende und versuchte, seinen schlechten Gesundheitszustand vor seinen Bekannten zu verheimlichen. Am Neujahrsabend 1892 brach er während des Abendessens bei seiner Mutter zusammen, kam aber bald wieder zu sich. Er kehrte trotz Bitten der Mutter, bei ihr zu bleiben, nach Cannes zurück und unternahm dort einen Selbstmordversuch. Tage später wurde er in die maison de sainté in Possy bei Paris eingeliefert, wo er in völlig geistiger Umnachtung am 6. Juli 1893 verstarb.

Später stellte sich heraus, dass Maupassant seit 1877 an Syphilis litt, die sich zunächst durch ein Augenleiden und starke Kopfschmerzen bemerkbar machte. In den letzten Jahren verschlimmerte sich seine Krankheit. Er litt an Schlaflosigkeit und reagierte äußerst sensibel auf Geräusche.

Werke (in Auswahl)

Erzählungen und Novellen

  • Boule de Suif (1880)
  • La Maison Tellier (1881)
  • Mademoiselle Fifi (1882)
  • Clair de lune (1883)
  • Miss Harriet (1884)
  • Les Sœurs Rondoli (1884)
  • Yvette (1884)
  • La Parure (1884)
  • Monsieur Parent (1886)
  • La Petite Roque (1886)
  • Le Horla (1887)

Romane

  • Une Vie (1883)
  • Bel-Ami (1885)
  • Mont-Oriol (1887)
  • Pierre et Jean (1888)
  • Notre Cœur (1890)

Literatur

  • Pierre Bayard: Maupassant, juste avant Freud. Paris: Éd. de Minuit. 1994. ISBN 2-7073-1493-5
  • Martin Brucke: Magnetiseure. Die windige Karriere einer literarischen Figur. Freiburg im Breisgau: Rombach. 2002. (= Rombach Wissenschaften; Reihe Cultura; 28) ISBN 3-7930-9332-8
  • Philippe Dahhan: Guy de Maupassant et les femmes. Essai. Luneray: Bertout. 1996. ISBN 2-86743-253-7
  • Gérard Delaisement: La modernité de Maupassant. Paris: Rive Droite. 1995. ISBN 2-8415-2019-6
  • Stefanie Fröschen: Die Krankheit im Leben und Werk Guy de Maupassants. Die Bedeutung seiner Syphilis-Erkrankung für seine Dichtungen. Aachen: Mainz. 1999. ISBN 3-89653-579-X
  • Claudine Giacchetti: Maupassant. Espaces du roman. Genève: Droz. 1993. (= Histoire des idées et critique littéraire; 320)
  • Gisela Haehnel: Bovarysme in der Flaubertnachfolge. Am Beispiel von Une vie, O primo Basílio und Une belle journée. Köln: Ed. Sisyphos. 2004. ISBN 3-928637-33-9
  • Bettina Kopelke: Die Personennamen in den Novellen Maupassants. Frankfurt am Main u.a.: Lang. 1990. (= Bonner romanistische Arbeiten; 34) ISBN 3-631-42868-5
  • Ulrike Mayer: Der Aspekt des Fantastischen in Maupassants "Contes et Nouvelles". Die Faszination der Grausamkeit. Frankfurt am Main u.a.: Lang. 1990. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 13; 159) ISBN 3-631-43260-7
  • Paul Morand: Vie de Guy de Maupassant. Paris: Éd. Pygmalion. 1998. ISBN 2-85704-549-2
  • Thierry Poyet: L'héritage Flaubert Maupassant. Paris: Kimé. 2000. ISBN 2-8417-4197-4
  • Jean Salem: Philosophie de Maupassant. Paris: Ellipses. 2000. ISBN 2-7298-0343-2
  • Nadine Satiat: Maupassant. Paris: Flammarion. 2003. ISBN 2-08-068494-9
  • Alberto Savinio: Maupassant und der "andere". Frankfurt am Main: Suhrkamp. (= Bibliothek Suhrkamp; 944) ISBN 3-518-01944-9
  • Dorothea Schurig-Geick: Studien zum modernen "conte fantastique" Maupassants und ausgewählter Autoren des 20. Jahrhunderts. Heidelberg: Winter. 1970. (= Beiträge zur neueren Literaturgeschichte; F. 3,11)
  • Christian Wehr: Imaginierte Wirklichkeiten. Untersuchungen zum 'récit fantastique' von Nodier bis Maupassant. Tübingen: Narr. 1997. (= Romanica Monacensia; 52) ISBN 3-8233-4792-6
  • Simon Weipert: Die Novellen Maupassants. Versuch einer werkimmanenten Typologie. Frankfurt am Main u.a.: Lang. (= Werkstruktur und Hintergrund; 2) ISBN 3-631-41823-X

Vorlage:Commons1 Vorlage:Wikiquote1 Vorlage:Wikisource2