die tageszeitung ist die siebtgrößte überregionale Tageszeitung der Bundesrepublik. Sie wurde 1978 in Berlin als linkes, selbstverwaltetes Zeitungsprojekt gegründet. Herausgeber ist die taz-Verlagsgenossenschaft e.G. Seit 1999 ist Bascha Mika Chefredakteurin des Blattes.
Die Zeitung
Die verkaufte Auflage der taz beträgt rund 60.000 Exemplare, davon fast 50.000 im Abonnement. Von Anfang an erschien sie mit einem Berliner Regionalteil, der heute auch Bestandteil der in den ostdeutschen Bundesländern vertriebenen Ausgaben ist. Daneben gibt es Regionalausgaben in Bremen, Hamburg und Nordrhein-Westfalen. Die taz ist bundesweit erhältlich. Sie erscheint im so genannten Berliner Format. Damit ist sie etwas kleiner als die anderen großen überregionalen Zeitungen, die im Norddeutschen Format erscheinen.
Geschichte
Die taz entstand in Folge des Tunix-Kongresses (Januar 1978 in Berlin) und war auch eine Reaktion auf den „Deutschen Herbst“ 1977. Die erste Vorausgabe erschien am 27. September 1978 (interessanterweise trug sie aber das Datum 22. September – ganze 5 Tage hatte die Bearbeitung der ersten „Nullnummer“ gedauert). Die erste reguläre Ausgabe der taz erschien dann am 17. April 1979. Die Zeitung verstand sich als Alternative zum bisher ausschließlich bürgerlich orientierten Berliner Zeitungsmarkt mit der Zielgruppe Studenten, Alternative, Grüne, Linksliberale, linke Sozialdemokratie und die vor allem ab 1980 stark anwachsende Hausbesetzerbewegung.
Abokampagnen
Seit ihrer Gründung stand die taz mehrmals vor dem finanziellen Kollaps. Mit ausgefallenen Kampagnen hat die Zeitung immer wieder versucht, mehr Abonnenten zu bekommen. Während einer Erpressungs-Kampagne drohte die Redaktion zum Beispiel: wenn in dieser Woche nicht genug neue Abos abgeschlossen werden, erscheint die Zeitung einen Tag lang ohne Fotos, ohne Kritik, etc. Im ersten Halbjahr 2003 konnte die taz erstmals in ihrer Geschichte einen Gewinn verbuchen. Ende 2003 suchte sie Kapitalgeber für die taz EntwicklungsKommanditgesellschaft, die unter anderem seit dem 8. Dezember 2003 einen täglichen Lokalteil in Nordrhein-Westfalen finanziert. Bis heute verdienen Redakteure bei der taz deutlich weniger als in anderen Zeitungen, zum Teil verzichten sie aus Solidarität mit der Zeitung auf einen Teil ihres Gehalts.
Im Winter 2004 startete die taz mit dem ExtraBlatt – Erlesenes erhalten eine Abokampagne, mit der zugleich auf die besondere Bedeutung von Tageszeitungen im Allgemeinen aufmerksam gemacht werden soll. Als Autoren konnten zum Beispiel Juli Zeh, Michael Jürgs, Maxim Biller, F. W. Bernstein oder Michael Rutschky gewonnen werden. Einen zeichnerischen Ost-West-Dialog steuerten die Cartoonisten Eckhard Henscheid und Manfred Bofinger bei.
Seit dem 30. April 2005 hat die taz eine neue Titelseite, mit der sie vor allem versucht, die Zahl der Kioskkäufe zu erhöhen. So steht jetzt ein Thema mehr im Mittelpunkt, was auch durch ein großes Bild unterstrichen wird.
Der reguläre Abopreis beträgt 29 € je Monat (StandardPreis) (sic!), kann jedoch auf 21 € gekürzt werden (ErmässigterPreis) oder auf 36€ angehoben werden (PolitischerPreis). Welcher Preis bezahlt wird soll sich an der finanziellen Kraft des Abonnenten entscheiden, jedoch findet keine Überprüfung statt, die taz vertraut hier darauf, dass die Abonnenten den Wert der tageszeitung kennen.
Zur Zeit bietet die taz ein Neuwahl-Abo an. Bis zum 18. September 2005, also den geplanten Bundestagsneuwahlen, bezieht der Abonnent ein Kurzabo zum Preis von 50 €. Dieses wird nach der Wahl umgewandelt in ein Abo zum PolitischenPreis (36€/Monat), abzüglich der Prozentzahl der Union bei einem Wahlsieg von Angela Merkel (mit oder ohne FDP), oder abzüglich der Prozentzahl der SPD bei einer großen Koalition oder abzüglich 100% für den Fall, dass rot-grün an der Macht bleibt (in diesem Fall wäre das Abo also gratis).
Aufsehen erregende Aktionen
Nachdem seit dem 26. Februar 1990 eine in der DDR produzierte taz ddr erschienen war, veröffentlichte diese im Juni 1990 als erste Zeitung in einer Sondernummer die Liste aller Stasi-Objekte in der DDR. Im Dezember 1991 ging die dann so genannte taz Ost in der Mutterzeitung auf.
Bei der deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest 2003 unterstützte die taz die Sängerin Senait mit dem Lied Herz aus Eis. Den Text des Liedes durften die Leser der taz verfassen, ebenso standen mehrere Melodien zur Auswahl. In der deutschen Vorentscheidung kam Senait auf den dritten Platz.
Im Dezember 2003 wurde die Redaktion im Rahmen der Studentenproteste gegen die Etatkürzungen an den Berliner Universitäten eine Zeit lang besetzt.
Die tageszeitung, die bereits seit 1982 ihren Titel klein schreibt, veröffentlichte am 12. August 2004 eine Ausgabe in einer gemäßigten Kleinschreibung. Dies war als Gegenreaktion auf die Ankündigung einiger deutscher Verlage zur Rückkehr zur alten Rechtschreibung gedacht.
Aus Urheberrechtsgründen durfte die taz ihrer Rubrik „Tagesschau“ nicht weiterhin diesen Namen geben. Seitdem nennt sie die Rubrik „verboten“, darunter stand bis zur Reform der Seite eins am 30. April 2005 in kleiner Schrift „verboten darf nicht tagesschau heißen.“
Ein Markenzeichen der taz sind ihre Überschriften. Dazu zählen zum Bespiel die Titelseiten
- „Holzmann saniert Schröder“
- „Oh, mein Gott“ (zur Papstwahl)
- „Reagan jetzt im Reich des Guten“ (zum Tode vom Ronald Reagan)
- „Ein starker Abgang“ (zum Tod von Jürgen Möllemann)
Das Verhältnis zur Bild-Zeitung
Eine besondere Freundschaft verbindet die taz mit der Bild-Zeitung. Deren Chefredakteur Kai Diekmann klagte gegen die taz, als taz-Autor Gerhard Henschel am 8. Mai 2002 auf der Satire-Seite Die Wahrheit behauptete, Diekmann habe sich seinen Penis operativ verlängern lassen wollen. Diekmann verklagte die taz auf 50.000 Euro Schadenersatz. Das Berliner Kammergericht entschied in zweiter Instanz, dass Diekmann als Chefredakteur der Bild-Zeitung „bewusst seinen wirtschaftlichen Vorteil aus der Persönlichkeitsrechtsverletzung anderer sucht“ und daher „weniger schwer durch die Verletzung seines eigenen Persönlichkeitsrechtes belastet wird“. Er müsse „davon ausgehen, dass diejenigen Maßstäbe, die er anderen gegenüber anlegt, auch für ihn selbst von Belang sind“.
Am 50. Geburtstag der Bild-Zeitung titelte die taz „50 Jahre Bild – Jetzt reichts!“, um so gegen den Boulevardjournalismus der Bild zu protestieren. Zum 25. Geburtstag der taz (am 27. September 2003) wurden dagegen die Lieblingsfeinde als Redakteure für einen Tag in die tageszeitung zur Mitarbeit eingeladen (Feindliche Übernahme). Chefredakteur der Ausgabe war Kai Diekmann. In selbiger Ausgabe wurde auch erstmals Altkanzler Helmut Kohl für die taz interviewt.
Das Logo
Das Logo der taz ist der Abdruck einer Tatze (auch "Tazze" genannt). Roland Matticzk, der Erfinder des Logos, versäumte es jedoch, sich in den Gründungsjahren der taz die Rechte daran zu sichern. Die Firma Jack Wolfskin nutzte die Gunst der Stunde in den 1980ern und registrierte es für sich. Den Rechtsstreit zwischen den beiden Firmen verlor die taz im Jahr 2002, was zur Folge hat, dass sie die Tatze nicht auf Produkte drucken darf, die zum Kerngeschäft von Jack Wolfskin gehören. Zudem darf sie die Tatze auf eigenen Produkten nur in Verbindung mit dem Zusatz „die tageszeitung“ nutzen.
Siehe auch
- Touché, der tägliche taz-Comic von Thomas Körner auf der Wahrheitsseite
- Wau Holland
- Le Monde und Le Monde diplomatique
- Massenmedien, Presse, Zeitung
- Berliner Morgenpost, Der Tagesspiegel, Berliner Zeitung
- Liste bedeutender Nachrichtenportale im Web
- Oranienstraße
Weblink
- die tageszeitung
- Die frechsten Überschriften aus 25 Jahren taz (Artikel bei tagesschau.de)