Albert Klein (Bischof)
Albert Klein (* 16. März 1910 in Schäßburg[1]; † 8. Februar 1990) war ein deutscher Gymnasiallehrer (1937 bis 1946) und Pfarrer (1946 bis 1969) in Siebenbürgen, von 1969 bis 1990 der Bischof der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Rumänien („Sachsenbischof“).
Leben
Albert Klein war der Sohn des Mittelschulprofessors Dr. Albert Klein und der Frieda geb. Petrovitsch.[2] Seine Kindheit verbrachte er zusammen mit seinen drei Geschwistern in Schäßburg und besuchte da auch die Evangelische Elementarschule und das Untergymnasium. 1924 übersiedelte die Familie nach Hermannstadt, dem Heimatort des Vaters, der eine Stelle am Landeskirchlichen Lehrerseminar erhalten hatte. In Hermannstadt besuchte Klein das Obergymnasium und legte dort 1928 seine Reifeprüfung ab. 1928/29 leistete er seinen Wehrdienst in der Artillerie-Reserveoffiziers-Schule in Craiova. Im Sommersemester 1930 war er an der Universität Marburg immatrikuliert, wo er sich vor allem mit Griechisch und Hebräisch beschäftigte, aber auch theologische Vorlesungen, sowie Psychologie und Logik hörte. Im Wintersemester 1930 immatrikulierte er in Klausenburg/Cluj und studierte Physik, Chemie und Mathematik. Im Studienjahr 1931/32 war er außerordentlicher Hörer an der Reformierten Theologischen Fakultät in Klausenburg/Cluj. 1933/34 studierte er an der Universität Tübingen evangelische Theologie und besuchte nebenbei Physik-Vorlesungen. Im Sommersemester 1934 war er in Berlin, besuchte dort theologische Vorlesungen und arbeitete auch in Chemie weiter. Im Herbst 1936 legte er die Lizentiatenprüfung für Physik und Chemie in Klausenburg/Cluj ab und ging dann für ein Studienjahr (1936 bis 1937) nach Tübingen, um sein Theologiestudium abzuschließen. Im Herbst 1937 wurde er Lehrer für Physik, Chemie, Mathematik und Religion am Untergymnasium in Mühlbach/Sebes und wechselte im Herbst 1939 an die Brukenthalschule in Hermannstadt, wo er die gleichen Fächer unterrichtete. Im Herbst 1938 legte er seine theologische Prüfung vor der Prüfungskommission der Evangelischen Kirche A.B. in Hermannstadt ab.
1938 heiratete er Maria geb. Walcher, die er in Berlin kennengelernt hatte.[3] In Stuttgart geboren, war sie in Ravensburg zur Schule gegangen und hatte 1931 ihre Reifeprüfung abgelegt. 1932 begann sie mit dem Studium der Neuphilologie an der Universität Tübingen, das sie 1937 mit der Promotion abschloss. 1938 ging sie gemeinsam mit Albert Klein nach Siebenbürgen, wo er bereits Lehrer in Mühlbach war. Sie hatten sechs Kinder, von denen der jüngste Sohn im Alter von elf Jahren 1959 verstarb.
Im September 1941 wurde Klein als Reserveoffizier einberufen und kämpfte während des Zweiten Weltkrieges an der Ostfront bis April 1943. Im Schuljahr 1943/1944 war er aushilfsweise in der Schulverwaltung tätig. Januar 1945 wurde er zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert, von wo er gesundheitlich schwer angeschlagen im Dezember nach Hause kam. Anschließend wirkte er als Pfarrer in Dobring 1946 bis 1953, Petersdorf/Petrești (1953 bis 1958) und war Stadtpfarrer in Mühlbach (1958 bis 1968). Während seiner Zeit als Stadtpfarrer in Mühlbach wurde die evangelische Kirche vom staatlichen Baudenkmalamt restauriert. Diese Restaurierung hat Albert Klein mit großem Interesse begleitet und 1976 einen Bericht dazu veröffentlicht. [4] 1968 wurde er als Stadtpfarrer nach Kronstadt berufen. Während er Stadtpfarrer in Kronstadt war, wurde Klein 1969 zum Bischof der Evangelischen Kirche A.B. gewählt. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tod inne. [5]
Sein Nachfolger wurde Christoph Klein. Albert Kleins Sohn Hans Klein ist Professor für Neues Testament am Protestantischen Theologischen Institut in Hermannstadt und seit 2006 Direktor des Departements für Protestantische Theologie an der Lucian-Blaga-Universität Hermannstadt.
Bischof
Seine Tätigkeit als Bischof war geprägt von den Schwierigkeiten der Kirche in einer kommunistischen Diktatur. Dabei erfuhr er große Unterstützung von der EKD in der Bundesrepublik Deutschland, aber auch von anderen Kirchen in Westeuropa.
Wichtig war die Zusammenarbeit und die Unterstützung durch den Lutherischen Weltbund, der Klein 1970 in eine Studienkommission berief.
Er beteiligte sich an der von der Christlichen Friedenskonferenz (CFK) einberufenen V. Allchristlichen Friedensversammlung 1978 in Prag und ließ sich in deren Ausschuss zur Fortsetzung der Arbeit wählen.[6]
Am 1. November 2009 sorgte die katholische, aus dem rumänischen Banat stammende und zur Minderheit der Banater Schwaben gehörende Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller mit einer Rede im Rahmen der Verleihung des Franz-Werfel-Menschenrechtspreises des Bundes der Vertriebenen in der Frankfurter Paulskirche für einen Eklat. Sie warf darin der Leitung der Evangelisch-lutherischen Kirche A. B. in Siebenbürgen vor, diese habe auf Druck des seinerzeit kommunistischen rumänischen Staates für ihre „Ausladung“ von der Podiumsdiskussion „Forum Rumänien“ beim Evangelischen Kirchentag 1989 in West-Berlin gesorgt, um weitere Restriktionen des Ceaușescu-Regimes gegen die Kirche zu vermeiden. Als Beleg führte sie einen offenbar vom damaligen rumänischen Geheimdienst Securitate angefertigten Mitschnitt eines Telefonats zwischen Bischof Albert Klein und dem damaligen schaumburg-lippischen Bischof Joachim Heubach an, bei dem Bedenken der Leitung der evangelisch-lutherischen Kirche in Siebenbürgen gegen eine Einladung der Schriftstellerin zum Kirchentag geäußert worden seien. Die Evangelische Kirche A. B. in Rumänien und die Evangelische Kirche in Deutschland wiesen die Kritik Müllers jedoch zurück und entgegneten, sie hätten keinen Einfluss genommen.[7] Herta Müllers Darstellung der Ereignisse im Zusammenhang mit dem Kirchentag 1989 wird teilweise in einem Aufsatz von Uwe-Peter Heidingsfeld, erschienen in [8], richtiggestellt.
Ehrungen
- 1974 wurde Albert Klein die Ehrendoktorwürde des Theologischen Instituts Klausenburg verliehen
- 1988 wurde er mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern ausgezeichnet
Literatur
- Albert Klein: Ein Leben im Glauben für Kirche und Gemeinschaft. Verlag hora, Hermannstadt und Verlag des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL), Heidelberg, 2009, ISBN 978-973-8226-87-6.
- Ordnung und Verantwortung. Festschrift zum 80. Geburtstag von Bischof D. Albert Klein. Beihefte der Kirchlichen Blätter; 6, Sibiu/Hermannstadt 1996.
- Hans Philippi (Hrsg.): Glauben und dienen: Bausteine der Gemeinschaft und der Zukunft; Freundesgabe zum 70. Geburtstag des Bischofs der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien D. Albert Klein. München, 1980, ISBN 3-7689-0174-2.
- Simon Thiess: Kirchenleben in Siebenbürgen von 1972–1982 (Fotodokumentation). Selbstverlag, Althegnenberg, 2. Aufl. 2009 (DVD)[9][10]
- Dieter Knall (Bilder), Albert Klein (Text): Siebenbürgen Land des Segens. Bild einer evangelischen Kirche (Bildband). Eigenverlag des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen, München 1977. ASIN: B002USGUOK.
- Hermann Pitters (Hrsg.): Denken und Dienen. Theologische und historische Aufsätze als Freundesgabe für Prof. D. Dr. Paul Philippi zum 65. Geburtstag. Mit einem Geleitwort von Bischof D. Albert Klein. (1. Aufl. nicht öffentlich erschienen, 2. durchges. Aufl. zum 80. Geburtstag), Hora und AKSL, Hermannstadt/Heidelberg 2003
Einzelnachweise
- ↑ Wichtige Gedenktage 2010, Siebenbürgische Zeitung, Online-Ausgabe, 17. Januar 2010
- ↑ Klein, Albert: Ein Leben im Glauben für Kirche und Gemeinschaft. Selbstzeugnisse. Aus dem Nachlass herausgegeben von den Kindern und Enkeln zu seinem 100. Geburtstag am 16. März 2010. Hermannstadt/Sibiu, hora Verlag 2010
- ↑ Sabine Liebig: Eine Frau geht ihren Weg - von Ravensburg nach Siebenbürgen. Frauenalltag in Siebenbürgen zwischen Nationalsozialismus und Kommunismus am Beispiel von Maria Klein. Frankfurt am Main; Berlin; Bern; New York; Paris; Wien: Lang, 1998 (Europäische Hochschulschriften: Reihe 3, Geschichte und ihre Hilfswissenschaften; Bd. 809) Weingarten, Pädag. Hochsch., Diss., 1996
- ↑ Gustav Gündisch, Albert Klein, Harald Krasser, Theobald Streitfeld: Studien zur Siebenbürgischen Kunstgeschichte. Bukarest, Kriterion Verlag, 1976
- ↑ Pfarramt der Evangelischen Kirche A.B. Mühlbach
- ↑ Internationales Sekretariat der Christlichen Friedenskonferenz (Hg.): Gottes Ruf zur Solidarität. Christen für Frieden, Gerechtigkeit und Befreiung. Dokumente der V. Allchristlichen Friedensversammlung Prag, 22. bis 27. Juni 1978, Praha 1978
- ↑ Landeskonsistorium nimmt Stellung zu Herta Müllers Kritik, Siebenbürgische Zeitung, Online-Ausgabe, 12. November 2009
- ↑ Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik. 22. Jahrgang, Heft Nr. 1 und 2, Herbst 2010, S. 82 - 89
- ↑ Kirchenleben mit Bischof D. Albert Klein auf DVD, Siebenbürgische Zeitung, Online-Ausgabe, 5. Mai 2009
- ↑ Glaube und Heimat auf DVD, Siebenbürgische Zeitung, Online-Ausgabe, 20. November 2009
Personendaten | |
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NAME | Klein, Albert |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Geistlicher, Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien |
GEBURTSDATUM | 16. März 1910 |
GEBURTSORT | Schäßburg |
STERBEDATUM | 8. Februar 1990 |
STERBEORT | Hermannstadt |