Karlheinz Drechsel (* 14. November 1930 in Dresden) ist ein deutscher Musikjournalist und Jazzmusiker. Der als Dr. Jazz bekannte Drechsel moderierte von 1959 bis 1991 die Sendung Jazz Panorama und ist einer der Gründungsväter des Dixielandfestivals in Dresden.
Leben und Wirken
Inspiriert von seinem älteren Bruder spielte Drechsel seit 1946 in verschiedenen Dresdner Swing- und Jazzformationen und gründete ein Jahr später einen Jazz-Zirkel in der Stadt. 1949 begann er, direkt nach dem Abitur, seine Ausbildung beim Rundfunk der DDR, wo er zunächst als Regieassistent tätig war. Wegen seiner Vorliebe für amerikanische Musik und eines politischen Aprilscherzes wurde er 1952, offiziell „aus Reorganisationsgründen“, beim Ostberliner Rundfunk entlassen.
1956 wurde Drechsel Schlagzeuger der Elb Meadow Ramblers und gehörte zu den Gründern der Dresdner „Interessengemeinschaft Jazz“, die 1957 im Zusammenhang mit dem Prozess gegen den vom Regime als Spion verdächtigten Reginald Rudorf verboten wurde.
Ab 1958 war er erneut beim Rundfunk in Ost-Berlin tätig, wo er eigene Jazzsendungen gestaltete; 1959 startete seine wöchentliche Sendung Jazz Panorama, die (zunächst im Deutschlandsender) bis 1991 lief; später kam einmal im Monat Die Jazznacht dazu. Daneben moderierte er Konzerte und hielt Vorträge. Im Jahre 1964 begründete er in Berlin das erste Jazzfestival der DDR, ein Jahr lief mit Leo Wright in Dresden im Deutschen Fernsehfunk (DFF) die Sendung zu dieser Musikrichtung. Drechsel organisierte auch 1965 das legendäre Louis Armstrong Konzert in Ostberlin und eine Tournee von Albert Mangelsdorff durch die DDR. 1971 entstand auf seine Initiative das Dresdner Dixielandfestival, das er über lange Jahre moderierte und 1977 die Jazzbühne Berlin, eine bis 1989 bestehende Konzertreihe mit DDR- und internationalen Jazzmusikern.
Der studierte Theaterwissenschaftler diplomierte 1975 zum Thema „Über die kulturpolitische und künstlerische Spezifik des Jazz“. Er veröffentlichte mehrere Bücher über den Jazz und schrieb auch für Fachzeitschriften wie Melodie und Rhythmus.
Nach der Wende erhielt Drechsel eigene Rundfunksendungen bei den Kulturprogrammen des MDR und ORB sowie beim späteren Gemeinschaftsprogramm von SFB und ORB Radio Kultur. 1991 übernahm er die künstlerische Leitung des Jazzfestivals Velbert.
Im Januar 2004 wurde Karlheinz Drechsel für seine Verdienste mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und der Ehrenmedaille der Landeshauptstadt Dresden ausgezeichnet.
Literatur
Rainer Bratfisch, Die spannendste Sache der Welt Interview mit Karlheinz Drechsel. In: Ders. Freie Töne: die Jazzszene in der DDR. Ch. Links-Verlag S. 61-74
Weblinks
- Literatur von und über Karlheinz Drechsel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- vip_das interview Karlheinz Drechsel (DRESDENEINS.TV, 2000)
- Porträt Karlheinz Drechsel (MDR-Fernsehen, 2005)
- Al Weckert: „Zwischen allen Fronten“. Interview (jazzzeitung.de, 2004)
- „Dr. Jazz“ im Gespräch (MDR 1 Radio Sachsen, 5. Mai 2004)
- Interview zum 80. Geburtstag Podcast MDR Figaro 10.11.2010
Personendaten | |
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NAME | Drechsel, Karlheinz |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Musikjournalist und Jazzmusiker |
GEBURTSDATUM | 14. November 1930 |
GEBURTSORT | Dresden |