Hans Liebherr (* 1. April 1915 in Kaufbeuren; † 7. Oktober 1993 in Vevey) war Baumeister, Erfinder und Firmengründer des Baumaschinenkonzerns Liebherr.
Leben
Er wird am 1. April 1915 als Sohn des Kaufbeurer Müllers Wilhelm Liebherr geboren. Ein Jahr später 1916 fällt der Vater im Ersten Weltkrieg. Die Mutter heiratete 1922 den Baumeister Johann Sailer aus Kirchdorf an der Iller. Er besuchte sieben Jahre lang die örtliche Volksschule und absolvierte danach eine Lehre im Baugeschäft des Stiefvaters.[1] Der junge Hans will eigentlich Konditor werden, der Stiefvater zwingt den Jungen seinen Beruf zu erlernen. 1938 nach der Baumeisterprüfung in Ulm übernahm er die Führung des elterlichen Baugeschäftes.
Während des gesamten Zweiten Weltkrieges war er beim Ulmer Pionier-Bataillon 101, das der 101. leichte Infanterie-Division der Wehrmacht unterstellt war, im Südabschnitt der Ostfront eingesetzt.[2] Gegen Ende des Krieges 1945 wurde er zum zweiten Mal verwundet. Er wurde zurückverlegt und kam in ein Lazarett bei Wiener Neustadt. Wieder bewegungsfähig, schlug er sich mit anderen Kameraden in die Heimat durch.
Dort übernahm er wieder das elterliche Baugeschäft und begann seine Ideen zur Vereinfachung der schweren Bauarbeit zu verwirklichen. Eine schwierige Aufgabe war der Auftrag der Energie-Versorgung Schwaben 1948 am Illerkraftwerk Aitrach-Ferthofen. Dort sollte mit Hilfe von Unterwassersprengungen alte Brückenreste, der im Zweiten Weltkrieg bombardierten Illerbrücke aus der Iller entfernen werden. Liebherr und seine Arbeiter lösten die Sache mit Sprengstoff aus alten Bomben.
Er gründete 1949 ein weiteres eigenes Unternehmen in Kirchdorf an der Iller.
Turmdrehkran
Er fand folgende Situation vor: Die Baukräne bis 1945 hatten große Ähnlichkeit mit Schiffskränen und waren nur auf Großbaustellen einsetzbar. Auf kleinen Baustellen gab es bis in die 1950er Jahre hinein keine Kräne. Mit mehreren Schlossern und Schmieden konstruierte Hans Liebherr 1949 den ersten mobilen Turmkran, der drehbar sowie leicht abbau- und wiedermontierbar war. Diese Erfindung meldet Liebherr am 19. August 1949 als „Fahrbaren Turmdrehkran“ mit dem Namen TK 10 beim Deutschen Patentamt an. Kurz danach lief seine Kranproduktion an und aus der Baufirma wurde ein Baumaschinenhersteller.[3] Danach entwickelte er den L 300, den ersten fahrbaren Hydraulikbagger auf dem Kontinent.
Die Konstruktion und kaufmännische Verwaltung waren in Kirchdorf zunächst in einer Baracke untergebracht, deren andere Hälfte der Familie Liebherr mit ihren fünf kleinen Kindern Hans, Hubert, Markus, Willi und Isolde zugleich als Wohnung diente.
Standortentscheidung
In Kirchdorf wurden neben Kränen, Hydraulikbagger und Verzahnmaschinen hergestellt. Im Jahre 1952 wurden in dem kleinen Bauerndorf an der Iller so langsam die Arbeitskräfte knapp. Seit 1953 sucht Hans Liebherr einen neuen Standort. In Biberach haben sich bereits 1946 schon die pharmazeutische Fabrik Thomae und der zahntechnische Anbieter Kaltenbach & Voigt als industrielle Großbetriebe angesiedelt. Daneben gibt es schon die alteingesessenen Biberacher Betriebe Gerster, Handtmann und Vollmer. Es waren auch noch andere Standorte interessant - Memmingen, Laupheim, Schussenried. Die Stadt Laupheim winkte mit einem Landeskredit in Millionenhöhe, Schussenried wollte Liebherr den Grund schenken und die Gewerbesteuer aussetzen. Hans Liebherr durch die Ostfronterfahrung als Pioniersoldat geprägt, verlangte einen Bahnanschluss. Schon in Kirchdorf hatte er täglich Schwertransporte zu organisieren. Insgesamt 32 Städte bewarben sich damals um den Standort.
Biberachs Bürgermeister Wilhelm Leger bot einen Grundstückspreis von 1 DM/qm und einen Baukostenzuschuss von 400.000 DM und erzählte so ganz beiläufig, dass das Bundesverkehrsministerium den Donau-Bodensee Kanal plane, der von Ulm über Biberach nach Friedrichshafen führen sollte. Zentraler Umschlagshafen für Oberschwaben sollte Biberach werden. Die Investitionsentscheidung war gefallen. Im März 1954 arbeiteten schon während der Bauzeit der neuen Industriehallen 100 Mitarbeiter an der Produktion von Turmdrehkränen. Nur Monate später zerschlugen sich alle Pläne für diesen Kanal – dafür ist die Firma Liebherr in Biberach.
Liebherr-International AG
Die Dachgesellschaft der Firmengruppe ist heute die Liebherr-International AG in Bulle/Schweiz, deren Inhaber noch immer ausschließlich Mitglieder der Familie Liebherr sind. Das Familienunternehmen wird in der zweiten Generation von den Geschwistern Isolde und Willi Liebherr geleitet, nachdem Hubert, Hans und Markus auf ihre Anteile an der Firma verzichtet haben. Hans Liebherr verstarb am 7. Oktober 1993 und wurde in Kirchdorf an der Iller beerdigt.
Liebherr beschäftigt heute weltweit ca. 32.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete im Jahr 2007 einen Jahresumsatz von 7,49 Mrd. Euro[4].
Ehrungen
- Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Aachen, 1964
- Ehrensenator der Universität Karlsruhe, 1974
- Ehrenbürger der Gemeinde Kirchdorf an der Iller, 1974
- Ehrenbürger der Stadt Biberach an der Riß, 1975
- Großes Bundesverdienstkreuz, 1986
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Die Zeit: Die einfachen Rezepte des Hans Liebherr aus dem Jahre 1974
- ↑ Liebherr ? Kräne und mehr, Herausgegeben von Frank Brunecker, Biberacher Verlagsdruckerei, 2005, S. 14
- ↑ Schwäbische Zeitung: Allgäu und Oberschwaben - Geburt der Kran Giganten: Patente Idee trägt 60 Jahre vom 19. August 2009 abgerufen am 25. Januar 2010
- ↑ wissen.de: - Liebherr-Gruppe
Personendaten | |
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NAME | Liebherr, Hans |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Erfinder und Unternehmer |
GEBURTSDATUM | 1. April 1915 |
GEBURTSORT | Kaufbeuren |
STERBEDATUM | 7. Oktober 1993 |
STERBEORT | Vevey, Schweiz |