Ein Bildtelefon ist ein Telefon mit zusätzlichem Video-Bildschirm.


Bei einer Verbindung zweier miteinander kompatibler Bildtelefongeräte kann ein gegenseitiger Sichtkontakt der Gesprächspartner hergestellt werden. Für Gehörlose, die sonst das Telefon nicht benutzen können, ist damit die Verständigung mit Gebärdensprache möglich.
Deutschland
Die Idee des Bildtelefons ist so alt wie das Fernsehen. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg fanden in Deutschland erste Versuche nach einem von Georg Oskar Schubert entwickelten Verfahren statt. 1938 wurde der erste öffentliche Fernsehsprechdienst zwischen Berlin, Nürnberg und München eingeführt. Aus öffentlichen Fernsehsprechstellen konnte man damals miteinander telefonieren. Später wurden immer wieder weitere Versuche gemacht wie beispielsweise 1985 mit dem Projekt BIGFON (Broadband Integrated Glas-Fiber Optical Network) der Deutschen Bundespost, das später zu einem Vorläufer-Breitband-Netz VBN in Deutschland ausgebaut wurde und die 20 größten Städte in Deutschland verband. Die Übertragung der Bild- und Tonsignale erfolgte digital mit 140 Mbit/s, in bester Fernsehqualität, ohne Kompression, leitungsvermittelt und damit ohne Verzögerungen. Große Firmen wie IBM und Daimler nutzten dieses Netz damals intensiv zur interaktiven Schulung von Mitarbeitern in ihren Niederlassungen. Dieses Netz wurde um 1992 abgeschaltet, aus gebührenpolitischen Gründen und weil u.a. eine neue bei der ITU-T standardisierte ATM-Technik eingeführt werden sollte, was nicht mehr gelang. Für das ISDN wurden zeitweise noch Bildtelefone mit kleinem Display angeboten, die jedoch wegen hoher Anschaffungskosten und geringer Bildqualität keinen Markterfolg hatten. Um 1995 wurde das Postmonopol in Deutschland aufgehoben, was zur Entwicklung einer kostengünstigeren Breitbandtechnik DSL führte.
Bildtelefone mit Fernsehqualität fanden zwischen 1990 und 2000 zwar große Beachtung aber u.a. wegen des hohen Kaufpreises für gute Endgeräte und der hohen postalischen Gebühren begrenzten Einsatz. Sie wurden nur in kleinen Stückzahlen gebaut und bei Anwendungsuntersuchungen für die audio-visuelle Kommunikation im medizinischen Bereich (Patient ↔ Facharzt), bei der Betreuung alter bzw. kranker Menschen bzw. von Gehörlosen in Heimen bzw. privaten Wohnungen sehr gut angenommen. Als die Deutschen Bundespost für die neue breitbandige ATM-Technik enorm höhere Gebühren als beim VBN ankündigte, suchten die Industriefirmen intensiv nach international nutzbaren Alternativen u.a. mit Satelliten und stellten ihren Betrieb darauf um.
Eine technische Alternativlösung bzw. Verlagerung der Bildtelefonie wurde später mit Hilfe neuer DSL-Übertragungstechnik, PC, Webcams und entsprechender Software über das Internet und Intranet möglich.
Schweiz
Auf 2004 entwickelte Procom in Zusammenarbeit mit Siemens AG eine solche Alternativlösung für Gehörlose in der Schweiz, das TeleSIP, basierend auf TCP/IP. Das Projekt wurde nach einem Feldversuch wieder abgebrochen, offiziell da die Software zu fehleranfällig war. Diese Software hätte Bildtelefon (via Webcam), Schreibtelefon, Live-Chat und akustisches Telefon in einem vereinen sollen. Vor allem für die Telefonvermittlung soll dies die ideale Lösung sein. Konkurrenz bekam Siemens/Procom zu dieser Zeit mit dem von verschiedenen Anbietern im Hörgeschädigtenbereich angebotene Videophone (Modell D-Link DVC-1000). Diese benötigt im Gegensatz zu TeleSIP keinen Computer, dafür ist ihr kein Chat wie auch keine Telefonvermittlung möglich. Dieses Produkt wie auch neuere Produkte[1], die meistens nach dem SIP-Standard arbeiten, wird heute von einer Minderheit der Gehörlosen verwendet. Die Mehrheit benützt Videochatsoftware etabilierter Hersteller, wie Windows Live Messenger oder Skype.
UMTS-Videotelefonie
Seit 1997 bieten auch mit einer Kamera ausgestattete Mobiltelefone die Möglichkeit ein Bildtelefonat (oder Videotelefonie) zu tätigen. Hierfür mussein leistungsfähiges Mobilfunknetz wie z.B. UMTS vorhanden sein und entsprechend ausgestattete Endgeräte. Bisher konnte sich diese Technik nicht extensiv durchsetzen, wofür möglicherweise wieder die relativ hohen Kosten der Netzanbieter sowie die geringe Bild- und Tonqualität verantwortlich sind.