Bulawa (russisch Булава; russisch für Streitkolben) ist eine U-Boot-gestützte ballistische Interkontinentalrakete (SLBM) aus russischer Produktion. Der NATO-Codename lautet SS-N-30, der GRAU-Index lautet 3M30. Der Systemindex der russischen Streitkräfte lautet RSM-56 Bulawa.
Entwicklung
Die Systementwicklung begann kurz nach dem Zerfall der Sowjetunion im Jahr 1992. Für die Entwicklung der Bulawa wurden viele Komponenten der Topol-M (RS-12PM) übernommen. Das Entwicklungsprogramm des Moscow Institute of Thermal Technology hinkt zurzeit rund fünf Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan hinterher.
Testreihen
Der erste Ausstoßversuch aus einem getauchten U-Boot fand am 11. Dezember 2001 statt. Der erste Teststart erfolgte am 27. September 2005 und verlief erfolgreich. Die Rakete flog in 14 Minuten rund 5.500 km und zerstörte ein Testziel am Boden. Ein weiterer Testschuss am 7. September 2006 missglückte aufgrund eines Programmierfehlers wodurch die Rakete die vorgegebene Bahn verließ und im Meer abstürzte. Der nächste Test am 25. Oktober 2006 musste ebenfalls von der Bodenstation durch Flugbahnabweichungen abgebrochen werden und die Rakete stürzte in das Weiße Meer. Der darauffolgende Test am 24. Dezember 2006 missglückte ebenfalls. Nach nur 3 bis 4 Minuten nach dem Start kam es zur Fehlfunktion der dritten Stufe. Ein weiterer Raketentest am 28. Juni 2007 vom Atom-U-Boot Dmitry Donskoy der Typhoon-Klasse verlief erfolgreich. Die Rakete flog vom Weißen Meer zum Kura-Testgelände auf Kamtschatka. Am 23. Dezember 2008 scheiterte erneut ein Test. Die von einem Atom-U-Boot abgeschossene Rakete explodierte in der Luft.[1] Der nächste Test am 15. Juli 2009 war wiederum ein Misserfolg. Laut offiziellen Angaben versagte das Steuerungssystem der ersten Raketenstufe.[2]. Ein weiterer Test in der letzten Oktoberwoche 2009 wurde abgebrochen. Das zu einem Teststart ausgelaufene U-Boot Dmitry Donskoy kehrte ohne einen Abschuss vorgenommen zu haben in den Heimathafen zurück.[3] Die Serie fehlgeschlagener Tests rief in Russland unter Fachleuten eine Diskussion über die Ausrichtung des strategischen Rüstungsprogramms hervor.[4] Diese verschärfte sich, nachdem der abgebrochene Oktobertest am 9. Dezember 2009 nachgeholt wurde und erneut scheiterte, durch eine Fehlfunktion der dritten Raketenstufe.[5] Je nach Quelle sind bisher mit der Bulawa 12 bis 13 Raketentest durchgeführt worden, wovon 7 bis 9 fehlschlugen. Nach Angaben der russischen Marine vom 19. März 2010 sollen die nächsten vier Tests Ende Juni 2010 von den beiden Atom-U-Booten Dmitry Donskoy und Juri Dolgoruki (jeweils zwei Tests) durchgeführt werden.[6]
Bulawa-M-Raketen sollen im Jahr 2009 bei der russischen Marine eingeführt werden.[7] Auch eine mobile, fahrzeuggebundene Ausführung ist geplant. Die Bulawa soll die Hauptbewaffnung der neuen U-Boote der Borei-Klasse (Projekt 955) werden. Jedes dieser U-Boote kann mit 12 bis 16 (bei der Variante 955A) R-30 Lenkwaffen bestückt werden.
Technik
Die SS-N-30 ist eine zweistufige Feststoffrakete. Die Steuerung der SS-N-30 erfolgt mittels einer Trägheitsnavigationsplattform sowie mit einem elektrooptischen System zur Astronavigation. Es wird eine Präzision (CEP) von unter 350 m erreicht. Die Lenkwaffen können aus dem aufgetauchten oder aus dem getauchten U-Boot verschossen werden.
Es werden folgende Varianten entwickelt:
- Bulawa-M ist mit einem MARV-Gefechtskopf mit einer Sprengleistung von 550 kT oder 1 MT bestückt, Reichweite 10.000 km.
- Bulawa-30 ist mit sechs Gefechtsköpfen MIRV 150 kT bestückt. Reichweite 6.500 km.
- Bulawa-47 ist mit drei GLONASS-gelenkten Penetrations-Gefechtsköpfen von jeweils 5 kT bestückt und ist zur Bekämpfung von verbunkerten Anlagen konzipiert. Reichweite 8.500 km.
Mit der Bulawa lassen sich sämtliche strategische Ziele, wie gehärtete Raketensilos und unterirdische Kommandobunker bekämpfen. US- und NATO Experten sehen die Bulawa als hervorragende Zweitschlagswaffe, mit der aber auch ein erfolgreicher Erstschlag geführt werden kann.
Verweise
Siehe auch
Literatur
- Jane's strategic weapon systems. Jane's Edition. Jane's Information Group, Coulsdon 2006. ISSN 0958-6032
- SS-NX-30 (Bulawa). Defense Threat Informations Group 2006.
Weblinks
- Systembeschreibung auf www.dtig.org (deutsch)
- Information auf Globalsecurity (engl.)
- Information auf Missilethreat (engl.)
- Bulawa auf www.astronautix.com (engl.)
Einzelnachweise
- ↑ http://www.derwesten.de/nachrichten/politik/2008/12/23/news-100306796/detail.html
- ↑ Ursache der jüngsten Panne mit Bulawa-Rakete: defekte Steuerung
- ↑ Russian submarine fails to launch troubled missile: report
- ↑ Michael Schwirtz: Russian Weapon Is in Need of Rescue , in: New York Times, 16. Juli 2009.
- ↑ Spiegel Online: Explodierte Rakete blamiert Russlands Militär, Nachricht vom 10. Dezember 2009
- ↑ http://en.rian.ru/mlitary_news/20100319/158249129.html
- ↑ Russia will adopt new Bulava-M submarine-based ballistic missiles for service with the Navy (englisch)