Wertheim

Stadt in Baden-Württemberg, Deutschland
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. November 2010 um 11:39 Uhr durch Dem Zwickelbert sei Frau (Diskussion | Beiträge) (+EW (nach Zimmermann, siehe Lit.); +Literatur; +Gerichtsbarkeit (nach Quelle)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Wertheim ist die nördlichste Stadt des Bundeslandes Baden-Württemberg, direkt an der Grenze zu Bayern, etwa 71 km südöstlich von Frankfurt am Main und 30 km westlich von Würzburg. Sie ist die größte Stadt des Main-Tauber-Kreises und ein Mittelzentrum für die umliegenden Gemeinden. Seit 1. Januar 1976 ist Wertheim Große Kreisstadt.

Wappen Deutschlandkarte
Wertheim
Deutschlandkarte, Position der Stadt Wertheim hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 46′ N, 9° 31′ OKoordinaten: 49° 46′ N, 9° 31′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Main-Tauber-Kreis
Höhe: 145 m ü. NHN
Fläche: 138,59 km2
Einwohner: 23.076 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 167 Einwohner je km2
Postleitzahl: 97877
Vorwahl: 09342
Kfz-Kennzeichen: TBB, MGH
Gemeindeschlüssel: 08 1 28 131
Stadtgliederung: Kernstadt, 15 Ortschaften und 5 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Mühlenstraße 26
97877 Wertheim
Website: www.wertheim.de
Oberbürgermeister: Stefan Mikulicz (CDU)
Lage der Stadt Wertheim im Main-Tauber-Kreis
KarteAhornAssamstadtBad MergentheimBoxbergCreglingenFreudenbergGroßrinderfeldGrünsfeldIgersheimIgersheimKönigheimKülsheimLauda-KönigshofenNiederstettenTauberbischofsheimWeikersheimWerbachWertheimWittighausen
Karte

Geografie

 
Blick über Wertheim von der Burg
 
Blick auf Wertheim und die Burg

Wertheim ist die nördlichste Stadt Baden-Württembergs und liegt an der Mündung der Tauber in den Main, an den Ausläufern des Odenwaldes bzw. des Spessarts jenseits des Mains.

Nachbargemeinden

Die folgenden Städte und Gemeinden grenzen an die Stadt Wertheim. Sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Osten genannt.

Holzkirchen, Helmstadt und Neubrunn (alle Landkreis Würzburg, Bayern), Werbach und Külsheim (beide Main-Tauber-Kreis), Neunkirchen (Landkreis Miltenberg, Bayern), Freudenberg (Main-Tauber-Kreis), Stadtprozelten und Faulbach (beide Landkreis Miltenberg) sowie Hasloch, Kreuzwertheim und Triefenstein (alle Landkreis Main-Spessart, Bayern).

Stadtgliederung

Das Stadtgebiet Wertheims besteht aus der Kernstadt, 15 Ortschaften mit je einer eigenen Ortsverwaltung und einem Ortsvorsteher sowie 5 Stadtteilen mit je einem Stadtteilbeirat und einem Stadtteilbeiratsvorsitzenden. Historisch wurde der Stadtbereich links der Tauber nicht immer als Stadtteil angesehen. So wird für diesen ehemals eigenständig ummauerten Bereich auf einem Kupferstich aus dem frühen 18. Jahrhundert die Bezeichnung „Vorstadt“ verwendet. Eine alternative Bezeichnung lautete „Übertauber“.[2]

 
Blick von der Burg

Die 15 Ortschaften sind ehemals selbstständige Gemeinden, die erst bei der Gebietsreform der 1970er Jahre nach Wertheim eingegliedert wurden. Es handelt sich um die Orte Bettingen, Dertingen, Dietenhan, Dörlesberg, Grünenwört, Höhefeld, Kembach, Lindelbach, Mondfeld, Nassig, Reicholzheim, Sachsenhausen, Sonderriet, Urphar und Waldenhausen.

 
Altstadt

Die sechs Stadtteile sind entweder ehemals selbstständige Gemeinden, die bis 1939 nach Wertheim eingemeindet wurden (Bestenheid, Eichel/Hofgarten und Vockenrot) oder neu entstandene Gebiete, die nach ihrer Aufsiedelung zu eigenständigen Stadtteilen erklärt wurden (Bestenheider Höhe, Reinhardshof, Wartberg). Reinhardshof entstand erst Mitte der 1990er Jahre, als nach Abzug der US-Armee aus dem bis dahin militärisch genutzten Kasernengelände der Peden Barracks der zivile Stadtteil Reinhardshof aufgesiedelt wurde. Der jüngste Stadtteil ist Bestenheider Höhe, ein neu geschaffenes Wohngebiet, das zwischen den Stadtteilen Reinhardshof, Wartberg und Bestenheid liegt.

Zu einigen Ortschaften bzw. Stadtteilen gehören zum Teil noch weitere separat gelegene Wohnplätze mit eigenem Namen, wovon einige nur sehr wenige Einwohner haben. Darunter fallen zum Beispiel Bronnbach, Ebenmühle, Ernsthof, Mittelhof, Ödengesäß, Rosenmühle, Schafhof, Steingasse und Wagenbuch.

Raumplanung

Wertheim bildet ein Mittelzentrum innerhalb der Region Heilbronn-Franken, in der Heilbronn als Oberzentrum ausgewiesen ist. Zum Mittelbereich Wertheim gehört neben der Stadt Wertheim noch die Stadt Freudenberg, wobei auch starke Verflechtungen mit den bayerischen Nachbargemeinden bestehen.

Geschichte

Frühzeit und Mittelalter

 
Blick auf Wertheim um 1600 in der Topographia Franconiae

Auf der Wettenburg, einer Anhöhe in der Mainschleife bei Urphar östlich von Wertheim siedelten bereits während der Michelsberger Kultur und Urnenfelderzeit Menschen. Auch zur Zeit der frühen Kelten (La Tene-Zeit) und während der Völkerwanderungszeit befand sich eine Siedlung auf der Anhöhe.

 
Wertheim a. M., Carl Anton Joseph Rottmann, 1822

Wertheim wurde wahrscheinlich im 7./8. Jahrhundert gegründet, allerdings handelte es sich hierbei um die Siedlung rechts des Mains, das heute zu Bayern gehörige Kreuzwertheim. Ab dem frühen 12. Jahrhundert nannte sich ein Zweig des Adelsgeschlechts der Reginbodonen nach Wertheim. Nachdem diese als Grafen von Wertheim sich links des Mains, am rechten Ufer der Taubermündung, eine Burg erbauten, entwickelte sich unterhalb dieser beherrschenden Wehranlage eine neue Siedlung, die ebenfalls den Namen Wertheim erhielt. 1192 ist diese erstmals als „Suburbium castri Wertheim“ erwähnt, um 1200 wird sie als „oppidum“ und 1244 als „civitas“ bezeichnet.

Von 1355 bis 1373 wurde die Stadt von Graf Eberhard von Wertheim regiert. Unter seiner Ägide erhielt Wertheim 1363 urkundlich das Münzregal, weil er, so die Urkunde, Kaiser Karl IV. durch stete trewe und fleizzigen dienst (…) offt unverdrozzenlich unterstützte.[3]

Der letzte Graf von Wertheim war Michael III. Dieser heiratete die älteste Tochter des Grafen Ludwig zu Stolberg, Katharina. Da aus dieser Ehe kein männlicher Nachfahre hervorging, starb das Adelsgeschlecht aus und Ludwig zu Stolberg kam in den Besitz der Grafschaft Wertheim. Nach dessen Tod 1574 ging die Grafschaft an einen weiteren Schwiegersohn, Graf Ludwig von Löwenstein.[3]

Die Stadt Wertheim entwickelte sich zum Mittelpunkt der gleichnamigen Grafschaft, die seither von den Grafen bzw. späteren Fürsten von Löwenstein-Wertheim regiert wurde. Um 1630 trennte sich das Gesamthaus Löwenstein-Wertheim in zwei Linien: Die ältere und protestantische Linie trug den Beinamen Virneburg und die jüngere, rekatholisierte den Beinamen Rochefort.[3] Dieses Fürstentum bestand bis 1806 und wurde dann mit der Rheinbundakte mediatisiert. Die Stadt Wertheim und mit ihr das linksmainische Umland wurden dem Großherzogtum Baden angeschlossen, die Gebiete rechts des Mains gingen zunächst an den Staat des Fürstprimas von Dalberg bzw. das späteren Großherzogtum Frankfurt und nach dessen Auflösung 1815 an das Königreich Bayern. Wertheim wurde Sitz verschiedener Amtsbezirke (Stadtamt, Erstes und Zweites Landamt), die 1819 zum Bezirksamt Wertheim (siehe Verwaltungsgliederung Badens) verschmolzen.

Münzregal

Graf Eberhard von Wertheim erhielt 1363 das Recht, Münzen zu prägen und finanziellen Gewinn daraus zu ziehen. Aus der Zeit der Wertheimer Grafen sind jedoch nur wenige Münzen erhalten; von 1442 bis 1556, als Michael III. starb, existieren überhaupt keine Prägungen. Unter Graf Ludwig von Stolberg wurde die Münzprägung bis zu dessen Tod 1574 wieder aufgenommen. Unter seinem Nachfolger, Graf Ludwig von Löwenstein, war die Münzprägung erneut unterbrochen. Dessen Erben prägten als Gemeinschaftsregierung um 1620 wiederum fünf Jahre lang Münzen. Während des Dreißigjährigen Krieges und der Zeit danach wurde die Münzstätte wiederum nicht genutzt. Im Anschluss daran prägten sowohl Eucharius Kasimir, der der Linie Virneburg angehörte, als auch Maximilian Karl, der der konkurrierenden Linie Rochefort angehörte, wieder Münzen. Letzterer wollte die Grafschaft aus Verwaltungsgründen unter beiden Linien aufteilen. Ein Münzstempel aus jener Zeit zeigt als Allegorie ein gegeneinander gestelltes Sinnbild mit einem starken Obstbaum, der, durch zwei Arbeiter gepflegt, gedeiht, und einem zweiten, der ohne Früchte dargestellt ist und mit Gewalt in zwei Hälften gezogen zu zerbrechen droht. Von 1730–1750 – beide waren zu dieser Zeit schon verstorben – ruhte die Münzprägung in Wertheim erneut, bis sie durch Graf Johann Ludwig Vollrath und Fürst Karl Thomas bis zum Ende der Grafschaft 1806 wiederbelebt wurde.

Die herrschaftliche Münze war anfangs auf der Wertheimer Burg, danach in der späteren Hofhaltung und zuletzt in dem Altstadtgebäude, das noch heute den Namen Alte Münze trägt. Von der Wertheimer Münzstätte sind noch 196 Stempel erhalten.[3]

Revolution von 1848/49

Auch in Wertheim waren die Auswirkungen der Märzrevolution zu spüren. Am 2. März 1848 zog anlässlich der neu errungenen Rechte wie Pressefreiheit, Schwurgerichte und Volksbewaffnung, welche vom Großherzog gewährt worden waren, ein Festumzug durch die Stadt. Der Zug aus Turnern ging durch die festlich beleuchtete Stadt zum Rathaus und von dort unter Begleitung von Bürgermeister Ludwig Haas, des Großteils des Gemeinderats sowie des Bürgerausschusses zum Löwensteiner Hof, wo etliche Reden gehalten wurden.

Nachdem es am 10. März in Bronnbach vor dem Fürstlich Löwenstein-Wertheim-Rosenbergischen Rentamt zu Unruhen durch Reicholzheimer Bauern kam, wurden in Wertheim Nachtwachen aufgestellt, die sich aus dem Schützencorps und der übrigen Bürgerschaft rekrutierten, da befürchtet wurde, dass die Reicholzheimer Bauern nach Wertheim ziehen würden, was jedoch nicht der Fall war.

Am 4. April brachten Wertheimer Bürger am Spitzen Turm eine schwarz-rot-goldene Fahne an. Sie war aus freiwilligen Beiträgen gestiftet worden und wurde mit Freudenschüssen begrüßt. Bei der Wahl der Wahlmänner zur Nationalversammlung am 13. April setzten sich in Wertheim die Vertreter einer konstitutionellen Monarchie durch.

Am 1. April, kurz nach dem Erlass des Gesetzes über die Errichtung von Bürgerwehren, wurde in Wertheim eine Bürgerwehr aufgestellt. Diese wurde im Juni neu eingeteilt und auf 500 Mann erweitert. An ihrer Spitze stand als Bannerführer Erbprinz Adolf zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, unter dessen Befehl die Bürgerwehr am 6. August auf dem Marktplatz aufmarschierte, wo er das Manifest An das deutsche Volk von Erzherzog Johann von Österreich, dem Reichsverweser, verlas.

Im Herbst 1848 kam es dann zur Bildung von Vereinen, die die politische Mitgestaltung zum Ziel hatten. Im September wurde der Arbeiterbildungsverein ins Leben gerufen, später dann, am 27. Oktober, der Volksverein im Gasthaus Ochsen (der zur damaligen Zeit dank der dort geführten heftigen Meinungswechsel auch den Spitznamen Krawallschachtel trug). Ursache hierfür war ein Streit zwischen den drei Bürgermeistern Adelmann, Götzelmann und Scheurich und dem Fürsten. Am 30. September hatten sie ihn im Namen von 19 Gemeinden der ehemaligen Grafschaft Wertheim gebeten, einige alte Abgaben zu erlassen. Seine Antwort darauf, die im demokratischen Main- und Tauberboten veröffentlicht wurde, soll gelautet haben: „Ja, Ja! Ihr bekommt nichts. Der Fürst Löwenstein scheißt nicht in die Hosen!“

Zum Tode Robert Blums am 9. November organisierten die Demokraten am 15. November eine Trauerfeier. Ihre Gegner gründeten etwas später, im Februar 1849, den Vaterländischen Verein, konnten jedoch den Volksverein nicht überflügeln, da letzterer dank der Auseinandersetzung um die Reichsverfassung regen Zulauf erhielt. Am 20. Mai organisierte der Vaterländische Verein eine große Volksversammlung auf dem Marktplatz, zu der sich damaligen Presseberichten zufolge 9.000 bis 10.000 Menschen eingefunden haben sollen. Bei dieser Versammlung baten gegen Ende Studenten der Universität Würzburg um Asyl in Wertheim, da sie in Würzburg Übergriffen des dort stationierten Militärs ausgesetzt waren. Nach acht Tagen und Gesprächen mit Behörden und der Universität konnten sie wieder nach Würzburg zurückkehren.

Bei den Wahlen zur verfassungsgebenden Versammlung im Juni wurde Nikolaus Müller, ein Buchdrucker aus dem Volksverein, als einer der vier Abgeordneten des 20. Wahlkreises gewählt. Außerdem wurde er Civilkommisär. Er druckte von 1843 bis Juni 1849 den Main- und Tauberboten, den Vorgänger der heutigen Wertheimer Zeitung,[4] ferner auch die Mauthpredigt von Ludwig Börne. Im Mai 1849 kam es dann nach Aufrufen des Volksvereins, des Turnvereins und des Arbeitervereins zur Gründung eines Freikorps. Am 23. und 24. Juni entstanden Tumulte, als das erste Aufgebot der Volkswehr ausrücken sollte. Zwei Mitglieder des Vaterländischen Vereins versuchten, dies zu verhindern, und wiesen darauf hin, dass die Preußen im Anmarsch seien. Diese Aktion führte zu ihrer Verhaftung.

Jenes erste Aufgebot rückte dann am 24. Juni aus, erfuhr jedoch in Hundheim von der Niederlage der Revolutionstruppen bei Waghäusel und kehrte um. Die preußischen Truppen besetzten Wertheim am 16. und 17. Juli und blieben bis 1852. Der Volksverein wurde sofort aufgelöst, etliche Bürger als Revolutionäre verhaftet und im Külsheimer Schloss eingesperrt. Ferner wurden weitere Strafen wie Stadtarrest, Geldstrafen und Zuchthausstrafen ausgesprochen.[5]

 
Blick auf die Tauber in Wertheim vor 1873, ganz links die alte Tauberbrücke
 
Blick auf das linke Tauberufer in Wertheim vor 1873, in der Mitte das Zunfthaus der Fischer und Schiffer

Hochwasser vom Februar 1909

Am 7./8. Februar 1909 wurde Wertheim von einem Hochwasser überrascht, das besonders heftig ausfiel und als das zweithöchste des 20. Jahrhunderts in die Stadtchronik einging. Zu den bereits vorhandenen Schneemassen kamen am 1. Februar weitere hinzu, sodass sogar Auswärtige mit ihren Schlitten per Zug anreisten, um in Wertheim zu rodeln. Als die Temperatur aufgrund eines Witterungsumschwungs plötzlich auf sieben bis neun Grad stieg, taute der Schnee. Bereits am 4. Februar meldete die Wertheimer Zeitung, dass das Tauwasser „geradezu Ueberschwemmungen verursachend“ durch die Straßen lief. Am 5. Februar kam das Hochwasser der Tauber, die bis Bad Mergentheim einem See glich, in die Stadt. Am Abend wurde die Tauberbrücke mit Schienen belastet, um ein Fortspülen zu verhindern. Am Samstag fiel jedoch der Pegel der Tauber überraschend wieder, dafür führte der Main immer mehr Wasser in die Stadt. Am Sonntag, dem 7. Februar, standen einzelne Straßen dann zwei bis drei Meter unter Wasser. Der Mainpegel stand bei beinahe sieben Metern, und der innerstädtische Verkehr wurde zumeist mit Kähnen und Schiffen bewältigt. Auch kamen Schaulustige aus den höhergelegenen Dörfern ringsum per Zug, um das Hochwasser anzusehen. In der Zeitung wurden unter anderem Schäden bei Steinbruchbesitzern vermeldet, deren Hütten weggerissen worden waren. Zwar kam der Landeskommissär aus Mannheim angereist, um sich einen Überblick über die Schäden zu verschaffen; dennoch gab es zahlreiche Klagen, dass die Regierung den Geschädigten keine Hilfe anbiete. Ein Wohnhaus musste nach dem Hochwasser abgebrochen werden; die Aufräumarbeiten konnten erst Anfang März abgeschlossen werden, da bis dahin strenger Frost vorherrschte.[6]

Nationalsozialismus

Rücktritt von Bürgermeister Bardon

 
Blick auf Wertheim von der Mühlsteige aus (1934)

Während des Nationalsozialismus wurde im März 1933 der langjährige Bürgermeister Hans Bardon aus dem Amt gedrängt. Als Anlass wurde ein amtsärztliches Zeugnis verwendet, in welchem ihm Dienstunfähigkeit bescheinigt wurde. Nach drei erfolglosen Versuchen durch Eröffnung eines Dienststrafverfahrens erreichten die NS-Gemeinderäte somit ihr Ziel eines Bürgermeisterwechsels. Der Amtsenthebung Bardons ging ein Nervenzusammenbruch im Sommer 1931 voraus, den Bardon vermutlich aufgrund des aggressiven Auftretens der NSDAP-Gemeinderatsfraktion erlitt. Er musste daraufhin mehrmals seinen Dienst unterbrechen, was jedoch zu keiner Besserung seines Zustands führte. Bardon führte auch heftige Auseinandersetzungen mit den Vertretern der NSDAP, als diese forderten, anlässlich der Reichstagswahl „an exponierter Stelle die Hakenkreuzfahne zu hissen“. Zwei Tage vor der Wahl wurde dieser Antrag im Gemeinderat mit sieben gegen fünf Stimmen abgelehnt. Die Forderung, Hitler die Wertheimer Ehrenbürgerschaft zuzuerkennen, wurde bis nach der Wahl verschoben. Am 4. März 1933 beschwerten sich die Gemeinderäte Schüßler, Menz und Schwöbel (NSDAP) bei Bürgermeister Bardon über den Verlauf der Gemeinderatssitzung vom Vortag. Bardon wurde aufgefordert, sich über den Gemeinderatsbeschluss hinwegzusetzen und eine Beflaggung des Rathauses für den 4. und 5. März vorzunehmen, da dies im „Interesse der Ruhe und Ordnung“ sei, andernfalls wurde mit „unerfreulichen Demonstrationen“ gedroht. Bardon entsprach dem Wunsch nach der Beflaggung nicht; die angedrohten Demonstrationen fanden nicht statt. Durch die Gleichschaltung Badens konnte die NSDAP auch in Wertheim die Macht übernehmen. Daraufhin erbat Bardon am 20. März 1933 seine Zurruhesetzung, welche drei Tage später vom Gemeinderat gebilligt wurde. Ein Antrag der NSDAP, Bardon vom 1. April an nur noch die Bezüge auszuzahlen, die ihm nach den Richtlinien der Gemeindebesoldungsordnung zustanden, ohne eine höhere Einstufung und eine Aufwandsentschädigung zu berücksichtigen, wurde mit sechs zu zwei Stimmen (bei einer Enthaltung) angenommen.[7]

Verleihung der Ehrenbürgerwürde und Straßenumbenennungen

Wertheim war eine der ersten Städte in Baden, die dem Reichspräsidenten von Hindenburg und Reichskanzler Adolf Hitler die Ehrenbürgerwürde der Stadt verliehen. Auf Antrag der NSDAP sollte ursprünglich nur Hitler Ehrenbürger werden, in der Gemeinderatssitzung am 3. März 1933 wurde diese Forderung jedoch von den übrigen Mitgliedern auch um von Hindenburg erweitert. Eine Abstimmung fand nicht statt.

In einer Zeitungsanzeige gaben Mitglieder der NSDAP daraufhin am 6. März „unwiderruflich“ die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Hitler für den 8. März bekannt. Am 7. März wurde auf demselben Weg bekanntgegeben, dass der Reichspräsident und der Reichskanzler „morgen, am Mittwoch, zu Ehrenbürgern unserer Stadt [werden]. Wir bitten die Bevölkerung und die staatlichen und städtischen Behörden der alten Amtsstadt Wertheim, vom frühen Morgen an bis einschließlich Samstag zu flaggen“. Dem Antrag auf Beflaggung, der von der NSDAP und der DNVP eingebracht wurde, wurde stattgegeben, ebenso dem Antrag auf Umbenennung zweier Straßen, nämlich der Bahnhofstraße in Hindenburgstraße und der Poststraße in Adolf-Hitler-Straße.[8] Am 7. Dezember 1945 wurde die Ehrenbürgerschaft für Hitler und von Hindenburg per Gemeinderatsbeschluss für nichtig erklärt.[9]

1936 wurde das Bezirksamt Wertheim aufgehoben, Wertheim kam zum Bezirksamt Tauberbischofsheim, das 1939 in Landkreis Tauberbischofsheim umbenannt wurde.

Einnahme der Stadt durch die US-Amerikaner

Im Januar 1945 sollte Wertheim bei einem britischen Luftangriff bombardiert werden; aufgrund der Witterung mussten die Flugzeuge jedoch abdrehen. Am Osterwochenende desselben Jahres wurde die Stadt dann jedoch direkt mit dem Krieg konfrontiert. Am 24. März gegen 4 Uhr morgens erhielt der Wertheimer Albrecht Englert vom Oberbefehlshaber der gesamten Westfront, Generalfeldmarschall Albert Kesselring, den Funkspruch „Sämtliche Flussübergänge im Bereich von Frankfurt/Main bis Ochsenfurt/Main sind mit Sprengladungen zu versehen und beim Herannahen des Feindes zu sprengen.“ sowie weitere Befehle mit dem Inhalt, dass auf der Linie Aschaffenburg–Miltenberg–Wertheim–Eberbach „schnellstens eine Verteidigungsstellung aufgebaut werden“ und mehrere Einheiten „in Eilmärschen in dieses Gebiet einrücken“ sollten.

Am darauf folgenden Palmsonntag überflogen erste amerikanische Tiefflieger die Stadt und störten damit unter anderem eine Veranstaltung der Hitlerjugend unter NSDAP-Kreisleiter Dr. Hermann Schmitt, der anlässlich der Bedrohung die Zuschauer mit den Worten „Meine Damen und Herren, treten sie in die Gassen zurück“ zur Vorsicht aufforderte. Der Überflug feindlicher Flugzeuge setzte sich auch am nächsten Tag fort.

Am Dienstag, den 27. März, wurde die Oberschule für Jungen, das ehemalige Gymnasium, kriegsbedingt geschlossen und dort ein Befehlsstand der Armee eingerichtet. Der Befehl, alle Schiffe im Bereich der Schleuse Eichel zu sprengen, wurde am selben Tag zurückgenommen.

Während das nahegelegene Nassig am 30. März von den Amerikanern angegriffen wurde, gab es in Wertheim am frühen Abend Panzeralarm. Gegen 23 Uhr feuerte ein durchgebrochener Panzer auf der Höhe drei oder vier Schüsse auf das rechte Mainufer ab, etwas später wurde der Fliegerhorst auf dem Reinhardshof von seiner deutschen Besatzung teilweise in die Luft gesprengt. Zwischen 3 und 4 Uhr wurde dann die Straßen- und Eisenbahnbrücke über den Main gesprengt, sie war dadurch fast mittig auseinandergebrochen.[10] Der Beschuss der Stadt blieb auch am Samstag nur vereinzelt; am Nachmittag erfolgte dann ein Aufruf zur Verteidigung der Stadt.

Nach der Einnahme von Nassig erhielt die 12. US-Panzerdivision Verstärkung durch nachrückende Infanterietruppen der 42. Infanterie-Division, um Wertheim am Ostersonntag einnehmen zu können.[11] Am Sonntag, den 1. April 1945, wurde versucht, den Volkssturm zur Stadtverteidigung zu versammeln. Am frühen Nachmittag dieses Tages sollte dann auch die Straßenbrücke über die Tauber von einem Sprengkommando gesprengt werden, es gelang jedoch nur, ein etwa zwei Meter großes Loch in die Brücke zu reißen, sodass der Verkehr weiterhin passieren konnte. Dies geschah angesichts der Tatsache, dass die Panzer der US-Armee zu diesem Zeitpunkt bereits bis zum Wartberg vorgedrungen waren und über die Stadt in Richtung Maintal schossen. Dekan Heinrich Schäfer notierte im Totenbuch der evangelischen Kirche Wertheim, dass durch den Beschuss in Eichel vier deutsche Soldaten starben und einer schwer verletzt wurde. „Diese Soldaten gehörten zu den wenigen, mit Maschinengewehren und Panzerfäusten ausgerüsteten Truppen, die für die Verteidigung von Wertheim gegen eine Übermacht erfolglos eingesetzt wurden“, so Schäfer.

Der Schaden durch den Treffer einer Brandbombe konnte durch die Feuerwehr auf das betroffene Gebäude begrenzt werden. Daraufhin forderten Anton Dinkel und Heinrich Herz den Bürgermeister auf, sofort die weiße Fahne auf dem Bergfried der Burg zu hissen, was nach einer Diskussion und dem Abgang des Bürgermeisters um 16.25 Uhr auch geschah, woraufhin der Beschuss Wertheims eingestellt wurde.[12] Zur Ehrung des Einsatzes von Dinkel und Herz wurde 2005 eine Gedenkplakette im Innern der Burg angebracht.[13]

Die jüdische Gemeinde im Nationalsozialismus

Um 1885 betrug die Zahl jüdischer Einwohner 221 Personen. Von 1827 bis 1885 war Wertheim Sitz des Bezirksrabbinats Wertheim, danach wurde es von Mosbach aus mitverwaltet.[14] Bis um 1933 gab es zahlreiche Handels- und Gewerbebetriebe, die jüdischen Inhabern gehörten. Auf Grund der NS-Judenverfolgungen und -morde kamen von den 1933 noch in Wertheim wohnenden 92 jüdischen Personen mindestens 35 ums Leben; 29 waren (gerade noch rechtzeitig) emigriert. Im Spätsommer 1938 verkaufte die jüdische Gemeinde unter ihrem letzten Vorsitzenden Sigmund Cahn das Synagogengebäude an die Stadt. Deshalb wurde es beim Novemberpogrom wenige Tage danach nicht niedergebrannt. Eine Gedenktafel an der Stadtmauer zwischen Gerbergasse 18 und dem Spitzen Turm erinnert seit 1976 an diese Geschichte.[15] Zu jener Zeit lebten in Wertheim nur noch 45 jüdische Einwpohner.[16] Am 21. und 22. Oktober 1940 wurden 19 Wertheimer im Rahmen der sogenannten Bürckel-Wagner-Aktion der NS-Gauleitung ins KZ Gurs deportiert. Sieben von ihnen überlebten den Krieg. Vor den ehemaligen Wohnhäusern der Deportierten wurden zur Erinnerung sogenannte Stolpersteine gesetzt.

 
Türsturz der Synagoge von 1799

An der Innenseite der hinteren Stadtmauer in der Gerbergasse 16 befindet sich der Türsturz der ehemaligen Synagoge aus dem Jahr 1799 sowie eine Gedenktafel.[17] Der Türsturz trägt folgende Inschrift: Moralische Belehrung an die Menschen der jetzigen Generation, die den Bau des Tempels erlebt in Verbundenheit mit den Vorvätern; 2. Zeile: In diesem uns Gutes verkündenden Jahr den Erbauern des Tempels, der in unseren Tagen geschwind aufgebaut wird.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Ab 1972 sind insgesamt 15 umliegende Gemeinden nach Wertheim eingegliedert worden. Bei der Kreisreform vom 1. Januar 1973 ging der Landkreis Tauberbischofsheim im neu gebildeten Main-Tauber-Kreis auf, der gleichzeitig der neu gegründeten Region Franken (heute Heilbronn-Franken) innerhalb des neu umschriebenen Regierungsbezirks Stuttgart zugeordnet wurde. Damit wird die ehemals badische Stadt Wertheim nunmehr vom württembergischen Stuttgart aus verwaltet.

Durch die letzte Eingemeindung im Jahr 1975 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt Wertheim die 20.000er-Grenze. Daraufhin stellte die Stadtverwaltung den Antrag auf Erhebung zur Großen Kreisstadt, was die Landesregierung von Baden-Württemberg dann mit Wirkung vom 1. Januar 1976 beschloss.

Religionen

Wertheim gehörte zunächst zum Bistum Würzburg und war dem Archidiakonat Karlstadt/Main zugeordnet.

Erstmals werden 1222 Juden in der Stadt dokumentiert. Bei den Judenverfolgungen 1298 und während der Pestzeit 1349 wurden auch in Wertheim Juden ermordet. Der Friedhof der Wertheimer jüdischen Gemeinde wurde bereits im Mittelalter angelegt (1406). Es ist der älteste erhaltene und bis ins 20. Jahrhundert genutzte jüdische Friedhof in Baden-Württemberg (Lage am Schlossberg gegenüber der Mainbrücke, Fläche 73,44 a). 1622 wurden 16 jüdische Familien in der Stadt gezählt. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts waren es durchschnittlich zehn bis zwölf Familien.

Ab 1522 setzte sich in der Stadt die Reformation nach lutherischem Bekenntnis Zug um Zug durch und war schließlich 1530 vollzogen. Danach war Wertheim über viele Jahrhunderte eine protestantische Stadt. Neben den Lutheranern waren keine anderen Konfessionen zugelassen. Die Gegenreformation während des Dreißigjährigen Krieges konnte sich nicht durchsetzen. Nach dem Übergang an das Großherzogtum Baden 1806 wurde Wertheim Sitz eines evangelischen Dekanats. Der zugehörige Kirchenbezirk umfasst heute alle Kirchengemeinden im Stadtgebiet Wertheims. Die Hauptkirche ist die Stiftskirche. An ihr wurde bereits nach der Reformation eine zweite Pfarrstelle eingerichtet, die 1955 an die Martin-Luther-Kirche in Bestenheid verlegt wurde. Eine dritte Pfarrstelle wurde 1800 mit Waldenhausen vereinigt. Im Stadtteil Wartberg, von wo aus im Frühjahr 1935 die deutschlandweite Bibelwoche ihren Anfang nahm[18], entstand 1974 ein ökumenisches Gemeindezentrum. Auch in den Stadtteilen Bettingen, Dertingen, Dietenhan, Eichel-Hofgarten, Grünenwört, Höhefeld, Kembach, Lindelbach, Nassig, Sachsenhausen, Sonderriet und Waldenhausen gibt es evangelische Kirchen bzw. Kirchengemeinden, teilweise auch nur Filialkirchengemeinden mit zumeist jüngeren Kirchengebäuden. Im Stadtteil Urphar steht die romanische Wehrkirche St. Jakob.

 
Stiftskirche Wertheim

Im 19. Jahrhundert zogen auch Katholiken nach Wertheim, jedoch stellten diese bis Mitte des Jahrhunderts nur etwa ein Fünftel der Bevölkerung. Zunächst gehörten die Gemeindeglieder zur Pfarrei Reicholzheim, die seit 1673 wieder katholisch geworden war. 1844 wurde in Wertheim die Pfarrei St. Venantius mit neugotischer Kirche von 1842 errichtet. Auch im Stadtteil Bestenheid wurde 1953 eine eigene Kirche St. Elisabeth errichtet, die 1970 zur Pfarrkirche erhoben wurde. Im Stadtteil Eichel entstand 1968 die Kirche St. Lioba, die für den gesamten östlichen Bereich der Stadt Wertheim zuständig ist. Im Stadtteil Dertingen gibt es die Filialkirche Maria Rosenkranzkönigin. Der Stadtteil Dörlesberg war ebenso wie Reicholzheim seit 1674 wieder katholisch und hat eine Kirche von 1721. Mondfeld ist ebenfalls ein überwiegend katholischer Stadtteil. Die dortige Kirche St. Martin stammt aus dem Jahr 1887 mit älteren Teilen. Alle Pfarrgemeinden im Stadtgebiet Wertheims gehören zum Dekanat Tauberbischofsheim des Erzbistums Freiburg.

Abgesehen von den beiden großen Kirchen gibt es in Wertheim auch Freikirchen und Gemeinden. Neben der freien Jesus-Gemeinde gibt es auch einen Versammlungsort der örtlichen Baptistengemeinde sowie eine freie evangelische Gemeinde. Ferner sind die Zeugen Jehovas und die Neuapostolische Kirche in Wertheim vertreten. Im Stadtteil Reinhardshof gibt es zudem für islamische Gläubige eine Moschee.

Eingemeindungen

Folgende Gemeinden bzw. Gemarkungen wurden nach Wertheim eingegliedert:

  • 1913: Bestenheid
  • 1935: Eichel
  • 1939: Vockenrot
  • 1. Januar 1972: Bettingen, Grünenwört, Lindelbach, Nassig, Sonderriet, Urphar, Waldenhausen
  • 1. April 1972: Erholungsort Mondfeld
  • 1. Dezember 1972: Dertingen, Dietenhan, Dörlesberg, Kembach, Sachsenhausen
  • 1. Januar 1975: Höhefeld, Erholungsort Reicholzheim

Einwohnerentwicklung

Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Die Zahlen sind Schätzungen, Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen statistischen Ämter (nur Hauptwohnsitze).

Jahr Einwohner
1542 2.078
1617 3.670
1792 3.373
1810 3.154
1833 3.633
1. Dezember 1871 3.328
1. Dezember 1880¹ 4.567
1. Dezember 1890¹ 3.535
1. Dezember 1900¹ 3.670
1. Dezember 1910¹ 3.648
16. Juni 1925¹ 3.673
16. Juni 1933¹ 3.679
17. Mai 1939¹ 5.434
Jahr Einwohner
Dezember 1945 5.534
13. September 1950¹ 9.789²
6. Juni 1961¹ 11.329
27. Mai 1970¹ 12.029
31. Dezember 1975 20.942
31. Dezember 1980 19.972
27. Mai 1987¹ 20.377
31. Dezember 1990 21.627
31. Dezember 1995 24.432
31. Dezember 2000 24.332
31. März 2004 24.739
30. Juni 2005 24.553
30. Juni 2007 24.202

¹ Volkszählungsergebnis ² Bis 1950 hatte Wertheim 3.854 Flüchtlinge und 1.294 Evakuierte aufgenommen.[19]

Politik

 
Stadtansicht Wertheim

Gemeinderat

Der Gemeinderat der Stadt Wertheim hat seit der letzten Kommunalwahl vom 7. Juni 2009 insgesamt 26 Mitglieder, die den Titel „Stadträtin/Stadtrat“ führen. Die Wahl brachte folgendes Ergebnis:

Partei / Liste Stimmenanteil +/- Sitze +/-
CDU 37,9 % - 3,4 11 + 1
SPD 23,8 % + 0,2 6 ± 0
FWG 17,0 % - 2,6 4 - 1
FDP 13,1 % + 5,0 3 + 1
GRÜNE 8,3 % + 2,4 2 + 1

Weiteres Mitglied des Gemeinderates und dessen Vorsitzender ist der Oberbürgermeister.

Bürgermeister

An der Spitze der Stadt stand der Stadtschultheiß als Vorsitzender des Gerichts. Ihm standen der rechtskundige Stadtschreiber und die zwölf Schöffen zur Seite. Ferner gab es neben dem Stadtschultheißen zwei Bürgermeister. Der Stadtschultheiß war Vorsitzender des Rates, der sich in einen inneren und einen äußeren Rat mit jeweils zwölf Mitgliedern aufteilte. Die Mitglieder des Rates wurden in der Regel auf zwölf Jahre gewählt. Der Schultheiß war meist auf Lebenszeit gewählt, die Bürgermeister wechselten jährlich. Im 18. Jahrhundert wurde aus dem bürgerlichen Stadtschultheiß ein gräflicher Beamter mit der Amtsbezeichnung Stadtamtmann. Nach dem Übergang an Baden leitete ein Bürgermeister die Stadtverwaltung, anfangs hatte er sogar den Titel Oberbürgermeister, doch führen die Stadtoberhäupter diesen Titel erst wieder seit 1976, als Wertheim Große Kreisstadt wurde. Heute wird der Oberbürgermeister von der wahlberechtigten Bevölkerung auf acht Jahre gewählt. Er ist Vorsitzender des Gemeinderats.

Liste der Bürgermeister und Oberbürgermeister

  • 1810–1827: Johann Christoph Schlundt
  • 1827–1829: Christoph Michael Platz
  • 1829–1832: Johann Georg Weimar
  • 1832–1839: Johann Friedrich Bach
  • 1839–1840: Christoph Wilhelm Müller
  • 1840–1845: Johann Jakob von Runkel
  • 1845–1852: Ludwig Haas
  • 1852–1860: Johann Jakob von Runkel
  • 1860–1866: Ludwig Haas
  • 1866–1871: Philipp Frank
  • 1871–1880: Lorenz Meyer
  • 1880–1890: Philipp Amthauer
  • 1890–1895: Philipp Mayer
  • 1895–1905: Michael Müller
  • 1905–1933: Hans Bardon
  • 1933–1938: Friedrich Bender
  • 1938–1943: Hans Mensler
  • 1944–1945: Hermann Dürr
  • 1945: Carl Roth
  • 1945–1946: Michael Beck
  • 1946: Otto Hoog
  • 1946–1961: Carl Roth
  • 1961–1981: Karl Josef Scheuermann
  • 1981–2003: Stefan Gläser
  • seit 2003: Stefan Mikulicz

Wappen

Die Blasonierung des Wappens lautet: „In geteiltem Schild oben in Gold ein aus der Teilung wachsender rot bewehrter schwarzer Adler, unten in Blau drei (2:1) silberne Rosen.“

Bereits die ältesten Stadtsiegel zeigen das heutige Wappen, das Stammwappen der Grafen von Wertheim. Das große Stadtsiegel trug die Umschrift S. CIVITATIS. IN. WERTHEIM und wurde in dieser oder ähnlicher Form bis Mitte des 18. Jahrhunderts verwendet. Bei den späteren Siegeln wurden anstelle des Schildes Blumenzweige oder mit Verzierungen versehene Kreise verwendet. Diese Siegel wurden mit der Umschrift SI(E)GEL DER STADT. WERTHEIM bis nach 1811 verwendet; die Farbstempel, die bis Mitte des 19. Jahrhunderts verwendet wurden, trugen dieselbe Umschrift. 1952 wurde wieder der Dreiecksschild im Wappen übernommen. Die Stadtflagge ist Gelb-Blau.

Städtepartnerschaften

Wertheim unterhält eine Städtepartnerschaft mit folgenden Städten:

In der Wendezeit gab es Bestrebungen, eine Städtepartnerschaft mit dem thüringischen Ilmenau zu gründen. Diese scheiterten jedoch.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

 
Stadtansicht Wertheim

Wertheim ist über die Bundesautobahn 3 Frankfurt-Würzburg (Anschlussstelle Wertheim-Lengfurt) zu erreichen. Ansonsten führen nur Landes- und Kreisstraßen durch das Stadtgebiet. Der Wertheimer Bahnhof liegt an der Eisenbahnlinie Aschaffenburg-Miltenberg-Wertheim-Lauda-Königshofen-Crailsheim; von der ehemaligen Bahnstrecke Lohr–Wertheim sind noch wenige Reste erhalten. Auch mit dem Schiff auf dem Main ist Wertheim zu erreichen. Den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bedienen mehrere Buslinien innerhalb der Verkehrsgemeinschaft Main-Tauber. Es gelten die Tarife des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar. Der Main wird bei Wertheim von zwei Straßenbrücken überspannt. Das sind die westlich gelegene Spessartbrücke und die Mainbrücke Wertheim, die erstmals 1882 dem Verkehr übergeben wurde.

Medien

In Wertheim erscheint als Tageszeitung die „Wertheimer Zeitung“, eine Lokalausgabe des in Aschaffenburg ansässigen „Main-Echo“. Eine weitere Tageszeitung ist die Ausgabe Wertheim der Fränkischen Nachrichten aus Tauberbischofsheim.

Der SWR betreibt bei Wertheim eine Sendeanlage für UKW und TV (früher auch Mittelwelle).

Behörden, Gerichte und Einrichtungen

Behörden

In Wertheim befindet sich eine Außenstelle des Landratsamts Main-Tauber-Kreis und eine Bibliothek. Die Stadt ist auch Sitz des Kirchenbezirks Wertheim der Evangelischen Landeskirche in Baden.

Gerichte

Zu Zeiten der bestehenden Grafschaft verfügte Wertheim über ein Stadt- und ein Landgericht. Letzteres wurde auch Centgericht genannt und war als das höhere Gericht zuständig für Straftaten wie Mord, Diebstahl, Notzucht und fließende Wunden und verhängte Leib- und Lebensstrafen. Das untergeordnete Stadtgericht war für alle Bürger innerhalb der Stadtmauern zuständig. Es verhandelte Schimpf- und Schmähreden, Beleidigungen und die Missachtung von Vorschriften der Obrigkeit und verhängte Geld- und Arreststrafen. In Berufungsfällen entschieden die amtierenden Grafen. Darüber hinaus gab es in Wertheim auch Zunftgerichte, die Streitigkeiten der Zunftmitglieder, das Nichteinhalten der Zunftordnung, das unmoralische verhalten von Zunftmitgliedern oder das Fehlen bei Zunftversammlungen, den sogenannten Zunftgeboten, verfolgten. [20] Heute hat Wertheim ein Amtsgericht, das zum Landgerichtsbezirk Mosbach gehört, und ein Notariat.

Krankenhaus

 
Blick auf den Südflügel des ehemaligen Wertheimer Hospitals vor dem Rückbau (vor 1870)

Das Wertheimer Krankenhaus, ein Haus der Grund- und Regelversorgung mit 220 Betten und ehemals ein Eigenbetrieb der Stadt, firmiert nun als Krankenhaus Wertheim gGmbH. Die Schwesternschaft München vom Bayerischen Roten Kreuz e. V. hält seit 1. Oktober 2009 74,9 %, seit April 2010 94,9 % der Anteile; der Rest liegt bei der Stadt Wertheim. Das Krankenhaus tritt seitdem als Rotkreuzklinik Wertheim auf.[21][22]

Weitere Einrichtungen

Im Stadtteil Bestenheid befindet sich das Freibad In den Christwiesen. Es verfügt über ein Nichtschwimmerbecken mit Rutsche, ein Schwimmerbecken mit Sprungblöcken und ein Babyplanschbecken. Ein Wickelraum steht ebenfalls zur Verfügung.

Bildung

In Wertheim befindet sich das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, die Comenius-Realschule und die Edward-Uihlein-Schule, eine Förderschule. Ferner gibt es drei Grund- und Hauptschulen (Wertheim, Bestenheid und Reinhardshof), die Hauptschule mit Werkrealschule Urphar-Lindelbach, die Otfried-Preußler-Grundschule und jeweils eine Grundschule in den Stadtteilen Dertingen, Nassig und Reicholzheim.

Der Main-Tauber-Kreis ist Träger der Kaufmännischen, Gewerblichen und Hauswirtschaftlichen Schule Wertheim (Berufliche Schule), unter anderem mit einem Wirtschaftsgymnasium, einem technischen Gymnasium, sowie einer Außenstelle der Schule im Taubertal Lauda-Königshofen (Unterbalbach), die sich zusammen mit dem Schulkindergarten für Geistig- und Sprachbehinderte im Wertheimer Stadtteil Waldenhausen befindet. Die Private Schule für Altenarbeit und Altenpflege der Johanniter-Unfallhilfe e. V. rundet das schulische Angebot Wertheims ab.

Handel und Gewerbe

Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten sich auf dem Gelände des ehemaligen Fliegerhorsts auf dem Reinhardshof fünf Glasbetriebe aus Thüringen an, hauptsächlich aus Ilmenau, die mit den Verhältnissen in der sowjetischen Besatzungszone unzufrieden waren. Da sie zur Produktion chemisch-technisches Hohlglas benötigten und dies langfristig nicht vom ehemaligen Standort über die innerdeutsche Grenze geschmuggelt werden konnte, wurde eine Glashütte gebaut, wodurch sich weitere Firmen des glasverarbeitenden Gewerbes in Wertheim niederließen. Die Glashüttensiedlung mit 26 Bauten entstand von April bis Oktober 1950. 1952 kam auch die Glasfaserverarbeitung hinzu. Im Stadtteil Bestenheid siedelte sich kurz nach dem Krieg unter anderem Aräometerhersteller an.[19] Direkt an der Autobahn A3 befindet sich das Factory-Outlet-Center Wertheim Village. Wertheim ist mit 6.000 Beschäftigten der größte Industriestandort im Main-Tauber-Kreis.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

  • Grafschaftsmuseum
  • Das Glasmuseum befindet sich in einem Fachwerkhaus von 1577 (Kallenbach'sches Haus) in der ehemaligen Löwenstein-Rosenberg'schen Hofhaltung und zeigt Produktion und Muster von Gebrauchsglas, Kunstglas sowie Glas in Wissenschaft und Technik.[23]

Bauwerke und Stadtanlage

Die Kernstadt oberhalb der Taubermündung besteht bis heute aus mittelalterlichen Gassen und zahlreichen nach oben vorspringenden Fachwerkhäusern und weiteren Kunst- und Baudenkmälern um einen zur Kirche und Burg ansteigenden Marktplatz. Die evangelische Stiftskirche ist die Hauptkirche der Stadt. Sehenswert ist auch der Engelsbrunnen und die spätgotische Kilianskapelle. Das Stadtbild gibt die frühere Umfassung durch die Stadtmauer noch gut wieder. Die 1957 geweihte evangelische Martin-Luther-Kirche im Stadtteil Bestenheid ist mit Glasfenstern des Künstlers Charles Crodel ausgestattet.

Ehemalige Bauwerke

Überdachte Tauberbrücke
 
Blick auf die alte Tauberbrücke

Eine Brücke über die Tauber wurde bereits mehrfach aufgebaut und von Überschwemmungen weggerissen; so existierte eine Tauberbrücke beispielsweise von 1408-1514, 1515-1564, 1565-1732, 1733-1746, 1747-1780 und 1780-1784.[24]

Im Zuge des Baus der Taubertalbahn 1868 fanden in Wertheim große Eingriffe ins Stadtbild des Tauberviertels statt. So wurde beispielsweise das Hospital rückgebaut, um Platz für die Gleise zu schaffen. Der größte Eingriff dürfte der Abbruch der hölzernen überdachten Tauberbrücke 1873 gewesen sein. Schon vor dem Bau der Bahnlinie gab es Beschwerden über das zu niedrige Dach für den schweren Frachtverkehr. So wurde im „Main- und Tauberboten“ vom 21. August 1846 bemängelt: Das alte finstere Brückendach erscheint also als eine Sperre gegen höchst nutzbringenden Verkehr. Das aus schweren Stämmen bestehende, größtenteils noch brauchbare Holz der jetzigen Brücke hat bei gegenwärtigen Holzpreisen einen sehr beträchtlichen Werth, ein fester Pfeiler ist vorhanden, und sind die beiden Tauberufer so hoch und fest, daß eine Kettenbrücke mit geringer Kostenauslage angebracht werden kann. In der Ausgabe vom 21. Juli 1868 wird die Tauberbrücke von einem Leser eine hiesige anerkannte Unschönheit genannt, was ihn zu der Schlussfolgerung führt: Ob für den Bahnverkehr die dermalige Tauberbrücke ausreichen wird, bezweifelt man allgemein und es dürfte sich gar bald das Bedürfnis darthun, sie durch eine breitere, nach dem neueren Geschmack von Eisen construirte ersetzt zu sehen.

Da die Achse der neuen Brücke leicht gedreht werden sollte, wurden für den Bau derselben drei bis vier Häuser abgerissen, darunter das Centhaus. Während des Brückenbaus wurde der Verkehr über eine Notbrücke geführt, die am 13. Mai 1873 fertiggestellt worden war.[25]

Centhaus

Vermutlich kurz vor dem Dreißigjährigen Krieg dürfte der Bau des Centhauses stattgefunden haben. Es wird bereits in einer Urkunde aus dem Jahr 1634 erwähnt und gilt als einziges Bauwerk Wertheims, das vollständig im italienischen Renaissancestil gehalten war. Die Frontseite in Richtung der alten Tauberbrücke war mit einer hohen, gewölbten Tordurchfahrt versehen. Drei große Gesimse und der Volutengiebel, die so auch im Echterstil üblich waren, wurden an diesem Gebäude durch toskanische Rustika-Pilaster ergänzt, was ihm einen festungsähnlichen Charakter verlieh und ihm den Beinamen "Brückentor" einbrachte.

Das Centhaus war Sitz des Centgerichts und Gewahrsam in einem und konnte nur direkt vor der Stadtmauer errichtet werden, da die Cent Wertheim vor dem eigentlichen Stadtgebiet endete. Der Brückenturm hinter dem Haus markierte den Beginn des Hoheitsgebiets des Stadtgerichts; somit wurden durch das Centhaus beide Bezirke miteinander verbunden, was auch für die Festungsanlagen der Stadt von Vorteil war.

Bereits bei der Planung der Taubertalbahn 1863 kam der Vorschlag auf, das Centhaus zugunsten einer rechts der Tauber geführten Bahnlinie abzureißen, was dieser Planvariante den Namen "Centhauslinie" eintrug, da dieses Gebäude das einzige war, welches im Weg stand. Dieser Plan wurde jedoch verworfen. Die schon länger existierenden Pläne zum Abbruch wurden auch durch Alternativen hinterfragt. So forderte ein unbekannter Verfasser in der "Wertheimer Zeitung" vom 29. August 1873: Wir schlagen nämlich der Gemeindeverwaltung vor, das ganze Brückenthor (Centhaus) als Leichenhaus in die Mitte der oberen Einfassungsmauer unseres schön gelegenen Friedhofs zu stellen! Wer sich das Brückenthor seiner ganzen Eintheilung nach genau betrachtet, wird die Geeignetheit kaum in Zweifel ziehen können. Wohnung des Todtengräbers und Totengewölbe wären damit gewonnen und sehr leicht könnte demselben ein kapellenartiges Aussehen gegeben werden. Wenn über kurz oder lang einmal der Leichenwagen eingeführt werden sollte, so könnte die Thorhalle (selbstverständlich müßte dann der Aufbau des Ganzen am heutigen Eingang geschehen) als Remise für diesen benutzt werden.

Das Haus wurde jedoch im November 1873 aus Verkehrsgründen abgebrochen, nachdem es am 1. und am 7. Oktober dieses Jahres zur Versteigerung auf Abbruch ausgeschrieben worden war. Nur einzelne Teile des Gebäudes fanden 1875 beim Bau des Anwesens Mühlenstraße 55 eine erneute Verwendung; die Voluten dienen als Stütze eines Treppenwegs neben diesem Gebäude.[25]

Kloster Bronnbach

In der Ortschaft Bronnbach liegt die 1151 gegründete ehemalige Zisterzienserabtei Kloster Bronnbach, die sich heute im Besitz des Main-Tauber-Kreises befindet. Neben verschiedenen anderen Institutionen beherbergt sie seit 2000 auch eine Ordensniederlassung der Kongregation derMissionare von der Heiligen Familie.

 
Burg Wertheim
 
360°-Panoramabild von Burg und Stadt

Burg Wertheim

Die Burg Wertheim, hoch über der Altstadt Tauber und Main beherrschend gelegen, ist das Wahrzeichen der Stadt. Hinter einem Halsgraben nach Osten von einer hohen Mantelmauer gesichert steht von der Oberburg noch der Bergfried. Vom Palas neben einem Treppenturm und dem alten Wohnbau ist nur noch eine dreiteilige Fenstergruppe aus der Stauferzeit erhalten. Darunter steht die Ruine der Vorburg, die zur Wohnburg ausgebaut wurde. Der Archivbau über dem Torhaus stammt noch aus der Barockzeit. Bis ins 17. Jahrhundert wurde der Grafensitz immer weiter ausgebaut. Durch eine Pulverexplosion wurden 1619 Teile der Burg und im Dreißigjährigen Krieg 1634 weitere Teile zerstört, die nicht wieder aufgerichtet wurden.

Hofgartenschlösschen

Das Schlösschen im Hofgarten am Ortseingang in Wertheim-Eichel birgt heute drei private Kunstsammlungen. Das Rokokoschlösschen wurde 1777 für Graf Friedrich Ludwig von Dietrich Gottlieb Betschler errichtet und steht heute am Eichelhofgarten, einem kleinen Park u. a. mit der Grabkapelle der Löwensteins.[26] Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 wurde das Schlösschen als Lazarett genutzt, ab 1873 war es vermietet, unter anderem - für eine Jahresmiete von 400 Gulden - an den Schriftsteller und Journalisten Otto von Corvin.[27] Das Eichelhofschlösschen mit Park wurde von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg zum Denkmal des Monats August/September 2006 ernannt.

Packhof-Kran

 
Packhof-Kran am Mainufer

Der Packhof-Kran wurde 1896 nach einem Entwurf der Maschinenfabrik Gebrüder Unger aus Wertheim gebaut. Er hatte eine Tragfähigkeit von 5 Tonnen und eine Ausladung von 6 Metern und diente zum Be- und Entladen der Mainschiffe. Seinen Namen erhielt der Kran vom in der Nähe befindlichen landwirtschaftlichen Lagerhaus, das 1953 erbaut und 1974 abgerissen wurde. Dieses Gebäude war 1798 als „Löwensteiner Hof“ errichtet und später zum „Packhof“ vor dem Vaitstor umgebaut worden, bevor es zum Lagerhaus wurde. [28]

Überregionale Veranstaltungen

Am 13. und 14. Mai 2006 fanden in Wertheim die Heimattage Baden-Württemberg statt.

Sonstiges

Wein-Tauber-Wanderweg

Der Wein-Tauber-Wanderweg ist ein etwa 20 Kilometer langer Wanderweg rund um die Stadt. Er verbindet das ehemalige Zisterzienserkloster Bronnbach, den Weinort Reicholzheim, das Dorf Waldenhausen und die Stadt Wertheim und führt zu wein- und kulturhistorischen Punkten, die durch Infotafeln vor Ort erläutert werden. Der Wanderweg gegliedert sich in zwei Rundtouren, die einzeln oder als große Schleife erwandert werden können. Einzelne Streckenabschnitte führen über Abschnitte des Europäischen Fernwanderwegs und des Main-Donau-Wanderwegs.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Laut Satzung der Stadt soll die Zahl der Ehrenbürger nicht mehr als vier lebende Personen betragen.[29] Folgenden Personen wurde das Ehrenbürgerrecht verliehen:

  • 1933: Paul von Hindenburg, Reichspräsident, und Adolf Hitler, Reichskanzler (Verleihung wurde für beide durch Gemeinderatsbeschluß vom 7. Dezember 1945 für nichtig erklärt)[9]
  • 1946: Hans Bardon, Bürgermeister a.D.
  • 1960: Karl Bär, Stadtpfarrer
  • 1961: Carl Roth, Bürgermeister a.D.
  • 1963: Alfred Zippe, Unternehmer
  • 1966: Walter Schüßler, Pastor i.R.
  • 1973: Kurt Lutz, Architekt
  • 1975: Karl Leiß, Werkmeister a.D.
  • 1975: Dr. Hans Löber, Unternehmer
  • 1978: Rudolf Brand, Unternehmer
  • 1981: Karl Josef Scheuermann, Oberbürgermeister a.D.
  • 2003: Stefan Gläser, Oberbürgermeister a.D.
  • 2004: Gerhard Schwend, Unternehmer
  • 2010: Helmut Schöler, Unternehmer

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Erich Keyser (Hrsg.): Badisches Städtebuch; Band IV 2. Teilband aus „Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte – Im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft der historischen Kommissionen und mit Unterstützung des Deutschen Städtetages, des Deutschen Städtebundes und des Deutschen Gemeindetages“, Stuttgart, 1959
  • Erich Langguth: Aus Wertheims Geschichte. Verlag des Historischen Vereins Wertheim e. V., Wertheim 2004
  • Jörg Paczkowski u. a.: Wertheim – Stadt an Main und Tauber. Kunstschätzeverlag, Gerchsheim 2007, ISBN 3-934223-27-3
  • Kurt Zimmermann: Obrigkeit, Bürgertum und Wirtschaftsformen im Alten Wertheim, Würzburg, 1975

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
  2. Michael Geringhoff: Lädiert, aber ein wichtiges Zeugnis. In: Wertheimer Zeitung vom 13./14. März 2010
  3. a b c d Constantin Zeller: Wertheimer Münzstempel im rechten Licht. In: Wertheimer Zeitung vom 15. Oktober 2010
  4. Geschichte der Wertheimer Zeitung, abgerufen am 27. Juli 2009
  5. Revolution im Südwesten. Stätten der Demokratiebewegung 1848/49 in Baden-Württemberg. Hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft Hauptamtlicher Archivare im Städtetag Baden-Württemberg. INFO Verlag, Karlsruhe 1997, ISBN 3-88190-219-8, S. 725–728
  6. Erich Langguth: Das Hochwasser vom Februar 1909. In: Main-Echo Spezial zur Michaelis-Messe Wertheim 2009 vom Oktober 2009
  7. Von den Nazis aus dem Amt getrieben. In: Fränkische Nachrichten vom 25. März 2008
  8. Wie Hitler und Hindenburg Ehrenbürger der Stadt Wertheim wurden. In: Fränkische Nachrichten vom 25. März 2008
  9. a b Schreiben des Stadtarchivs Wertheim zur Ehrenbürgerschaft Hitlers und von Hindenburgs
  10. In Gottes Namen. Christliche Bräuche in Franken. Alte Menschen erinnern sich. 2002, Katholisches Senioren-Forum Diözese Würzburg
  11. In diesen Tagen war sich jeder selbst der Nächste. In: Fränkische Nachrichten vom 26. März 2005
  12. Uwe Bauer: Die Straßen und Gassen waren nahezu menschenleer. In: Fränkische Nachrichten vom 29. März 2005
  13. Plakette am Schloss für die "Retter der Stadt". In: Fränkische Nachrichten vom 1. April 2005
  14. Franz Hundsnurscher, Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. Kohlhammer, Stuttgart 1968. (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg. Band 19) S. 294-298.
  15. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation. Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0. S. 104
  16. Peter Riffenach: 50 Kilogramm Gepäck und 100 Reichsmark. In: Wertheimer Zeitung vom 20. Oktober 2010
  17. Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde bei alemannia-judaica.de
  18. Robert Weisensee: Ein Aufbruch, der bis heute anhält. In: Wertheimer Zeitung vom 30./31. Oktober/1. November 2010
  19. a b Bernd Dorbath: Aufstieg nach dem Krieg. In: Wertheimer Zeitung vom 23./24. Oktober 2010
  20. Main-Tauber-Kreis. Meine Heimat. Mein Kreis., Herausgegeben vom Staatlichen Schulamt Bad Mergentheim, Sparkasse Tauberbischofsheim und Kreissparkasse Mergentheim
  21. Krankenhaus-Übernahme ist vollzogen. main-netz.de vom 2. Oktober 2009, abgerufen am 27. Oktober 2010
  22. 5,1 Prozent bleiben bei der Kommune. main-netz.de vom 3. Mai 2010, abgerufen am 27. Oktober 2010
  23. Website des Glasmuseums
  24. Inschrift am Haus Hämmelsgasse 8
  25. a b Erich Langguth: Aus Wertheims Geschichte. Verlag des Historischen Vereins Wertheim e. V., Wertheim, 2004
  26. Museum „Stiftung Schlösschen im Hofgarten"
  27. Albert Siegfried: Zeitweise eine Wohngemeinschaft. In: Wertheimer Zeitung vom 15. September 2009
  28. Infotafel am Packhof-Kran
  29. Merkblatt der Stadt Wertheim zu Ehrungen (PDF, 65 KB)
Commons: Wertheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Link GA