John of Gaunt, 1. Duke of Lancaster

Herzog von Lancaster und Guyenne
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John of Gaunt, Duke of Lancaster, dt. Johann von Gent, Herzog von Lancaster, frz. Jean de Gand (* 6. März 1340 in Gent; † 3. Februar 1399) entstammte dem ursprünglich französischem Adelsgeschlecht der Anjou-Plantagenêt und war der dritte überlebende Sohn König Eduards III. von England und dessen Ehefrau Philippa von Hennegau. Seine weiteren Titel lauteten Ritter des Hosenbandorden, Lord High Steward of England, Herzog von Aquitanien, Earl of Derby, Earl of Lincoln, Earl of Richmond, Lord of Bergerac & Roche-sur-Yon, Lord of Beaufort & Nogent und König von Kastilien. Der Namenszusatz Gaunt (Gent) leitet sich von seinem Geburtsort Gent im heutigen Belgien ab.

John of Gaunt, Duke of Lancaster

Während der Herrschaft seines Neffen Richard II. formierte sich um den über enorme Einnahmen verfügenden Herzog von Lancaster eine von ihm finanziell abhängige Gefolgschaft, die ihm im Gegenzug Macht und Einfluss sicherte. John of Gaunt unterstützte zeitweise den König, widersetzte sich aber auch dessen Herrschaft und beteiligte sich ebenfalls am politischen Aufruhr der Magnaten. Er war jedoch vorsichtig genug, sich nicht offen als Gegner des Königs zu bekennen.

Zu John of Gaunts legitimen Nachkommen, dem Haus Lancaster, gehörten die englischen Könige Heinrich IV., Heinrich V., und Heinrich VI.. Zu seinen zunächst illegitimen Nachfahren, die schließlich durch die Heirat mit Catherine Swynford im Jahre 1396 legitimiert wurden, gehörte John Beaufort 1. Earl of Somerset, dessen Enkelin Margaret Beaufort später ins Haus Tudor einheiratete, das 1485 mit ihrem Sohn Heinrich VII. den englischen Thron bestieg. John of Gaunts Tochter Joan Beaufort (1379–1440) wurde die Großmutter der englischen Könige Eduard IV. und Richard III. aus dem Haus York. Sie war außerdem die Großmutter des Königsmachers Richard Neville, 16. Earl of Warwick und die Urgroßmutter von Henry Stafford, 2. Duke of Buckingham.

Weitere legitime Nachkommen John of Gaunts waren die Töchter Philippa of Lancaster, die an der Seite des portugiesischen Königs Johann I. regierte und die Mutter von Eduard I. und Heinrich dem Seefahrer wurde. Elizabeth heiratete John Holland, 1. Herzog von Exeter, den älteren Halbbruder Richards II. und Katherine of Lancaster wurde an der Seite von Heinrich III. zur Königin von Kastilien gekrönt. Sie wurde die Mutter von Johann II., war aber gleichzeitig auch eine Enkelin des kastilischen Königs Peter I. aus dem entmachteten Haus Burgund-Ivrea.

Als John of Gaunt 1399 starb, fielen seine Ländereien und sein Vermögen an die Krone, da Richard II. dessen Erben Heinrich Bolingbroke 1398 ins Exil geschickt hatte. Bolingbroke kehrte 1399 zurück und setzte den wenig populären Richard ab, um selbst als erster Nachfahre des John of Gaunt König zu werden.

Herzog von Lancaster

Seit 1359 war John in erster Ehe mit seiner Cousine Blanche of Lancaster, Erbin der Grafschaft Lancaster verheiratet. Er bekam nach dem Tod seines Schwiegervaters Henry of Grosmont, 1. Duke of Lancaster die Hälfte von dessen Ländereien sowie den Titel des Grafen von Lancaster und verfügte damit über das meiste Land im Norden Englands. Gleichzeitig wurde er der 14. Baron von Halton. Durch den Tod von Blanches mit Wilhelm I. von Bayern verheirateten Schwester Maud erbte er 1362 auch die andere Hälfte des Nachlasses seines Schwiegervaters.

 
Wappen Johanns von Gent als kastilischer Thronanwärter

Edward III. erhob daraufhin seinen Sohn am 13. November 1362 zum 1. Herzog von Lancaster. John hatte sich bereits zu diesem Zeitpunkt als unglaublich reicher Hochadliger etabliert, der über 30 Schlösser und ausgedehnte Ländereien in England und Frankreich besaß. Sein Hofstand war in Ausmaß und Organisation mit dem des Königs vergleichbar.

Nach dem Tod seines älteren Bruders, Edward of Woodstock, der als Der Schwarze Prinz bewundert und verklärt wurde, wuchs die Macht John of Gaunts. Er unterstützte den Kirchenreformer John Wyclif aus bisher nicht bekannten Gründen, womöglich, um dem wachsenden weltlichen Einfluss der katholischen Kirche entgegenzuwirken. Allerdings wurde Gaunts politischer Aufstieg auch von großem Unmut gegenüber seinem wachsenden Einfluss begleitet. Als die englische Streitmacht Rückschläge im Hundertjährigen Krieg gegen Frankreich hinnehmen musste und König Edward III. wegen hoher Steuern und seiner Affäre mit Alice Perrers immer unpopulärer wurde, wurde insbesondere der Herzog von Lancaster für das Versagen der Regierung während der 1370er Jahre verantwortlich gemacht. Im Gegensatz zum König und dem Prinzen von Wales erreichte der Herzog nie den Status eines Kriegshelden durch Erfolge auf dem Schlachtfeld, obwohl er z.B. in der Schlacht von Nájera gekämpft hatte. Er erlitt stattdessen häufig seinen Ruf schädigende, militärische Niederlagen.

Als König Edward III. 1377 starb und dessen zehnjähriger Enkel ihm als Richard II. auf den Thron folgte, stieg Lancaster de facto zum Machthaber Englands auf. Dies nahm das Parlament mit Misstrauen wahr. Es unterstellte ihm, selbst die Usurpation der Krone anzustreben. Dagegen bemühte sich Lancaster stets, nicht mit den Gegnern von Richards Herrschaft in Verbindung gebracht zu werden und er verleugnete eigene machtpolitische Ambitionen. Als faktischer Herrscher Englands während der Minderjährigkeit des Königs traf er allerdings einige unglücklichen Entscheidungen zur Besteuerung der Bauern, welche die Peasants' Revolt auslösten, bei der auch sein eigener Palast in London zerstört wurde.

Im Jahre 1386 verließ der Herzog von Lancaster England, um seinen Anspruch auf den kastilischen Thron durchzusetzen, den er aus seiner zweiten Ehe 1371 mit Konstanze von Kastilien (1354–1394), einer Tochter Peters des Grausamen, ableitete. Indes brachte die Missherrschaft Richards England 1387 an die Grenze eines Bürgerkrieges. 1389 gelang es John of Lancaster, einen Kompromiss zwischen den sogenannten Apellanten und König Richard auszuhandeln und damit eine Periode relativer Stabilität einzuleiten. Schließlich wurde in den 1390er Jahren der Ruf des Herzogs, mit Hingabe für die Wohlfahrt des Königreiches zu sorgen, im Wesentlichen wiederhergestellt. Lancaster starb eines natürlichen Todes am 3. Februar 1399. Er wurde neben seiner ersten Frau, Blanche of Lancaster, im Kirchenschiff der St. Paul's Cathedral in einem von Henrich Yevele gestalteten Grab aus Elfenbein (ähnlich dem seines Sohnes in der Canterbury Cathedral) beigesetzt.

Vorfahren

 
 
 
 
 
Eduard I. von England (1239–1307)
 
 
 
 
Eduard II. von England (1284–1327)
 
 
 
 
 
Eleonore von Kastilien (1241–1290)
 
 
 
Eduard III. von England (1312–1377)
 
 
 
 
 
 
Philipp IV. von Frankreich (1268–1314)
 
 
 
Isabelle de France (1292–1358)
 
 
 
 
 
Johanna I. von Navarra (1273–1305)
 
 
 
John of Gaunt (1340–1399)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Johann von Avesnes (1248–1304)
 
 
 
Wilhelm III. von Holland (1286–1337)
 
 
 
 
 
Philippa von Luxemburg (1252–1311)
 
 
 
Philippa von Hennegau (1311–1369)
 
 
 
 
 
 
 
 
Karl I. von Valois (1270–1325)
 
 
 
Johanna von Valois (1294–1342)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Marguerite von Anjou-Sizilien (1273–1299)
 
 

Ehen

1359 heiratete John of Gaunt seine Cousine Blanche of Lancaster († 1368), Tochter von Henry of Grosmont, in der Reading Abbey. Es wird spekuliert, dass der Poet Geoffrey Chaucer, Freund und Klient von Gaunt, sein „Book of the Duchess“ für sie schrieb und ihr widmete, weil dieses Gedicht nicht nur einen „schwarzen Ritter“ sondern auch eine „weiße Lady“ beinhaltet, was als Allegorie zu Blanche interpretiert werden kann. Am Ende des Gedichts findet sich ein Rückbezug auf die Ehe zwischen John und Blanche, indem der Klang ihrer Titel Lancaster und Richmond als „long castle“ (Zeile 1318) und „riche hil“ (Zeile 1319) aufnimmt. Als alternative Interpretation könnte „long castel“ auch auf Konstanze von Kastilien und die heraldischen Arme Kastiliens anspielen.

 
Wappen von John of Gaunt, als er seinen Thronanspruch auf Kastilien und Leon geltend machte.

1371 heiratete Lancaster Konstanze von Kastilien, die älteste Tochter Königs Peter I.. Diese Ehe begründete seinen Anspruch auf den kastilischen Thron, den er für sich selbst nicht behauptete, aber für seine Tochter Katherina geltend machen konnte. Sie wurde 1388 mit dem kastilischen König Heinrich III. aus dem Haus Trastámara vermählt und 1390 zur Königin von Kastilien und Leon gekrönt.

Außerdem wurden John of Gaunt noch zu Lebzeiten der 1394 verstorbenen Konstanze vier Kinder von seiner langjährigen Mätresse Catherine Swynford, deren Schwester Philippa de Roet mit Chaucer verheiratet war, geboren. 1396 heiratete er Catherine und die gemeinsamen Kinder wurden legitimiert, jedoch von der Thronfolge ausgeschlossen. Sein ältester Sohn, John, hatte eine Enkelin, Margaret Beaufort, deren Sohn, der spätere König Heinrich VII. die Herrschaft der Tudor (1485–1603) in England begründete.

Nachkommen

1. Philippa (* 1360; † 1426), ∞ Johann I. von Portugal (* 1357; † 1433)
2. John (* 1362–64; † 1365)
3. Elizabeth (* 1364; † 1426)
4. Edward (* 1364/65; † 1368)
5. John (* vor dem 4. Mai 1366; † 136x)
6. Heinrich IV. (* 1367; † 1413), König von England ∞ 1380 Mary de Bohun (* 1369; † 1394)
7. Isabelle(* 1368 † im Säuglingsalter)
1. Catalina (Katharina) Plantagenet (* 31. März 1373; † 2. Juni 1418) ∞ Heinrich III. von Kastilien (* 4. Oktober 1379; † 25. Dezember 1406)
2. John Plantagenet (* 1372; † 1375)
1. John Beaufort, 1. Earl of Somerset (* 1373; † 16. März 1410) ∞ Margaret Holland (* 1385; † 1429)
2. Henry Beaufort (* 1375; † 11. April 1447), Kardinal
3. Thomas Beaufort, 1. Herzog von Exeter (* 1377; † 31. Dezember 1426) ∞ Margaret Neville
4. Joan Beaufort (* 1379; † 13. November 1440) ∞ (1) Robert Ferres, Baron Ferres von Wemme († 1396); ∞ (2) Ralph Neville, Earl of Westmorland (* 1364; † 1425)
  • Aus der Beziehung mit Marie de St. Hillaire stammt die Tochter
1. Blanche Plantagenet (* 1359; † 1388) ∞ die Thomas Morieux heiratete

Popkultur

Im Zentrum Lancasters gibt es einen Pub mit dem Namen The John O'Gaunt, bekannt für seinen live Jazz und seine große Auswahl an Wiskeys. Weiterhin trägt ein Verwaltungsbezirk der Stadt den Namen.

In William Shakespeare's Stück Richard II., ist die berühmte Englandrede dem sterbenden John of Gaunt gewidmet.

This royal throne of kings, this scepter'd isle,
This earth of majesty, this seat of Mars,
This other Eden, demi-paradise,
This fortress built by Nature for herself
Against infection and the hand of war,
This happy breed of men, this little world,
This precious stone set in the silver sea,
Which serves it in the office of a wall,
Or as a moat defensive to a house,
Against the envy of less happier lands,
This blessed plot, this earth, this realm, this England,
This nurse, this teeming womb of royal kings,
Fear'd by their breed and famous by their birth
—Act II, scene i, 42–54

The Tragedy of King Richard II bei Wikisource

In Rebecca Gablés historischem Roman Das Lächeln der Fortuna spielt John of Gaunt eine zentrale Rolle.

Literatur

  • Armitage-Smith, Sydney. John of Gaunt, King of Castile and Leon, Duke of Lancaster, &c.. Barnes & Noble, 1964.
  • Cantor, Norman F. The Last Knight: The Twilight of the Middle Ages and the Birth of the Modern Era. Free Press, 2004.
  • Goodman, Anthony. John of Gaunt: The Exercise of Princely Power in Fourteenth-Century Europe. St. Martin, 1992.
  • Walker, Simon. The Lancastrian Affinity, 1361– 1399. Clarendon Press, 1990.
  • Fryde, Natalie / Vollrath, Hanna. Die englischen Könige im Mittelalter: Von Wilhelm dem Eroberer bis Richard III.. Verlag C.H. Beck oHG, München 2004


VorgängerAmtNachfolger
Henry of Grosmont, 1. Duke of LancasterLord High Steward
1362–1399
Heinrich IV. von England
Henry of Grosmont, 1. Duke of LancasterHerzog von Lancaster
1362–1399
Heinrich IV. von England
Richard II. von EnglandHerzog von Guyenne
1390–1399
Heinrich IV. von England