Orientierungslauf, häufig auch kurz OL genannt, ist eine Laufsportart, bei der mit Hilfe von Karte und Kompass eine nur durch einzelne Kontrollpunkte festgelegte Strecke im Gelände durchlaufen wird, der Läufer also selbst die für ihn optimale Route finden muss. Es handelt sich somit um eine Sportart, die neben körperlicher Fitness auch ein hohes Maß an geistiger Leistung erfordert. Der Sport, der sich insbesondere zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Skandinavien entwickelte, wird heute weltweit betrieben, die höchste Popularität hat der Sport aber immer noch im skandinavischen Raum.

Der internationale Orientierungslaufsport ist in der International Orienteering Federation (IOF) mit zur Zeit 71 Mitgliedsländern (Stand 2010) organisiert. Der Orientierungslauf zählt zu den vom Internationalen Olympischen Komitee anerkannten Sportarten, wurde bislang jedoch noch nicht bei Olympischen Spielen ausgetragen. Über den klassischen Orientierungslauf hinaus gibt es zahlreiche Varianten des Sports, so etwa den Mountainbike- und Skiorientierungslauf.
Grundlagen
Das grundsätzliche Ziel des Orientierungslaufs ist das schnellstmögliche Zurücklegen einer nur durch einzelne Punkte definierten Strecke. Die Wahl der Laufroute zwischen den einzelnen Kontrollpunkten, die Posten genannt werden, ist dem Läufer dabei am Allgemeinen völlig freigestellt. Als Mittel zum Finden der bestmöglichen Laufstrecke stehen dem Sportler dabei eine Karte und ein Kompass zur Verfügung. Orientierungslauf findet meist in natürlichem oder naturnahem Gelände, vor allem im Wald statt. Insbesondere wird dabei zu großen Teilen auch abseits von Wegen gelaufen.
Praktische Durchführung
Vor dem Start stehen dem Orientierungsläufer neben der allgemeinen Geländebeschaffenheit meist nur wenige Informationen zur Verfügung, insbesondere die Streckenlänge (gemessen in Luftlinie) und die absolvierenden Höhenmeter (Mindeststeigung auf einer angenommenen Optimalroute). Darüber hinaus sind ihm Anzahl und Beschreibung der Kontrollposten sowie eventuell zu absolvierende Pflichtstrecken bekannt. Die Karte wird dem Sportler erst unmittelbar beim Start ausgehändigt. Darauf aufgedruckt finden sich die anzulaufenden Posten in der vorgegebenen Reihenfolge, die sogenannte Bahn.[1] Die Absolvierung der Posten in der vorgeschriebenen Reihenfolge wird durch mitgeführte Postenkontrollsysteme, heute meist elektronische Geräte, überprüft.
Ein grundsätzliches Problem beim Orientierungslauf ist die Notwendigkeit, so weit wie möglich gleiche Voraussetzungen für alle Teilnehmer zu gewährleisten. Insbesondere gilt es, ein einfaches Nachlaufen zu verhindern und so dafür zu sorgen, dass alle Läufer selbstständig orientieren. Zu diesem Zweck findet beim OL zumeist kein Massenstart statt, vielmehr starten die Konkurrenten einzeln in Abständen von zwei bis fünf Minuten, sodass jeder Läufer möglichst auf sich allein gestellt ist.[1] Darüber hinaus werden bei OL-Veranstaltungen eine große Anzahle verschiedener Bahnen für einzelne Kategorien (Geschlechts-, Alters- und Leistungsklassen) angeboten. Dadurch umfassen die einzelnen Kategorien nicht zu viele Läufer, die Teilnehmer werden im Gelände stärker verteilt und die Attraktivität des Nachlaufens weiter verringert.
Die Länge der zu absolvierenden Bahnen kann je nach Wettkampf sehr unterschiedlich sein. Bei offiziellen Wettkämpfen nach IOF-Norm werden die Bahnlängen so gewählt, dass die Siegerzeiten zwischen 12 und 15 Minuten im Sprint und bis zu 100 Minuten in der Disziplin Langdistanz liegen,[2] es gibt aber auch wesentlich längere Orientierungsläufe. Die konkreten in einer bestimmten Zeit zurückgelegten Strecken und Steigungen können dabei je nach der Geländebeschaffenheit und Schwierigkeit der Orientierungsaufgaben stark variieren.
Ausrüstung
Die Orientierungslaufkarte
Die Karte ist das wichtigste Hilfsmittel für die Orientierung. Heute werden zumeist speziell angefertigte OL-Karten verwendet, die sich von herkömmlichen topografischen Karten durch ihre höhere Detailgenauigkeit unterscheiden. Sie stellen daher das Gelände in besonders großem Maßstab dar, gemäß IOF-Reglement 1:10.000 oder 1:15.000, bei Sprints auch bis zu 1:4.000. Die Äquidistanz, also der vertikale Abstand zwischen zwei Höhenlinien beträgt meist 5 Meter, in besonders flachem Terrain auch 2,5 m. Neben Genauigkeit und Lesbarkeit wird ein großes Augenmerk auf die Darstellung der Belaufbarkeit des Geländes gelegt und es werden auch sehr kleine Objekte, beispielsweise einen Meter große Felsen dargestellt. Die von der IOF vorgegebenen Signaturen unterscheiden sich teilweise stark von handelsüblichen topografischen Karten. So wird etwa Wald durch weiße Farbe dargestellt, Grüntöne bezeichnen hingegen unterschiedlich schwer durchdringliches Dickicht.[3]
Auf der Karte rot aufgedruckt finden sich die zurückzulegende Bahn (Start, Posten, Ziel) und zusätzliche wettbewerbsbezogene Informationen wie Verpflegungs- und Sanitätsposten und etwaige Sperrgebiete oder Pflichtstrecken.
Der Kompass
Nach der Karte ist der Kompass die wichtigste Orientierungshilfe. Üblicherweise werden für den Orientierungslauf spezielle OL-Kompasse verwendet, die sich durch einfache und schnelle Handhabung auszeichnen.[4] Der Kompass dient einerseits zum Einnorden, also zum richtigen Ausrichten der Karte, und andererseits zum Anpeilen des gesuchten Punktes. Diese Technik wird besonders dann angewandt, wenn das Gelände entweder sehr wenig strukturiert ist und wenig Anhaltspunkte bietet. Allerdings kann auch extrem stark strukturiertes und detailreiches Gelände mit einer unüberschaubaren Menge an Information ein Grund für verstärkten Einsatz des Kompasses sein. Am Häufigsten ist eine Kombination von Karten- und Kompassorientierung.[5]
Postenbeschreibung
Die bereits vor dem Start ausgegebene Postenbeschreibung ist ein kleines Stück Papier, das in Form normierter Symbole zusätzliche Informationen zu den angelaufenen Posten enthält. Die Postenbeschreibung soll die eindeutige Identifikation des Postens ermöglichen und beinhaltet daher neben einer Kontrollnummer auch eine Beschreibung des genauen Standorts des Postens im Postenraum sowie etwaige Zusatzinformationen (z.B. Verpflegungsposten). Darüber hinaus sind auch allgemeine Informationen wie Bahnlänge, zu absolvierende Höhenmeter oder Länge von Pflichtstrecken angegeben.[6]
Postenkontrollsystem
Postenkontrollsysteme müssen mitgeführt werden, um das Absolvieren der Kontrollposten nachzuweisen. Während lange Zeit Kontrollkarten verwendet wurden, die mittels Lochzangen markiert werden mussten, überwiegen heute elektronische Systeme (SportIdent, EMIT). Bei diesen wird ein vom Läufer getragener Chip am Postenstandort elektronisch markiert.
Kleidung und Schuhwerk
Meist wird mit speziell für den Orientierungslauf gefertigten OL-Schuhen gelaufen. Hierbei handelt es sich um leichte und feste Schuhe mit harten Sohlen, häufig mit kurzen Stahlspikes („Dobb-Spikes“), um die Rutschfestigkeit zu erhöhen. Zusätzlich zu den Schuhen werden häufig Gamaschen oder verstärkte Strümpfe verwendet, die die Schienbeine vor Verletzungen durch Bodenvegetation schützen sollen.[7]
Die Bekleidung ist relativ nebensächlich, soll jedoch reißfest und wasserdurchlässig sein. Spezielle OL-Anzüge sind meist aus Polyamid oder ähnlichen Materialien gefertigt, die gut vor Verletzungen durch Brennnesseln, Dornen oder Äste schützen.[7]
OL und Umwelt
Der Orientierungslauf steht zuweilen in einem problematischen Verhältnis zu anderen Waldnutzern wie Jägern, Förstern, Waldbesitzern, Bauern, Naturschutzgruppen und vielen mehr. Um die Belastungen für die Umwelt und Konflikte mit anderen Interessengruppen möglichst hintanzuhalten, werden heute insbesondere bei größeren Veranstaltungen umfangreiche Planungsmaßnahmen zur Minimierung von Schäden üblich.So werden etwa bei der Bahnlegung Ruhezonen für das Wild eingeplant, die den Tieren Zuflucht bieten sollen. Insbesondere zur Setzzeit ist verstärkte Rücksichtnahme auf die Tierwelt nötig. Besonders schützenswerte Zonen können auch als Sperrgebiet für die Läufer gekennzeichnet werden. Felder müssen oft auf vorgegebenen gemähten Pflichtstrecken durchquert werden, um Schäden für die Vegetation zu vermeiden. Große Wettkämpfe mit vielen Teilnehmern sollen in einem Gebiet nur in größeren zeitlichen Abständen (mehrere Jahre) stattfinden, um der Vegetation Gelegenheit zur Regeneration zu geben.[8]
Spezielle Formen
Staffel-Orientierungslauf
Neben dem klassischen Einzel-Orientierungslauf gibt es auch noch Staffel-Orientierungslauf. Hierbei bewältigt eine Staffel, die meist aus drei bis fünf aber auch aus mehreren Läufern besteht (bis zu zehn bei z. B. der Tiomila, bis zu sieben bei der Jukola), verschiedene Strecken nacheinander. Der besondere Reiz an einer Staffel ist der Massenstart der ersten Läufer, die alle gleichzeitig starten. Bei einem klassischen Einzellauf sind die Startabstände der Läufer gleicher Klassen etwa 2–7 Minuten, damit ein Läufer sich nicht an einen anderen Läufer hängen kann, ihm also ohne selbst zu orientieren nachläuft. Dies ist jedoch bei einem Massenstart eines Staffellaufes möglich, wird aber durch einige leicht unterschiedlich gesetzte so genannte Gabelposten erschwert.
Mannschafts-Orientierungslauf
Des Weiteren gibt es auch noch den Mannschafts-OL, wo eine Mannschaft, meist aus 3–4 Läufern, zusammen startet, sich jedoch gleich aufteilt, um eine bestimmte Anzahl von freien Posten anzulaufen. Wichtig ist nur, dass die Mannschaft insgesamt alle Posten angelaufen und jeder Läufer ungefähr dieselbe Zeit für seine Strecke benötigt hat, denn die Zeit, die der letzte Läufer für seine Strecke gebraucht hat, ist für die Wertung interessant. Neben den freien Posten gibt es auch eine Anzahl von Pflichtposten, die jeder Läufer anlaufen muss. Die Herausforderung dieser Disziplin ist es, als Kapitän einer Mannschaft die Posten gerecht auf die Läufer zu verteilen und die Stärken und Schwächen jedes Läufers zu berücksichtigen.
Andere Formen
Weitere spezielle Wettkampfformen sind der Nacht-OL, wo die Schwierigkeit in der durch die Dunkelheit gehinderten Sicht liegt und wo das „genauere orientieren“ und nicht das „ungefähre orientieren und dann suchen“ eine große Rolle spielt, sowie der Score-OL, bei dem in einer vorgegebenen Zeit möglichst viele Posten (oft unterschiedlicher Wertigkeit) in beliebiger Reihenfolge „gesammelt“ werden müssen. Eine extreme Form mit Zeiten von bis zu 24 Stunden ist das aus Australien stammende Rogaining.
Eng verwandt mit dem klassischen Orientierungslauf ist das Orientieren mit dem Mountainbike oder den Langlaufski (siehe dazu: Ski-OL bzw. Mountainbike-Orienteering). Die spezielle Form für Behindertensportler heißt Trail-Orienteering. Es gibt noch unzählige weitere Varianten wie z. B. Orientierungstauchen oder Orientierungsreiten.
Eine eher klassische Form – weil auch laufend im Gelände – ist das Amateurfunkpeilen (ARDF). Hier kommt eine spezielle technische Komponente hinzu. Siehe auch Foxoring.
Geschichte
Orientierungslaufen hat seinen Ursprung in Skandinavien, wo es Mitte des 19. Jahrhunderts als Militär-Training durchgeführt wurde. Am 31. Oktober 1897 wurde in Norwegen der erste OL-Wettkampf in Nordmarken, in der Nähe von Oslo, veranstaltet. 8 Läufer gingen auf eine 10,5 km lange Strecke mit drei gesetzten Posten. Der Maßstab der Karte betrug 1:30.000 und der Sieger legte die Strecke in der Zeit von 1:45:07 zurück. Die Sportart wurde mit der Entwicklung von genaueren Kompassen in den 30er Jahren vor allem in Skandinavien immer populärer.
1918 wurde der OL-Sport in Schweden durch den Major Ernst Killander eingeführt.
1928 wurde in Schweden mit dem SK Gothia der erste offizielle Orientierungslaufklub gegründet. 1931 wurde ebenfalls in Schweden die erste nationale Meisterschaft durchgeführt und im selben Jahr fand in Oslo der erste internationale Wettbewerb zwischen Schweden und Norwegen statt. Fünf Jahre darauf (1936) gründete man in Schweden mit dem SOFT (Svenska Orienteringsförbundet) den ersten nationalen OL-Verband. 1945 folgte man in Norwegen und Finnland dem schwedischen Beispiel und gründete den NOF (Norges Orienteringsforbund) bzw. den SSL (Suomen Suunnistusliitto). Im selben Jahr brachte man in Finnland die erste OL-Fachzeitschrift namens Suunnistaja heraus. 1946, ein Jahr nach Gründung der einzelnen Verbände, schlossen sich die 3 Verbände (SOFT, NOF, SSL) und Dänemark zum NORD (Nordisk Orienteringsrat), dem nordischen Orientierungslaufverband, zusammen.
1948 begann man erste Landkarten speziell für den Orientierungslauf zu zeichnen. Die erste Karte in speziellen Farben (1:20.000) wurde von dem Norweger Knut Valstad im Jahr 1950 vollendet ([1]), sie wurde am 30. April 1950 für einen von ihm veranstalteten Wettkampf in Norwegen verwendet.
Im Mai 1961 wurde der Internationale Orientierungslaufverband (International Orienteering Federation, kurz IOF) mit 10 europäischen Staaten ins Leben gerufen. 1962 veranstaltete man die erste OL-Europameisterschaft (EOC) in Norwegen. 1966 fanden die ersten OL-Weltmeisterschaften (WOC) in Finnland statt.
1978 wurden einheitliche IOF-Symbole für Postenbeschreibungen eingeführt und zum ersten Mal in Norwegen bei der WOC benutzt. 1990 veranstaltete man in Schweden zum ersten Mal Junioren-Weltmeisterschaften (JWOC). 1994 wurde vom IOF ein elektronischer Eventkalender erstellt und im selben Jahr wurde im Weltcup zum ersten Mal ein elektronisches Kontrollsystem verwendet. 1995 fand die erste Park World Tour (PWT) statt (SWE, NOR, FIN, CZE). 1998 wurden in Novy Bor (CZE) die ersten Senioren-Weltmeisterschaften (WMOC) durchgeführt.
Heute sind über 67 Landesverbände aus allen Erdteilen (37 Europa, 13 Asien, 7 Südamerika, 3 Afrika, 3 Zentralamerika, 2 Nordamerika, 2 Ozeanien) beim Internationalen OL-Verband (IOF) registriert. Die dominierenden Nationen sind nach wie vor die skandinavischen Länder, aber auch die Schweiz, Frankreich, Großbritannien und Russland haben bereits große Erfolge zu verzeichnen. Außerhalb von Europa ist der Orientierungslaufsport vor allem in Australien, Neuseeland und Brasilien populär.
Orientierungslauf International
Der Orientierungslauf ist in den Skandinavischen Ländern ein Volkssport. Hervorzuheben sind der 5-Tage Lauf O-Ringen in Schweden und die weltberühmten Staffelwettkämpfe Tiomila in Schweden und Jukola in Finnland, alle drei haben jährlich mehr als 10.000 LäuferInnen am Start. In etwas geringerem Maße ist der Orientierungslauf auch in der Schweiz als Volkssport anzusehen.
OL in der Schweiz
Die Vielfalt an Landschaften macht den Orientierungslauf in der Schweiz besonders attraktiv. Vom Jura über das Mittelland, den Voralpen und Alpen bis im Tessin finden sich die unterschiedlichsten Geländetypen für OL-Wettkämpfe. Vor allem seit den Weltmeistertiteln von Simone Niggli-Luder und der Weltmeisterschaft 2003 in Rapperswil/Jona (CH) wird der Orientierungslauf in der Schweiz immer populärer, es erscheinen regelmäßig Berichte in diversen Medien. Seit einigen Jahren wird zusammen mit dem Hauptsponsor des Schweizerischen Orientierungslauf-Verbandes (SOLV) das sCOOL-Projekt durchgeführt, bei dem Tausende von Schülern die Gelegenheit erhalten, auf dem Schulareal einen einfachen OL zu bestreiten. In der Schweiz gibt es ca. 90 OL-Vereine, welche auf 9 Regionen aufgeteilt sind. Jedes Jahr finden mehrere Dutzend regionale Läufe statt (meist am Sonntag), welche jeweils 200-1000 Teilnehmer verzeichnen. Daneben gibt es ca. 8 nationale Läufe mit jeweils 1000-2000 Teilnehmern. Schließlich finden jedes Jahr eine Schweizer Sprint-, eine Mitteldistanz-, eine Nacht-, eine Staffel, eine Team- und eine Langstrecken-Meisterschaft statt. Die Fuß-OL-Saison beginnt heutzutage schon im Januar mit einzelnen Stadt-OLs und startet dann im März richtig. Von März bis November werden in der Schweiz praktisch jedes Wochenende OL-Wettkämpfe angeboten. Im April und Mai werden zum Schutz der Natur (insb. der neugeborenen Rehe) weniger Läufe ausgetragen. Im Hochsommer findet häufig ein Mehrtage-OL statt. Die letzten Orientierungslauf-Wettkämpfe des Jahres finden im November statt.
OL in Deutschland
Die Situation in Deutschland ist regional sehr unterschiedlich. Das traditionelle Zentrum des Orientierungslaufes befindet sich vor allem in Sachsen.
Organisatorisch gehört die Sparte Orientierungslauf dem Deutschen Turnerbund an. 1976 wechselten die westdeutschen Orientierungsläufer vom Deutschen Skiverband zum Deutschen Turnerbund (DTB). Der ostdeutsche DOLV (Deutscher Orientierungslauf Verband) trat 1990 dem DTB bei. Bis 1989 waren die ostdeutschen Orientierungsläufer im Deutschen Verband für Wandern, Bergsteigen und Orientierungslauf (DWBO) organisiert. Die Aktivitäten des Orientierungslaufes auf Bundesebene werden vom Technischen Komitee geregelt, auf den Landesebenen gibt es ähnliche Gremien.
Die wichtigsten Wettkampfformen des Fuß-OL sind Einzel-, Staffel- und Mannschaftsläufe. Einzelläufe werden über die Sprint-, Mittel-, Lang- und Ultralangdistanz ausgetragen, meist am Tage, zu speziellen Wettkämpfen aber auch in der Nacht. Um Punkte und Titel wird bei Bundes- und Landesranglistenläufen sowie bei Deutschen und Landesmeisterschaften gelaufen. Insgesamt werden im gesamten Bundesgebiet rund 250 große und kleinere Wettkämpfe pro Jahr veranstaltet. Die größte regelmäßige Veranstaltung mit über 1000 Wettkämpfern ist die Deutsche Meisterschaft über die Langdistanz im Oktober. Beim Jugend- und Juniorenländervergleichskampf messen die besten Nachwuchsläufer der einzelnen Länder ihre Kräfte. Besondere Höhepunkte für Leistung und Spaß sind immer wieder Mehrtageläufe oder auch der Thüringer 24-Stunden-OL.
OL in Österreich
In Österreich hat der Orientierungslauf noch keinen großen Stellenwert. Zentren sind vor allem Wien, Steiermark (Graz, Fürstenfeld, Leibnitz), Salzburg (Henndorf), Burgenland (Pinkafeld) und Niederösterreich (Wiener Neustadt). Österreichische Orientierungsläufer mit beträchtlichen internationalen Erfolgen sind Gernot Kerschbaumer (HSV Pinkafeld), der mit Top-10 Plätzen die besten Platzierungen eines Österreichers bei Weltmeisterschaften hält, und Lucie Böhm (ASKÖ Henndorf), die bei der WM 1997 in Grimstad (Norwegen) Weltmeisterin über die Kurzdistanz wurde und somit die Skandinavier auf ihrem Heimterrain schlug. Bei der WM 1999 in Inverness (Großbritannien) erreichte sie mit dem 2. Platz über die Kurzdistanz die zweite Podestplatzierung für Österreich.
In Österreich werden jährlich 8-11 nationale Ranglistenläufe (Austria Cup) durchgeführt. Aus den Ergebnissen dieser Läufe wird die österreichische Gesamtrangliste berechnet. Für die Elite finden jährlich vier Staats-Meisterschaften statt: Sprint, Mittel, Lang und Staffel. Daneben gibt es noch Nacht-, Nachwuchs- bzw. Seniorenmeisterschaften und Mannschaftsmeisterschaften. Einmal pro Jahr wird auch eine sogenannte Bundesländerstaffel ausgetragen, bei der die Bundesländer in 5er-Staffeln (alle Altersgruppen) gegeneinander antreten. Diesen Titel holte sich 2009 die Steiermark vor Wien.
Weiters werden auch bedeutende internationale Wettkämpfe von österreichischen Vereinen organisiert und ausgetragen, so zum Beispiel die Senioren-Weltmeisterschaft 2006 in Wiener Neustadt mit über 4000 Teilnehmern aus aller Welt oder die Jugend-Europameisterschaft (EYOC) bzw. Junioren-Weltmeisterschaft (JWOC) im Ski-Orientierungslauf in Salzburg.
Darüber hinaus wird Orientierungslauf als Training und Wettkampf beim Österreichischen Bundesheer durchgeführt. Die kombinierte Anforderung von Orientierungsaufgaben und der konditionellen Belastung stehen in semispezifischem Zusammenhang mit den Einsatzaufgaben des Soldaten. Neben den Kompanie.- und Bataillonsmeisterschaften gibt es Militärkommandobereichsmeisterschaften (Landesmeisterschaften) und Heersmeisterschaften (Militärische Staatsmeisterschaft). Ein wesentlicher Unterschied zu den zivielen Veranstaltungen liegt in der Laufkarte. Bei den militärischen Veranstaltungen wird überwiegend auf Karten mit dem Maßstab 1:25 000 (Kartenbild der ÖK 1:50 000) gelaufen.
Orientierungslauf als Spitzensport
Der wichtigste Wettkampf im Jahr ist die Orientierungslauf-Weltmeisterschaft (kurz WOC). Seit 1966 wurde die WOC alle zwei Jahre ausgetragen, seit 2003 findet die Orientierungslauf-WM jährlich statt. Bei Weltmeisterschaften gibt es seit 2001 drei Streckenlängen (Sprint, Mitteldistanz, Lang), davor wurde nur je ein Weltmeister bei den Herren bzw. Damen gekürt. Der traditionelle Staffellauf wird von vielen Nationen (vor allem den skandinavischen Ländern) als wichtigster Wettkampf der WM angesehen. Neben der WM gibt es auch eine Europameisterschaft (EOC), bei denen oft stärkere Konkurrenz herrscht als bei Weltmeisterschaften, da mehrere Läufer der Topnationen startberechtigt sind.
Orientierungslauf ist zwar seit 1977 olympische Sportart, wurde aber noch nicht in das Programm der Olympischen Spiele, sondern nur in das der World Games aufgenommen. Es werden auch Studentenweltmeisterschaften (WUOC) und Heeres-Weltmeisterschaften (CISM) ausgetragen. Über das ganze Jahr findet der Orientierungslauf-Weltcup statt, dessen Endwertung sich am Jahresende durch die Ergebnisse der einzelnen World-Ranking-Events zusammensetzt. Populär ist auch die Park-World-Tour (kurz PWT).
Für Nachwuchs-Orientierungsläufer sind die wichtigsten internationalen Bewerbe die Junioren-Weltmeisterschaft (JWOC), die Jugend-Europameisterschaft (EYOC) und der Junioren-Europacup (JEC).
Herausragende OL-Athleten kamen in der Geschichte des Sports vorwiegend aus den skandinavischen Ländern Schweden, Norwegen und Finnland. So z. B. der schwedische Doppelweltmeister Jörgen Mårtensson, die schwedische Doppelweltmeisterin Ulla Lindkvist oder die schwedische Dreifach-Weltmeisterin Annichen Kringstad. Heute wird der OL-Sport vor allem von zwei Namen dominiert: Den französischen Athleten Thierry Gueorgiou und die Topläuferin Simone Niggli aus der Schweiz findet man regelmäßig an der Spitze der Ergebnislisten von Weltmeisterschaften und anderen internationalen Groß-Events.
Weblinks
OL-Verbände
- Internationaler OL-Verband (IOF)
- Deutsches Orientierungslauf-Portal
- Österreichischer Fachverband für Orientierungslauf (ÖFOL)
- Schweizerischer OL-Verband
- Schwedischer OL-Verband
Wissenswertes
Literatur
- Bratt, Ian: Orientierungslauf, Verlag Pietsch, 2004, ISBN 3-613-50447-2
- Exploring the Nature with Map and Compass (Englisch), SISU Sport Books, ISBN 91-88940-46-2
Einzelnachweise
- ↑ a b Roland Seiler: Von Wegen und Umwegen. Informationsverarbeitung und Entscheidung im Orientierungslauf. In: Betrifft:Psychologie und Sport. bps, Köln 1990, ISBN 3-922386-38-5, S. 21.
- ↑ International Orienteering Federation (Hrsg.): Competition Rules for International Orienteering Federation (IOF) Foot Orienteering Events 2010. 2010, S. 16 (IOF Foot Orienteering Competition Rules 2010 [PDF; abgerufen am 7. November 2010]).
- ↑ Björn Persson, Andreas Dresen, Søren Nielsen, Christopher Shaw, László Zentai: International Specification for Orienteering Maps. Hrsg.: International Orienteering Federation. 2000, S. 4 (International Specification for Orienteering Maps 2000 [PDF; abgerufen am 7. November 2010]).
- ↑ Günter Kreft: Orientierungslauf. Hermann Schmidt, Mainz 1988, ISBN 3-87439-178-7, S. 47.
- ↑ Roland Seiler: Von Wegen und Umwegen. Informationsverarbeitung und Entscheidung im Orientierungslauf. In: Betrifft:Psychologie und Sport. bps, Köln 1990, ISBN 3-922386-38-5, S. 31.
- ↑ Günter Kreft: Orientierungslauf. Hermann Schmidt, Mainz 1988, ISBN 3-87439-178-7, S. 174.
- ↑ a b Günter Kreft: Orientierungslauf. Hermann Schmidt, Mainz 1988, ISBN 3-87439-178-7, S. 52.
- ↑ Günter Kreft: Orientierungslauf. Hermann Schmidt, Mainz 1988, ISBN 3-87439-178-7, S. 213–214.