Der Quergraben ist ein Kunstgraben südlich von Altenberg im Erzgebirge aus dem 16. Jahrhundert. Er diente der zusätzlichen Zuführung von Aufschlagwasser für die Zinnaufbereitung des lokalen Bergbaus.
Quergraben | ||
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Daten | ||
Lage | Sachsen, Deutschland | |
Flusssystem | Elbe | |
Abfluss über | Rote Weißeritz → Weißeritz → Elbe → Nordsee | |
Quelle | nördlich von Georgenfeld 50° 44′ 35″ N, 13° 45′ 5″ O | |
Mündung | in Altenberg in den Großen GalgenteichKoordinaten: 50° 45′ 38″ N, 13° 44′ 23″ O 50° 45′ 38″ N, 13° 44′ 23″ O
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Länge | 3 km |
Verlauf
Der Graben beginnt als Zusammenfluss mehrerer kleiner Wassergräben am Osthang des Kahleberg nördlich von Georgenfeld auf etwa 855 m ü. NN. Er verläuft sodann nordwärts und sammelt auf diesem Weg das Quell- und Niederschlagswasser an der Ost- und Nordostflanke des Kahleberges und führt es dem Großen Galgenteich zu. Auch nutzt er einen Teil des Quellwassers des Schwarzwassers am Oberlauf. Er nimmt dieses an der Moorkuppe auf.[1][2]
Im Zusammenhang mit der 1998 fertiggestellten neuen Trinkwassergewinnung aus den Galgenteichen wurde der Grabenverlauf auf dem letzten Kilometer stark verändert. Er fließt nun westlich um das Gelände des neuerbauten Kliniksanatoriums herum bevor er auf etwa 787 m ü. NN in den Großen Galgenteich einmündet. Das Gefälle beträgt 1:40.[3][2]
Geschichte
Im Bereich der ca. 750 m ü NN. hoch gelegenen Bergstadt Altenberg befindet sich eine der bedeutendsten Zinnerzlagerstätten des europäischen Festlandes. Etwa um 1440 begann hier der Abbau im Festgestein. Der Zinngehalt im geförderten Erz betrug im Durchschnitt aber nur 0,76%[4]. Diese feine Verteilung bedingte eine umfangreiche Aufbereitung in zahlreichen Pochwäschen. Hier wurde das Zinn aus den zuvor unter Millimetergröße zerpochten Zwitter ausgewaschen.
Die Altenberger Pochwäschen konzentrierten sich im Tal des Tiefenbaches zwischen Altenberg und Geising. Allerdings reichten die Wassermengen des Baches zur Versorgung der 16 Pochwäschen mit ihren zeitweise mehr als 1000 Pochstempeln[5] nicht aus. Die Lage Altenbergs auf der Wasserscheide zwischen Müglitz und Roter Weißeritz führte zu Problemen bei der Bereitstellung von Aufschlagwasser für die Aufbereitungsanlagen. Um diesem abzuhelfen wurde bereits 1452-1458 der Aschergraben als künstlicher Graben angelegt, um den Pochwäschen sowohl Wasser aus den niederschlags- und moorreichen Kammlagen des Osterzgebirges sowie aus angeschnittenen Bächen zuzuführen.
Der im 16. Jahrhundert einsetzende Aufschwung des Bergbaus (u. a. 1554/56 Einbau zwei neuer Kunstgezeuge im Römerschacht) erforderte eine Erweiterung der Versorgung mit Aufschlagwasser. Vor diesem Hintergrund wurden um 1545 der Große Galgenteich und der Kleine Galgenteich als Wasserreservoirs angelegt. Die Hauptzuflüsse zu den Galgenteichen stellten die um 1550/59 angelegten Kunstgräben des Quergrabens und des Neugrabens dar. Beide Gräben zusammen führten das Niederschlags- und Schmelzwasser eines ca. 100 km2 großen Gebietes dem Altenberger Bergbau zu.
Der Quergraben war bis in die jüngere Vergangenheit hinein ein wichtiger Bestandteil der Wasserwirtschaft im Altenberger Bergbau. Insgesamt ist der Quergraben eine der ältesten erhaltenen Anlagen der bergmännischen Wasserwirtschaft im Erzgebirge und zugleich ein bedeutender Sachzeuge aus der ersten Blütezeit des Altenberger Bergbaus. Er gilt zudem als technische Meisterleistung. Der Graben hat zwischen Beginn und Ende einen Höhenunterschied von ca. 68 Metern. Das Gefälle liegt lediglich bei 1:40.[6]
Literatur
- Otfried Wagenbreth et al.: Bergbau im Erzgebirge. Technische Denkmale und Geschichte. Hrsg.: Otfried Wagenbreth, Eberhard Wächtler. 1. Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1990, ISBN 3-342-00509-2, S. 504.
Weblinks
- Foto bei Panoramio.com: 1
Einzelnachweise
- ↑ Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen (GeoSN): Digitale Topographische Karte 1:50 000, Deutschland Viewer, abgerufen am 6. August 2010
- ↑ a b Beschreibung in der Datenbank "MontE" des Instituts für Wissenschaft und Technik Geschichte (IWTG) der Technischen Universität Freiberg, abgerufen am 6. August 2010
- ↑ Der Quergraben auf www.bergbaumuseum-altenberg.de, abgerufen am 6. August 2010
- ↑ Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie / Sächsisches Oberbergamt (Hg.): Die Zinnerz-Lagerstätte Altenberg/Osterzgebirge. Bergbau in Sachsen Bd. 9, Dresden 2002, S. 231
- ↑ Otfried Wagenbreth, Berhard Wächtler (Hg.): Bergbau im Erzgebirge. Technische Denkmale und Geschichte. Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1990, S. 176
- ↑ Martin Hammermüller: Um Altenberg, Geising und Lauenstein. Werte der Deutschen Heimat Bd. 7, Akademie-Verlag, Berlin 1964, S. 121