Haiti

Staat in der Karibik
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Haiti (frz.: Haïti; kreol.: Ayiti) ist ein Staat, der den westlichen Teil der karibischen Insel Hispaniola ausmacht und an die Dominikanische Republik grenzt.

République d'Haïti (frz.)
Repiblik d Ayiti (kreol.)
Republik Haiti
Flagge Haitis
(Details) (Details)
Wahlspruch: L'Union Fait La Force
frz., „Einigkeit gibt Stärke“
Amtssprachen Französisch, Haitianisch
Hauptstadt Port-au-Prince
Staatsform Republik
Präsident Boniface Alexandre (interimsweise)
Regierungschef Gerard Latortue (interimsweise)
Fläche 27.750 km²
Einwohnerzahl 7.656.166 (Stand Juli 2004)
Bevölkerungsdichte 275 Einwohner pro km²
BIP/Einwohner 468 US-$ (2004)
Währung 1 Gourde = 100 Centimes
Währungsabkürzung
ISO 4217
HTG
Zeitzone UTC -5 (Keine Sommerzeit)
Unabhängigkeit 1. Januar 1804 von Frankreich, 1825 anerkannt, 1863 von den USA
Nationalhymne La Dessalinienne
Internet TLD .ht
Vorwahl +509
Lage Haitis in der Welt
Lage Haitis in der Welt
Lage Haitis in der Karibik
Lage Haitis in der Karibik
Karte Haitis

Bevölkerung

Die Lebenserwartung beträgt 54 Jahre (1997). Die Säuglingssterblichkeit lag im selben Jahr bei 9,2 %, die Kindersterblichkeit bei 13,2 %. Das durchschnittliche jährliche Bevölkerungswachstum von 1990-1997 betrug 1,9 %. 1995 waren 55 % der Bevölkerung Analphabeten.

33 % der Haitianer leben in Städten. Die größten Städte sind (Stand 1. Januar 2005): Port-au-Prince 1.234.742 Einwohner, Carrefour 439.581 Einwohner, Delmas 377.187 Einwohner, Cap-Haitien 134.815 Einwohner und Pétionville 108.227 Einwohner.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Haitis

In den Jahrzehnten, die auf die Entdeckung der Insel Hispaniola durch Christoph Columbus im Jahr 1492 folgten, wurde die indigene Urbevölkerung dieser Insel, die Arawaks (auch Tainos genannt), fast vollständig ausgerottet. Im späten 17. Jahrhundert schließlich wurde die Insel durch afrikanische Sklaven wiederbevölkert, die auf den Zuckerplantagen eingesetzt wurden.

1697 trat Spanien das westliche Drittel der Insel, welches von da an Saint-Domingue genannt wurde, an Frankreich ab. Dieses Gebiet wurde im Verlauf des 18. Jahrhunderts zur reichsten Kolonie des französischen Kolonialreichs. Am 22. August 1791 kam es unter der Führung von Toussaint L'Ouverture und Jean-Jacques Dessalines zu einem Sklavenaufstand, der sich zu einem gegen die französischen Truppen gerichteten Zermürbungskrieg entwickelte. Selbst eine von Napoleon nach Saint-Domingue gesandte Armee wurde geschlagen. Saint-Domingue erklärte am 1. Januar 1804 unter dem Namen Haiti seine Unabhängigkeit von Frankreich.

Haiti, die erste unabhängige Republik von Schwarzen und Mulatten, engagierte sich in der Abschaffung der Sklaverei und unterstützte auch Venezuela, Peru und Kolumbien bei ihrem Unabhängigkeitskampf unter Revolutionsführern wie Bolívar und Miranda. Haiti schaffte unter Präsident Boyer - der das seit 1806 in einen mulattischen Süden und schwarzen Norden geteilte Haiti 1820 wiedervereinte - nach erfolgter Annexion des östlichen Teils der Insel (der späteren Dominikanischen Republik) 1822 auch dort die Sklaverei ab. Von diesem Engagement fühlten sich die USA und die europäischen Staaten bedroht, worauf sie Sanktionen gegen Haiti verhängten. Zusätzlich zu diesem gegen die haitianische Wirtschaft geführten Schlag forderte Frankreich als Gegenleistung für die Anerkennung der Unabhängigkeit Haitis im Jahr 1825 Entschädigungen für ehemalige Plantagenbesitzer. Diese Zahlungen in Höhe von 90 Millionen Francs d'Or (was nach Schätzungen in heutiger Währung 17 Milliarden Euro entsprechen soll) zahlte Haiti an Frankreich durch viele Jahrzehnte.

Seitdem ist Haiti zum ärmsten Land der westlichen Hemisphäre geworden, was abgesehen von den erwähnten Zahlungen auch auf die alsbald nach der Unabhängigkeit erfolgte Zerschlagung der Großplantagen und die Verteilung des Bodens unter der Bevölkerung zurückgeführt wird, was den Export des Agrarlands Haiti zusammenbrechen ließ. Mehrere Versuche, die Produktivität der Landwirtschaft zu heben (beginnend mit dem "Code Rural" von 1826), sind an der aus kleinen und kleinsten Parzellen bestehenden Agrarstruktur gescheitert.

Zudem hatte Haiti während des größten Teils seiner Geschichte unter Gewaltherrschern und Kleptokraten zu leiden. Von 1915 bis 1934 war das Land von den USA besetzt, die mit ihrem Rassismus die Schwarzen und Mulatten Haitis gegen sich aufbrachten. Ab 1957 herrschte der frühere Landarzt Francois "Papa Doc" Duvalier über Haiti; zum Diktator setzte er sich 1964 ein. Er wurde durch die sogenannten "Tonton Macoutes" bekannt, einer umfangreichen Freiwilligentruppe, die Elemente einer Geheimpolizei und einer Schlägertruppe auf sich vereinte. Sein Sohn Jean-Claude "Baby Doc" Duvalier folgte ihm im Alter von 19 Jahren im Jahr 1971 in der Regierung. "Baby Doc" wurde 1986 aus dem Land vertrieben.

Einer Verfassungsreform 1987 schloss sich nach einem Putsch schon bald eine Militärregierung an. Haiti schien aufatmen zu können, als 1990 Jean-Bertrand Aristide, an den sich viele Hoffnungen knüpften, mit überwältigender Mehrheit zum Präsidenten gewählt wurde. Aber schon 1991 wurde Aristide von dem Brigadegeneral Raoul Cédras aus dem Amt geputscht. 1994 konnte Aristide im Gefolge einer US-amerikanischen Intervention in sein Amt zurückkehren und 1996, nach Ablauf seiner Amtszeit, das Amt an seinen engen Weggefährten René Préval übergeben. Das UNO-Mandat, unter welchem Haiti seit 1995 stand, lief 1997 wieder aus.

2000 fanden umstrittene Parlamentswahlen statt, welche die Partei Aristides gewann. Als Aristide mit über 90 Prozent der Stimmen auch die Präsidentenwahl gewann, wurden Vorwürfe laut, dass die Wahlen manipuliert gewesen seien. Aristide, der einstige Hoffnungsträger, welcher sein Amt 2001 antrat, wurde 2004 während eines Putsches aus dem Land verbracht, was das Land bis zum heutigen Zeitpunkt an den Rand eines Bürgerkriegs brachte. Derzeit regiert eine Übergangsregierung, welche freie Wahlen vorbereiten sollte.

Politik

Hauptartikel: Haitianische Politik

Verwaltungsgliederung

Haiti gliedert sich in zehn Departements. Diese sind (in Klammern die Hauptstadt):

Wirtschaft

In der Kolonialzeit galt Haiti als eines der reichsten Länder der Karibik. Um die Anerkennung der Unabhängigkeit durch die ehemalige Kolonialmacht Frankreich zu erreichen, musste sich jedoch Haiti durch hohe Zahlungsverpflichtungen "freikaufen". Diese Zahlungen, die fast das ganze 19. Jahrhundert hindurch andauerten, überstiegen die Leistungskraft Haitis bei weitem. Zusammen mit politischer Instabilität und langjähriger Misswirtschaft führte dies dazu, dass sich Haiti zum Armenhaus Amerikas entwickelte.

Seit dem Sturz von Jean-Bertrand Aristide ist die Wirtschaft des Landes in einer schweren Krise. Doch erste Anzeichen der Normalisierung zeigten sich am 4. März 2004, denn in Port-au-Prince öffneten erstmals wieder die Banken. Der Industrieverband Haitis schätzt die entstandenen Schäden der Unruhen auf mehr als 100 Millionen Euro.

Kultur

Sprachen

Die beiden Hauptsprachen Haitis sind das Haitianische und die Französische Sprache. Letztere hat v. a. als Zweitsprache und Bildungssprache größere Bedeutung. Ausschließlich religiöse Bedeutung hat die Sprache Langaj (auch Langay oder Haitian Voodoo Culture Language). Die Sprachen der indigenen Indianer sind ausgestorben.

Religionen

67% der BewohnerInnen sind katholisch oder protestantisch; Voodoo-Kulte sind bei rund 70% der Bevölkerung verbreitet (Stand 1999).

Weitere Themen

Literatur

Martin Ros, Night of Fire - The Black Napoleon and the Battle for Haiti, DaCapo Press, New York 1993, ISBN 0962761389

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