Ein Kombinat war eine "konzernartige", also horizontal und vertikal integrierte Gruppe von Volkseigenen Betrieben (VEB) mit ähnlichem Produktionsprofil innerhalb der Zentralverwaltungswirtschaft der DDR. Vorläufer waren seit 1958 die Vereinigungen Volkseigener Betriebe (VVB). In mehreren Zentralisierungsschüben ab Ende der 1960er Jahre wurden die VVB-Strukturen in Kombinate überführt.
Im Kombinat waren Produktion, Forschung, Entwicklung und Absatz einer Branche zusammengeschlossen. Ihre Struktur sollten einer verstärkten Rationalisierung und einer verbesserten, zentralisierten Steuerung der Produktionsabläufe dienen. Geleitet wurde das Kombinat von einem Stammbetrieb aus, der meist der größte VEB im Kombinat war.
Innerhalb des Systems der DDR-Wirtschaft hatte jedes Kombinat auch Konsumgüter für den Bevölkerungsbedarf herzustellen, Planvorgabe waren mindestens 5% seiner Gesamtproduktion.
Im Sprachgebrauch der DDR wurde das Wort Kombinat auch für Firmenverbünde im sozialistischen Ausland verwendet.
Kombinatsleitung
An der Spitze des Kombinates stand ein Generaldirektor (GD), der oft auch zugleich Direktor des Stammbetriebes war. Die Kombinatsleitung wurde durch weitere stellvertretenden Generaldirektoren, Fachdirektoren und die Spitzen der Betriebsparteiorganisationen und Betriebsgewerkschaftsleitungen gebildet. Generaldirektoren der bedeutenden Kombinate waren hohe Nomenklaturkader der DDR, das heißt ihre Berufung mußte zuvor vom ZK der SED bestätigt werden. Die politisierte Struktur der DDR-Planwirtschaft bedingte, dass die Generaldirektoren überwiegend dem SED-Kader entsprangen. In der Hierarchie der DDR-Wirtschaft waren sie formal direkt dem zuständigen Fachminister sowie der Fachabteilung im ZK der SED unterstellt, bei bezirksgeleiteten Kombinaten den entsprechenden Stellen auf Bezirksebene. Wichtige Entscheidungen wurden direkt vom ZK-Sekretär für Wirtschaftsfragen (ab Mitte der 1960er Jahre war dies Günter Mittag) getroffen. Innerhalb des Kombinates war der Generaldirektor als einzelverantwortliche Leiter mit erheblichen Verfügungsrechten (z.B. zu eigenen Investititonsentscheidungen) ausgestattet. U.a. leitete und kontrollierte er die Direktoren der einzelnen VEB.
Arten von Kombinaten
- 167 Zentralgeleitete Kombinate
- 90 Kombinate der bezirksgeleiteten Industrie, "Sammelstelle" für kleinere "mittelständische" Betriebe, insbesondere nach der letzten Verstaatlichungswelle 1972
Beispiel für die Struktur
- Stammbetrieb: VEB Technisches Glas Ilmenau- Sitz der Kombinatsleitung
- VEB Glaswerke Stützerbach (Westglas)
- VEB Rosalinglaswerk Ilmenau
- VEB Glaswerk Gehlberg
- VEB Glaswerk Schmiedefeld am Rennsteig
bedeutende Kombinate
- IFA - Fahrzeugbau
- robotron - Rechentechnik
- TAKRAF - Krane, Großbagger
- VEB Kombinat Fortschritt Landmaschinen Neustadt
- SKET- Schwermaschinen
- VEB Werkzeugmaschinenkombinat "7. Oktober" Berlin (NILES), GD Heinz Warzecha 1984-90
- Kombinat Umformtechnik Erfurt
- Werkzeugmaschinenkombinats "Fritz Heckert" Chemnitz (Karl-Marx-Stadt), GD Rudolf Winter 1970-90
- Werkzeugkombinat Schmalkalden
- RFT (Radio- und Fernmeldetechnik) Radio-, TV- und HiFi-Geräte
- VEK Schiffbau
- Mikroelektronik Erfurt
- KCJ Kombinat Carl-Zeiss Jena
- KAAB Kombinat Automatisierung und Anlagenbau Berlin
- KEAB Kombinat Elektronische Bauelemente Berlin
- Elektromaschinenbau Dresden, GD Hansjoachim Hahn
- KIM Kombinat Industrielle Mast - Hähnchen (Broiler), Gänse und Eier
- Nagema Dresden, GD Rolf Grupe
- Kombinat "Werner Lamberz" Polygraph, Leipzig, polygraphischer Maschinenbau
- Kombinat Chemische Werke "Walter Ulbricht" Leuna, GD Erich Müller (1968-90)
- Kombinat Chemische Werke Buna
- VEB Chemiekombinat Bitterfeld (CKB)
- Fotochemisches Kombinat Wolfen
- Petrolchemisches Kombinat (PCK) Schwedt/Oder
- Kombinat VEB Elektro-Apparate-Werke, EAW
Beispiel für ein bezirksgeleitetes Kombinat
- Kombinat Großhandel Waren des täglichen Bedarfs Chemnitz (Karl-Marx-Stadt) - Anfang der 80er Jahre aus mehreren Großhandelsgesellschaften (GHG) gebildet