Napoleon III. (Charles-Louis-Napoléon Bonaparte) (* 20. April 1808 in Paris; † 9. Januar 1873 in Chislehurst bei London) war der Sohn von Louis Bonaparte, König von Holland (1806-1810), dem Bruder des Kaisers Napoleon I., und Hortense de Beauharnais, der Stieftochter von Napoleon I., Neffe von Napoléon I., Vetter von Napoleon II. Ab 1853 verheiratet mit der spanischen Grafentochter Eugénie de Montijo.

Einen Großteil seiner Jugend verbrachte er in der Schweiz im Schloss Arenenberg in Salenstein am Untersee im Kanton Thurgau. Er diente als Artillerieoffizier in der Schweizer Armee und erhielt ebenfalls die Schweizer Staatsbürgerschaft. Für 1848-1852 wurde er zum Präsidenten von Frankreich gewählt und wurde anschließend Kaiser von Frankreich (1852-1870), das er als Napoleon III. regierte. Dass er sich Napoleon III. nannte, ähnelt dem Fall Ludwigs XVIII., da die Nummerierung einen legitimen Napoleon II. voraussetzte, der aber tatsächlich nie herrschte.
Nach seinem zweiten erfolglosen Putschversuch (Oktober 1836 und August 1840) floh er im Mai 1846 in das Vereinigte Königreich, kehrte aber nach der Revolution vom Februar 1848 zurück und gewann im Dezember die Präsidentschaftswahlen gegen den bisherigen Präsidenten Louis Eugèene Cavaignac auf Grundlage einer gefestigten Regierung, sozialer Konsolidierung und nationaler Größe. Drei Jahre später erzwang er sich durch einen Staatsstreich (2. Dezember 1851: "18. Brumaire") diktatorische Vollmachten und ließ sich nach einem Plebiszit im Dezember 1852 zum Kaiser ausrufen. Einen der letzten Verteidiger des Parlamentarismus, Alexis de Tocqueville, schaffte er 1851 ins Gefängnis. Im Jahr darauf begann er, politische Gefangene und Kriminelle in Strafkolonien wie der Teufelsinsel (Île du Diable) oder (in weniger schlimmen Fällen) nach Neukaledonien abzuschieben. Am 28. April 1855 überlebte er einen Attentatsversuch.

Napoléons Infragestellung russischer Ansprüche gegen das Osmanische Reich führte zur erfolgreichen Teilnahme am Krimkrieg (März 1854-März 1856), wonach Frankreich zur Großmacht aufstieg. Er billigte auch eine Marineexpedition nach Vietnam und drängte die dortige Regierung, die französische Anwesenheit in diesem Land anzuerkennen. Am 14. Januar 1858 überlebte er einen weiteren Attentatsversuch. Von Mai bis Juli 1859 sicherte eine französische Intervention die Niederlage Österreichs in Italien. Aber ein Eingriff in Mexiko (Januar 1862-März 1867) endete mit einer Niederlage und der Hinrichtung des von den Franzosen unterstützten Kaisers Maximilian. Außerdem sahen die Franzosen ihren Einfluss durch die vernichtende Niederlage Österreichs gegen Preußen (Juni bis August 1866) gefährdet.
Ein wichtiger Schritt während seiner Regierungszeit war die Neugestaltung von Paris. Große Teile der Stadt wurden dem Erdboden gleichgemacht und die alten, gebogenen Straßen wurden durch viele breite Alleen ersetzt. Das geschah hauptsächlich aus dem Grund, um Kanonen recht einfach in der Stadt einzusetzen. So hoffte man, die Wahrscheinlichkeit zukünftiger Revolutionen, die seine Regierung anfechten könnten, zu verringern.Der Neuaufbau wurde von Georges-Eugène Baron Haussmann (1809-1891) geleitet, Präfekt des Département Seine (1853-1870).
Er leitete auch den Bau des französischen Eisenbahnnetzes. Die Pläne waren nicht sehr effektiv, da alle Linien nach Paris führten. Es gab Verbindungen von Paris nach Lyon, Caen und Marseille, aber keine Strecken, die die anderen Städte untereinander verbanden. Um von Marseille nach Bordeaux zu reisen, musste man mit dem Zug über Paris fahren, was sehr unwirtschaftlich war. Aber auch militärisch waren Truppenbewegungen über dieses Schienennetz viel langsamer zu organisieren, als es im mehr rationell organisierten Preußen war.
Wie Napoleon I. zeigte auch sein Neffe großes Interesse an der Archäologie und förderte unter anderem die Ausgrabungen im keltischen Oppidum von Bibracte (Mont Beuvray).

In der Hoffnung, militärischen Ruhm zu ernten und seinen Onkel Napoléon I. zu übertreffen, aber auch durch die Diplomatie des deutschen Kanzlers Otto von Bismarck gedrängt, begann er im Juli 1870 den Deutsch-Französischen Krieg, der für Frankreich mit einer vollständigen Niederlage endete. In der Schlacht von Sedan am 2. September 1870 wurde der Kaiser durch die Preußen gefangen genommen und durch die Dritte Republik zwei Tage später in Paris abgesetzt. Napoleon wurde von preußischen Truppen nach Kassel gebracht, wo er im Schloss Wilhelmshöhe unter Arrest gestellt wurde. Er starb am 9. Januar 1873 im Exil in England.
Verheiratet war Napoléon III. mit Kaiserin Eugénie de Montijo von Spanien, mit der er einen Sohn, Eugene Bonaparte, hatte. Er ist in der kaiserlichen Krypta der Sankt-Michaels-Abtei in Farnborough, Hampshire, England, begraben, wo auch seine Frau und sein Sohn liegen.
Literatur
- Kühn, Joachim: Napoleon III.. Ein Selbstbildnis in ungedruckten und zerstreuten Briefen und Aufzeichnungen, Arenenberg 1993 ISBN 3859090867
- Karl Marx: Der 18. Brumaire des Louis Bonaparte (1852)
Siehe auch: Geschichte Frankreichs - Napoléon Bonaparte - Napoleon, Herzog von Reichstadt - Preußen - Otto von Bismarck - Imperialismus - Bonapartismus
Vorgänger: (zwischenzeitlich Republik) |
Liste der Herrscher Frankreichs | Nachfolger: Republik |
Personendaten | |
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NAME | Napoleon III. |
ALTERNATIVNAMEN | Charles-Louis-Napoléon Bonaparte |
KURZBESCHREIBUNG | Sohn von Louis Bonaparte, König von Holland (1806-1810) |
GEBURTSDATUM | 20. April 1808 |
GEBURTSORT | Paris |
STERBEDATUM | 9. Januar 1873 |
STERBEORT | Chislehurst bei London |