Bürgerwiese (Straße)

Straße in Dresden
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Die Bürgerwiese ist eine Straße in Dresden. Sie ist Teil der Bundesstraße 172.

Bürgerwiese
Wappen
Wappen
Straße in Dresden
Bürgerwiese
Bürgerwiese
Bürgerwiese mit Nebenstraßen
Basisdaten
Ort Dresden
Nutzung
Nutzergruppen Fußverkehr, Radverkehr, Kraftverkehr ÖPNV
Straßen­gestaltung Bäume

Geschichte

Eine Bürgerwiese als Grünanlage wird in Dresden bereits seit 1469 erwähnt. Während die auf der westliche, rechte Seite seit 1681 als „Halbe Gasse“ bezeichnet wurde, wurde die östliche linke Seite „Dohnaische Gasse“ genannt.[1] Sie ist heute Teil der Staatsstraße S 172 und bildet die Fortsetzung der Waisenhausstraße und mündet in die Parkstraße, die früher Teil der Straße Bürgerwiese war.

Historische Bebauung bis 1945

 
Dianabad, Bürgerwiese 22

Nachdem 1829 die Stadtbefestigung abgebrochen worden war, erhielt dieses Wohngebiet als Englisches Viertel eine neue Bedeutung. So ließen wohlhabende Dresdner und auch der Königlich-Sächsische Hof dort großartige Palais errichten. Im Februar 1945 wurde alle Gebäude zerstört.[2]

  • Nr. 5–7 (Palais Kaskel-Oppenheim): Das Palais wurde von G. Semper von 1845 bis 1848 erbaut. 1945 beschädigt, wurde es 1950 gesprengt.[3]
  • Nr. 16 (Seebachsche Haus): Das Haus wurde von H. Nicolai 1839 erbaut, aber 1899 abgebrochen.[5]
  • Nr. 17 (Palais Bürgerwiese 17/ Lüttichaustraße): Das Palais wurde von H. Lehmann († 1854) von 1846 bis 1847 erbaut und 1945 zerstört. Der palastartige Bau galt als eines der ersten Mietshäuser Dresdens und wurde auf einer kolorierten Lithographie von C. W. Arltdt um 1860 festgehalten.[6]
  • Nr. 18a (Palais Bürgerwiese 18a): Das Palais wurde 1870/1872 von Oswald Haenel und Bruno Adam erbaut und 1945 zerstört. Es galt als Beispiel für ein in der französischen Renaissance errichtetes, hochherrschaftliches Wohnhaus, wobei alle vier Geschosse aus „rein bearbeitetem“ Sandstein gebaut worden waren. Eine prächtige Loggia und ein Erker schmückten die Fassade.[7]
  • Nr. 20 (Palais Bürgerwiese 20): Der Bau wurde 1900 von Felix Reinhold Voretzsch mit einer kostspieligen Fassade errichtet. So betrugen die Kosten 320.000 Mark.[8]Auf Erdgeschosshöhe stützten im klassischem Dresdner Barock- und Rokokostil gestaltete Atlanten einen mit reicher jugendstilhafter Bauplastik geschmückten Erker. Das Palais zeigte „ in der Komposition der Facade bereits einen völlig modernen Zug, der sich ebenso entschieden auch in dem größten Teile der plastischen Ornamentik offenbart[e]“[9]
  • Nr. 22 (Dianabad): Der Bau wurde von Felix Reinhold Voretzsch im Jahre 1900 als Palais erbaut und 1945 zerstört. Die Fassade bestehend aus einer Mischung von Neobarock mit Jugendstil, zeigte eine „besonders hohe[n] gestalterische[n] Aufwand“, der besonders hohe Baukosten zur Folge hatte.[10]

Historische Bebauung der Nebenstraßen bis 1945

Parkstraße

 
Dresden Villa Parkstr. 2
 
Palais Parkstraße 7, Dresden
 
Haus Beuststraße 1
 
Villa Häbler Beuststraße 2

Die Parkstraße war ursprünglich ein Teilabschnitt der Bürgerwiese. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie als Park Straße bezeichnet.

  • Nr. 2 (Villa Parkstr. 2, heute: BGW): Die Villa wurde 1869 von Otto Grahl erbaut, jedoch 1945 zerstört. Das Gebäude zitierte in Grund- und Aufrissbildung die Villa Rosa von Semper. So zeigte der Bau im Innern einen durch Oberlicht erhellten zweigeschossigen Zentralraum. Das den Bau schmückende Triumphbogenmotiv zitierte die Gemäldegalerie Alte Meister. Die Villa Parkstr. 2 wurde Vorbild für die Villa an der Altenzellaer Straße 50 in Dresden.[11]Heute befindet sich an seiner Stelle ein 1994/1996 errichteter „ungewöhnlicher viergeschossiger Neubau“[12]der BGW (Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege)[13], das 1998 wurde für seine „solararchitektonische Raumstruktur“[14] mit dem Erlweinpreis für Architektur der Stadt Dresden ausgezeichnet worden ist.[15]
  • Nr. 3 (Villa Parkstr. 3): Die Villa wurde 1867 bis 1868 von Hermann Nicolai erbaut und 1945 zerstört.[16]Bemerkenswert sei die Komposition des Hauses als Ganzes, die „ausgewogen“ sei.[17]Die Schmucklosigkeit des Baus sei „schulbildend“ und könne „kaum übertroffen“ werden.[17]So zeigten die Fenster lediglich „schlicht profilierte“ Fenstergewände und oberhalb der Fenster war nur eine einfach, gerade Verdachung ohne Dekor angebracht worden.[17]
  • Nr. 4 (Villa Pilz, dann „Kinder- u. Jugendsportschule Artur Becker“): Das Gebäude wurde 1868 bis 1869 von Bernhard Schreiber erbaut, jedoch 1945 zerstört. Der Bau zitierte die Villa Rosa von Semper, wobei das Aufrißschema durch den französischen Landhausbau geprägt war. Bei einer Fassade mit fünf Fensterachsen, nahm ein mittig angebrachter Risalit drei Fensterachsen ein. Deren Wandfläche schmückte eine die Vertikale betonende Pilasterordnung, eine Attika bildete den krönenden Abschluss desselben.[18]In der Nachkriegszeit wurde dort eine nach Artur Becker benannte Kinder- und Jugendsportschule errichtet.
  • Nr. 7 (Palais Kap-herr): Das Gebäude wurde 1872 bis 1874 im Stil der Neorenaissance von Bernhard Schreiber in den Formen der Semper-Schule erbaut worden. Später gelangte das Palais an das Haus Wettin (königliches Palais). Die Hauptfassade hatte Stadtpaläste Italiens zum Vorbild, wie Palazzo Farnese in Rom oder Palazzo Pandolfini in Florenz, die gleichen Vorbilder wie beim Palais Oppenheim an der Bürgerwiese 5–7.[19]Im Jahr 1945 brannte das Palais aus und wurde 1959 gesprengt.
  • Nr. 9 (Villa Parkstr. 9): Das Gebäude wurde 1866 bis 1868 von Alfred Hauschild erbaut, jedoch 1945 zerstört. Die Villa stand beispielhaft für Bauten, die Palladio zitieren. Bei einer Fassade mit 5 Fensterachsen, waren drei Fensterachsen durch eine Rücklage zusammengefasst worden, die sich über beide Geschosse hinweg zu einer Loggia öffneten. Die verbliebenen Fensterachsen, rechts und links der zweistöckigen Loggia, waren als Seitenrisaliten mit Erkern auf Erdgeschossebene gestaltet worden.[20]

Beuststraße

Die Beusstraße war eine Nebenstraße der Parkstraße.

  • Nr. 1 (Villa Johann Meyer ): Das Gebäude wurde 1868 bis 1869 von Hermann Nicolai 1867 bis 69 für den Bankier Johann Meyer im Stil der italienischen Neo-Renaissance erbaut. Der Grundriss und der komplizierte Massenaufbau des Gebäudekomplexes soll jedoch auf die Skizze eines russischen Architekten zurückgehen.[21]
  • Nr. 2 (Villa Häbler): Die Villa wurde 1866 bis 1867 von Karl Eberhard für den Bankier Häbler erbaut und 1945 zerstört. Es war ein „[s]treng renaissancistischer Bau der Dresdner Schule“.[22] Ein weiteres Kennzeichen der Villa Häbler war auch die Anordnung der Haupträume um einen zentralen Bereich.[23]

Goethestraße/Gret-Palucca-Straße

Die frühere Goethestraße und heute Gret-Palucca-Straße ist eine Nebenstraße der Parkstraße.

  • Nr. 5 (Villa, heute: Kinderkrippe Goethestr. 5): Die alte Villa wurde 1862 von Otto Grahl erbaut und 1945 zerstört.[25]Heute befindet sich auf dem Grundstück des früheren Goethestraße 5 (heute Gret-Palucca-Straße 3) das Gebäude einer Kinderkrippe, das seit 2004 unter Denkmalschutz steht.[26] Der Gebäudekomplex wurde von 1963 bis 1965 nach Entwürfen der Architekten Helmut Trauzettel und Kollektiv errichtet. Die Gebäude wurden in „Ziegelbauweise mit Spannbetondecken“ gestaltet. Die Freiflächen wurden von W. Bauch gestaltet. H. Heinze und H. Schulze gestalteten mit polierten Klinkern die Wandflächen.[27]
  • Nr. 6 (Villa Goethestr. 6): Das Gebäude wurde 1869 bis 1870 von Karl Eberhard erbaut, jedoch 1945 zerstört. Die Villa im Englischen Viertel zeichnete sich durch eine „[v]ornehme, einfache Fassade nach dem Muster italienischer Frührenaissancepaläste“ aus und war nach dem Vorbild der an Bürgerwiese 5, 6 und 7 (ebenso Engl. Viertel) befindlichen Stadtpalais errichtet worden, wobei die Schlichtheit der Fassade als „Mittel zur Distanz“ eingesetzt worden war. Während die Flachgiebelverdachung im Erdgeschoss leere Tympana aufwiesen, zeigten die Fenster im ersten Obergeschoss als Fensterverdachung Flachbogen mit reich geschmückten Tympana. So waren dort Kreismedaillons mit Rollwerkkartuschen, flankiert von Laubwerk zu sehen.[28]
  • Nr. 12 (Villa): Die Villa wurde 1869 bis 1870 von August Pieper erbaut, jedoch 1945 zerstört.[29]

Lindengasse

 
Lindengasse 2, 4, 6

Die Lindengasse war eine Nebenstraße der Parkstraße und für ihre Jugendstil-Palais bekannt.

Quellen

Literatur

  • Fritz Löffler: Das alte Dresden - Geschichte seiner Bauten. E.A.Seemann, Leipzig 1981, ISBN 3-363-00007-3.
  • Matthias Lerm: Abschied vom alten Dresden - Verluste historischer Bausubstanz nach 1945. Forum Verlag, Leipzig 1993, ISBN 3-86151-047-2.
  • Volker Helas: Architektur in Dresden 1800-1900. Verlag der Kunst Dresden GmbH, Dresden 1991, ISBN 3-364-00261-4.
  • Volker Helas: Villenarchitektur Dresden. Taschen, Köln 1999.
  • Thomas Wieczorek: Das Villenviertel an der Bürgerwiese. In: Heidrun Laudel/Ronald Franke (Hrsgg.): Bauen in Dresden im 19. und 20. Jahrhundert. Ronald Franke-Eigenverlag, Dresden 1991, S. 25-36.

Einzelnachweise

  1. Löffler, S. 350, 401 Bildnr. 494
  2. http://www.dresden-und-sachsen.de/dresden/buergerwiese.htm
  3. Löffler, S. 345, 382/82,401, Bildnr. 476, 493/94
  4. Helas (1991), S. 139 (Bürgerwiese 14. 1838 von Hermann)/ Helas (1999), S. 52 (Woldemar Hermann, Bürgerwiese 14, 1838).
  5. Löffler, S. 385, S. 406, Bildnr. 502
  6. Löffler, S. 485 (Bürgerwiese […] Nr. 17, Ecke Lüttichaustraße […] H. Lehmann, 1846/47, 1945 zerstört […] S. 385, 401. Bildnr. 494)/ Helas/Peltz, S. 140 [Bürgerwiese 17/Lüttichaustraße (Hans-Dankner-Straße). 1846/47 von Lehmann]
  7. Helas (1991), S. 140 (Bürgerwiese 18a. 1870/1872 von O.J.S. Haenel und Adam).
  8. Helas/Peltz, S. 184 (Bürgerwiese 20), S. 102
  9. Die Architektur des XX. Jahrhunderts 1901, 1. Jahrgang, 3. Heft, S.41/42, Tafel 56
  10. Helas/Peltz, S. 75 / Helas/Peltz, S. 184 [Bürgerwiese 22 (Dianabad)] / Löffler, S. 485 (Bürgerwiese […] Villersches Haus […] abgebrochen […] dafür Dianabad […] S. 246)
  11. Helas (1991), S. 157 (Parkstraße 2/Goethestraße. 1869 von Grahl).
  12. http://www.dresden-hotel.de/artikel-dresden/Moderne%20Architektur%20in%20Dresden.html
  13. * Dieter Schempp, Reiner Blunck, LOG ID: LOG ID: BGW Dresden. (= Opus, Nr. 30.) Edition Axel Menges, Stuttgart 1998, ISBN 3-930698-30-7
  14. BGW
  15. Bezirksverwaltung der Berufsgenossenschaft (BGW). In: archINFORM; abgerufen am 2. Januar 2010. / Lupfer et al., Nr. 82 (Berufsgenossenschaft Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege)
  16. Helas (1999), S. 108 (Hermann Nicolai, Parkstraße 3, 1867-1868).
  17. a b c Helas (1991), S. 157 (Parkstraße 3. 1867/1868 von Nicolai)
  18. Helas (1991), S. 157 (Parkstraße 4. 1868/69 von Schreiber) / Helas (1999), S. 108 (Bernhard Schreiber, Parkstraße 4, 1868-1869).
  19. Helas, S. 157 [Palais Kap-herr. 1872/1874 von Schreiber] und Löffler, S. 385, S. 406, S. 408, S. 496, Bildnr. 503 (Palais Kap-herr, Parkstraße 7, B.Schreiber, 1872 bis 1874, 1945 ausgebrannt, 1957 abgebrochen)
  20. Helas (1991), S. 158 (Parkstraße 9. 1866/68 von Hauschild).
  21. Helas (1991), S. 137 (Beuststraße 1/Parkstraße. 1867/69 von Nicolai).
  22. Helas (1991), S. 138 (Beuststraße 2. 1866/67 von Eberhard)
    Helas (1999), S. 102 (Karl Eberhard, Beusstraße 2, 1866-1867)
  23. Wieczorek, S. 30
  24. Helas (1991), S. 144 (Goethestraße 1/Parkstraße. 1869/70 von Eberhard).
  25. Helas (1991), S. 195 (Grahl, Otto Gustav)
  26. http://www.das-neue-dresden.de/pdf/Nachkriegsmoderne2.pdf
  27. May et al., Nr. 60 (Kinderkrippe Seevorstadt Ost, Goethestraße 5.)
  28. Helas (1991), S. 144 (Goethestraße 1/Parkstraße. 1869/70 von Eberhard) / Helas (1999), S. 109 (Karl Eberhard, Goethestraße 6, 1869-1870).
  29. Helas (1991), S. 198 (Pieper, August)
  30. Helas (1991), S. 144 (Goethestraße 13. 1869/70 von Pieper).
  31. Volker Helas und Gudrun Peltz: Jugendstilarchitektur in Dresden. KNOP Verlag, Dresden 1999, ISBN=3-934363-00-8.S. 76, 193 (Lindengasse 4) Bildnr. 105 / Hugo Licht (Stadtbaudirektor zu Leipzig): Die Architektur des XX. Jahrhunderts 1903/4, III. Band. Lieferung 2. 3. Tafel 57
  32. Volker Helas und Gudrun Peltz: Jugendstilarchitektur in Dresden. KNOP Verlag, Dresden 1999, ISBN=3-934363-00-8. S. 77, 193 (Lindengasse 6) Bildnr. 107 / Hugo Licht (Stadtbaudirektor zu Leipzig): Die Architektur des XX. Jahrhunderts 1903/4, III. Band. Lieferung 2. 3. Tafel 81
  33. Volker Helas und Gudrun Peltz: Jugendstilarchitektur in Dresden. KNOP Verlag, Dresden 1999, ISBN=3-934363-00-8. S. 76, 193 (Lindengasse 14) Bildnr. 108 / Hugo Licht (Stadtbaudirektor zu Leipzig): Die Architektur des XX. Jahrhunderts 1903/4, III. Band. Lieferung 2. 3. Tafel 57. Lieferung 4/5. Tafel 80; AJh 1903. 3. Jg., 4.H., S. 62-63. Taf. 98.

Koordinaten: 51° 2′ 36,45″ N, 13° 44′ 29,53″ O