Silvio Gesell

Begründer der Freiwirtschaftslehre, Aktivist und Anarchist
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Jean Silvio Gesell (* 17. März 1862 in Sankt-Vith (Belgien), † 11. März 1930 Eden (Oranienburg)), Kaufmann und Finanztheoretiker, Begründer der Freiwirtschaftslehre.

Er war der Sohn einer wallonischen Mutter und eines deutschen Vaters. 1886 übersiedelte Gesell aus geschäftlichen Gründen nach Argentinien. Dort arbeitete er als Fabrikant, Importeur und Kaufmann. Das durch heftige Wirtschaftskrisen erschütterte Land regte ihn zum Nachdenken über die Funktionsweise des Kapitalismus an. Im Jahre 1900 zog er in die Schweiz, um sich auf einem Bauernhof bei Neuchatel der Landwirtschaft und autodidaktischen wirtschaftstheoretischen Studien zu widmen. 1916 erschien sein Hauptwerk Die natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld, das seitdem oft aufgelegt und in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde.

Im April 1919 wurde er auf Vorschlag des Kulturphilosophen Gustav Landauer zum Volksbeauftragten für Finanzen der 1. Bayerischen Räterepublik gewählt. Nach einer Woche verlor er jedoch wieder dieses Amt, da die libertäre Räteregierung von Kommunisten geputscht wurde. Nach dem Ende der Bayerischen Räterepublik wurde Gesell zunächst des Hochverrats angeklagt, später jedoch freigesprochen.

Wegen seiner Teilnahme an der Münchener Revolution wurde ihm von den Schweizer Behörden die Rückkehr auf seinen Bauernhof verweigert. Daraufhin zog Gesell sich auf die von Franz Oppenheimer mitbegründete Genossenschaftssiedlung Eden-Oranienburg zurück, wo er bis zu seinem Tod schriftstellerisch tätig blieb.

siehe auch Freigeld