Dolní Dunajovice (deutsch Unter-Tannowitz) ist eine Gemeinde mit 1.747 Einwohnern in Tschechien. Sie liegt in Südmähren, 7 km nordwestlich von Mikulov (Nikolsburg) nahe der österreichischen Grenze und gehört dem Okres Břeclav (Bezirk Lundenburg) an. 4 km nördlich des Orts befinden sich die Thaya-Stauseen von Nové Mlýny (Neumühl). Der Ort war als ein Längsangerdorf angelegt.
Dolní Dunajovice | ||||
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Basisdaten | ||||
Staat: | ![]() | |||
Region: | Jihomoravský kraj | |||
Bezirk: | Břeclav | |||
Fläche: | 1796 ha | |||
Geographische Lage: | 48° 51′ N, 16° 35′ O | |||
Höhe: | 183 m n.m. | |||
Einwohner: | 1.716 (1. Jan. 2023)[1] | |||
Postleitzahl: | 691 85 | |||
Kfz-Kennzeichen: | B | |||
Struktur | ||||
Status: | Gemeinde | |||
Ortsteile: | 1 | |||
Verwaltung | ||||
Bürgermeister: | František Bařina (Stand: 2006) | |||
Adresse: | Zahradní 613 691 85 Dolní Dunajovice | |||
Gemeindenummer: | 584428 | |||
Website: | www.dolni-dunajovice.cz |
Geographie
Die Nachbarorte von Unter-Tannowitz sind im Norden Horní Věstonice ('Ober-Wisternitz), im Osten Perná (Bergen), im Südosten Bavory (Pardorf), im Südwesten Březí u Mikulova (Bratelsbrunn) und Dobré Pole (Guttenfeld) und im Westen Brod nad Dyjí (Guldenfurt).
Geschichte
Die erste Erwähnung von Donavicz stammt aus dem Jahre 1183. Die bairisch-österreichische ui-Mundart (Dialekte) mit ihren speziellen Kennwörtern, wie Bui, Huit (Bub, Hut), weist auf eine Besiedlung durch bairische Stämme hin, die nach 1050, aber vor allem im 12/13. Jahrhundert erfolgte.[2] Bis Mitte des 13. Jahrhunderts gehörte der Ort zur Herrschaft Nikolsburg. Ab 1276 kam der Ort unter die Verwaltung des Kloster Kanitz. Dieses wurde im Jahre 1526 aufgelöst. Der böhmische König und spätere Kaiser Ferdinand I. verkaufte Unter-Tannowitz an den böhmischen Vizekanzler Ziabka von Limberg. Aus dem großen Angerdorf in der vom Weinbau geprägten Landschaft entwickelte sich im Jahre 1590 ein Marktflecken. Von 1542 bis 1591 befand sich eine Niederlassung der hutterischen Brüder in der Ortschaft, womit der Ort als lutherisch galt.
Nach mehreren Herrschaftswechseln kam der Ort im Jahre 1618 an Siegmund von Teuffenbach und somit unter die Herrschaft Dürnholz, welcher der Ort bis 1848 angehörte. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Ortschaft im August 1619 von kaiserlichen Truppen geplündert und gebranntschatzt. Nach dem einsetzten der Gegenreformation wird im Jahre 1640 wieder ein katholischer Pfarrer in Unter-Tannowitz erwähnt. Die Matriken wurden ab dem Jahr 1750 und die Grundbücher ab 1635 geführt. Im Jahre 1759 wird den Bauern der Anbau von Kartoffeln empfohlen, doch diese weigern sich diese neue Frucht anzupflanzen. Erst eine Hungersnot, zwölf Jahre später, bringt die Bauern dazu Kartoffel zu stecken. Zwischen 1787 bis 1883 wüteten vier schwere Großbrände, fünfmal brach die Pest aus und zwei Hungersnöte setzten der Ortsbevölkerung arg zu. 1785 wird der Herrschaftliche Meierhof aufgelassen und dessen Grund an Ansiedler und Erbpächter übertragen. Während der Napoleonischen Kriege wird Unter-Tannowitz in den Jahren 1805 und 1809 von französischen Truppen geplündert. Im Deutsch-Österreichischen Krieg, 1866, wird von preußischen Soldaten die Cholera in die Ortschaft eingeschleppt. Im Jahre 1878 wurde im Ort die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Von 1911 bis 1912 wird die Haupt- und die Bahnhofstraße gepflastert.
Der größte Teil der Bevölkerung lebte von der Landwirtschaft, wobei der seit Jahrhunderten gepflegte Weinbau einen besonderen Stellenwert einnahm. So waren im Jahre 1900, trotz der vorherigen Reblausplage im Jahr 1864, ungefähr 50% aller Anbauflächen für den Weinbau genutzt worden. Ebenso gab es neben dem üblichen Kleingewerbe eine Gemeindeziegelei, eine Kunstmühle, ein Kalkofen, eine Dampfmolkerei und eine Bauholzhandlung. Zusätzlich wurde die Jagd im Gemeindegebiet betrieben, welche sehr ergiebig war. [3]
Nach dem Ersten Weltkrieg zerfiel der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn. Der Friedensvertrag von Saint Germain, 1919,[4] erklärte den Ort, der 1910 ausschließlich von Deutschsüdmährern bewohnt war, zum Bestandteil der neuen Tschechoslowakischen Republik. Maßnahmen folgen wie die Bodenreform und die Sprachenverordnung. Dadurch kam es durch Siedler und neu besetzte Beamtenposten zu einem vermehrten Zuzug von Personen tschechischer Nationalität.[5] Diese Maßnahmen verschärften die Spannungen zwischen der deutschen und tschechischen Bevölkerung. Als auch die von den Alt-Österreichern geforderte Autonomie nicht verhandelt wurden und bewaffnete Konflikte drohten, veranlassten die Westmächte die tschechische Regierung zur Abtretung der Randgebiete, die im Münchner Abkommen geregelt wurde, an Deutschland. Somit wurde Unter-Tannowitz mit 1.Oktober 1938 ein Teil des deutschen Reichsgaus Niederdonau.[6] Nach dem Münchner Abkommen 1938 gehörte der Ort bis 1945 zum Reichsgau Niederdonau. - 1922 erfolgte die Elektrifizierung des Ortes.
Am 23. April 1945 wird der Ort von sowjetischen Soldaten besetzt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges am 8.Mai 1945, welcher 280 Opfer unter den Unter-Tannowitzern forderte, kam die Gemeinde wieder zur Tschechoslowakei zurück. Am 26. September 1945 wurden 100 Einwohner des Ortes für Zwangsarbeiten in das Landesinnere verschleppt. Viele der Einwohner flohen vor den einsetzenden Nachkriegsexzessen oder wurden noch vor der Umsetzung des Potsdamer Kommuniqués (Protokoll) über die Grenze nach Österreich getrieben. Im August 1945 bestimmen die drei Hauptalliierten des Zweiten Weltkrieges im Potsdamer Kommuniqués die Nachkriegsordnung. Darin akzeptieren sie die summarische Vertreibungen Deutscher, ohne jede Prüfung individueller Schuld, verlangen lediglich „einem geordneten Transfer der deutschen Bevölkerungsteile" aus der Tschechoslowakei. Aufgrund des Beneš-Dekretes 108, vom Oktober 1945, wurde das Vermögen der deutsche Bevölkerung konfisziert und unter nationale Verwaltung gestellt. Eine Restitution des konfiszierten Vermögen ist seitens der Tschechischen Republik nicht erfolgt. Sanktioniert durch das Potsdamer Protokoll wurden die restliche deutsche Bevölkerung von Unter-Tannowitz zwischen dem 15.März und dem 3.Oktober 1946, über Nikolsburg nach Deutschland zwangsausgesiedelt.[7]
Bis auf 50 Familien wurden alle, in Österreich befindlichen Unter-Tannowitzern, in Übereinstimmung mit den ursprünglichen Überführungs-Zielen[8] der Alliierten, nach Deutschland weiter transferiert. Einzelne Personen wanderten nach Belgien, Holland, Schweden, Kanada, Australien und den USA aus. Der Ort wurde neu besiedelt.[9]
Wappen und Siegel
Die Ortschaft dürfte bereits seit der Markterhebung im Jahre 1580 ein Siegel geführt haben, dieses älteste Siegel konnte jedoch bis heute nicht aufgefunden werden. Nur eine Kopie des Siegel hatt sich erhalten. Es zeigt einen Baum, zwischen zwei Türmen, unter dem Baum ist ein Rebmesser abgebildet.
1580 erhielt die Marktgemeinde ein Wappen. Dieses bezog sich auf die Herrschaft von den Herren von Thurn und Valsassina, die einen Zinnenturm in ihren Wappen trugen. Schließlich erhielt Unter-Tannowitz ein Wappen, der eine grüne Tanne auf einen grünen Hügel zwischen zwei roten Zinnentürmen zeigte. Auch hier war unterhalb der Tanne ein silbernes Rebmesser abgebildet.
Einwohnerentwicklung
Volkszählung | Einwohner gesamt | Volkszugehörigkeit der Einwohner | ||||
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Jahr | Deutsche | Tschechen | Andere | |||
1793 | 2035 | – | – | |||
1836 | 2556 | – | – | – | ||
1869 | 2473 | – | – | – | ||
1880 | 2568 | 2556 | 10 | 2 | ||
1890 | 2664 | 2652 | 11 | 1 | ||
1900 | 2571 | 2571 | 0 | 0 | ||
1910 | 2690 | 2689 | 0 | 1 | ||
1921 | 2573 | 2515 | 28 | 30 | ||
1930 | 2778 | 2676 | 65 | 37 | ||
1939 | 2796 | – | – | – | ||
Quelle: 1793, 1836, 1850 aus: Südmähren von A-Z, Frodl, Blaschka | ||||||
Sonstige: Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984 |
Sehenswürdigkeiten
- Kirche von St. Aegidius (davor St. Martin) (1400)
- Dreifaltigkeitssäule
- Pestsäule auf dem Rochusberg
- Rathaus (1880)
- Gasthof zum Weißen Rössel (1549)
- Pranger (1581)
- Kriegerdenkmal (1925)
- Gedenkstein für Rudolf von Teuffenbach (1936)
- Denkmal für Bürgermeiste Johann Hemmel
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Karl Renner, österreichischer Staatskanzler und Bundespräsident
- Karl Gamperling, Generaldirektor der österreichischen Zentralbank
- Josef Ringler, Zeichner, Maler und Ehegatte der Dichterin Ilse Ringler-Kellner
- Hans Lederer, Heimatforscher und Südmährischer Kulturpreisträger 1996
- Franz Gerstenbrand, Neurologe und südmährischer Kulturpreisträger 2002
Brauchtum
Reiches Brauchtum bestimmte den Jahresablauf der 1945/46 vertriebenen, deutschen Ortsbewohner:
- Die zwei Jahrmärkte waren am Montag nach dem 23. April und nach Lucia (13.12.)
- Ebenso gab es den Brauch der Faschingsreben. Hierbei wurden den Bauern von Weingartenarbeitern vorgetriebene Weinreben übergeben.
- Die Unter-Tannowitzer hatten den Spitznamen "Krotenschnitzer". Dieser Ausdruck dürfte aufgrund der vielen Kröten im Sumpfgebiet, dem Retzbach und den fünf Teichen im Ortsgebiet entstanden sein.[10]
Sagen aus dem Ort
Unter den deutschen Ortsbewohnern gab es eine Vielzahl von Mythen:
- Das Teuffenbach-Läuten
- Der Löwe von Untertannowitz[11]
Literatur
- Franz Josef Schwoy: Topographie vom Markgrafthum Mähren. 1793, Untertannowitz Seite 91
- Johann Zabel: Kirchlicher Handweiser für Südmähren. 1940, Untertannowitz Seite 21
- Dehio, Ginhart: Handbuch der Kunstdenkmäler in der Ostmark. 1942, Untertannowitz Seite 470
- Josef Freising: Heimatbuch der Gemeinde Unter-Tannowitz. 1952
- Josef Freising: Heimatbuch der Marktgemeinde Unter-Tannowitz. 1966
- Leopold Kleindienst: Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens ISBN 3-927498-092
- Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren. Maurer, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0, Untertannowitz Seite 17
- Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden. Knee, Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X, Untertannowitz Seite 231f
- H. Lederer, F. Gamperling: Unter-Tannowitz 2000. 1999
- Vorlage:ISBN
- Gerald Frodl, Walfried Blaschka: Der Kreis Nikolsburg von A-Z. 2006, Unter-Tannowitz Seite 191
Weblinks
Belege
- ↑ Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
- ↑ Leopold Kleindienst: Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S. 9
- ↑ Wilhelm Szegeda: Heimatkundliches Lesebuch des Schulbezirks Nikolsburg, 1935, approbierter Lehrbehelf, Lehrerverein Pohrlitz Verlag, Unter Tannowitz S.82f
- ↑ Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919 -1989 , Amalthea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X
- ↑ Wolfgang Brügel: Tschechen und Deutsche 1918 – 1938, München 1967
- ↑ Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Znaim von A bis Z, 2009
- ↑ Archiv Mikulov : Odsun Němcå – transport odeslaný dne 20. kvĕtna, 1946
- ↑ Cornelia Znoy:Die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Österreich 1945/46, Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie, Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien, 1995
- ↑ Vorlage:ISBN
- ↑ Blaschka, Frodl: Der Kreis Nikolsburg von A bis Z, 2006, S. 194
- ↑ Oberleitner/Matzura: Südmährische Sagen, 1921, S. 119f