Die Buran (russisch: Буран Schneesturm, Betonung auf der zweiten Silbe) war ein russisches Raumfährenprojekt, das äußerlich dem amerikanischen Space Shuttle stark ähnelte. Zeitweise arbeiteten 30.000 Menschen an diesem Projekt.
Als Trägerrakete sollte die parallel entwickelte Energija dienen.
Anders als das Space Shuttle hatte die Buran keine eigenen Starttriebwerke, so dass der Startschub nur von der Energija aufgebracht wurde. Beim amerikanischen Shuttle befinden sich die Haupttriebwerke am Orbiter selbst, welche beim Start von zwei seitlichen Feststoffboostern unterstützt werden.
Durch den damit eingesparten Treibstoff und den zusätzlichen Platz für stärkere Flugtriebwerke hätte die Buran 14 Personen oder 30 Tonnen Nutzlast beim Start und bei der Landung noch 20 Tonnen Last transportieren können.
Jedoch war das System dem amerikanischen nicht technisch überlegen, denn die Bordcomputer arbeiteten nicht zufriedenstellend, auch waren die Lebenserhaltungssysteme seit den ersten russischen Weltraumprojekten kaum weiterentwickelt worden. Daher diente das erste, 1980 fertiggestellte Buran-Shuttle auch nur dem Test der Eigenschaften im Atmosphärenflug und war am 15. November 1988 zu ihrem ersten und einzigen orbitalen Flug gestartet. Der unbemannte Flug wurde nach zwei Erdumkreisungen planmäßig beendet.
Die zweite Fähre, die 1990 unter dem Namen Ptitschka (russ.: Vögelchen) fertiggestellt wurde, sollte eigentlich 1991 den Flugbetrieb aufnehmen. Dazu kam es jedoch nie und das Programm wurde 1993 offiziell eingestellt.
Drei weitere Fähren wurden begonnen, jedoch wurden die Arbeiten nach dem Ende des Programms eingestellt.
Darüber hinaus wurden eine Reihe von Mock-ups des Systems für verschiedene Tests gebaut. Eins dieser nicht flugfähigen Systeme steht heute als Ausstellungsstück im Gorkij-Park und wird als Restaurant genutzt. Ein weiteres, die Buran OK-GLI, hat Russland vor den Olympischen Spielen in Sydney 2000 als Ausstellungsobjekt nach Australien verkauft.
Buran wurde in der Montagehalle "MIK-112" auf dem Weltraumbahnhof in Baikonur gelagert und am 12. Mai 2002 zerstört, als die Decke des Hangars bei mangelhaft ausgeführten Reparaturarbeiten einbrach. Der Verbleib der anderen Fähren ist nicht mit Sicherheit bekannt. Ptitschka soll sich noch in Baikonur befinden und der dritte (unfertige) Orbiter in der Tushino Fabrik in Moskau. Die beiden anderen sind vermutlich abgewrackt worden.
Bei Dreharbeiten für die Formel 1 in Bahrain kamen einem Düsseldorfer TV-Team im Jahre 2004 vermehrt Gerüchte über das Vorhandensein einer russischen Raumfähre zu Ohren, für die sich allerdings niemand interessiere. Als das Team diesen Gerüchten folgte, stieß es tatsächlich auf eine Raumfähre. Wie sich herausstellte, handelte es sich dabei um die Buran 002, dem Prototypen des Raumfähren-Programms. Die Buran 002 war als einzige Fähre mit eigenen Triebwerken ausgestattet und absolvierte erfolgreich 25 unbemannte Atmosphären-Flüge, um das Landesystem des Raumgleiters zu testen. Lediglich die Buran war dazu in der Lage, Orbitalflüge durchzuführen. Die Buran 002 wurde als Ausstellungsstück anlässlich der Olympischen Spiele 2000 nach Sydney geholt. Die Ausstellung dort war allerdings wenig erfolgreich, weswegen ein anderes Projekt gestartet wurde. In Bahrain sollte die Raumfähre im Rahmen der Sommerfestspiele im Juni 2002 ausgestellt werden und wurde deshalb verleast. Doch auch dieses Projekt scheiterte, und so blieb die Buran 002 wegen ausbleibender Leasing-Raten erstmal zur Sicherung in Bahrain, wo sie dann wohl in Vergessenheit geriet.
Die Buran 002 wurde inzwischen vom Auto- und Technikmuseum Sinsheim für einen nicht genannten hohen sechstelligen Eurobetrag gekauft und wird dort ab 2005 ausgestellt werden. Die Buran 001, der zweite Prototyp vor der Buran, wurde ebenfalls von einem deutschen Technikmuseum gekauft und nun im Technik Museum Speyer ausgestellt.
Hauptsächliche Unterschiede zum amerikanischen Space Shuttle
Spaceshuttle | Buran | |
---|---|---|
Orbiter Vehicle | ||
Länge: | 37,25 m | 36,37 m |
Spannweite: | 23,80 m | 23,92 m |
Höhe: | 17,25 m | 16,35 m |
Trockenmasse: | 78 t | 61 t |
max. Abflugmasse: | 110 t | 105 t |
max. Besatzung: | 7 | 10 |
Nutzlastbucht | ||
Länge: | 18,29 m | 18,55 m |
Breite: | 4,57 m | 4,65 m |
Start-Kapazität: | 25 t | 30 t |
Lande-Kapazität: | 15 t | 20 t |
Anmerkungen: Die Trockenmasse des Spaceshuttle variiert geringfügig je Orbiter. Die Nutzlastkapazität beider Systeme ist stark abhängig von der Orbithöhe und dem Bahnneigungswinkel. |
- Die Buran war kein integraler Bestandteil eines Systems, sondern eher die Nutzlast der Energija-Trägerrakete. Deshalb konnte die Energija Nutzlasten bis zu 80 Tonnen Gewicht in den Weltraum befördern - wie es beim ersten Start geschah.
- Buran war zum bemannten als auch zum vollautomatischen Flug fähig und sie konnte vollautomatisch landen. Die bemannte Version wurde nie in den startfähigen Zustand gebracht.
- Die Raumfähre hatte keine Triebwerke, sondern kleine Düsen zum Manövrieren. Der Wegfall der großen Triebwerke bedeutet eine größere Nutzlast. Die größte Struktur des ganzen Systems war kein Treibstofftank wie beim Space Shuttle, sondern die Trägerrakete.
- Vier Booster-Raketen wurden verwendet statt zwei, und sie benutzten Kerosin und flüssigen Sauerstoff
Die Energija-Trägerrakete - die vier Booster inklusive - wurden für die Wiederverwendbarkeit konstruiert. Budgetkürzungen hatten aber zur Folge, dass eine wiederverwendbare Energija nie gebaut wurde. Das amerikanische Shuttle hat wiederverwendbare Triebwerke in der Raumfähre sowie wiederverwendbare Booster.
- Die Buran konnte 30 Tonnen in den Orbit befördern gegenüber den 25 Tonnen des Space Shuttle.
- Das Verhältnis von Luftwiderstand zu Auftrieb im Gleitflug beträgt bei der Buran 6.5, beim Space Shuttle 5.5. Deshalb konnte die russische Raumfähre 20 Tonnen Nutzlast wieder zur Erde fliegen anstelle 15 Tonnen.
- Das Muster der Hitzeschutzkacheln der Buran ist optimal und alle Fugen sind rechtwinklig zum Luftstrom angelegt. Spitze Winkel fehlen.
Weblinks
- Energija und Buran bei Bernd Leitenberger (dt.)
- Energija und Buran (dt.)
- Astronautix: Buran (engl.)
- http://www.russianspaceweb.com/buran.html (engl.)
- Buran Orbiter (engl.), zusätzlich eine sehr ausführliche Beschreibung in Russisch mit vielen Diagrammen und Bildern auf [1]