Die Taprogge GmbH ist ein mittelständisches Unternehmen mit Sitz in Wetter (Ruhr) im Ortsteil Wengern. Die am 1. März 1953 vom Kaufmann Ludwig Taprogge (* 18. September 1920) in Düsseldorf-Angermund gegründete Firma stellt seit diesem Zeitpunkt Filter und Reinigungsanlagen für Rohrbündelwärmetauscher und Kondensatoren her. Das Familienunternehmen mit etwa 250 Mitarbeitern wird in diesem technologischen Bereich als Marktführer angesehen und besitzt Filialen und Vertretungen in vielen Ländern der Welt.
Firmenentwicklung
Erster Angestellter der Firma war der Bruder des Firmengründers Josef Taprogge (* 15. November 1914, † 27. November 1961), ein Ingenieur für Kraftwerkstechnik im damaligen Dampfkraftwerk in Essen-Kupferdreh. Als Betriebsleiter war er für die Reinigung der Berohrung der Turbinenkondensatoren mit Handbürsten zuständig, einer zeitraubenden und sehr schmutzigen Tätigkeit. Andererseits war die sorgfältige Beseitigung von Verschmutzungen vom Inneren der Berohrung außerordentlich wichtig für ein geringes Vakuum im Kondensator und somit für den optimalen Wirkungsgrad der Energieerzeugung durch Wasserdampf. Nach einer solchen Reinigung verschmutzten jedoch innerhalb kürzester Zeit erneut die Rohre. Zur Vermeidung dieser wirtschaftlichen Einbußen erfand Josef Taprogge daher eine kontinuierlich arbeitende Reinigungsanlage, die während des Betriebes der Dampfturbine den Kondensator von Verschmutzungen freihielt, und baute einen Prototyp in die Hauptkühlwasserleitung des Kraftwerkes ein.
Reinigungsanlagen
Das von Josef Taprogge erfundene und patentierte Verfahren sieht Kugeln aus Schwammgummi vor, die vor dem Eintritt in den Kondensator in den Strom des Kühlwassers eingespeist werden. Der Durchmesser der Kugeln ist etwas größer als die Nennweite der Kondensatorberohrung. Durch ihre Elastizität erzeugen sie auf ihrem Weg durch die Kondensatorrohre einen Anpressdruck, der die Rohre zuverlässig reinigt. Am Austritt des Kondensators befindet sich in der anschließenden Rohrleitung ein Sieb, das die Kugeln aus dem Wasserstrom zurück hält und in einen Sammelkasten führt. Von dort aus werden sie durch eine Kreiselpumpe wieder an den Ausgangsort zurückgepumpt. Um die Kugeln erstmals in diesen Kreislauf einbringen zu können, befindet sich hinter der Pumpe ein Druckbehälter mit lösbarem Deckel. Innerhalb dieses Schleuse genannten Druckbehälters befindet sich ebenfalls ein Sieb und eine Klappe. Bei geöffneter Klappe können die Kugeln passieren, bei geschlossener Klappe verbleiben sie in der Schleuse und können ergänzt oder ausgetauscht werden. Das Verfahren arbeitet kontinuierlich, die Rohre bleiben frei von Verschmutzungen wie Schlamm, Algen, Bakterien und Kesselstein. Die Flächen der Siebe sind auf Wellen drehbar gelagert und können bei Bedarf geschwenkt werden, um Verschmutzungen vom Wasserstrom zu beseitigen. Die Kugeln werden bei diesem Vorgang in der Schleuse gefangen. Dieser zeitaufwändige Vorgang ist automatisiert, Getriebemotoren betätigen die notwendigen Antriebe. Die Nennweite der Siebe hat mit den Wachstumsschüben der Kraftwerkstechnik bis heute Schritt halten können und erstreckt sich von DN 150 bis DN 3600. Der Durchmesser der Kugeln bewegt sich zwischen 14 und 30 mm bei typischerweise einigen hundert bis weit über tausend Kugeln pro Schleusenfüllung, ihre Lebensdauer kann bis zu vier Wochen betragen. Die Kugeln werden aus biologisch abbaubaren Naturkautschuk hergestellt.
Das von der Firma entwickelte und vermarktete Verfahren fand in der Zeit des Wirtschaftswunders in den Kraftwerken weite Verbreitung. Die Zunahme des Wirkungsgrades innerhalb der mit den Anlagen ausgestatteten Kraftwerke beträgt etwa 2 %, so dass sich diese Investition sehr schnell amortisierte. Der Bekanntheitsgrad des Reinigungsverfahrens wurde in den Kreisen der Fachleute so groß, dass sich bis heute der Begriff Taprogge-Verfahren in der Fachliteratur eingebürgert hat. Das Unternehmen expandierte daher rasch. 1957 konnte bereits eine Filiale in den USA gegründet werden, 1963 folgte eine Niederlassung in Großbritannien und Nordirland und 1967 eine Niederlassung in Japan.
Filteranlagen
In den 60er Jahren wurde als eine weitere Produktlinie die Entwicklung von Rückspülfiltern vorgenommen, um die Wärmetauscher und Kondensatoren vor Grobverschmutzungen wie Steinen, Holzstücken, Fasern, Kunststofffolien oder Muscheln zu schützen. Bei den heutigen von dem Unternehmen vermarkteten Filtern setzen sich die Fremdkörper zunächst auf der Filterfläche ab. Sobald sich zwischen Filterein- und -austritt durch die Verschmutzungen ein gewisser Differenzdruck gebildet hat, wird der Filter gespült. Dabei läuft ein elektrisch angetriebener Rotor über die Filterfläche, der mit einer Rohrleitung mit Anschluss ins Freie verbunden ist. In dieser Rohrleitung befindet sich eine Armatur, die während des Spülvorganges geöffnet wird. Durch diese Anordnung wird der angesammelte Schmutz abgesaugt und durch die Rohrleitung abtransportiert. Auch diese Technologie fand weltweite Verbreitung in den Kraftwerken und Industrieanlagen. Die Filter werden abhängig von den zu filternden Wassermengen in Nennweiten von DN 150 bis DN 3200 hergestellt.
Seit Ende der 90er Jahre wird von dem Unternehmen ein weiteres Filtersystem angeboten, das Verschmutzungen schon beim Eintritt in das Kühlwassersystem zurückhält. Das "Tapis" (Taprogge Air Powered Intake System) wird am Eintritt der Kühlwasserleitung im freien Gewässer als polyederförmiges Gehäuse mit Filterflächen installiert und regelmäßig durch Ausblasen aus einer Druckluftleitung gereinigt. Der Filter kommt im Wasser ohne bewegliche Teile aus und beherrscht größte Wassermengen.
Marktpositionierung
Die Taprogge GmbH wird in ihrem Marktsegment als Marktführer angesehen. Neben der Verbesserung des Wirkungsgrades des Kraftwerkprozesses steht bei den Kunden des Unternehmens die Verringerung der Emission von Kohlendioxid in fossil befeuerten Dampfkraftwerken im Vordergrund. In weltweit etwa 90% aller Dampfkraftwerke sind die Reinigungs- und Filteranlagen eingebaut, hinzu kommt eine ähnlich hohe Marktdurchdringung in der Industrie. Das Unternehmen hat seinen Sitz seit 1984 in Wengern, weitere Filialen mit Produktionsstätten befinden sich in Japan, China und den USA. Ein Kennzeichen der Produkte der Firma ist ihre individuelle Anpassung an die Gegebenheiten ihrer Kunden. Die Produkte werden weitestgehend im eigenen Hause projektiert, konstruiert und produziert.
Seit ihrer Gründung befindet sich die Firma im Eigentum der Familie Taprogge.