Die HfG, die Hochschule für Gestaltung wurde von Inge Aicher-Scholl, Otl Aicher, Max Bill und weiteren 1953 in Ulm gegründet und bestand bis 1968. International genoss sie einen herrvorragenden Ruf und war Wegbereiter und Vorbild sowohl für den künftigen Studiengang Design als auch das Berufsbild des Designers.
Geschichte
Die Jahre 1945 bis 1952 sind geprägt durch Konzipierungs-, Finanzierungs- und Strukturierungsplanungen. Trägerin der künftigen HfG war die Geschwister-Scholl-Stiftung, die von Inge Scholl im Gedenken an ihre Geschwister Sophie und Hans Scholl, die als Mitglieder der Widerstandsgruppe »Weiße Rose« 1943 von den Nationalsozialisten hingerichtet worden waren, gegründet worden war. Am 1. April 1953 wurde Max Bill erster Rektor der neugegründeten Hochschule.
Am 3. August 1953 beginnt der Lehrbetrieb in Räumen der Ulmer Volkshochschule. Josef Albers, Walter Peterhans, Johannes Itten und Helene Nonné-Schmidt unterrichteten die ersten 21 Studenten. Die Ausbildung ist auf vier Jahre angelegt. Im ersten Jahr findet das Grundstudium statt, die weiteren drei Jahre dienen zur Vertiefung in den Fachgebieten Gestalter für Produktgestaltung, Visuelle Kommunikation, Bauen, Information (bis 1964) und Film, welches bis 1961 bei der visuellen Kommunikation beheimatet war und ab dann als eigenständiges Fachgebiet weitergeführt wird. Mit diesem Konzept werden die Lehrmethoden und -inhalte des künftigen Berufsbildes Design entwickelt.
Am 8. September 1953 erfolgt der erste Spatenstich für den Bau des HfG-Komplexes auf dem »Oberen Kuhberg« nach Entwürfen von Max Bill. Die HfG ist einer der ersten Stahlbeton-Skelett-Bauten Deutschlands mit großzügigen Werkstätten, Studentenwohnheim und Mensa. Der Innenausbau und auch die Möblierung sind auf den flexiblen Nutzen der Hochschule ausgelegt. Am 5. Juli 1954 wird das Richtfest gefeiert. Ab 1955 findet der Unterricht in den Räumen der HfG statt. Die offizielle Eröffnung des Schulgebäudes erfolgt am 2. Oktober 1955. Walter Gropius hält die Eröffnungsrede. Heute sind die Räumlichkeiten Teil des Universitätsklinikums, Abteilung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.
1955 tritt Max Bill aus Gründen eines Richtungswechsels im pädagogischen Aufbau und der Lehrveranstaltungen der HfG als Rektor zurück und verlässt diese 1957 aus selbigen Gründen. Bill favorisierte ein Fortführen des Bauhaus-Modells, andere Dozenten wollen ein mehr an Wissenschaft und Theorie orientiertes Ausbildungsmodell. Ein Rektoratskollegium wird eingesetzt, u.a. mit Otto 'Otl' Aicher.
1958 erscheint die erste Ausgabe der HfG-Zeitschrift »ulm«, die bis zum Ende der Hochschule in deutscher und englischer Sprache herausgegeben wird. Die Öffentlichkeit wird ab 1959 durch Rundfunk und Fernsehen auf die HfG aufmerksam, nachdem in den Jahren zuvor Dozenten und Studenten erste Erfolge mit dem Design für die Audiogeräte der Firma Braun, dem Erscheinungsbild der Lufthansa und den Zügen für die Hamburger Hochbahn sammeln, die den Ruf der HfG prägen. 1962 tritt eine neue Verfassung für die HfG in Kraft, die wieder einen alleinigen Rektor vorsieht. Otl Aicher übernimmt dieses Amt.
Interne Streitigkeiten über die pädagogische Ausrichtung des Lehrbetriebes geben der Presse 1963 erste Gelegenheiten zu Angriffen gegen die HfG. Der Landtag von Baden-Württemberg stellt ein 10-Punkte-Ultimatum, auf das die HfG eingeht, womit die Zuschüsse seitens des Landes gesichert sind. Dennoch häufen sich die Probleme, nachdem der Landtag 1967 die Angliederung der HfG an die Ingenieursschule, der Vorläuferin der Fachhochschule, verlangt. Die Bundeszuschüsse werden gestrichen, die finanzielle Lage wird unhaltbar.
Im Laufe des Jahres 1968 werden die ersten Dozenten aufgrund der schwierigen finaziellen Lage entlassen und die Anzahl der Lehrveranstaltungen eingeschränkt. Die Geschwister-Scholl-Stiftung, der Träger der HfG, ist hoch verschuldet. Interne Zerwürfnisse und Attacken in der Presse veranlassen immer wieder Debatten im Landtag über die Förderungswürdigkeit der HfG. Die verbliebenen Dozenten verweigern den Lehrbetrieb aus finanziellen und personellen Gründen. Im November stellt die Stiftung den Betrieb der HfG ein, nachdem das Kabinett des Landtages die Zuschüsse für die HfG mit einem Sperrvermerk versehen hat.
Als erste Institution übernimmt die 1970 in HfG Offenbach umbenannte Hochschule große Teile des Lehrkonzepts der HfG Ulm.
Dozenten der HfG
- Otl Aicher
- Josef Albers
- Bruce Archer, Industrial-Designer
- Max Bill (1953-1957)
- Hans Gugelot
- Hanno Kesting, Soziologe
- Walter Peterhans
- Johannes Itten
- Tomás Maldonado
- Helene Nonné-Schmidt (1953-1958)
- Horst Rittel, Mathematiker
- Walter Zeischegg, Plastiker, Designer (1951–1968)
Literatur
- Gui Bonsiepe, Bernhard Bürdeck, Silvia Fernandez: Ulmer Modelle, Modelle nach Ulm. Stuttgart 2003. Broschiert, 208 Seiten, ISBN 3775791426.
- Gerhard Curdes: Die Abteilung Bauen an der hfg (Hochschule für Gestaltung) Ulm. Eine Reflexion zur Entwicklung, Lehre und Programmatik, Schriftenreihe club off ulm e.V. Ulm 2000.
- Herbert Lindinger: Hochschule für Gestaltung Ulm. Berlin 1987. 228 Seiten, ISBN 3-4330-2272-0.
- Martin Krampen, Günter Hörmann: Die Hochschule für Gestaltung Ulm - Anfänge eines Projektes der unnachgiebigen Moderne. Berlin 2003. 300 Seiten, ISBN 3-4330-1647-X.
- Marcela Quijano: HfG Ulm, Programm wird Bau. Stuttgart 2002. ISBN 3-7995-8018-2.
- René Spitz: hfg ulm. der blick hinter den vordergrund. die politische geschichte der hochschule für gestaltung (1953-1968). Stuttgart/London 2002. 464 Seiten, ISBN 3-932565-16-9.