Politische Linke
Eine klassische linke Politik betrachtet unter anderem die Gleichberechtigung aller Menschen als anzustrebendes politisches Ideal - gemäß den Idealen der Französischen Revolution "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit". Insbesondere die politische Linke in Israel, den USA und anderen Staaten hat stets das Ideal einer völkerübergreifenden Gleichberechtigung aller Menschen vertreten.
Ursprünge: Vom Liberalismus zum Sozialismus
Die politische Linke entstammt als Begriff ursprünglich der Sitzordnung der Abgeordneten im Parlament der französischen Revolutionszeit, die nach Parteien bzw. damals auch als "Clubs" bezeichnet, gegliedert war. Rechts vom Präsidenten saßen die bürgerlich-demokratischen und konservativen bzw. zu der Zeit auch monarchistischen Parteien, links die radikaleren republikanischen "linken", damals zunächst als im revolutionären Sinn "liberal" geltenden Parteien - in der Französischen Revolution waren damit im Wesentlichen die Jakobiner als sogenannte Bergpartei (weil sie zugleich in den oberen Sitzen saßen) gemeint. Später hat sich diese Sitzordnung übertragen auf andere Parlamente: Rechts die reaktionären, nationalistischen, konservativen und/oder bürgerlichen Parteien, links die progressiven, kommunistischen, sozialistischen und/oder sozialdemokratischen Parteien. Entsprechend bezieht sich linke Politik seit spätestens Mitte des 19. Jahrhunderts auf vom Sozialismus inspirierte Ideen und Weltanschauungen. Diese Ideologien reichen bis heute vom Utopischen Sozialismus (vgl. Frühsozialismus) über den Kommunismus marxistischer Prägung und die historisch aus dem Marxismus hervorgegangene Sozialdemokratie bis hin zu den verschiedenen Strömungen des staatsverneinenden Anarchismus, der in der Regel selbst eine Beteiligung an parlamentarischen wie nicht-parlamentarischen Staatsstrukturen ablehnt.
Linke Politik versucht herkömmliche, meist als reaktionär oder konservativ verstandene Politik, die am Rückschritt auf ehemalige oder Erhalt der bestehenden Staats- und Gesellschaftsstrukturen ausgerichtet ist, zu überwinden. Dem setzt sie eine progressive, d.h. fortschrittlich verstandene Politik entgegen, die durch Reformen des Bestehenden, manchmal auch durch revolutionäre Äktivitäten neue soziale, ökonomische und politische Verhältnisse zum Vorteil der eher unterprivilegierten Bevölkerungsschichten durchzusetzen versucht. Dabei wird zwischen parlamentarischer und außerparlamentarischer linker Politik unterschieden.
Parlamentarische Linke
Im engeren Sinn fordern die Anhänger einer parlamentarischen linken Politik in der Moderne oft staatliche Interventionen in Wirtschaftsfragen, um die materielle Gleichstellung von sozial schwächeren Menschen zu fördern. Während die linken Parteien der Weimarer Republik den Freihandel als Maßnahme zur Senkung der Lebensmittelpreise befürwortet haben, gibt es in den Kreisen der politischen Linken seit der Globalisierung der 1990er Jahre oft eine Ablehnung von Freihandel und die Forderung nach größeren staatlichen Sozialleistungen. Gegenwärtig verstehen sich mehrere Parteien in der BRDeutschland als linke Parteien. dazu gehören die SPD, die Partei Bündnis 90/ Die Grünen und in ihrer extremen Form "Die Linkspartei" (PDS) und die WASG, u.a. Parteien.
Außerparlamentarische Linke
Seit jeher war linke Politik jedoch nicht nur auf Parlamentspolitik beschränkt. Nicht nur im 19. Jahrhundert blieben linke Parteien und Gruppen über relativ große Zeiträume hinweg aus Parlamenten ausgegrenzt, waren verboten oder in Folge eines Zensuswahlrechts in der Relation zu den tatsächlichen Mehrheitsverhältnissen in der Bevölkerung nur unterrepräsentiert in den Kammerparlamenten vertreten. Dies galt insbesondere für sozialistisch inspirierte Zusammenschlüsse, die gerade im 19. Jahrhundert, aber auch bis in die Gegenwart revolutionäre Umwälzungen anstrebten und teilweise auch umsetzten. Entsprechend waren diese Gruppen auch immer vor Ort aktiv an Revolutionen, Aufständen, Revolten und anderen sozialen (Klassen-)Kämpfen über die gesamte Neuzeit hinweg beteiligt oder führten diese an.
Außerparlamentarisch existieren heute viele politische Gruppierungen mit unterschiedlicher Wirkungskraft, die sich auf linke Positionen beziehen. Die inhaltlichen Vorstellungen darüber, was linke Politik mit welchen Mitteln anstrebt, sind sehr heterogen.
Auch die Nazis waren ursprünglich eine Linkspartei und bezeichneten sich wie die Kommunisten als Genossen (Volksgenossen). Ihre Gleichmacherei bezog sich allerdings allein auf das nationale Element. In weiten Kreisen der Bevölkerung steht die Bezeichnung links für Terrorismus, Unterdrückung und menschenverachtende Politik - auf jeden Fall für Antdemokratie.
Siehe auch
Anarchismus, Arbeiterbewegung, Außerparlamentarische Opposition, Internationale, Kommunismus, Kommunistische Partei, Liberalismus, Libertarismus, Marxismus, Neue Linke, Rätekommunismus,Reformismus, Revolution, Situationistische Internationale, Sozialdemokratie, Sozialismus, Sozialistische Partei, Politisches Spektrum
Weblinks
- Mathias Greffrath, Was heißt links? aus: DIE ZEIT 29/2005