Nashörner

Familie der Ordnung Unpaarhufer (Perissodactyla)
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Die Nashörner (Rhinocerotidae) bilden eine Familie der Unpaarhufer (Perissodactyla) mit fünf Arten. Sie leben in Afrika und in Asien.

Nashörner
Breitmaulnashorn in Namibia
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Seria: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
Vorlage:Classis: Säugetiere (Mammalia)
Vorlage:Subclassis: Höhere Säugetiere (Eutheria)
Vorlage:Superordo: Laurasiatheria
Vorlage:Ordo: Unpaarhufer (Perissodactyla)
Vorlage:Familia: Nashörner
Wissenschaftlicher Name
Rhinocerotidae
Gray 1821
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Merkmale

Wesentliches Merkmal der Nashörner sind die Hörner auf der Nase. Je nach Art gibt es ein oder zwei Hörner - bei fossilen Nashörnern findet man allerdings auch hornlose Arten. Das vordere Horn entwächst dem Nasenbein, das hintere (wenn existent) dem Vorderschädel. Trotz ihrer Festigkeit bestehen die Hörner nicht aus Knochensubstanz, sondern aus agglutiniertem Keratin, einem fibrillären Protein, das auch in Haaren vorkommt. Einige Wilderer versprechen sich von den Hörnern heilende Wirkung, weshalb viele Nashörner getötet und das Horn abgetrennt wurden. Das bisher größte bekannte Horn hat 1,58 m gemessen.

Nashörner haben einen massigen Körper und kurze, dicke Beine. Jeder Fuß hat drei Zehen, die jeweils in breiten Hufen enden. Die Haut ist dick und grau oder braun gefärbt. Bei den asiatischen Arten ist die Haut am Ansatz des Halses und der Beine stark gefaltet, so dass es aussieht, als seien die Tiere gepanzert. Nashörner haben ein geringes Sehvermögen, doch wird dieser Nachteil durch einen ausgeprägten Geruchssinn und ein sehr gutes Gehör ausgeglichen. Die männlichen Tiere besitzen keinen Hodensack; die Hoden liegen im Leibesinneren.

Lebensweise

Nashörner leben als Einzelgänger, die aber in Savannen auch in kleinen Herden auftauchen können. Ist ein Weibchen brünstig, so kann es zu Kämpfen unter den Männchen kommen. Der Sieger wirbt in auffallender Weise um das Weibchen: Zu diesem Verhalten gehört die Markierung des Reviers mit Urin und Kot; zudem jagen sich beide Partner, kämpfen gegeneinander und kopulieren schließlich. Nach einer Tragzeit von 15 bis 18 Monaten wird ein Junges geboren, das zweieinhalb Jahre bei der Mutter bleiben kann. Kommt ein zweites Jungtier zur Welt, so wird das ältere zumindest kurzzeitig von der Mutter verjagt.

Am Tage schlafen Nashörner, aktiv sieht man sie in der Dämmerung und nachts. Sie sind scheue Tiere, die menschliche Nähe meiden. Wenn sie sich bedrängt fühlen, greifen sie jedoch an; obwohl diese Angriffe kaum zielgerichtet sind, können sie aufgrund der Kraft des Tieres und der Gefährlichkeit des Horns doch zu schweren Verletzungen führen. Beim Laufen kann ein Nashorn 45 km/h erreichen.

Nashörner werden oft von Vögeln wie Madenhackern oder Kuhreihern begleitet, die auf der Haut sitzen und sie von Parasiten reinigen. Junge Nashörner können in seltenen Fällen von Großkatzen erbeutet werden; ausgewachsene Nashörner haben außer dem Menschen keine Feinde.

Systematik

 
Paraceratherium

Die fünf lebenden Arten kann man in drei Gruppen einteilen. Das hochgradig gefährdete Sumatra-Nashorn (Dicerorhinus sumatrensis) ist die einzige überlebende Art der ursprünglichsten Gruppe, der Dicerorhinini. Zwei weitere Arten, das gefährdete Panzernashorn (Rhinoceros unicornis) und das hochgradig gefährdete Java-Nashorn (Rhinoceros sondaicus) haben sich als Arten erst vor etwa 10 Millionen Jahren getrennt. Die beiden afrikanischen Arten, das Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum) und das Spitzmaulnashorn (Diceros bicornis), trennten sich vor etwa 5 Millionen Jahren. Sie unterscheiden sich voneinander unter anderem durch ihre Ernährungsweise. Während das Breitmaulnashorn ein Weidegänger ist, ist das Spitzmaulnashorn ein Laubfresser. Es kann mit seiner vorstreckbaren Oberllippe die Spitze von Zweigen in sein Maul ziehen.

In zurückliegenden Erdzeitaltern sahen Nashörner ganz anders aus als die heutigen Vertreter. Die Riesennashörner (Hyracodontidae) stellten mit Paraceratherium (auch unter inzwischen für ungültig erklärten Namen wie Baluchitherium und Indricotherium bekannt) das größte Landsäugetier aller Zeiten. Es war langhalsig und hornlos und lebte im Oligozän. Die frühesten Nashornverwandten sind fossil aus dem späten Eozän belegt. Diese Amynodontidae waren schon so groß wie heutige Nashörner, hatten aber keine Hörner und weideten wahrscheinlich Wasserpflanzen in Gewässern (darum auch "Wassernashörner").

Die eigentlichen Nashörner (Rhinocerotidae) entwickelten zwei Linien: Die Elasmotheriinae, deren bekannteste Gattung Elasmotherium noch in der letzten Eiszeit lebte und sich durch ein überdimensionales, 2 m langes Horn auszeichnete, und die Rhinocerotinae mit den oben erwähnten drei Gattungsgruppen. Das bekannte eiszeitliche Wollnashorn wird dabei den Dicerorhinini zugeordnet, also der Verwandtschaft des Sumatranashorns.

Kladogramm der Nashornverwandtschaft

Rhinocerotoidea
  |-- Amynodontidae (†)
  `-- Rhinocerotida
        |-- Hyracodontidae (Riesennashörner †)
        `-- Rhinocerotidae
              |-- Elasmotheriinae (†)
              `-- Rhinocerotinae
                    |-- Aceratheriini (Hornlose Nashörner †)
                    `-- N.N.
                          |-- N.N.
                          |     |-- Dicerorhinini (Sumatranashorn)
                          |     `-- Rhinocerotini (Panzernashorn, Javanashorn)
                          `-- Dicerotini (Breitmaulnashorn, Spitzmaulnashorn)

Bedrohung und Schutz

In Asien besteht eine große Nachfrage für die Hörner der Nashörner. Diese werden für kunsthandwerkliche Schnitzereien verwendet, aber auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin. Durch diesen Markt sind Nashörner vom Aussterben bedroht. In neuerer Zeit gibt es allerdings wieder eine leichte Bestandserholung. In Afrika leben nach Angaben von 1998 wieder mehr als 11.000 Nashörner, davon 8.900 in Südafrika zumeist in eingezäunten und bewachten Reservaten. Auch Schutzbemühungen Indiens und Nepals waren erfolgreich, so dass der Bestand an Panzernashörnern nach Angaben von 1997 auf 2.100 gestiegen ist. Der Bestand der Sumatranashörner ist dagegen von 900 Tieren Anfang der achtziger Jahre auf etwa 350 zurückgegangen – Ursache ist offensichtlich, dass die Regierungen von Indonesien und Malaysia nur wenige finanzielle Mittel für den Schutz dieser Tiere bereitstellen.

Siehe auch: Die Nashörner, Drama von Ionesco

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