Der Opel Kapitän wurde zwischen 1938 und 1970 produziert und war zusammen mit dem „Admiral“ und dem 1964 erschienenen „Diplomat“ eines der Oberklassenmodelle von Opel. Alle Kapitän-Modelle haben Sechszylinder-Reihenmotoren mit einem Hubraum von 2,5 bis 2,8 Liter und eine selbsttragende Karosserie.
Opel Kapitän ’39 (1938–1940)
Der „Kapitän“ war das letzte vor dem Zweiten Weltkrieg neu konstruierte Opel-Modell. Er wurde Ende 1938 vorgestellt und im Frühjahr 1939 auf dem Genfer Auto-Salon präsentiert. Den Vorkriegs-Kapitän gab es als Limousine mit zwei oder vier Türen sowie als Cabriolet. Bis zur Einstellung der zivilen Pkw-Produktion bei Opel im Herbst 1940 wurden 25.371 Stück hergestellt; 1943 folgten noch 3 Einzelfahrzeuge (Gesamtproduktionszahl 25.374). Der Kaufpreis betrug für die 2-türige Limousine 3575 Reichsmark (RM); die 4-türige Limousine kostete 3975 RM und das 4- bis 5-sitzige 4-Fenster-Cabriolet 4325 RM. Der Wagen war auch im Ausland ein Erfolg.
Die Karosseriebaufirmen Gläser in Dresden und Hebmüller in Wülfrath fertigten darüber hinaus zweisitzige Cabriolets. Diese sind in der Gesamtproduktionszahl von 248 Fahrgestellen bzw. Teileaufbauten für Sonderkarosserien enthalten.
Opel Kapitän ’48 (1948–1950)
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1947 zunächst die Produktion des Olympia wieder aufgenommen. Ab Herbst 1948 wurde auch der Kapitän in leicht überarbeiteter Form wieder produziert, allerdings nur als viertürige Limousine mit Portaltüren. Erkennbarer Unterschied die nunmehr runden Scheinwerfer und Detailänderungen wie u. a. Stoßstangen (mit stärker ausgebildeten Hörnern) und Radkappen. Er besaß wie bereits vor dem Krieg den 2,5-Liter-Reihenmotor mit 40 kW (55 PS) mit Mittelschalthebel und erreichte 126 km/h. Bis April 1950 wurden 12.936 Exemplare gebaut.
Opel Kapitän ’50 (1950–1951)
Der Kapitän ’50 erhielt einige Änderungen und Verbesserungen. Augenfälligstes Merkmal ist die neu eingeführte Lenkradschaltung („Fernschaltung“), ein neues Armaturenbrett (identisch mit dem späteren Modell ’51) und neues Design der Innenverkleidungen und Polsterstoffe (Streifen). Die Verdichtung des 2,5 Liter Motors wurde leicht von 6,0:1 auf 6,1:1 erhöht. Gebaut wurde der Kapitän ’50 von Mai 1950 bis Februar 1951 in 17.470 Exemplaren.
Opel Kapitän ’51 (1951–1953)
Der Kapitän ’51 repräsentierte mit modernisierter Karosserie, ungeteiltem Heckfenster, deutlich mehr Chrom und stärkerem Motor (43 kW/58 PS) die ersten Anzeichen des deutschen Wirtschaftswunders. Der Wagen war in den 1950er Jahren äußerst beliebt und ein Statussymbol. Zeitweise lag er bereits an dritter Stelle in der Zulassungsstatistik nach VW Käfer und Opel Olympia Rekord. Von März 1951 bis Juli 1953 wurden insgesamt 48.587 Fahrzeuge gebaut. Der Preis betrug 9.250 DM (ab 1. August 1951: 9.600 DM).
Technische Daten Opel Kapitän 1948–1953 | |||
Opel Kapitän: | 1948–1950 | 1951–1953 | |
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Motor: | 6-Zylinder-Reihenmotor (Viertakt) | ||
Hubraum: | 2473 cm³ | ||
Bohrung × Hub: | 80 × 82 mm | ||
Leistung bei 1/min: | 40 kW (55 PS) bei 3500 | 43 kW (58 PS) bei 3700 | |
Max. Drehmoment bei 1/min: | 142 Nm bei 1700 | 144 Nm bei 1700 | |
Verdichtung: | 6,0 : 1 ab Mai 1950 6,1 : 1 | 6,25 : 1 | |
Gemischaufbereitung: | 1 Fallstromvergaser (Opel/Carter) | ||
Ventilsteuerung: | Hängende Ventile, Stoßstangen und Kipphebel (seitliche Nockenwelle, Stirnräder) | ||
Kühlung: | Wasserkühlung | ||
Getriebe: | 3-Gang-Getriebe, Mittel- oder (ab Mai 1950) Lenkradschaltung | ||
Radaufhängung vorn: | Doppelquerlenkerachse, Schraubenfedern | ||
Radaufhängung hinten: | Starrachse, 2 halbelliptische Blattfedern mit je 7 Blättern | ||
Bremsen: | hydraulisch betätigte Trommelbremsen, Ø 230 mm | ||
Karosserie: | Stahlblech, selbsttragend | ||
Spurweite vorn/hinten: | 1348/1326 mm | ||
Radstand: | 2695 mm | ||
Länge: | 4620 mm | 4715 mm | |
Leergewicht: | 1230 kg | 1240 kg | |
Höchstgeschwindigkeit: | 126 km/h | 130 km/h | |
0–100 km/h: | 29 s | 24 s | |
Verbrauch (Liter/100 Kilometer): | 13,0 N | 12,0 N | |
Preis (DM): | 9.950 | 9.600–9.850 |
Opel Kapitän ’54 (1953–1955)
Im Herbst 1953 erhielt der überarbeitete Kapitän ’54 eine Pontonkarosserie im amerikanischen Stil mit einem markanten „Haifischmaul“-Kühlergrill. Alle Türen waren jetzt vorn angeschlagen und auch die Frontscheibe ungeteilt. Die Leistung des Motors stieg auf 50 kW (68 PS), die Höchstgeschwindigkeit auf 138 km/h.
In seiner Produktionszeit von November 1953 bis Juli 1955 wurden 61.543 Exemplare gebaut. Der Kaufpreis betrug 9.500 DM (ab 3. Januar 1955: 8.990 DM).
Opel Kapitän ’56 und ’57 (1955–1958)
Für die 1955 angelaufene Reihe gab es ein geringfügiges Facelift; die Motorhaube wurde geglättet, der Kühlergrill bestand nun aus senkrechten Gitterstäben statt des „Haifischmauls“. Die hinteren Kotflügel erhielten kleine „Flossen“. Ein in der Leistung gesteigerter Motor mit 55 kW (75 PS) wurde verwendet. Erstmals gab es bei diesem Modell ab Mai 1957 gegen einen Aufpreis von 900 DM eine besser ausgestattete L-Version, die unter anderem vordere Einzelsitze, abblendbaren Innenspiegel, Rückfahrscheinwerfer und mehr bot. Auch war erstmals ein Overdrive (2. und 3. Gang) lieferbar. Gebaut wurden vom Kapitän ’56 bzw. Kapitän ’57 insgesamt 92.555 Fahrzeuge.
Technische Daten Opel Kapitän 1954–1958 | |||
Opel Kapitän: | 1954/55 | 1955–1957 | |
---|---|---|---|
Motor: | 6-Zylinder-Reihenmotor (Viertakt) | ||
Hubraum: | 2473 cm³ | ||
Bohrung x Hub: | 80 x 82 mm | ||
Leistung bei 1/min: | 50–52 kW (68–71 PS) bei 3700 | 55 kW (75 PS) bei 3900 | |
Max. Drehmoment bei 1/min: | 165–170 Nm bei 1700 | 170 Nm bei 1700 | |
Verdichtung: | 7,0: 1 | 7,1: 1 | |
Gemischaufbereitung: | 1 Fallstromvergaser (Opel/Carter) | ||
Ventilsteuerung: | Hängende Ventile, Stoßstangen und Kipphebel (seitliche Nockenwelle, Stirnräder) | ||
Kühlung: | Wasserkühlung | ||
Getriebe: | 3-Gang-Getriebe, Lenkradschaltung | ||
Radaufhängung vorn: | Doppelquerlenkerachse, Schraubenfedern | ||
Radaufhängung hinten: | Starrachse, 5 halbelliptische Blattfedern | ||
Bremsen: | hydraulisch betätigte Trommelbremsen, Ø 230 mm | ||
Karosserie: | Stahlblech, selbsttragend | ||
Spurweite vorn/hinten: | 1341/1372 mm | 1372/1372 mm | |
Radstand: | 2750 mm | ||
Länge: | 4710 mm | 4735 mm | |
Leergewicht: | 1250 kg | 1300 kg | |
Höchstgeschwindigkeit: | 138 km/h | 140 km/h | |
0–100 km/h: | 23 s | 20 s | |
Verbrauch (Liter/100 Kilometer): | 12,0 N | 11,5 N | |
Preis (DM): | 9.660 | 9.350–10.250 |
Opel Kapitän P 2,5 (ursprünglich „P“, 1958–1959)
Der Opel Kapitän P 2,5 (P = Panoramascheibe), erschien im Jahr 1958, motorisiert mit einem 2,5-Liter-Motor mit einer Leistung von 59 kW (80 PS). Das Styling der Heckflossenkarosserie mit den Panoramascheiben vorne und hinten und dem reichlichen Chromzierrat war stark an amerikanische Automobile dieser Zeit angelehnt. Wegen der schlüssellochförmigen Heckleuchten wird dieses Modell heute als „Schlüssellochkapitän“ bezeichnet, manchmal auch als Kapitän „P 1“.
Durch das nach hinten stark heruntergezogene Dach, die um die Ecke gezogene Panoramascheibe und die vor allem auch optisch geringe Türbreite war der Einstieg im Fondbereich für erwachsene Personen hinderlich. Zusätzliche Hauptkritikpunkte waren die seitliche Sichteinschränkung der Fondpassagiere und die schlechte Sicht nach hinten durch das tief heruntergezogene Dach. Diese Kritik führte dazu, dass dieses Modell schon nach einem Jahr wieder abgelöst wurde. Der Kapitän P 2,5 wurde zum Preis von 10.250 DM in einer Stückzahl von 34.842 von Juni 1958 bis Juni 1959 gebaut. Optional war eine L-Version (Aufpreis 750 DM) und ein Overdrive-Getriebe (Aufpreis 650 DM) lieferbar.
Opel Kapitän P 2,6 (1959–1963)
Im Sommer 1959 erschien ein Kapitän, der wieder etwas sachlicher und „europäischer“ daherkam: Die neue Karosserie hatte eine flachere, gestrecktere Linienführung mit einer nochmals vergrößerten vorderen Panoramascheibe. Die beim Vorgängertyp kritisierte stark heruntergezogene hintere Dachlinie wurde geändert, sodass der Einstieg nach hinten wieder problemlos möglich war. Mit dem auf 2605 cm³ vergrößerten Hubraum stieg die Motorleistung auf 90 PS (66 kW) und die Höchstgeschwindigkeit auf 150 km/h.
Es sollte der erfolgreichste Kapitän aller Zeiten werden. Nach dem bis 1960 verwendeten Overdrive bot Opel bei diesem Modell ab 1960 erstmals als Extra ein automatisches 3-Gang-„Hydramatic“-Getriebe und ab 1962 eine Servolenkung an. Außerdem gab es wieder eine höherwertige Ausstattungsvariante („L“-Version). Opel nahm auch davon Abstand, nach amerikanischem Vorbild nahezu jedes Jahr ein abgeändertes Fahrzeug zu präsentieren, und bewies Modellkonstanz. Von August 1959 bis Dezember 1963 wurden insgesamt 145.616 Kapitän P 2,6 gebaut. Die letzten Neuzulassungen wurden im Februar 1964 verzeichnet. Der P 2,6 war der letzte Opel Kapitän, der in der Sechszylinder-Klasse noch vor Daimler-Benz in der Zulassungsstatistik lag.
Die oft fälschlich angewendete Typbezeichnung „Kapitän P-LV“ speziell für den Kapitän P 2,6 rührt von einem Fehler im Oswald-Standardwerk her, der immer wieder abgeschrieben wird: Die Bezeichnung „LV“ ist Opel-intern und bedeutet bei allen Modellreihen „Limousine viertürig“, analog dazu steht z. B. „LZ“ für Limousine zweitürig (siehe Ersatzteilkataloge). „LVL“ steht für „Limousine viertürig Luxus“. Das alte Kapitän-Modell hieß intern zunächst Kapitän P und später – zur Unterscheidung zum P 2,6 mit größerem Motor - eben P 2,5.
Opel Kapitän P (P 2,5) (1958/59) |
Opel Kapitän P 2,6 (1959-63) | |
---|---|---|
Motor: | 6-Zylinder-Reihenmotor (Viertakt) | |
Hubraum: | 2473 cm³ | 2605 cm³ |
Bohrung x Hub: | 80 x 82 mm | 85 x 76,5 mm |
Leistung bei 1/min: | 59 kW (80 PS) bei 4100 | 66 kW (90 PS) bei 4100 |
Max. Drehmoment bei 1/min: | 173 Nm bei 1900 | 186–191 Nm bei 1900 |
Verdichtung: | 7,5: 1 | 7,8–8,2: 1 |
Gemischaufbereitung: | 1 Opel-Fallstromvergaser (Lizenz Carter) | |
Ventilsteuerung: | Hängende Ventile, Stoßstangen und Kipphebel seitliche Nockenwelle mit Stirnradantrieb | |
Kühlung: | Wasserkühlung | |
Getriebe: | 3-Gang-Getriebe, Lenkradschaltung P 2,6 ab 1961 a.W. mit Hydramatic-Dreigangautomatik | |
Radaufhängung vorn: | Doppelquerlenkerachse, Schraubenfedern | |
Radaufhängung hinten: | Starrachse, 4 halbelliptische Blattfedern | |
Bremsen: | hydraulisch betätigte Trommelbremsen, Ø 230 mm |
hydraulisch betätigte Trommelbremsen, Ø 255 mm |
Karosserie: | Stahlblech, selbsttragend | |
Spurweite vorn/hinten: | 1376/1372 mm | 1378/1374 mm |
Radstand: | 2800 mm | |
Länge: | 4764 mm | 4831 mm |
Leergewicht: | 1310 kg | 1340-1380 kg |
Höchstgeschwindigkeit: | 144 km/h | 150 km/h |
0-100 km/h: | 20 s | 16–17 s |
Verbrauch (Liter/100 Kilometer): | 12,0 S | 12,0–13,0 S |
Preis (DM): | 10.250–11.650 | 9.975–11.975 |
Opel Kapitän A (1964–1968)
Im Jahr 1964 wurde die Produktion der KAD A-Reihe und damit auch die des Opel Kapitän A als Einstiegsmodell in die Oberklasse aufgenommen.
Die geradlinige, elegante Karosserie ohne Panoramascheiben ist identisch mit der des besser ausgestatteten Admiral und des Spitzenmodells Diplomat. Der 2,6-Liter-Motor wurde auf 100 PS (74 kW) gesteigert, doch im Herbst 1965 wurde ein völlig neuer Motor mit 2784 cm³ und 125 PS (92 kW) Leistung eingeführt, der dem großen Wagen eher gerecht wurde. Neu eingeführt wurde ein Viergang-Getriebe.
Seine Produktion wurde im Herbst 1968 eingestellt. Die nach der Ausstattung gestaffelte Modellreihe Kapitän-Admiral-Diplomat wird seither mit „KAD“ abgekürzt. Mit dieser Modellreihe verlor Opel seinen ersten Platz in der deutschen Neuwagen-Zulassungsstatistik der Sechszylinder-Klasse.
Siehe: Opel KAD A
Opel Kapitän B (1969–1970)
Anfang 1969 erschien die KAD-B-Reihe, darunter auch der Kapitän B. Das Fahrwerk wurde durch Verwendung einer De-Dion-Hinterachse stark verbessert, die Karosserie geringfügig verkleinert (Länge und Breite um ca. 5 cm).
Die Produktion des Kapitän B wurde bereits im Frühjahr 1970 eingestellt, damit verschwand der Name Kapitän aus der Angebotsliste der Opel-Produktion. Die KAD-B-Serie lief mit Admiral und Diplomat noch bis 1976 bzw. 1977 weiter.
Siehe: Opel KAD B
Die heutige Situation
Unter Sammlern und Liebhabern ist der Opel Kapitän ein gefragtes Modell. Grundsätzlich handelt es sich beim Kapitän um ein äußerst zuverlässiges Fahrzeug, frühere Rostprobleme sind nach einer guten Restauration kein Problem mehr, da die Fahrzeuge in der Regel nicht mehr dem täglichen Einsatz und vor allem dem winterlichen Streusalz ausgesetzt sind. Es gelten alle Baujahrsvarianten als empfehlenswert und beliebt. Besonders gesucht sind die seltenen Cabrioversionen, der 51er Kapitän, aber auch der einst verschmähte P 2,5 (Schlüsselloch-Kapitän) hat sich zu einer der meistgesuchten Varianten entwickelt.
Während die Versorgung mit technischen Teilen im Großen und Ganzen immer noch als zufriedenstellend zu bezeichnen ist, mangelt es an Blechteilen; insbesondere Kotflügel und vor allem Chromteile sind rar. Viele dieser Chromteile werden inzwischen nachproduziert. Auspuffanlagen (teils aus Edelstahl), Reifen (sogar diverse Weißwandangebote) sind kein Problem, wenn auch teils recht teuer. Selten zu findende Teile werden auch nachgefertigt. Ein reges Clubleben mit vielen Beschaffungsmöglichkeiten und technischer Hilfe stellen die 1972 gegründete Alt-Opel Interessengemeinschaft und der Opel Kapitän Club dar.
Spezielle und aufgrund der Einsatzbedingungen günstige Oldtimerversicherungen sowie die Zulassungsmöglichkeit mit einem H-Kennzeichen (historisches Fahrzeug) machen das Hobby und den Erhalt technischen Kulturgutes bezahlbarer.
Quellen
- Werner Oswald: Deutsche Autos 1945–1975. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1975, ISBN 3-87943-391-7, S. 72–142.
- Eckhart Bartels: Das Opel Kapitän Buch Podszun Verlag, Brilon 1987 und 1999, ISBN 3-86133-193-4
Weblinks
- Interessengemeinschaft Kapitän - Admiral - Diplomat Sauerland
- Opel Kapitän–Admiral–Diplomat
- Opel Kapitän P2.5
- Opel Kapitän Club e.V.