Gedenken an den 13. Februar 1945 in Dresden

Erinnerung an die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg
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Die Luftangriffe auf Dresden waren eine Reihe von Fliegerangriffen der Royal Air Force und der United States Army Air Force auf den Großraum Dresden im Zweiten Weltkrieg. Dabei sind die vier aufeinander folgenden Angriffswellen vom 13. bis 15. Februar 1945 in die Geschichte eingegangen. Sie zerstörten große Teile der Dresdner Innenstadt, töteten eine unbekannte Anzahl von Menschen und trafen industrielle und militärische Infrastruktur. Die Schätzungen über die Zahl der Getöteten gehen weit auseinander und werden je nach ideologischer Sichtweise in der öffentlichen Diskussion unterschiedlich genannt. Meist aber gehen Historiker heute von 25.000 bis 40.000 Toten aus.

Vor allem vor dem Hintergund der britischen Area Bombing Directive wird bis heute heftig darüber debattiert, ob die Bombardierungen militärisch sinnvoll waren und ob sie als Kriegsverbrechen zu werten sind.

Dieser Artikel beschreibt Ursachen, Ziele, Verlauf, Folgen und das heutige Gedenken der Luftangriffe auf Dresden. Ihren weiteren historischen Zusammenhang behandelt der Artikel Luftkrieg.

Dresden 1945: Blick auf die Altstadt

Ursachen und Ziele

Zu Beginn des Jahres 1945 setzten die Alliierten zur Entscheidungsschlacht im Kampf gegen Hitlerdeutschland an. Die Westalliierten hatten bereits im November 1944 den Rhein erreicht, die Rote Armee war bis Ende Januar an die Oder und Neiße vorgedrungen. Aus dem Osten strömten Millionen Flüchtlinge vor allem nach Mitteldeutschland. Versprengte Wehrmachtseinheiten versuchten die Wiederaufstellungsräume jenseits der noch ungefestigten sowjetischen Frontlinie zu erreichen, die erst im Februar und März auf die für die Schlacht um Berlin notwendige Stärke anwuchs. Planungsschwerpunkt der Armeen der Westalliierten zu diesem Zeitpunkt war das Ruhrgebiet.

In diesem Moment des Kräftesammelns waren alliierte Luftangriffe ein entscheidendes Mittel zur Vorbereitung der Niederringung der „Festung Deutschland“. Die Schläge waren neben Militär-, Verkehrs- und Verwaltungseinrichtungen sowie Produktionsstätten auch gegen die Moral und den Durchhaltewillen der Bevölkerung und der Organe des Nazistaats gerichtet. Dabei wurden in den letzten Monaten des Krieges zahlreiche große und kleine deutsche Städte in Flächenbombardements angegriffen und teilweise großflächig zerstört. Aufgrund der Überlegenheit der strategischen Bomberflotten der amerikanischen und britischen Alliierten fiel diesen die Hauptlast bei den Angriffen zu.

Ab Sommer 1944 hatte das britische „Bomber Command“ Pläne für einen besonders schweren Vernichtungsschlag („Thunderclap“) entwickelt, um den Durchhaltewillen der Deutschen endgültig zu brechen. Doch im Januar 1945 errechnete der britische Geheimdienst, dass die Wehrmacht nochmals bis zu 42 Divisionen an die Ostfront verlegen könnte. Nun wurden die Angriffspläne für die RAF modifiziert. Dresden wurde neben Berlin, Leipzig und Chemnitz zum vorrangigen militärischen Zielgebiet.

Auf der Konferenz von Jalta vom 4. bis 11. Februar 1945 vereinbarten die Alliierten auf Drängen der Sowjets weitere westliche Fliegerangriffe, darunter auch die auf Dresden. Diese sollten ein wichtiges Produktions- und Verkehrszentrum hinter der Ostfront funktionsuntüchtig machen und so weitere Truppentransporte verhindern. Zugleich sollten sie Evakuierungen erschweren, die Rote Armee von Gegenangriffen entlasten und so das sowjetische Vorrücken erleichtern.

Dresdens Bedeutung im Krieg

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs war Dresden mit 642.143 Einwohner die siebtgrößte deutsche Stadt. Ihr Gebiet blieb bis zum August 1944 von Luftangriffen verschont, weil es bis dahin außerhalb der Reichweite alliierter Bomber lag. Im Herbst 1944 war Dresden das letzte unbeschädigte größere deutsche Industrie- und Verwaltungszentrum.

Verkehr

Dresden war drittgrößter Bahnumschlagplatz des Deutschen Reichs und damit einer seiner wichtigsten Verkehrsknotenpunkte. Hier kreuzten sich die Bahnstrecken nach Berlin, Breslau, Leipzig, Nürnberg, Prag und Warschau. Große Teile des Bahnverkehr des Raums Leipzig–Berlin–Dresden wurden ab 1944 über den Rangierbahnhof Friedrichstadt, den Hauptbahnhof und den Bahnhof Dresden-Neustadt abgewickelt, da Bahnanlagen anderer Städte bereits schwer beschädigt waren. Zudem versorgten die Anlagen die Industriebetriebe Freitals und Bergbaubetriebe im Erzgebirge sowie die Industrien Pirna und Heidenau, Radebeul und Coswig ebenso wie die Gebiete um Bautzen und Görlitz. Die großen Industriebetriebe Dresdens waren über den Kohlebahnhof mit dem Alberthafen und dem Güterbahnhof in der Leipziger Vorstadt (Neustadt) verbunden.

Industrie

Nach Angaben der US Army Air Force (USAAF) waren im Februar 1945 „mindestens 110“ Fabriken und Unternehmen in Dresden ansässig, die „legitime militärische Ziele“ darstellten (siehe auch: totale Kriegswirtschaft). 50.000 Arbeiter habe allein die Rüstungsindustrie beschäftigt, darunter auch Zulieferindustrie für die Flugzeugwerke in Dresden-Klotzsche. Militärisch bedeutsam waren nach lokalen Quellen:

  • chemische Industrie in Niedersedlitz,
  • die Waffenfabrik Lehmann,
  • optische Werke, vor allem Zeiss Ikon im Stadtzentrum und Emil Wünsche in Reick,
  • Stahlbau Kelle & Hildebrandt in Großluga,
  • Hersteller von Transformatoren und später Röntgengeräten wie Koch und Sterzel A.G. in Mickten,
  • Schaltanlagen - und Apparatebau Gebrüder Bassler
  • Funktechnik von Radio-Mende.

Das Sachsenwerk, Avus und Miag produzierten mit Kriegsgefangenen in Leuben, die auf dem Gelände des Mühlenwerkes interniert waren, ebenso wie die Rüstungsfabrik Universelle. Auch Zwangsarbeiter aus dem KZ Flossenbürg und anderen Konzentrationslagern mussten in der Industrie arbeiten.

Militär

Dresden war 1944/45 die letzte intakte Garnisonsstadt im Rücken der Ostfront. Schon im 19. Jahrhundert war die Albertstadt als Militärbezirk am nördlichen Stadtrand errichtet worden. Sie umfasste weitläufige Kasernenkomplexe mit Versorgungseinrichtungen wie der Heeresbäckerei, Metallverarbeitungsbetriebe mit Gleisanschluss oder einfache Handwerksbetriebe wie Exerzierplätze, Kanonenschussbahnen, und die Heeresoffiziersschule (OSH). Auch in Mickten wurden Kasernen errichtet. Die Reste der Reichswehr von 1918 wurden 1921 in Dresden untergebracht.

Anfang der 30er Jahre begann der Bau des Flughafens in Klotzsche als Ersatz für den Luftschiffhafen im Elbtal. Nach der Machtübernahme der Nazis wurde die Stadt bis 1939 nochmals militärisch ausgebaut und wurde Sitz des Wehrbereichskommandos. Das Luftgaukommando IV wurde in Strehlen (Innenstadt) und die Luftwaffenschule in Klotzsche errichtet. Bei Nickern entstand 1939/40 ein weiterer ausgedehnter Kasernenkomplex der Luftwaffe. Zudem standen 1939 etwa 20.000 Mann des IV. Wehrbereichs (Armeekorps) der 6. Armee in Dresden.

Im Kriegsverlauf wurden die meisten regulären Truppenteile an die Front verlegt, darunter auch die Flak. Die Kasernen wurden meist mit auszubildenden Ersatztruppen wieder aufgefüllt. Die Garnisonsstadt wurde zu einer Lazarett- und Versorgungsstadt: Auch die bekannten Ballhäuser, Gaststätten und Elbdampfer wurden zu Lazaretten und Lagern umfunktioniert.

"Verteidigungs-" und "Festungsbereich"

In Stalingrad und später Königsberg lernte die Wehrmacht, dass Panzerfäuste und Granaten selbst von Kindern oder Alten auf kürzester Distanz effektiv gegen Panzer eingesetzt werden konnten. Im November 1944 wurden daher auch in Dresden 10 Bataillone des "Volkssturms" rekrutiert und vereidigt: darunter Einheiten zum Schanzenbau, Panzerjagdkommandos, Nachrichteneinheiten, Transportbataillone aus sämtlichen Dresdner LKWs samt Fahrern. Einige davon wurden im Januar an die Ostfront abkommandiert. Der Großteil - etwa 20.000 Mann aus Volkssturm und Hitler-Jugend - blieb jedoch in Dresden kaserniert. Diese Truppen wurden auch in Schulen wie Heeresoffiziere ausgebildet, konnten aber nach der Versorgung der Wehrmacht, SS und Polizei nicht mehr ausreichend bewaffnet werden und wurden daher zum Stellungsbau eingesetzt.

Die Nazis wollten die Elbe von Hamburg bis Prag zur letzten deutschen Verteidigungslinie gegen den Vormarsch der Roten Armee machen. Dazu sollten die flussnahen Städte zu "Festungen" ausgebaut werden, die der "Volkssturm" verteidigte. Den vorerst geheimen Befehl zur Errichtung des Verteidigungsbereichs Dresden-Riesa gab Generaloberst Heinz Guderian bereits am 1. Dezember 1944: Rund um die Stadt sollten Panzersperren, Panzergräben, Schützengräben, Artilleriestellungen und Minenfelder angelegt werden. Die Behörden in der Stadt wurden dazu dem Befehl des Korpsstab unterstellt.

Nach den ersten Luftangriffen häuften sich seit Januar 1945 die Ersatzanfragen von den Fronten. Mehrere wurden abgelehnt, u.a. die Anfrage des Kommandeurs der vor der Stadt kämpfenden 4. Panzerarmee. So behielt die Garnison Dresden bis zum Mai eine beachtliche Truppenstärke, die vor allem aus der Division 404, der Waffen-SS, Luftwaffe, schlecht ausgerüsteter Flak-Ersatz-Abteilung und Mairne (Tharandt und Ottendorf-Okrilla) bestand. Die militärischen Polizeitruppen rückten jedoch im März zur Ostfront.

Erste Luftangriffe vom August 1944 bis Januar 1945

 
B-17 Flying-Fortress der USAAF

Seit März 1944 besaßen die Allierten zunehmend die Lufthoheit über Deutschland und die besetzten Gebiete. Seit Herbst 1944 gab es häufiger Voralarm und Luftalarm in Dresden.

Am 24. August 1944 erfolgte ein erster Bombenangriff auf die Industrie in Freital (Mineralölwerk), das Industriegelände Dresden-Gittersee und Freital-Birgikt. Eine Bombe fiel auf Dresden-Coschütz. Dabei starb eine unbekannte Anzahl Menschen; die Sächsische Zeitung nennt 241 Tote, während die US-Army Air Force (USAAF) keine Angaben dazu macht.

Am 7. Oktober 1944 griffen 30 amerikanische Bomber mit ca. 80 US-Tonnen Sprengbomben als Ersatz für das zunächst angepeilte Brüx den Güter- und Rangierbahnhof Friedrichstadt sowie die Rüstungsfabrik Lehmann an. Einige Bomben fielen auch auf die westliche Altstadt (Seevorstadt) und töteten 312 Menschen.

Am 16. Januar 1945 bombardierte die USAAF mit 133 Flugzeugen, 279,8 US-Tonnen Sprengbomben und 41.6 US-Tonnen Brandbomben tagsüber erneut den Rangierbahnhof Friedrichstadt. Auch Dresden-Cotta, Dresden-Löbtau und Leutewitz wurden getroffen. Der Angriff forderte 334 Tote.

Die Flugabwehr Dresdens war geschwächt. Trotz der Angriffe wurde die Flak im Januar an die Ostfront verlegt. Auf dem Flughafen in Dresden-Klotzsche standen noch 30 Abfangjäger bereit, die allerdings kaum noch Treibstoffreserven hatten.

Die Luftangriffe vom 13. bis 15. Februar 1945

Den Angriffsbefehl dazu gab Arthur Harris, seit 1942 Oberbefehlshaber des britischen "Bomber Command". Der Wechsel von Nachtangriffen der RAF und Tagesangriffen der USAAF war seitdem üblich. Sechs Bomberstaffeln flogen gegen 17:30 von ihren Horsten in Südengland über zwei Routen in das Reichsgebiet ein. Hinter der Westfront flogen einige Begleitjäger andere Routen zur Irreführung der deutschen Luftabwehr.

Am Faschingsdienstag, 13. Februar 1945 um 21:45 wurde in Dresden Fliegeralarm ausgelöst. Die Menschen begaben sich in die Keller ihrer Häuser oder Wohnblocks. Luftschutzbunker gab es kaum, da die Nazi-Behörden unter Gauleiter Mutschmann den Schutz der Bevölkerung trotz lange bestehender Pläne sträflich vernachlässigt hatten.

Die Angriffe begannen bei aufgeklartem wolkenlosen Nachthimmel. Um 22:03 wurde die Innenstadt mit Lichtkaskaden ("Christbäumen") ausgeleuchtet, zwei Minuten darauf wurden rote Zielmarkierungen auf das gut sichbare Dresdner Fußballstadion nordöstlich des Stadtkerns abgeworfen. Von 22:13 Uhr bis 22:28 fielen die ersten Bomben. 244 britische Bomber der Pionier-Einheit "Nr. 5" zerstörten die Gebäudedächer mit 529 Luftminen und 1800 Spreng- und Brandbomben, insgesamt 900 Tonnen. Sie gingen südwestlich des Zielpunktes in einem 45-Grad-Fächer zwischen der großen Elbschleife im Westen der Stadt, dem industriell bebauten "Ostragehege" (heute Messegelände) und dem Hauptbahnhof, etwa 2,5 km Luftlinie entfernt, nieder. Diese 15 Minuten setzten bereits eine Fläche von etwa drei Vierteln der Dresdner Altstadt in Brand. Gezielte Treffer einzelner Gebäude waren bei diesen Nachtangriffen der RAF weder beabsichtigt noch möglich. Vielmehr sollte ein Bombenteppich die Innenstadt flächig zerstören.

Um 1:23 Uhr begann die zweite Angriffswelle mit 529 britischen Lancaster-Bombern. Sie warfen insgesamt 650.000 Stabbrandbomben - 1500 Tonnen - über einem Gebiet von Löbtau bis Blasewitz und von der Neustadt bis Zschertnitz ab. Die von der ersten Angriffswelle verursachten Brände dienten nach Augenzeugenberichten englischer Fliegerbesatzungen zur Orientierung für die nachfolgenden Bomber. Ihre Bomben trafen auch die Elbwiesen und den Großen Garten, wohin viele Dresdner nach der ersten Welle geflüchtet waren, und beschädigten auch Kliniken wie die Frauenklinik Pfotenhauer Straße und das Diakonissenhaus Neustadt schwer. Beide Bombardements betrafen ein Stadtgebiet von etwa 15 Quadratkilometern.

Die zweite Angriffswelle verhinderte sofortige Löschaktionen, so dass sich die zahlreichen Einzelfeuer rasch zu einem orkanartigen Feuersturm vereinten. Dieser zerstörte ganze Straßenzüge; in der starken Hitze schmolzen Glas und Metall. Der starke Luftsog wirbelte sogar größere Gegenstände und Menschen umher oder zog sie ins Feuer hinein. Die Flammen waren im weiten Umkreis am Himmel zu sehen: sogar bis zum etwa 60 km entfernten Neustadt, wo am folgenden Tag auch ein Ascheregen niederging. Menschen verbrannten, starben durch Hitzeschock und Luftdruck oder erstickten in den Luftschutzkellern an Brandgasen. Wer sich ins Freie retten konnte, war auch dort dem Feuersturm und weiteren Bomben ausgesetzt.

Die Nazis hatten nach den ersten Bombenangriffen 1944 für viele Mauerdurchbrüche in den Kellern zu Nachbarhäusern gesorgt. Zeugen berichten, dass einige Menschen so durch die geschlossenen Häuserzeilen in unversehrte Häuser und Stadtteile fliehen konnten. Andere fanden demnach durch die Gewölbe unterhalb der Altstadt ins Freie der Elbwiesen. Viele wurden jedoch auf der Flucht von Brandgasen ereilt und fanden den Tod; Familien wurden im Chaos auseinandergerissen. Überlebende, die in Bunkern und Kellern ausgeharrt hatten oder den Weg ins Freie gefunden hatten, wurden für den Rest ihres Lebens schwer traumatisiert.

Viele Menschen flohen in nicht oder kaum bombardierte Stadtteile wie Mockritz, Leuben, Blasewitz, Pieschen, Löbtau oder in das Umland. Öffentliche Gebäude wie NSDAP-Stellen, Gasthöfe und Schulen wurden als Auffangstellen genutzt und zu provisorischen Notaufnahmen umfunktioniert. Allein in den fünf Auffangstellen von Dresden-Plauen wurden bis Mitte März 16.000 Flüchtlinge registriert. Viele der Ausgebombten schickten die Behörden in das Umland.

Den Nachtangriffen folgte am 14. Februar um 12:17 Uhr ein Tagesangriff von 311 B-17-Bombern nebst 5 Begleitjägern der USAAF. Sie warfen bei schlechtem Wetter nach Zielradar nochmals 1800 Sprengbomben und 136.800 Stabbrandbomben ab. Angriffsziele waren diesmal einige Rüstungsbetriebe und der Verschiebebahnhof Friedrichstadt. Getroffen wurden aber auch das dortige Krankenhaus und umliegende Stadtteile.

Die Bombardierungen trafen auch jüdische Bürger Dresdens. Ihnen war die Nutzung von Luftschutzräumen untersagt. Dennoch gelang es einigen, in die Keller zu flüchten. Da auch die Gestapozentrale zerstört wurde, musste eine für den 14. Februar 1945 auf dem Platz der schon 1938 zerstörten Synagoge angesetzte Deportation ausfallen. So konnten einige wenige Dresdner Juden, die die Angriffe überlebten, ihren Mördern entkommen: darunter Henny Brenner und der Literaturwissenschaftler Victor Klemperer.

Am 15. Februar um ca. 10:15 stürzte die ausgebrannte Frauenkirche ein. Um 11:51 folgte ein weiterer Tagesangriff von 211 amerikanischen B17. Bei schlechter Sicht warfen sie 460 Tonnen Bomben verstreut auf das gesamte Gebiet zwischen Meißen und Pirna.

In den folgenden Tagen wurden die Leichen in der Stadt mit Lastwagen oder Handkarren eingesammelt, zu öffentlichen Plätzen zur Identifizierung gebracht und dort zu Tausenden gestapelt. Aus Furcht vor Seuchen wurden am 25. Februar 6.865 Leichen auf dem heutigen Altmarkt verbrannt. Bis zum 17. April wurden rund 25.000 Tote begraben. Stadtteile wurden abgeriegelt und von Gauleiter Martin Mutschmann zu „toten Gebieten“ erklärt.

Weitere Angriffe auf die "Festung" Dresden bis zur Kapitulation

Am 2. März flogen 455 B-17 nach Angaben der USAAF zunächst das Hydrierwerk Schwarzheide an, wichen aber auf das Ersatzziel Dresden aus. Ab 10:27 Uhr fielen 940.3 US-Tonnen Sprengbomben und 140.5 US-Tonnen auf die Bahnanlagen in Friedrichstadt und Neustadt sowie in die angrenzende Bebauung.

Werner von Gilsa war nach den Februarangriffen in Dresden eingetroffen und übernahm nun als Nachfolger von Friedrich-Wilhelm Liegmann das Kommando über den Festungsbereich. Sein Stab befand sich vorerst noch im Taschenbergpalais (Altstadt), anschließend in der Albertstadt. Er ließ die Lebensmittellager offen und stellte den Bombenflüchtlingen die Luftwaffensanitätseinheit in Dresden-Nickern zur Verfügung. Andere Truppenteile oder gar Durchreisende ließ er abfangen und abkommandieren; Beurlaubte oder gar Leichtverletzte wurden zu neuen Truppen zusammengestellt.


Am 10. April verfügte Gauleiter Mutschmann, dass nun auch die Schüler Stellungen bauen müssten. Auf der Brühlschen Terrasse wurden Geschütze aufgestellt.

Die 8. Bomberflotte der USAAF flog am 17. April mit 572 Maschinen einen weiteren Angriff. Über den Rangierbahnhöfen der Stadt warf sie 1526.4 US-Tonnen Sprengbomben und 164.5 US-Tonnen Brandbomben ab, auf ein nicht genanntes Industriegebiet wurden weitere 28.0 US-Tonnen Sprengbomben abgeworfen. Erst bei diesem letzten Angriff während des Krieges wurde der Bahnverkehr durch Dresden wirksam unterbrochen.

Das nationalsozialistische Regime nutzte die verheerenden Angriffe zur Propaganda gegen die Alliierten, um die letzten Kräfte der Überlebenden zu mobilisieren. Sie hofften, die Anti-Hitler-Koalition könnte im letzten Moment zerfallen, und erteilten deshalb für die Elblinie den Befehl "Halten bis zum Letzten!". Am 14. April erklärte Mutschmann Dresden offiziell zur "Festung". Luftbilder der USAAF bestätigen den weiten Fortschritt der gebauten Verteidigungsanlagen.

Am 23. April warf die RAF 40.000 Flugblätter über Dresden ab. Insgesamt wurden zwschen August und April 10 Millionen Flugblätter abgeworfen.

Am 5. Mai 1945 war Berlin "gefallen"; Dresden wurde von der Front schon lange umgangen. Nun befahl Gilsa die Räumung der Stadt und löste den "Verteidigungsbereich Dresden" auf. Dennoch kam es zu Kämpfen in der Stadt. Versprengte Gruppen verteidigten sie trotz der Zerstörungen bis zur Kapitulation des Deutschen Reiches am 8. Mai 1945. Erst an diesem letzten Kriegstag nahm die Rote Armee das Stadtgebiet vollständig ein.

Folgen

Dresdens Innenstadt war dicht besiedelt gewesen. Sie bestand hauptsächlich aus Mischgebieten der Gründerzeit, in denen die Industriebetriebe in den Hinterhöfen der Wohnbebauung befanden oder als größere Komplexe direkt an Siedlungen angrenzend errichtet wurden.

Die barocke Dresdner Altstadt auf mittelalterlichen Grundriss brannte zu einem großen Teil aus, so dass außer Ruinen nur wenige Gebäude schwer beschädigt erhalten blieben. Die Seevorstadt, Johannstadt, die östliche Südvorstadt waren weitgehend abgebrannt oder zertrümmert. Im Stadtzentrum, Bezirk IV, wurden im März noch 4000 Einwohner festgestellt. Auch die alten Ortskerne und historischen Bauten von Mickten, Strehlen und Gruna waren vernichtet. Hinzu kamen schwere Schäden in Industriegebieten wie Reick, Friedrichstadt, Plauen, Zschertnitz, der Inneren Neustadt sowie Brände in Prohlis. Zwischen Schandauer Straße und Bodenbacher Straße wurden fast 800 Häuser mit rund 7000 Wohnungen, Fabriken und Werkstätten vollständig zerstört. Der nördliche Teil Striesens musste tausende Flüchtlinge aufnehmen. "Leichtere Schäden" (einzelne Häuserzeilen) in den Pieschen, Hechtviertel, in Niedersedlitz und der Kasernenstadt Albertstadt; die am dichtesten besiedelte Äußere Neustadt blieb weitgehend verschont.

70% der Dresdner Industriebetriebe waren zerstört und viele Versorgungseinrichtungen wie Gas-, Wasser- und Kraftwerke beschädigt [1], aber mit ihnen auch jene Wohngebiete. Bis Mai 1945 waren 60.000 bis 75.000 von insgesamt 222.000 Wohnungen mitsamt Hausrat und Kleidung völlig zerstört, weitere 18.000 Wohnungen schwer und 81.000 leicht beschädigt. Zerstört wurden ferner 72 Schulen, 22 Kliniken, 19 Kirchen, 5 Theater, 50 Banken und Versicherungsgebäude, 31 Kaufhäuser, 31 große Hotels, 62 Verwaltungsgebäude. 50% aller Geschäfte wurden ebenso zerstört wie die Fuhrparks vieler Unternehmen.

Die "Schlussmeldung" des SS- und Polizeiführers Elbe vom 15. März 1945 nannte noch sechs Betriebe, die die Produktion mit unbestimmter Menge wieder aufnahmen. Der Schlachthof im Ostragehege nahm den Betrieb am 19. Februar, die Brotfabrik und Großfleischerei Rosenstraße Ende März behelfsmäßig wieder auf. Trotz der Öffnung der Nahrungsmitteldepots wurden die Nahrungsmittel bald knapp, und selbst Lebensmittelkarten konnten nicht mehr gedruckt werden. Erst Mitte April wurde die Verpflegung der Ausgebombten durch die NS-Volkswohlfahrt eingestellt. "Volksgenossen ohne eigene Kochgelegenheit" wurden auf die gemeinsame Benutzung vorhandener "Kochstellen" verwiesen (Notiz Einsatzbesprechung Bez.verw. IV, 10.04.45).

Die Bombenangriffe zerstörten viele Gebäude und unersetzliche Kulturdenkmäler aus dem Spätbarock. Darunter waren die Semperoper, die Frauenkirche, das Dresdner Schloss, die Sophienkirche, der Zwinger. Ein Großteil des Kulturerbes des "Florenz an der Elbe" hatte aufgehört zu existieren. Der spätere Wiederaufbau in der DDR ignorierte den früheren Stadtgrundriss und ließ viele Ruinen abreißen (z.B. Sophienkirche, Große Meißner Straße u.a.) und verstärkte so noch den Eindruck einer fast völligen Zerstörung des Stadtkerns.

Im Gegensatz zu den Tagesangriffen der USAAF zielten die vorherigen Nachtangriffe der RAF nicht direkt auf die Dresdner Rüstungsindustrie. Trotzdem wurde die Industrie durch Spreng- und Brandbomben schwer beschädigt oder zerstört, und auch die Angriffe der USAAF waren wegen der schlechten Sicht sehr ungenau. Die meisten Industriebetriebe mussten ihre Produktion einstellen. Sie waren beschädigt oder zerstört. Ihre Arbeiter waren umgekommen, ausgebombt oder konnten die Betriebe nicht erreichen. Die Versorgung mit Elektrizität, Wasser und Gas war zusammengebrochen. Der Straßenverkehr war nach dem 13. Februar zunächst vollständig unmöglich geworden. Die Oberleitung der Straßenbahnen waren zu 75 % zerstört, Straßen verschüttet; das Bauamt zählte 1100 Bombentrichter in den Straßen. Es gab im gesamten Stadtgebiet keine unbeschädigte Elbbrücke mehr. Das verkehrlich wichtige Zentrum war unpassierbar geworden. Die Arbeitstellen wie Behörden mussten zu Fuß, und meist durch die Trümmerwüste der Altstadt, erreicht werden. Der Eisenbahnverkehr wurde nach 2 Wochen behelfsmäßig wieder in Betrieb genommen. Truppentransporte fuhren aber bereits nach wenigen Tagen wieder, da die Fernstrecken durch Dresden bis zum 2. März 1945 nahezu unversehrt geblieben waren.

Die NS-Behörden waren arbeitsunfähig, als Auffangstellen umfunktioniert oder ausgebrannt, viele Beamte waren geflüchtet oder umgekommen. Die Stadt war nicht mehr in der Lage, "ihre laufenden Verwaltungsarbeiten durchzuführen"(Mutschmann). Wegen Personalmangel wurden Beamte aus ganz Sachsen verpflichtet.

Unter den Westalliierten war das nächtliche area bombing in den letzten Kriegsmonaten umstritten. Besonders nach den Februarangriffen auf Dresden drängte die US-Militärführung die Briten dazu, diese Taktik aufzugeben. Doch die RAF war überwiegend für Flächenbombardements ausgerüstet und ausgebildet. Am 28. März 1945 erwog Churchill, den Luftkrieg gegen deutsche Städte einzustellen, und distanzierte sich in einem Telegramm vorsichtig davon:

„Mir scheint, der Moment ist da, wo das Bombardieren deutscher Städte, nur um den Terror zu vermehren, ...überdacht werden sollte. Andernfalls werden wir ein völlig zerstörtes Land kontrollieren...Die Zerstörung von Dresden stellt die Ausführung alliierten Bombardierens von nun an ernsthaft in Frage.“

Am Folgetag schätzte Arthur Harris die Wirkung in einem Schreiben an das Air Ministry so ein:

„Dresden war eine Ansammlung von Munitionsfabriken, ein intaktes Verwaltungszentrum und ein Knotenpunkt für Transporte nach Osten. Nun ist es nichts mehr davon."

Historische Debatte

Die objektive Betrachtung der Luftangriffe ist bis heute erschwert, weil sie von politischen Interessen mitbestimmt wird. Schon das Ministerium von Joseph Goebbels benutzte Dresdens Bombardierung, um die deutsche Kriegsschuld zu relativieren und eine Opferrolle der Deutschen zu behaupten. Der Kalte Krieg und die deutsche Spaltung haben dann eine von ideologischen Vorurteilen unbelastete Erforschung von Ursachen und Wirkungen des Kriegsverlaufs in der Geschichtswissenschaft lange Zeit dominiert.

Dresdens erster Nachkriegs-Bürgermeister Walter Weidauer hatte den Angriff 1946 noch als vermeidbare, aber von deutschen Faschisten provozierte Katastrophe dargestellt: Drei Jahre später beschuldigte er allein die Westmächte der verbrecherischen Bombardierung Dresdens ohne jegliche militärische Notwendigkeit. Seit 1949 unterstellte die DDR-Propaganda den Alliierten entgegen den heute bekannten Tatsachen, sie hätten der Sowjetunion ein unnötig zerstörtes Ostdeutschland hinterlassen wollen.

In diese Ideologisierung wird bis heute auch der Streit um die Opferzahlen hineingezogen. Vor allem Rechtsextremisten und Geschichtsrevisionisten kolportieren aus ähnlichem Kalkül wie die Nazis Zahlen von 200.000 bis zu 600.000 Toten, um damit ihr Schlagwort vom "Bombenholocaust" zu begründen.

Ungewisse Zahlen der Getöteten

Hohe Schätzungen berufen sich meist auf Aussagen von Zeitzeugen, die nicht mehr überprüft werden können, sowie auf schon früh verbreitete Fehlinformationen:

  • Ein Dokument des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) von 1946 enthielt Angaben über etwa 275.000 Toten. Diese Zahl war kein Ergebnis eigener Nachforschungen, sondern von "Berichten", zu denen auch erwiesenermaßen falsche Angaben aus dem Ministerium von Joseph Goebbels gehörten.
  • Der ehemalige Dresdner Generalstabsoffizier Eberhard Matthes, der damals mit Aufräumarbeiten befasst war, behauptet seit 1992, bis zum 30. April 1945 seien 3.500 Leichen voll, 50.000 teilweise und 168.000 gar nicht identifiziert und dies sei an Adolf Hitler persönlich gemeldet worden. Belegen konnte er diesen mündlichen Bericht nicht.
  • Auch populäre Lexika (Britannica, Bertelsmann, Brockhaus) und Printmedien (Süddeutsche Zeitung, Die WELT, Frankfurter Allgemeine) gaben oft nicht verifizierte Zahlen von 60.000 bis zu 300.000 Toten an.

Die großen Unterschiede ergeben sich aus einigen Faktoren, die nicht mehr exakt feststellbar sind. Unbekannt ist zunächst die Einwohnerzahl Dresdens im Februar 1945. Davon hängt die Einschätzung der Siedlungsdichte im Innenstadtbereich und der davon prozentual Getöteten mit ab. Wieviele Bürger Dresdens an der Front kämpften und starben, in KZs deportiert wurden oder aus Furcht vor Fliegerangriffen, Raumnot oder Nahrungsknappheit die Stadt verließen und in das Umland flüchteten, liegt ebenfalls im Dunkeln. Historiker gehen aber meist davon aus, dass Dresden etwa 10% weniger als vor Kriegsbeginn, jedenfalls unter 600.000 Einwohner hatte. Der angesehene Dresdner Historiker Götz Bergander zum Beispiel rechnet mit etwa 570.000 gemeldeten Stadtbürgern. Im November 1945 ergab eine Volkszählung die Einwohnerzahl von 454.249.

Dazu kamen damals eine ebenfalls unbekannte Zahl von Flüchtlingen, vornehmlich als Durchreisende aus dem Osten. Darunter waren viele Schlesier wie die Bewohner Breslaus, die im Februar 1945 evakuiert wurden und über Dresden westwärts flohen. Bergander schätzt, dass sich im Februar 1945 vorübergehend etwa 200.000 Flüchtlinge zusätzlich im Großraum Dresden aufhielten. Davon hätten aufgrund des begrenzten Wohnraums höchstens einige 10.000 Platz in der Innenstadt gefunden. Die USAAF dagegen hält es für möglich, dass sich bis zu 1 Million Personen am 13. und 14. Februar in Dresden aufgehalten haben könnten.

Die historische Forschung hat einige relativ zuverlässige Behörden-Dokumente von damals durchgeführten amtlichen Zählungen entdeckt:

  • In einer polizeilichen "Schlussmeldung" vom März 1945 heißt es: "Bis 10. 3. 1945 früh festgestellt: 18.375 Gefallene, 2.212 Schwerverwundete, 13.718 Leichtverwundete, 350.000 Obdachlose und langfristig Umquartierte". Die Gesamtzahl der "Gefallenen" wurde dort "auf etwa 25.000 geschätzt".
  • Am 22. März 1945 erließ der höhere SS- und Polizeiführer Elbe den "Tagesbefehl 47". Dieser berichtet von über 20.204 geborgenen Toten und schätzt, dass sich diese Zahl wahrscheinlich auf 25.000 erhöhen werde. - Sehr populär in rechtsextremen Kreisen wurde eine von den Nazis manipulierte Ausgabe dieses Dokuments, die an alle Zahlen eine Null anhängte. Sie wurde 1966 in einem Prozess gegen den bekannten und später rechtskräftig verurteilten Holocaustleugner David Irving als Fälschung erwiesen. Dieser hatte sich darauf gestützt, um damit 250.000 Todesopfer behaupten zu können. Er musste nun einräumen, sich geirrt zu haben.
  • Der "Lagebericht 1404" der Berliner Polizei erschien am selben Tag wie der Tagesbefehl 47 und bestätigt dessen Erstversion: Darin werden 18.375 geborgene Tote gezählt und ihre Gesamtzahl auf 25.000 bis 35.000 geschätzt.
  • Die 1993 im Dresdner Stadtarchiv gefundenen Akten des Bestattungs- und Marstallamtes führen rund 25.000 Tote auf, die bis zum 17. April 1945 beigesetzt wurden. In dieser Zahl sind schon viele Opfer der Tagesangriffe am 14. und 15. Februar 1945 mit enthalten.

Auf dieser Basis schätzen die meisten Historiker heute, dass mindestens etwa 25.000, höchsten 40.000 Menschen durch die Bombenangriffe ihr Leben verloren. Die Zahl bleibt jedoch aus mehreren Gründen ungewiss:

  • Bis 1970 fand man bei Bauarbeiten in der Stadt noch weitere ca. 1.900 Tote.
  • Wieviele nie gefunden, vollständig verbrannt oder verschüttet wurden, lässt sich nur vermuten.
  • Wegen der Kriegssituation wurde eine unbekannte Anzahl von Toten von keinem ihrer Angehörigen gemeldet.
  • Die Zahl der Flüchtlinge, die Dresden damals durchquerten, sowie der Anteil davon, der im Februar im Innenstadtbereich Quartier fand, bleiben ebenfalls ungewiss.

Um die Gesamtzahl der Getöteten genauer einschätzen zu können und Geschichtsfälschungen zu begegnen, hat die Stadt Dresden aktuell eine Historikerkommission mit der Überprüfung der bekannten Quellen und weiteren Nachforschungen beauftragt. Sie wird vom namhaften Militärhistoriker der Bundeswehr in Potsdam, Rolf-Dieter Müller, geleitet. Weitere Kommissionsmitglieder sind Wolfgang Fleischer vom Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden, Buchautor Götz Bergander, Thomas Wiedera vom Hannah-Arendt-Institut, Luftkriegsexperte Horst Boog und Stadtarchiv-Leiter Thomas Kübler. Die Kommission arbeitet ergebnisoffen. Derzeit rechnet man aber, ausgehend von den Bestattungs-Akten und dokumentierten Leichenfunden, wie bisher mit einer Gesamtzahl von 25.000 bis 35.000 Toten. Letztere Zahl gab damals auch einer der Leiter von acht Bergungstrupps an. Sie wird bisher aus einem Addierungsfehler erklärt und für zu hoch gehalten.

Neben den bekannten Primärquellen will die Gruppe künftig aber auch weitere Zeitzeugenberichte und neuere Berechnungen heranziehen. Die Öffentlichkeit wurde bereits um Mithilfe, Quellen, Dokumente und Stellungnahmen gebeten, die im Herbst umfassend ausgewertet werden sollen. So will die Expertengruppe bis zum 800-jährigen Stadtjubiläum 2006 eine verlässliche, wenn auch keine völlig präzise Antwort vorlegen.

Völkerrechtliche Betrachtung

Dass die alliierte Luftkriegsstrategie insgesamt dem Völkerrecht widerspräche, vertrat entschieden der britische anglikanische Bischof George Bell schon 2 Jahre vor den Luftangriffen auf Dresden (siehe auch Luftkrieg). Heute wird das Verhältnis von militärischen und ethischen Aspekten des Luftkriegs breit diskutiert. Dazu trugen auch Erlebnisberichte bei von Autoren wie Alexander McKee, britischer Kriegsberichterstatter, und dem amerikanischen Schriftsteller Kurt Vonnegut. Er überlebte die Angriffe als junger Mann und verarbeitete seine Erinnerungen in dem Roman "Slaughterhouse Five".

Jörg Friedrich hat mit seinem Buch "Der Brand" 2002 über den Luftkrieg erstmals den Blickwinkel der Betroffenen in den Vordergrund gerückt. Für ihn waren die Bombardierungen vieler deutscher Städte nicht erst seit den letzten Kriegsmonaten militärisch sinnlos und zielten bewusst auf Massenvernichtung. Dies wäre, so die umstrittene, aber verbreitete Meinung, nach dem Völkerrecht als Kriegsverbrechen zu werten und zu verfolgen gewesen. Friedrich löste damit eine neue, bis heute anhaltende Debatte über den Luftkrieg in Großbritannien und Deutschland aus. Andere Historiker werfen ihm vor, dass sein Sprachstil und seine Metaphorik eine ahistorische Gleichsetzung der alliierten Bombenangriffe mit den nationalsozialistischen Massenmorden nahelegten. Darum berufen sich auch Revisionisten gern auf sein Buch.

Die Luftangriffe auf Dresden gelten oft als Paradebeispiel für eine verfehlte und völkerrechtswidrige Kriegsführung, die weniger dem Industriestandort als einer dicht besiedelten Innenstadt gegolten hätten. Intensität, Umfang und nicht kriegswichtige Ziele der Gegenangriffe lassen Historiker heute verstärkt fragen, ob das moral bombing, und den Abwurf von Millionen von Flugblättern, sein Hauptziel, den Zusammenhalt zwischen Volk und Führung zu schwächen und die Kampfmoral der Deutschen zu brechen, erreicht hat oder eher das Gegenteil bewirkte.

Offener als früher wird heute gefragt, ob der alliierte Luftkrieg in den letzten Kriegsmonaten überhaupt noch primär militärische Zwecke verfolgte oder aber nur noch die Bevölkerung treffen und dezimieren sollte. Als Indizien dafür werden die Pläne für einen Vernichtungsschlag, die Abwurfstellen der Zielmarkierungen, der nächtliche Abwurf von Brandbomben auf die Altstadt und eine angebliche militärische Schutzlosigkeit Dresdens angeführt. Ob hier tatsächlich die militärische Infrastruktur getroffen werden sollte, wird in Frage gestellt: Denn um die Fabriken, den Flughafen und Kasernen im Norden der Stadt zu treffen, wäre ein anderes Vorgehen nötig gewesen. Punktgenaue Bombenabwürfe waren damals wegen fehlender Zielradartechnik und Wetterabhängigkeit noch erschwert.

Der Brite Frederick Taylor hat demgegenüber 2004 umfangreiches Material vorgelegt, dass erneut die kriegswirtschaftliche Bedeutung der Industrie Dresdens, die Pläne der Deutschen an der Ostfront und Absprachen der Alliierten mit den Sowjets belegt. Er betont, dass die Deutschen den Luftkrieg eröffnet und rücksichtslos geführt hatten, so dass die Briten damals nur noch die Bomber als Offensivwaffe einsetzen konnten. Er spricht den Angriffen damit eine militärische Rationalität zu, ohne auszuschließen, dass sie völkerrechtswidrig gewesen sein könnten.

Götz Bergander, Zeitzeuge und Historiker, hat 1977 eine sorgfältige und umfassende Analyse aller zugänglichen Daten dazu vorgelegt, die er 1994 nach neuestem Forschungsstand aktualisierte und die heute auch eine Grundlage für den Forschungsauftrag der Dresdner Historikerkommission bildet.

Wahrheit oder Legende?

Götz Bergander, Helmut Schnatz und Frederick Taylor haben einige der mündlich überlieferten Augenzeugenberichte über die Ereignisse während der Bombardierungen aufzuklären versucht. Schnatz hat einen Teil davon als "Legenden" bezeichnet und rief damit in Dresden anfangs teilweise heftigen Widerspruch hervor. Auch Taylor stieß während einer Lesung im Rathaus von Dresden auf Protest.

Als widerlegt gilt laut Schnatz die Aussage, am 13. Februar 1945 sei auch weißer Phosphor "abgeregnet" worden. Phosphorkautschuk wurde allenfalls als Brandbeschleuniger in Bombenkanistern verwendet und lässt sich nicht "abregnen". Dagegen könnten Markierungsabwürfe und Stabbrandbomben mit Phosphorbomben verwechselt worden sein.

Eine weitere Überlieferung besagt, es hätten während der Luftangriffe auch Tieffliegerangriffe auf Flüchtlinge stattgefunden. Augenzeugen berichteten, sie seien bei den Tagesangriffen am 14. und 15. Februar auf der Flucht auf den Elbwiesen, im Großen Garten oder auf Ausfallstraßen von Tieffliegern angegriffen worden. Außer diesen Aussagen gibt es dafür jedoch bisher keine Beweise, weder Militärbefehle noch Pilotenaussagen. Auch die unzuverlässigen Aufzeichnungen, Meldungen oder Totenscheine der Nazis geben keine Auskunft über Todesursachen.

Die RAF und USAAF bestreiten, dass es solche Angriffe gegeben habe. Schnatz hat ihre Befehlsketten intensiv erforscht und fand den expliziten Befehl an die Eighth Air Force, im Luftraum Dresden nicht einzugreifen ([2]). Die RAF erwähnt einen Befehl an die amerikanischen Mustangs, den Verkehr in der Umgebung Dresdens zu beschießen, um die Verkehrswege zu unterbrechen ([3]). Sonst hatten Begleitjäger häufig die Anweisung, beim Ausbleiben eines Luftkampfes Bodenziele anzugreifen. Dies war jedoch während einer Bombardierung kaum möglich und hätte allenfalls - wie bei US-Operationen typisch - erst nach dem Abflug der Bomber erfolgen können. Schnatz zufolge schloss im Fall Dresdens der Feuersturm nach dem ersten Nachtangriff Tiefflug umittelbar über der brennenden Innenstadt aus. Auch einen von der Bomberflotte unabhängigen Begleitjäger-Angriff hält er wegen der begrenzten Treibstoffmenge für unwahrscheinlich.

Auch Bergander ging den Berichten nach. Er kam zu dem Ergebnis, dass sie sich nur auf den Tagesangriff vom 14. 2. bezogen und Tiefflüge an diesem Tag nur von einer Bomberstaffel auf dem Weg nach Prag belegt sind. Er erklärt die Augenzeugenberichte wie folgt:

"Mit großer Wahrscheinlichkeit waren es amerikanische Begleitjäger, die deutsche Jäger verfolgten; Luftkämpfe verlagerten sich oft aus größeren Höhen in Bodennähe, und Luftkämpfe mit deutschen Verlusten sind im Raum Dresden - Chemnitz zweifelsfrei nachweisbar ... Bei einer Verfolgungsjagd in Bodennähe können Geschossgarben auch im Boden einschlagen, und es ist ganz natürlich und psychologisch verständlich, daß Menschen im Freien Maschinengewehrsalven als auf sich abgefeuert erleben".

Da die Nazis häufig Berichte zu Propagandazwecken fälschten und veröffentlichten, wäre es möglich, dass sie auch dieses Gerücht lancierten. Sie könnten so aus dem subjektiven Empfinden der traumatisierten Bombenflüchtlinge die offizielle Nachricht eines Kriegsverbrechens gemacht haben. So ein Vorgehen hätte sich nahtlos in die Propagandakampagne gegen die "alliierten Terrorflieger" eingefügt, die den Hass in der Bevölkerung schüren sollte.

Obwohl der gegenwärtige Forschungsstand Tieffliegerangriffe auf Flüchtende weitgehend ausschließt, beschwören manche Menschen bis heute aus ihrer Erinnerung, solche Angriffe auf den Elbwiesen und im Großen Garten erlebt zu haben. Details dieser Erinnerungen - z.B. die Außenmarkierungen der US-Flieger - sind nachweislich falsch; keiner dieser Berichte kann daher nach historischen Maßstäben als zuverlässig gelten.

Gedenken

 
Die Dresdner Frauenkirche wurde mit Spendengeldern aus ganz Deutschland, Großbritannien und den USA wiederaufgebaut. Sie ist Mitglied der Nagelkreuz-Gemeinden.

Jedes Jahr am 13. Februar finden Gedenkveranstaltungen in Dresden statt. Am ersten Jahrestag der Zerstörung gegen 22:00 kletterten 2 Schuljungen auf den Turm der Kreuzkirche und läuteten die Glocken. Seit dem läuten an diesem Tag um 21:45 - dem Zeitpunkt des damaligen Fliegeralarms - alle Dresdner Kirchenglocken. 1995, zum 50. Jahrestag der Angriffe, wurde eine Glockensinfonie unter Einbezug aller Dresdner Glocken gespielt.

Bereits 1956 begann die Partnerschaft zwischen Dresden und dem britischen Coventry, das im Zweiten Weltkrieg seinerseits schwer von deutscher Flächenbombardierung betroffen war. 2002 trafen Gäste aus Coventry mit Dresdner Partnern zusammen, um unter dem Motto "Brücken bauen - Versöhnung leben" ein Zeichen gegen Krieg und Hass zu setzen. Die Begegnung fand an der Baustelle der Dresdner Frauenkirche statt, deren Wiederaufbau seit 1990 in Angriff genommen worden war. Sie ist inzwischen mit Hilfe von intensiven Spendensammlungen vor allem britischer und deutscher Fördervereine vollständig wiedererbaut und zum Mittelpunkt der Versöhnungsarbeit geworden.

Zugleich versuchen seit Jahren alte und neue Rechtsextreme, die Jahrestage der Bombardierung für Zusammenkünfte und revisionistische Propaganda zu nutzen. Die Teilnehmerzahl der von der Jungen Landsmannschaft Ostpreußen (JLO) veranstalteten Demonstration steigt stetig. Der Termin etablierte sich als eine der größten regelmäßigen bundesweiten Veranstaltungen mit internationaler Beteiligung von Neonazis. Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) lehnte darum für 2005 eine Schirmherrschaft ab, die Holger Apfel (NPD) dann übernahm.

Der dort propagierte Begriff "Bombenholocaust" soll den Holocaust relativieren und die Kriegführung der alliierten Kriegsgegner Deutschlands insgesamt als Verbrechen darstellen, um ihnen die eigentliche Kriegsschuld anzulasten und die des nationalsozialistischen Deutschland zu verringern oder zu leugnen. Dazu wird die geplante und durchgeführte Massenvernichtung in Dresden aus ihrem historischen Kontext gelöst und propagandistisch zur einseitigen Anklage verwendet. Man attestiert den früheren Kriegsgegnern, besonders den USA, besondere Unmenschlichkeit und Grausamkeit und vergleicht deutsche Kriegsverbrechen damit, um diese so nachträglich zu rechtfertigen. Diese Ideologisierung findet man aber nicht nur bei der NPD, sondern auch weit darüberhinaus.

Dem versuchen einige Gruppen aus der autonomen und "antideutschen" Szene entgegenzutreten. Mit Parolen wie "Deutsche Täter sind keine Opfer", "Keine Träne für Dresden" oder "Bomber-Harris do it again" lehnen sie ihrerseits eine Versöhnung zwischen den ehemaligen Feindvölkern ab. Da sie fürchten, dass mit der "Enttabuisierung" der deutschen Kriegsopfer eine fortschreitende Rehabilitierung nazistischer Einstellungen einhergeht, feiern sie aus Protest dagegen die Bombardierung Dresdens als notwendigen Teil der militärischen Niederschlagung des nationalsozialistischen Deutschlands.

Die Stadt Dresden erlässt deshalb seit Jahren ein Demonstrationsverbot rund um die Frauenkirche. Sie belässt es aber nicht dabei, sondern versucht die Initiative zur Gestaltung des Erinnerungsdatums mit eigenen Veranstaltungen wiederzugewinnen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Städtepartnerschaft mit Coventry und die kirchliche Versöhnungsarbeit. Diese ging unmittelbar nach Kriegsende von der anglikanischen Gemeinde Coventrys aus. Das "Cross of Nails" aus den Trümmern der am 14. November 1940 zerstörten Kathedrale wurde seither zum berühmten Symbol einer internationalen Gemeinschaft, die heute in Hunderten von Bombardierungen betroffenen Städten der Welt existiert. Seit dem 13. Februar 2005 gehört die Frauenkirche Dresden dazu.

Diese Kontakte wollen heute über nationale Grenzen hinweg Verständnis dafür wecken, dass die deutsche Kriegsschuld mit Kriegsverbrechen anderer nicht aufgewogen, in keiner Weise angezweifelt oder relativiert werden kann. Die große Mehrheit der Dresdner will mit dem gemeinsamen Gedenken an alle Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zeigen, das für sie die Versöhnung die einzige Option für eine friedliche Zukunft darstellt. Dresdens Schicksal wird hier in die lange Liste der durch Kriege zerstörten Städte eingereiht. So stand Dresden auf dem städtischen Plakat zum 60. Jahrestag der Luftangriffe vom 13. Februar 1945 zwischen Guernica, Warschau, Coventry, Leningrad, Hamburg, Hiroshima, Monrovia, Sarajevo, Grosny und Bagdad.

Siehe auch

Literatur

Historische Monographien:

  • Götz Bergander: "Dresden im Luftkrieg - Vorgeschichte, Zerstörung, Folgen". Würzburg, 2. erweiterte Auflage 1998. (Sonderausgabe)
  • Frederick Taylor (Historiker): "Dresden, Dienstag, 13. Februar 1945. Militärische Logik oder blanker Terror?" München 2004.
  • Matthias Neutzner (Hrsg.): "Ausstellung Lebenszeichen - Dresden im Luftkrieg 1944/45." Dokumentation der Ausstellung, August 1989 bis April 1990. Dresden 1991.
  • Jörg Friedrich, "Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945", Ullstein-Heine-List, München 2002, ISBN 3548604323
  • Helmut Schnatz: "Tiefflieger über Dresden? Legenden und Wirklichkeit, mit einem Vorwort von Götz Bergander", Köln/Weimar/Wien 2000, ISBN 3-412-13699-9
  • Herrmann Rahne: Die "Festung Dresden" von 1945. In: Dresdner Geschichtsverein, Dresdner Hefte - Beiträge zur Kulturgeschichte, Nr. 41, ISBN 3910055273, ISSN 08632138.
  • Matthias Neuntzer: "Wozu leben wir nun noch?...". In: Dresdner Geschichtsverein, Dresdner Hefte - Beiträge zur Kulturgeschichte, Nr. 41: Dresden: Das Jahr 1945, ISBN 3910055273, ISSN 08632138.
  • Dresdner Geschichtsverein, Dresdner Hefte - Beiträge zur Kulturgeschichte, Nr. 61: Industriestadt Dresden? ISBN 3910055532, ISSN 08632183.
  • Dresdner Geschichtsverein, Dresdner Hefte - Beiträge zur Kulturgeschichte, Nr. 53: Dresden als Garnisonsstadt. ISBN 3910055435, ISSN 08632138.

Romane und Erlebnisberichte:

Aufsätze und aktuelle Artikel:

  • Deutschland heute (herausgegeben vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung), Wiesbaden, 1955.
  • Die Welt, Ausgabe vom 12. Februar 1995
  • DER SPIEGEL online vom 10. Februar 2005: "Bilder der Zerstörung. Dresdens Apokalypse." Von Markus Becker und Jule Lutteroth. (Neu freigegebene Luftbilder der Royal Air Force unmittelbar nach den Angriffen sowie ein Artikel, der die Entwicklung der Methode des Feuersturms erklärt). [4]
  • Lausitzer Rundschau online 18. Januar 2005: "Kontroverse um Zahl der Dresdner Bombenopfer." (Artikel zum Vorgehen der Historikerkommission)[5]
  • ZDF online 6. Februar 2005: "Der Feuersturm". [6]
  • Sächsische Zeitung vom 12. Februar 2005: Der Ablauf der Angriffe
  • Frankfurter Rundschau 12. Februar 2005: "Die Gewaltschraube des Krieges". Von Stephan Reinhardt. (Rezension des Buches von Frederick Taylor, s.o.) [7]
  • Helmut Schnatz: "Luftkriegslegenden in Dresden", in: historicum.net (17.12.2003) ([8])
  • Gilad Margalit: "Dresden und die Erinnerungspolitik in der DDR", in: historicum.net [25.1.2004], [9]
  • Martin Blumentritt: "Keine Träne für Dresden. Über die Dresden-Mythen." (Vortrag, der sich kritisch, aber belegt mit Mythen um die Luftangriffe befasst.) [10]